350 Liter IPA

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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Boludo
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350 Liter IPA

#1

Beitrag von Boludo »

Rettungsversuch aus dem alten Forum, Brautag war der 11.10.2014

Also der Frank (tessuti, amtierender Camba Wettbewerbs-Bierkönig) und ich brauen ja ab und zu einen Sondersud in der Gasthausbrauerei im Cafe Weichhardt in Biberach. Die Wirtin (Siggi) hat Ende November einen runden Geburtstag und hat sich von uns ein besonderes Bier dafür gewünscht.
Nachdem die Leute unsere IPAs recht gerne mögen, haben wir gestern mal richtig zugelangt und eine ordentliche Ladung gebraut.

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Also los ging´s wie üblich morgens um 8, die liebe Familie schläft noch und es ist neblig.
(man beachte den perfekt gemähten Rasen!)


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Der Bierkönig war noch etwas zerknittert, da er am Abend vorher ein wüstes Gelage in seinem Palast veranstaltet hatte und musste sich erst mit Koffein aufputschen.


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115 Kilo Malz oder so ähnlich. Alles schön am Abend vorher konditioniert und geschrotet. Das sollten ca 80 kg PiMa, 30kg MüMa und 5 kg Carared sein. So ganz genau kann man das immer nicht abwiegen. 750 Liter Brauwasser hab ich die Woche vorher mit Kalkmilch und Aufsalzen im Split Treatment Verfahren natürlich auch vorbereitet.


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Unter dem Haferboy bleibt immer so einiges liegen, womit manch Hobbybrauer einen ganzen Sud damit machen könnte. Der Frank hat´s dann netterweise weggekehrt.


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Seit wir wissen, wie man mit dem Hackwerk umgeht, ist es mit dem Läutern viel besser geworden. Und natürlich haben wir Moritz Läuterbeitrag im Braumagazin gelesen und wissen jetzt alles ;) Der Senkboden hat ca 0,5m^2 Fläche und ist somit ungefähr ein drittel so groß, wie es für die Schüttung ok wär.


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Seine Majestät schüttet würdevoll das Malz.


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2,25 Kilo Hopfen sollten reichen (ein Päckchen fehlt auf dem Bild). In die Vorderwürze kommt ein halbes Kilo Columbus, in den Whirlpool ein halbes Pfund Simcoe und gestopft wird mit 1,5kg Falconers Flight, da bin ich mal gespannt. Wir haben 70 IBU angepeilt, wobei das mit der Nachisomerisierung immer so ne Sache ist.


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Bißchen Hefe haben wir auch gekauft. Bis jetzt hatten wir die S-33 bei den IPAs, die nervt aber so langsam, da man ewig kühlen muss, bis die sich mal absetzt. Die S-04 vergärt natürlich höher und macht die englischen Ester, ich hab aber schon recht gelungene amerikanische IPAs mit der S-04 gehabt und denke, dass das passt. Um klares Bier muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen und flott ist die auch.


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Wir bekamen dann noch Beistand von ganz oben. Der Wirt hat mich gewarnt, das Bild hier zu veröffentlichen, bin mal gespannt, ob er es findet.


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Die liebe Siggi, für die wir das IPA gemacht haben. Wie immer sehr beschäftigt.


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So sieht´s halt aus wenn man jede Menge Malz in jede Menge Wasser wirft. Die Kombirast war sehr angenehm und wir haben die Temperatur genau auf 67,5°C getroffen.


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Hier hat der König auf dem Thron platzgenommen und verteilt die Maische gerecht auf die Eimer.
Wir können die Maische leider nicht mit der Pumpe in den Läuterbottich transferieren, da die Pumpe die Spelzen zerhäckselt. Also muss man alles von Hand schöpfen. So viel zur Diskussion über den Begriff "Craft Beer".


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Es gab dann einen kurzen Putsch und ich hab den König vom Thron verstoßen und ihm gezeigt, dass das gemeine Volk es genau so gut kann.


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Hopfen auf der Kartoffelwaage abwiegen macht auch Laune.


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Der neueste Trick: Beim Läutern hat man ziemlich schnell oben sehr klare Vorderwürze über dem Treber stehen. Die kann man einfach abschöpfen und die schwimmenden Spelzen mit einem Sieb rausfiltern. Das macht man natürlich nur so lange, wie man noch keinen Nachguß drauf hat. Spart unglaublich viel Zeit.


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Jede Menge intakter Spelzen von der Abschöpfaktion. Schon klasse, was das Konditionieren mit den Spelzen macht.


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Schlauchsalat!
Ich versuch´s mal zu erklären: Eigentlich sollte man mit der Pumpe unten am Läuterbottich die Würze zurück in die Pfanne pumpen. Das machen wir aber nicht, weil es dann den Treber zusammenzieht.
Also Schwerkraft, aber der Läuterbottich steht nicht hoch genug. Die Würze läuft jetzt also vom Läuterbottich drucklos in einen kleinen Gärtank links im Bild, von wo aus die Würze dann portionsweise zurück in die Pfanne gepumpt wird. Später hatten wir dann noch die zweite Pumpe für den Nachguß in Betrieb, dann war das Chaos perfekt.


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Der Nachguß.


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Zwischen durch was leckeres, eine schwäbische Seele mit Matjes. Das ist ein sehr typisches Gebäck aus Dinkelteig und gibt es nur hier in der Umgebung von Biberach. Den Matjes besorgt der Wirt, der kommt aus Hamburg. Eine wirklich schöne kulinarische Kombination.


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Dazu ein schönes Kellerweizen. Das hat der Frank ausnahmsweise ohne mich gemacht. Ich find´s sehr gut gelungen, waren glaub knapp 400 Liter.
Das Faß hatten wir am Abend vorher probeweise angezapft, am nächsten morgen war´s dann schon wieder leer.


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Hier läuft Glattwasser mit 7°P in den Gulli.


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Mal wieder abartige Mengen Treber. Zum Glück kommt jemand und verfüttert es an seine Ziegen.
Wir haben den Treber einfach trocken laufen lassen und der war nachher richtig furztrocken. So schön haben wir noch nie geläutert.


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Meine liebe Mama war mal wieder Hopfenfee. Da wir dieses mal so flott waren, hat´s aber nur noch für die Whirlpoolhopfung gereicht.


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Ein weiterer Beweis, dass man einen Whirlpool nicht fotografieren kann. Viel zu viel Dampf.
Durch das gute Läutern haben wir viel mehr rausbekommen, als wir geplant hatten. Vielleicht haben wir uns auch ein wenig mit dem Malz verwogen, jedenfalls waren das vor dem Whirlpool knapp 400 Liter mit 18°Brix. Die Hopfenmenge haben wir natürlich an die Menge angepasst.


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Frank, der coole Hund kümmert sich um die Kühlung.


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Die Würze kommt mit ca 18°C aus dem Kühler. Ein bißchen kälter wär auch ok gewesen, aber passt schon so.
Farblich ist es etwas dunkler geworden als geplant, die Würze sieht beinahe schon rot aus.


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Hier mach ich 19 Päckchen Hefe auf und lass sie aufquellen. Ziemlich krass, wie Fruchtfliegen auf Hefegeruch abfahren, man muss da ziemlich aufpassen.


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Das obligatorische Trubkegelbildchen. Uns hat´s gefallen.


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Go Hefe go! Auf geht´s, gib alles!


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Jetzt neu mit Profi Kotzschutz. Ich kuck da nachher mal vorbei und bin gespannt, ob was oben raus kam.


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Nachdem sich das mit der Kinderarbeit aus rechtlichen Gründen erledigt hat, muss der König selber ran. Sieht trauriger aus, als es war.


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Das war der absolute Rekord, ein bißchen über 9 Stunden inklusive Saubermachen, das haben wir noch nie geschafft.
Richtig klasse!

Bin mal echt gespannt, was mich da nachher erwartet, ich geh mal davon aus, dass die S-04 ziemlich abgeht.
Alles in allem ein toller Brautag!



Stefan
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Boludo
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Re: 350 Liter IPA

#2

Beitrag von Boludo »

Das Bier ist mittlerweile abgefüllt und das Jungbier schmeckt extrem geil!
Der Falconers Flight kann echt was.
Das Jungbier vor dem Stopfen war wirklich nicht der Hit und da war dann auch die etwas wärme Gärtemperatur (bis 23°C) mit der S-04 bemerkbar.
Jetzt ist aber alles gut und das alte Vorurteil, dass man beim IPA Braufehler mit Hopfen Stopfen übertünchen kann (was ich immer bestreite) wäre auch bestätigt.
Der Vergärungsgrad lag gerade mal bei ca 73%, was mich ein wenig wundert, aber ok. IPAs mit viel Restextrakt sind erfahrungsgemäß viel massenkompatibler, vor allem bei Frauen.
Von den 380 Liter Würze sind letztendlich 345 Liter im Keg gelandet.
Je ca 12 Liter verliert man wenn man das Jungbier von der Hefe runterschlaucht und noch mal so viel, wenn man es vom Stopfhopfen holt.
(Wir haben die 1500g Falconers Flight einfach reingekippt und das Ganze auf 8°C gekühlt, da war nach 1 Woche der ganze Hopfen bereits sedimentiert).
Dann wurden noch ca 15 Liter dem nicht existierenden Biergott geopfert, dazu muss man nur ganz einfach beim Umpumpen den falschen Hahn geöffnet lassen :redhead
In 4 Wochen ist Anstich, bin mal gespannt.


Stefan
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Boludo
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Re: 350 Liter IPA

#3

Beitrag von Boludo »

DSC09577.JPG
DSC09577.JPG (149.72 KiB) 4665 mal betrachtet
Das IPA ist sooo geil!
Sehr bitter, aber auch sehr vollmundig und der Falconers Flight ist auch schön ausgewogen fruchtig.
Wir haben da gestern Abend den 60. Geburtstag der Wirtin ein wenig aufgemischt. :redhead
Und das beste, es sind noch mindestens 250 Liter da und ich kanns umsonst trinken :Pulpfiction
S-04 und IPA geht ganz hervorragend, sie vergärt nicht so hoch wie eine Nottingham und die Ester kann zumindest ich nicht herausschmecken.
Es ist auffällig trübe, aber die Leute wollen das ja so. Ich tipp mal auf Eiweißtrübung.

Stefan
-CK_AKS-
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Re: 350 Liter IPA

#4

Beitrag von -CK_AKS- »

Hey Stefan!
Herzlichen Glückwunsch! Und, lässt Du uns am Rezept teilhaben :)?
Viele Grüße
Christian
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Boludo
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Re: 350 Liter IPA

#5

Beitrag von Boludo »

Ja klar, muss ich aber erst mal nachschauen.
An sich keine Hexerei, wie man halt so ein IPA macht.
Schüttung und Hopfen steht ja bereits oben, dann halt noch Kombirast.
Die Bittere ist hinten raus seltsamerweise ein klein wenig scharf, aber nach einem halben Liter gerade richtig :redhead
Es hat eine irre Drinkability und macht extrem leichtsinnig, was die Mengen angeht.
Da haben manche gestern 2-3 Liter weggehauen.

Stefan
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Kurt
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Re: 350 Liter IPA

#6

Beitrag von Kurt »

Voll gut! Bei Columbus und Simcoe als Basis kann ja auch wenig schief gehen :)
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Ladeberger
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Re: 350 Liter IPA

#7

Beitrag von Ladeberger »

Saubere Sache, 450L ist eine schöne Menge! Besonders beeindruckt hat mich jedoch vor allem der perfekt gemähte Rasen!

Gruß
Andy
uli74
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Re: 350 Liter IPA

#8

Beitrag von uli74 »

Ladeberger hat geschrieben:Saubere Sache, 450L ist eine schöne Menge! Besonders beeindruckt hat mich jedoch vor allem der perfekt gemähte Rasen!

Gruß
Andy

Stimmt, da hat der Stefan anscheinend aufgerüstet.
Gruss

Uli
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Re: 350 Liter IPA

#9

Beitrag von Boludo »

Sind nur 350 Liter geworden.
Die Ausbeute wird so langsam aber immer besser, beim Weizenbock haben wir jetzt aus 111kg Schüttung 430 liter mit 17 brix rausgeholt.
Wenn wir das von der Hefe abziehen und abfüllen bleiben noch gut 400 Liter übrig.
Es ist wie immer eine Kombination aus richtig Schroten und vor allem der Läutertechnik.

Und der Rasen ist nach wie vor Handarbeit, nix mit aufgerüstet :Smile


Stefan
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