Erster Sud: IPA Simcoe

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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Pittermännchen
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Erster Sud: IPA Simcoe

#1

Beitrag von Pittermännchen »

Hi,

am gestrigen Sonntag war es endlich soweit, der erste Brautag stand an. Vorab: Es gab keine Verbrühungen, keine Gasexplosionen, keine Kabelbrände, und mein Minimalziel (das Bier soll betrunken machen) scheint noch realistisch zu sein.

Herauskommen soll das IPA Simcoe von MMuM, vom kleinen Brauhelfer auf eine etwas kleinere Menge heruntergerechnet.

Soll:

Hauptguss: 45,31 l
Nachguss: 14,28 l
Ausschlagmenge: 40 l
Stammwürze: 13,7 ºP

Ist:

Ausschlagmenge: 35 l (aua ...)
Stammwürze: 13,4 ºP

Mein Lieferant hat kein CaraHell und hat mir stattdessen CaraPils empfohlen. Das hatte ich mit den richtigen Werten in den kleinen Brauhelfer eingetragen.

Um 8 Uhr wollte ich mit dem Aufbau anfangen, um 10 Uhr mit dem Brauen. Nach zwei kurzfristigen Besuchen im Baumarkt und einigen Last-Minute-Änderungen war die Anlage dann um 14 Uhr startklar, und die Hendi fing an zu heizen.

Pünktlich zum Braubeginn hat sich dann leider das Internet verabschiedet, womit meine sorgsam zusammengestellte Linksammlung nutzlos wurde.
Der Fotograf steht schief, nicht die Anlage. ;)
Der Fotograf steht schief, nicht die Anlage. ;)
In Maische- und Würzekessel sind übrigens Bazooka-Filter verbaut.
01-bazooka-filter.jpeg
Während der Hauptguss aufheizte, habe ich geschrotet. Ziemlich anstrengend, und wegen des selbst auferlegten Alkoholverbots während des Brauens habe ich mich mit Malzbier gestärkt.
03-staerkung.jpeg
Beim Einmaischen wurde dann mein erster Fehler manifest. Ich hatte nicht bedacht, dass das Rührwerk die Maische nach oben drückt. Dadurch ist vermutlich ein halber Liter oder so übergeschwappt. Das nächste Mal veranschlage ich drei Liter weniger Nutzvolumen.
04-ueberkochen.jpeg
Die Hendi hat es überlebt und ist auch wieder sauber.

Der GN-Behälter zum Läutern passt nicht ganz auf den Kessel, und bekam deshalb eine Trage aus zwei Rundhölzern und Transportgurten verpasst.
05-fly-sparge.jpeg
Nachdem Eiweißrast (ja, braucht man wohl nicht, stand aber im Rezept) und Maltoserast durch waren, habe ich bemerkt, dass ich die Haferflocken vergessen hatte. Außerdem hatte ich nur 250 g statt der errechneten 405 g im Haus. Ich habe sie dann trotzdem noch reingeschmissen. Vielleicht hätte ich sie lieber einfach weglassen sollen?

Dann kamen die Verzuckerungsrast und das Abmaischen, die beide so langweilig wie die ersten Rasten waren.

Dieses Bild der Jodprobe hatte ich während der Verzuckerungsrast gemacht. Das Bild nach dem Ende der Rast war unscharf:
06-jodprobe.jpeg
Nächster Fehler ... nach dem Abmaischen kam da nicht noch etwas? Stimmt, die Läuterruhe. Das fiel mir aber erst wieder ein, nachdem ich bestimmt 10 Liter trübe Maische immer wieder aufgefüllt hatte, und die Suppe wurde einfach nicht klarer:
08-ablaeutern.jpeg
Ich habe dann 15 Minuten Läuterruhe eingelegt, aber der Treber war wohl trotzdem ziemlich gut aufgemischt.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich gut 53 Liter.
09-maische-gekocht.jpeg
Dann geläutert und Nachguss zugegeben, was verdächtig schnell ging. Kanalbildung?
10-laeutern.jpeg
12-ablaeutern.jpeg
Ich habe leider vergessen aufzuschreiben, wieviel Liter anfangs im Würzekessel waren. Die Menge war aber nicht so dramatisch niedrig, wie ich befürchtet hatte.

Während ich mit dem Nachguss angefangen hatte, habe ich dann auch den Brenner der Würze angemacht. Nach Läuterende kochte die Würze deshalb innerhalb von zehn Minuten wallend.

Nach 20 weiteren Minuten habe ich gemutmaßt, dass der Würzebruch durch ist, und dann die ersten 33 g Simcoe zugegeben und die Würze mit den weiteren Hopfengaben nach Rezept zu Ende gekocht. 10 Minuten vor Kochende habe ich noch 11,5 g Irisch Moos zugegeben. Stand nicht im Rezept und war im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich zu viel, weil gegen Ende der Kochzeit sehr viel Würze verdampft ist. Ich hätte den Gasbrenner vermutlich herunterregeln müssen.

Und dann hat sich das fehlende Internet leider gerächt. Ich habe zehn Minuten gewartet, bis sich die Würze beruhigt hat, und dann auf 25 °C gekühlt. Im Kessel hatte ich sehr klare Würze mit kompakten Ansammlungen von Eiweiß/Schmodder.
13-gekuehlt.jpeg
Und dann habe ich den Whirlpool angeschmissen:
14-schaum.jpeg
Ich habe zwar sofort bemerkt, dass ich nur Schaum produziere, aber sofort war leider schon zu spät. Der Schaum war auch nach einer Stunde Warten noch nicht verschwunden. Ich hätte erst den Whirlpool anwerfen müssen, dann Warten und dann Kühlen, oder?

Zwischendurch fiel mir dann zum Glück noch ein, dass die Hefe aus dem Kühlschrank muss, um rehydriert zu werden. Wegen des Schaums hatte ich genug Zeit, dass die Hefe trotzdem noch Raumtemperatur annehmen konnte.
Alles auf Raumtemperatur gebracht.
Alles auf Raumtemperatur gebracht.
Gut schütteln und zum Akklimatisieren in den Gärkeller
Gut schütteln und zum Akklimatisieren in den Gärkeller
Weil der Schaum partout nicht verschwinden wollte, habe ich irgendwann das Jungebier abgelassen, das für meine Begriffe trotz aller Fehlgriffe erstaunlich klar aussah. Ich hatte erst versucht, durch einen Nylonstrumpf zu filtern. Kann man vergessen, funktioniert nicht.
Wie nennt man diesen Vorgang eigentlich richtig?
Wie nennt man diesen Vorgang eigentlich richtig?
Leider muss ich das Jungbier in kleinere Behälter umfüllen, und dann in zwei Chargen in den "Gärkeller" tragen.
18-gaerbehaelter.jpeg
Und, peng, der nächste Fehler. Ich hätte an den Gärbehälter eine Liter-Skala malen müssen. Hat jemand zufällig den gleichen (60 l von Bauhaus) und kann mir sagen, wieviel Bier hier drin ist?

Pleiten, Pech und Pannen, eine unterirdische Sudhausausbeute von um die 50 Prozent, aber heute morgen konnte ich von außen im Gärbehälter schon etwas Schaum sehen. Es blubbert noch nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es noch dauert, weil ja leider viel Luftvolumen im Gärbehälter ist.
Pittermännchen
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Re: Erster Sud: IPA Simcoe

#2

Beitrag von Pittermännchen »

Ganz vergessen, mich zu bedanken, beim ganzen Forum hier und insbesondere Paule, Heiko76, Solod, Karan4o und helix, die mir mit Ratschlägen und praktischer Hilfe den Einstieg sehr erleichtert haben. Für meine Schnitzer beim ersten Sud können die alle garantiert nichts. :)
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Re: Erster Sud: IPA Simcoe

#3

Beitrag von Paule »

Danke für die Doku, sehr schön :thumbup
Erstmal vornweg: sehr coole Anlage :Smile
und wegen des selbst auferlegten Alkoholverbots während des Brauens habe ich mich mit Malzbier gestärkt.
Sehr vorbildlich, das schaffe ich meist nicht :redhead
Vielleicht hätte ich sie lieber einfach weglassen sollen?
Ach quatsch, einfach rein. Gut für den Schaum ist das allemal.
Dann geläutert und Nachguss zugegeben, was verdächtig schnell ging.
Wie schnell denn? :Grübel
Nach 20 weiteren Minuten habe ich gemutmaßt, dass der Würzebruch durch ist
Das erkennst du, wenn das Eiweiß in der Würze gerinnt. Dann entstehen Flocken -> Sieht aus wie Eierflockensuppe :Bigsmile
10 Minuten vor Kochende habe ich noch 11,5 g Irisch Moos zugegeben.
Da ssollte doch passen. Je nachdem wie viel Würze du dann hattest, aber so 10-15g auf 50l ist doch ok.
Ich hätte erst den Whirlpool anwerfen müssen, dann Warten und dann Kühlen, oder?
Ja :Wink
habe ich irgendwann das Jungebier abgelassen
Jungbier ist es erst nach der Hauptgärung. :Wink


Grüße :Greets

Paule
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Re: Erster Sud: IPA Simcoe

#4

Beitrag von Pittermännchen »

Paule hat geschrieben:Danke für die Doku, sehr schön :thumbup
Erstmal vornweg: sehr coole Anlage :Smile
Deshalb hatte ich so lange gewartet. Ich konnte mich nicht entschließen, die schönen Töpfe schmutzig zu machen. :Bigsmile
Christoph von Brewpaganda hat mir bei der Zusammenstellung geholfen und sehr gut beraten. Das Equipment hat 1a funktioniert, und alles hat sehr gut zusammengepasst. :thumbup
Paule hat geschrieben:
und wegen des selbst auferlegten Alkoholverbots während des Brauens habe ich mich mit Malzbier gestärkt.
Sehr vorbildlich, das schaffe ich meist nicht :redhead
Beim nächsten Mal wird es weniger Arbeit und entspannter zugehen ... :Drink
Paule hat geschrieben:
Dann geläutert und Nachguss zugegeben, was verdächtig schnell ging.
Wie schnell denn? :Grübel
Alles in allem inklusive Nachguss knappe 30 Minuten. Ohne Treber hätte es wohl nicht viel länger gedauert. Dass ich die angepeilte Stammwürze so genau getroffen habe, liegt also eher daran, dass sich die Fehler kompensiert haben. Ich habe zu wenig Zucker extrahiert, aber dafür ist die Würze viel stärker eingekocht, als ich kalkuliert hatte.
Paule hat geschrieben:
Nach 20 weiteren Minuten habe ich gemutmaßt, dass der Würzebruch durch ist
Das erkennst du, wenn das Eiweiß in der Würze gerinnt. Dann entstehen Flocken -> Sieht aus wie Eierflockensuppe :Bigsmile
Ja, weiß ich. Aber es hat derartig gedampft, dass da nichts erkennbar war.
Paule hat geschrieben:
Ich hätte erst den Whirlpool anwerfen müssen, dann Warten und dann Kühlen, oder?
Ja :Wink
Paule hat geschrieben:
habe ich irgendwann das Jungebier abgelassen
Jungbier ist es erst nach der Hauptgärung. :Wink
Oh, ja, richtig. :redhead

Viele Grüße,
Guido
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Re: Erster Sud: IPA Simcoe

#5

Beitrag von Pittermännchen »

beryll hat geschrieben:Wirklich schöne Anlage... und sowas direkt zum Einstieg :thumbup
Die allererste Idee war ein Braumeister 20. Was ich jetzt habe, ist viel schöner, richtig gute Handwerksarbeit, es macht mehr Spaß, es kommt (in Zukunft hoffentlich) viel mehr Bier dabei heraus, und es kostete am Ende weniger als der Braumeister. Außerdem ist es leichter sauber zu halten.
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