Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

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Holger-Pohl
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Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#1

Beitrag von Holger-Pohl »

Hallo Brauergemeinde,

schon seit längerer Zeit habe ich mit FrankIBB einen sehr netten Kontakt gefunden und rechtzeitig zur Weihnachts- und Starkbierzeit erreichte mich ein schönes und vor allem ungemein sicher verpacktes Paket mit einem Equipment seiner letzten Braukunst zur gefälligen Verkostung und Veröffentlichung.

Hiermit komme ich diesem sehr gerne nach und möchte zunächst das <<Gruppenbild mit Dame>> was sich mir offenbarte kurz vorstellen:
K640_Gruppenbild alle Biere.JPG
K640_Gruppenbild alle Biere.JPG (45.97 KiB) 5682 mal betrachtet

Und hier noch einmal die einzelnen Sorten im Etiketten-Modus:
K640_Alle Biere Etiketten.JPG
K640_Alle Biere Etiketten.JPG (45.93 KiB) 5682 mal betrachtet

Folgende Verkostungsaufgaben waren also zu bewältigen:

Nummer 1: Das Einweihungsbier des Braukellers - das "Helle Alt"

Nummer 2: Ein Gassenhauer alleine schon vom gewählten Namen: "Horst Porter"

Nummer 3: Da freue ich mich am meisten drauf, weil ich noch keinerlei!!! Referenzbiere verkosten durfte - das Weihnachtsbier mit Gewürzen allerlei Art

Nummer 4 und 5: Puussst!! Ausgerechnet mir eine solche Aufgabe!! Das "Pale Ale" einmal <<frisch>> in der Lagerung aber im direkten Vergleich in der letzten Charge mit <<9-Monaten-Reife>>

Eine stolze Aufgabe, die zu bewältigen war/ist!



Beginnen möchte ich daher mit dem, was <mir> als Konservativen-Biertrinker wohl die wenigsten Schwierigkeiten bereiten würde - das <<Helle Alt>>
In der 1-Liter-Flasche gereicht als Rückführung des Leergutes. Gut dran getan!!
In der 1-Liter-Flasche gereicht als Rückführung des Leergutes. Gut dran getan!!
K640_Helles Alt.JPG (54.23 KiB) 5682 mal betrachtet
Wohlan!! Das Bierchen - wohl hell - eingeschenkt und dem Anlass entsprechend habe ich auf meinen traditionellen Willibecher verzichtet und wählte eine breite Tulpe - eigentlich für Weizenbier, aber hier wohl ebenso gut brauchbar, für Schaum und Geruch.

Vorsichtig eingeschenkt - geht natürlich zu Lasten der Schaumkrone - I´m sorry - aber díe Resenz stimmt. Ein leichtes Prickeln wie beim nun anstehenden Sylvester-Sekt macht sich in der Tulpe auf dem Weg nach oben. Ein mittelporiger Schaum, der aber nicht allzu lange stehen bleibt - sehr wahrscheinlich auch dem Rechnung zu tragen, dass ich eher wie bei einem Weizenbier eingeschenkt habe. tut der Sache keinen Abbruch - Nase ran und tief schnupper: Nun die erste große Überraschung: Apfel, nein genauer nicht nur Apfel, sondern auch Birne, ganz deutlich und faszinierend - hatte ich in dieser reinen Form noch nie gerochen, Bei erhöhter Temperatur steigert sich der Apfel Richtung Bratapfel, es kommen Nuancen von Mandeln?? hinzu?!? Ja sprechen wir hier von einem Bratapfelaroma - die Birne ist verschwunden und - keine Angst - beim zweiten Glas ist dieses Geruchserlebnis komplett verschwunden. Ich bin perplex und positiv überrascht. Gleich mal auf das Etikett gestiert, ob sich da evtl noch ein paar Infos befinden.

Hier sieht man die Bierinfos:
Seitenetikett vom Hellen Alt
Seitenetikett vom Hellen Alt
K640_Alt Seitenetikett.JPG (45.87 KiB) 5682 mal betrachtet
Leider kein Hinweis auf die verwendeten Hopfensorten - habe auch mal bei <Hopfen-der-Welt> gegoogelt - leider fand ich dort keinen Hopfen mit diesem Geschmacksprofil -also ist dies wohl der obergärigen Hefe zuzuordnen.

Machen wir uns also ans Geschehen - der erste tiefe Schluck -es prickelt deutlich, die Resenz ist also ok - die Nase atmet dabei tief aus und bekommt einen deutliche malzigen Antrunk wieder. Lecker, nicht zu aufdringlich, erfrischend und keinesfalls fad oder leer. Wohl auch dem erhöhten Stammwürzepotential zuzuordnen, allerdings nicht zu Cara-lastig. Ich vermute, dass wir hier von einer Schüttung mit deutlichem Pilsneranteil reden. Die Abdunklung ins leckere gold-orange vermute ich aber fast mit einem Anteil von Wiener. Ein kleiner Anteil von Münchner ist auch denkbar. Die Mitte ist deutlich vollmundig, aber nicht zu voll, aber man merkt hier auch schon eine deutliche Bittere.

Das bestätigt auch der letzte Schluck gen Leber. Runde 27 IBU sollte das BIerchen haben, ich sage, es sind mehr. Was meine Zunge jetzt leider nicht rausschmecken kann, ist die Zuordnung, ob diese Bittere rein vom Hopfen, wohl aber auch gerade dem zweiten Glas aus der 1-Liter-Bottle geschuldet - auch ein gewisser Gelägeranteil dafür mit verantwortlich ist. Für ug wohl undenkbar, scheint aber sogar dieser letzte Anteil der og Hefe das Geschmacksprofil nicht weiter zu stören. Im letzten Eck geht die BIttere leicht breiter dem Gaumen runter, was ich ebenfalls nicht dem Hopfen zuschultern möchte.

Ich würde gerne das Rezept als "Wiener Lager" o.ä. gerne auch mal ug brauen. Farbe, Körper und Bittere passen sehr gut, die Stärke ist optimal. Die Spundung würde ich etwas höher setzen. Ansonsten nach 1 Stunde kräftigem Schneeschippen großes Kino vor dem brennenden Kamin.

Das machte Lust auf mehr und so tat ich das, was ich eigentlich nicht vor hatte:

Es wurde gleich die nächste Flasche verkostet: <<Horst Potter>>

Auch hier gleich mal etwas Bildmaterial:
K640_Porter.JPG
K640_Porter.JPG (37.83 KiB) 5682 mal betrachtet
Dunkel und undurchsichtig steht der gute "Horst" im Glas - ich muss gleich doppelt lachen. Einmal, weil mir natürlich das Sprach- und Wortspiel von Horst Porter mit "Harry Potter" gefällt, an den wohl das mysteriöse Dunkle angelehnt ist. Nungut, der gute Haggried (ich hoffe, den schreibt man so) hätte seine Freude daran - - auch fällt mir bei Horst natürlich aus dem Leipziger Zoo das Lama ein.

Aber bleiben wir beim Bier und nicht bei Namensspielchen.

Dunkel, schwarz und auch bei Gegenlicht total undurchsichtig steht es nun im Willibecher. Der Schaum ist weniger gelb, wie weiß, was bei seiner so tieeeefen Schwärze etwas verwundert.
Eine deutliche Trübung und wenig Schaum ist klar erkennbar.

Der Schaum ist leicht erklärbar: Bei Einsatz von Haferflocken ist meist mit einem kurzweiligen Schaum zu rechnen - ich schiebe das den Fetten der Haferflocken zu, bin aber nicht sicher.
Auch die Trübung würde ich mit der Rohfrucht erklären wollen: Bei eigenen Versuchen, den Körper eines Bieres durch Flocken zu erhöhen, sind mir ebenfalls die wesentlich stärkere Trübung und mangelhaftge Schaumstabilität aufgefallen.

Für nähere Angaben zur Schüttung, blende ich das Etikett gerne ein:
K640_Porter Seitenetikett.JPG
K640_Porter Seitenetikett.JPG (48.09 KiB) 5682 mal betrachtet

Nun, die Stammwürze passt gut mit den optischen Eindrücken zusammen - kräftig, vollmundig, leicht karamellig und deutlich röstig, ohne aufdringlich zu wirken. Ist das jetzt wirklich ein Porter oder vielleicht doch eher ein Stout??? Grübel! Grübel! Grübel! Ich bin eigentlich mehr davon überzeugt, hier ein Stout vor mir zu haben als ein Porter.

Wäre ich hier bei einem der typischten Vergleichtskonteste, würde ich das "Horst Porter" eher dort sehen wollen. Nach dem vollen Körper fehlt auch im Nachtrunk keine Nuance: deutlich, aber nicht zu kräftig ausgeglichen fügt sich die Bittere ins Gesamtbild ein. Ein Bier, das man sich am Abend gerne nachschenkt.

Mit den besten Grüßen und einem großen Kompliment an die handwerklichen einwandfreien Künste von Frank

Holger
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#2

Beitrag von FrankIbb »

Hallo Holger,
ich bin ja erst einmal glücklich, daß alle Flaschen unversehrt bei Dir angekommen sind. Nach Deinem letzten Sendungsdesaster nicht selbstverständlich, auch wenn Du sehr gut in speziellen Kartons verpackt hattest. Ich hab es etwas übertrieben wegen der "Nummer sicher".

Zum hellen Alt:

Du hast einen sehr guten Spürsinn , Deine Malzeinschätzungen sind sehr treffend. Gebraut habe ich mit 2% Cara, 5% Weizenmalz, 40% Wiener Malz und die restlichen 53% Pilsner Malz. Also Chapeau deinem Gaumen.
Es sollte malzig süffig werden..
Hopfen waren Tettnanger in der Vorderwürze und Magnum nach 10min und Tettnanger als Aroma 10min vor Kochende.
Die Aromen sind eher der Hefe zuzuordnen.
Die breitere Bittere ist dem Brauwasser geschuldet. Ich habe jetzt ein OG Helles mit 90% Umkehrosmosewasser gebraut (100%PiMa und Dekoktion). Das wirkt gleich ganz anders. Ich werde es Dir dann auch schicken.

Horst Porter:
Der Wortwitz gefällt mir, war mir nicht aufgefallen. Der Name ist meinem liebem Ex-Kollegen Horst gewidmet, der ein richtig lieber Mensch ist und gerne dunkles Bier trinkt.
Du hast aber recht, es ist nicht leicht es zwischen Porter und Stout zu gruppieren. Es muß eigentlich noch etwas länger reifen. Es treten die Röstaromen weiter in den Hintergrund und das Bier wird etwas süßer....dann ist es eher ein Porter.
Jedenfalls kann man damit auch einen ganzen Abend verbringen....

Soweit erst einmal vielen Dank für Deine Komplimente... keine Ahnung, wie meine Brust wieder abschwellen soll nach so viel Ehre....meine Frau wird es schon richten *lach* und ich gebe gerne ein Kompliment an Deine guten Einschätzungen wegen der Zutaten zurück.

Die PaleAle Geschichte ist schon gewagt, aber auf jeden Fall kannst Du Erfahrungen sammeln, wie sich ein Geschmack in 9 Monaten ändert/ändern kann....faszinierend.
Gruß,
Frank
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HarryHdf
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#3

Beitrag von HarryHdf »

Und die Etiketten sehen mal richtig klasse aus !!! Dezente Eleganz, vergleichbar mit schönen Rotwein-Etiketten. Toll gemacht :thumbup
mögen die IBU mit euch sein, Harry

Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden. (K. Adenauer)
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#4

Beitrag von FrankIbb »

Danke, Harry.
Ich wollte ganz gerne schlichte und elegante Etiketten.....ohne Doppeldecker, nicht bunt überladen.
Der weitere Vorteil ist, daß ich sie in Word als Seriendokument gemacht habe und so in einer Access Datenbank einfach die Daten für die jeweiligen Sorten hinterlegt habe. Dadurch kann ich einfach einen Bogen mit den jeweils gewünschten Etiketten drucken.
Gruß,
Frank
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Hieronymus
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#5

Beitrag von Hieronymus »

FrankIbb hat geschrieben:Danke, Harry.
Ich wollte ganz gerne schlichte und elegante Etiketten.....ohne Doppeldecker, nicht bunt überladen.
Wieso, es gibt doch auch schlichte Etiketten mit Doppeldecker!!
Hatte leider kein besseres Foto! :Bigsmile
Luise Dezember 046.JPG
Gruß
Heinrich :Greets
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#6

Beitrag von FrankIbb »

Hallo Heinrich,
das Etikett gefällt mir auch sehr gut. Der Doppeldecker paßt natürlich zum Luftmalz.ich meinte ja die kunterbunten Etiketten, wo viele Craftbrauer meinen, es müßte ein Doppeldecker mit drauf, obwohl es nichts mit dem Bier zu tun hat.....
Irgendwer muß damit angefangen haben......
Gruß,
Frank
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Hieronymus
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#7

Beitrag von Hieronymus »

Hallo Frank,

war mir schon klar, wie Du das mit dem Doppeldecker gemeint hast. Mich hatte das Stichwort nur gereizt.
Dann weiter viel Erfolg mit Deinen Kreationen!

Und Holger vielen Dank für den schönen Bericht!

Guten Rutsch
Heinrich
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#8

Beitrag von FrankIbb »

War mir klar, wenn mir einer so eine Flanke bietet, muß ich auch den Ball versenken :thumbsup
Gruß,
Frank
Holger-Pohl
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#9

Beitrag von Holger-Pohl »

Hallo Braugemeinde,

heute geht es also mit der Verkostung weiter.

Es stand die "schwerste" Aufgabe an: Der Vergleich zwischen einem 9-monatigen PaleAle und einem <frischen> PaleAle gleicher Rezeptur.

Gleich zu Beginn - beide Biere sind für mich der steten Untergärigen Fraktion sehr gut und haben ihren Reiz - aber es ging ja in dieser Verkostung auch den Unterschied herauszumeiseln.

Hier mal eine Bilderserie der zu verkostenden Pales:
Hier die &lt;Kontrahenten&gt; - gereift vs jung
Hier die <Kontrahenten> - gereift vs jung
K640_Pale Ale Gruppenbild.JPG (50.64 KiB) 5247 mal betrachtet

Ein kurzer Blick auf das Etikett, das bis auf das Haltbarkeitsdatum (Respekt, dass du dich das in der Länge so zutraust):
Frontseite mit dem bekannten Logo
Frontseite mit dem bekannten Logo
K640_Pale Ale Front.JPG (43.7 KiB) 5247 mal betrachtet
Hier die Zutatenliste
Hier die Zutatenliste
K640_Pale Ale Seiteetikett.JPG (36.78 KiB) 5247 mal betrachtet

Eingeschenkt - ja in was schenkt man zwei ebenbürtige Gegner ein: Eine 0,33 Stupsi Flasche und eine 0,5er Bügel??

Lange gegrübelt und habe mich dann für die Harfe - das Guinness-Glas mit 0,4 enschieden - und so präsentierten sich die Kontrahenten im Glas:
Eingeschenkt und fertig zur Verkostung. Hinter den Gläsern jeweils die Flasche.
Eingeschenkt und fertig zur Verkostung. Hinter den Gläsern jeweils die Flasche.
K640_Pale Ale eingeschenkt.JPG (42.19 KiB) 5247 mal betrachtet

Optik:

Wie man anhand der Bilder sehen kann, sind beide Biere von einer bestechenden bernsteinfarbenen- fast kupfernen Note und sie sind beide!! unabhängig vom langen Lagerungsunterschied so gut wie blank. Der Schaum ist bei beiden deutlich stabil - evtl. muss ich hier beim "alten" ein paar Punkte mehr vergeben, das junge, steht zwar auch gut im Glas, aber ist nicht so feinporig wie das "Alte".
Hier ist aber die Lösung des Problems schnell gefunden - die Anreicherung mit Kohlensäure. Ich habe schon ein paar Mal das Problem gehabt, dass Biere, die an der Obergrenze gespundet waren, nach langer Lagerung plötzlichj überhaupt nicht mehr zapfbar waren, da einfach in der langen Zeit, doch noch ein bisschen, ein bisschen, ein bisschen Nachgärung stattfand und sich dadurch einfach die Spundungsmachbarkeit überhöhte. Ein feiner Schaum hat eben immer auch was mit der Kohlensäure zu tun.

Geruch:

Da war ich doch sehr überrascht:

Eigentlich war ich überzeugt, dass ich vom "Alten" - links nichts mehr riechen würde - aber weit gefehlt, eine sehr deutlich Fruchtnote offenbarte sich. Frank hat mich ja vorgewarnt, welche Hopfen zugange waren - Dankeschön dafür - aber ich muss sagen, durch meine Versuche mit Citra und Cascade im SingleHop-Verfahren hätte ich diese beiden auch so gerochen, allerdings - und das muss ich jetzt unumwunden zugeben - nur beim "Alten". Hier präsentierte sich das was ich so als typischen "Fruchtkorb" bezeichnen möchte: Grapefruit, Mango, evtl. noch Litschi, Passionsfrucht. Beim "Frischen" Pale Ale war diese "Nase" wesentlich dezenter: Natürlich kamen hier auch die typischen Aromen der C-Hopfen heraus, aber in wesentlich geradliniger Form. Man erkannte maximal hier den Cascade wegen des deutlichen Grapefruit-Aromas - bei Citra hätte ich mich jetzt schwer getan, diesen klar zu definieren.

Fazit durch den Geruch: Punktegleichstand: Ich möchte jetzt nicht entscheiden wollen, welches Bier das bessere war: Das "Alte" zeigt deutliche C-Hopfen-Aromen und ist insgesamt im Geruch wesentlich markanter und deutlicher als das "Frische". Das "Frische" hingegen überzeugt durch seine geradlinigkeit - ein wenig <Likör>Aroma lädt hier buchstäblich eher zum Bier-nippen ein, da bereits auf dem Weg zum Glas, die Nase nicht völlig mit Multivitamin zugetextet wird.

Jetzt kommt aber der berühmte erste Schluck:

Geschmack:

Auch hier muss ich sagen, bin ich völlig unentschlossen und möchte - gleich vorweg - keinen Gewinner und Verlierer präsentieren:

Beide Biere haben ihre eindeutigen Vorzüge. Das "Alte" paart die anfängliche Geruchsvielfalt auch im Nachtrunk -es wirkt runder im Geschmack und weniger bitter. Das "Frische" hingegen ist im Geschmack - ich möchte sagen: "Aggressiver". Es geht kratziger den Gaumen herunter, es fordert einen nächsten Schluck, gleichwohl den ersten wegzuspülen.

Beide Biere sind im Antrunk noch fast identisch: Man schmeckt einen deutlichen Malzkörper, der wohl den färbenden Malzen zuzusprechen ist - keinesfalls mastig - eher schlank und auch nicht störend macht er sich den Weg frei Richtung Hals. Hier muss ich dem Braumeister mal ein Lob auch wegen seiner Farbkonstante zusagen: da man ja gerne an bestehenden Rezepten herumschraubt, ist die absolut gleiche Farbe beider Biere, obwohl also ein dreiviertel Jahr dazwischen - bemerkenswert. Gleichwohl bin ich bezgl. der Schüttung noch etwas unentschlossen. War beim Alt die Schüttung für mich noch relativ leicht in eine gewisse Ecke zu schieben - tue ich mir hier schwer - wohl auch deswegen, dass ich den Malzkörper aufgrund der hohen Hopfenmenge nicht wirklich herausschmecken kann/konnte.

Persönliches Fazit:

Beide Biere haben ihren Reiz und es ist - sagenhaft - dass beide Biere das selbe Rezept zugrunde hatten (was evtl. FrankIBB hier noch posten möchte) und sich der deutliche Geschmacksunterschied wirklich nur durch die Länge der Lagerung so bermerkbar machte. Was auch für die Brauerei und Braumeiste wirbt, denn ein Bier 9-Monate in Flaschen reifen zu lassen, ohne Geschmacksfehler oder sonstigen Problemen zeugt von Reinheit und Reinlichkeit. Würde ich mich jetzt entscheiden müssen - schafottmäßig ausgedrückt - so würde ich mich trotzdem für das "Alte" entscheiden wollen. Das liegt wohl auch an meiner untergärigen Neigung und wenn man dann schon mal ein Pale Ale trinkt, "dann a gscheits"

In diesem obergärigen Sinne wünsche ich noch alles Gute für das jahr 2015 und immer eine handbreit Würze im Kocher....

Grüßele
Holger
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#10

Beitrag von FrankIbb »

Und wieder vielen, vielen Dank für Deine detaillierten Berichte. Ich weiß ja, daß gerade fruchtige OG Biere nicht unbedingt Deine Lieblingsbiere sind :Bigsmile
Das war der Grund, warum es vorallem um die Unterschiede aufgrund der Reifung ging. Bei hellen UG Bieren merkt man den Unterschied ja weniger stark.
Du hast meiner Meinung nach Recht, daß das Gereifte viel runder und ausgewogener schmeckt. Da nicht gestopft wurde, halten sich die Aromen wohl ganz gut. Ich glaube, daß starke, vorherrschende Aromen sich abbauen und dadurch den feineren Aromen mehr Platz bieten. Mir persönlich schmeckt das Ältere auch besser.
Ein PaleAle muß also nicht immer frisch getrunken werden, nur leider halten sich nur wenige Flaschen so lange :Angel

Hälst Du 6 Monate Haltbarkeit für mutig? Bisher hatte ich kein Problem. Man muß ja nur darauf hinweisen, daß sich der Geschmack mit der Zeit ändert (alles gut, solange es nicht sauer wird :Smile )
Als Schüttung verzichte ich auf PaleAle Malz, da ich es nicht oft brauche.
Die Schüttung besteht aus 78% PiMa, 14% WiMa und die restlichen 8% Karamellmalz.
Eingemaischt wird bei 69 Grad, Kombirast 67 Grad für 60min, 72Grad für 10min, Abmaischen bei 78Grad nach 5min.

Da Du so detaillierte Berichte schreibst, werde ich Dir wohl bald wieder ein Päckchen schicken müssen :thumbsup
Dann käme das Dekoktionsbier mit 100% PiMa, gehopft mit Tettnanger und Magnum. 30 IBU, Stammwürze 12.

Soweit perfekt für Dich, aber kühl obergärig vergoren. Gab es gestern zu Sylvester und ist ein ganz guter Gurgelrutscher.
Nächste Woche auf dem Brauplan steht dann ein Bier mit dem Monroe....mal sehen, was es wird.
Heute bin ich dann aber erst einmal mit Verkostung dran. Die Wichtelbiere warten schon mit mir das neue Jahr ordentlich zu beginnen.

In dem Sinne allen ein erfolgreiches, lustiges, spannendes und vor allem gesundes neues Jahr 2015 !!!
Gruß,
Frank
Holger-Pohl
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#11

Beitrag von Holger-Pohl »

Nunja,

vielleicht liegt es auch an den höheren Stammwürzen, aber ich musste bei meinen untergärigen schon nach einem Vierteljahr deutliche Geschmackseinbußen verkennen, daher gebe ich immer nur maximal vier Wochen drauf - inoffiziell - ich mache mir ja die Arbeit mit Etiketten nicht.

Ansonsten bin ich jetzt noch auf dein Weihnachtsbier gespannt.

Wann das dran sein wird??
Vielleicht schon morgen....

Grüßele
Holger
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#12

Beitrag von Holger-Pohl »

Hallo Braukameraden.

Frank hat mir ein neues Paket von Bieren seiner Brauerei zukommen lassen. Für eine nähere Vorstellung habe ich mich für das Bier - Pilsner Brauart - entschieden.
Im Paket waren noch weitere Genüßlichkeiten wie z.B. ein Monroe-Alt. Leider war aber mein Durst zu groß an diesem Tag oder die Flaschen zu klein :Angel

Beginnen wir wie immer mit der Flasche. Leider muss ich wieder sagen, bin ich bei jeder etikettierten Flasche neidisch - einerseits wegen der meiner Meinung nach riesigen Mehrarbeit des Brauers vorher, währenddessen und vor allem nachher und das erfüllt mich immer wieder zweitens mit einer Art von schlechtem Gewissen, da ich meine Flaschen überhaupt nicht etikettiere. Noch nicht mal ein farbiger Punkt kommt auf die Flaschen, was schon ab und zu auch mal zu Verwechslungen geführt hat........ aber dazu soll später evtl. mehr berichtet werden.

K640_PilsV1.JPG
K640_PilsV1.JPG (36.94 KiB) 4793 mal betrachtet
Gut, klar, gefällt mir. vor allem nicht nur wegen einem aufgeblasenen Frontbild, sondern besonders auch ......


K640_PilsV2.JPG
K640_PilsV2.JPG (38.5 KiB) 4793 mal betrachtet
....wegen einigen Infos an der Seite links ......

K640_PilsV3.JPG
K640_PilsV3.JPG (36.42 KiB) 4793 mal betrachtet
und rechts.


Wie man lesen kann wurde das Bier so gebraut, dass der Brauer selbst ein MHD bis zum Oktober 2015 vergeben kann. Ich gehe also davon aus, dass das Bier im April gebraut wurde, im Mai abgefüllt wurde und sich somit eine Haltbarkeit von ca. 6 Monaten errechnen lassen sollte.

Die Bittereinheiten werden mit 32 IBU angegeben und eine Stammwürze ebenfalls mit 11,1%. Über nähere Bezeichnungen der Schüttung oder der verwendeten Hopfengaben schweigt sich das Etikett - zu Recht - aus. Man muss nicht jedes Rezept in die Welt hinausposaunen. Manche Entwicklungsarbeit bezahlt einem ja auch keiner....

Kommen wir also mal zur Optik und natürlich dem Geschmack
K640_PilsV4.JPG
K640_PilsV4.JPG (28.98 KiB) 4793 mal betrachtet
Man muss wirklich sagen, dass der Farbton eine ziemliche 100% Pilsner Malz Schüttung vermuten lässt. Der Schaum steht mittellang und mittelporig, hält sich aber auch nach mehreren Schlücken tapfer und selbst beim zweiten Glas in meinen berühmten Willibecher bleibt immer ein dichter Flaum auf dem Bierspiegel zurück. Die Kohlensäureperlung ist mittelmäßig und mittelprächtig. Rein vom optischen könnten die Perlung etwas kräftiger sein, was auch eine gewisse Frische noch vermitteln würde. Bis hierher eigentlich eine feine Sache.

Eine Diskussion könnte kommen bei Bild Nr. 2 ohne Blitz:
K640_PilsV5.JPG
K640_PilsV5.JPG (35.59 KiB) 4793 mal betrachtet
für ein helles Pilsner ist mir persönlich die Trübung zu stark - grenzwertig möchte ich sagen - und ich möchte darauf wetten, da der Geschmack wie immer bei Frank keine eigentlichen handwerklichen Braufehler verzeichnet, dass das wieder irgendeiner Kaufhefe zuzurechnen ist.


Das erste Glas ging recht flott die Kehle runter und man wartete beim Absetzen immer auf einen Nachhall - aber es blieb schön süffig, sommerlich leicht, glatt und nur am Ende erschien ein leichter Fruchtton eines Hopfens, der in einem altdeutschen Pilsner von anno tobak garantiert nicht zu finden gewesen wäre.

Hier kommt nun mein eigentliches Problem: Für mich hast du lieber Frank ein wunderschönes Sommer-Helles gebraut, aber kein Pilsner.
Die 32 BE, die auf dem Etikett angegeben sind, kommen nicht im Antrunk oder der Mitte, sondern nur im Nachtrunk wirklich heraus. Die "dünnen" 11% des Hellen passen zu besagten Sommerbier, aber für ein Pilsner erwartet man doch auch im Antrunk einen gewissen Malzkörper und dieser kommt hier leider zu kurz. Das ganze Bier konzentriert sich auf den Rachen - hier treffen alle weiter vorne fehlenden Geschmackseindrücke zusammen. Man schmeckt erst hier die verbliebene Süße - ich möchte fast wetten, dass deine Endvergärung bei nicht viel mehr als 2% eingetreten ist - es kommt eine Bittere durch, die man bei den angegebenen 32 BE im Antrunk einfach vermisst und es schiebt sich eine <<angenehme>> Fruchtigkeit in den Gaumen, der das Bier zu einem wahren Sommerhit-Durschtlöscher macht. Was mag der gute Frank hier wohl für einen Hopfen genommen haben??? :Waa :Grübel

Eine saubere Arbeit - nur mit falschem Namen!!

Tauf das Bier auf <<Sommer-Helles>> oder so um und du hast meine 100% Zustimmung. Im Biergarten würde ich davon gleich eine Maß im Steinzeugkrug bestellen.
Für ein Pils fehlt mir doch ein "größerer" Körper - d.h. ich würde die erste Zuckerrast verkürzen auf ca. 15 min. Die Stammwürze sollte sich bei guten 12% einpendeln und beim Hopfen würde ich eine größere Menge gleich bei der ersten Gabe geben. Die Bittere kam für ein Pils zu kurz, dafür war das Aroma am Ende gut. Auch würde ich die Bittere noch mal nachrechnen - für mich waren es gute 10 BE weniger wie auf dem Etikett angegeben.

Also Frank - du hast hier ein gutes Basisrezept geschaffen - modifiziere noch ein wenig und dann verkoste ich hier gerne die Version 2

Beste Grüße
Holger
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#13

Beitrag von FrankIbb »

Hallo Holger,
wieder vielen Dank für Deinen wieder ausführlichen Bericht. Ich muß Dir leider Recht geben, es ist eher ein Helles, denn ein Pilsner geworden, aber.... Hier im nördlicheren Teil der Republik fehlt bei einem Pilsner der Malzkörper und die Endvergärung ist recht tief, insofern passt Pilsner (also norddeutsches, nicht böhmisches).
Leider klappte die Klärung nicht und deshalb sind ein paar Störfeuer der Brewferm Lager da. Das ist der Punkt, der mich an der Bezeichnung Pilsner eher stört.
An Hopfen habe ich den Mittelfrüh in der VWH und den guten alten Magnum zum Bittern genommen. Stammwürze waren eigentlich auch eher Richtung 12 angedacht.
Was die Bittereinheiten angeht, habe ich auch das Gefühl, daß es vielleicht etwas weniger ist. Ich weiß nicht recht, wie die VWH bei der Berechnung im kleinen Brauhelfer berücksichtigt wird. Ich denke, daß ich hierbei einen größeren BE Abschlag berücksichtigen muß.
Aber es freut mich, daß es Dir als Helles so gut geschmeckt hat :thumbsup .
Zum Glück ist es so süffig geworden, daß ich zeitnah V2 brauen muß.
Nächstes Mal würde ich dann mal mein Glück mit Irish Moos probieren, oder filtern, oder Helles draufschreiben :Bigsmile
Etiketten weglassen wäre einfacher, aber nicht schöner. Außerdem ein wenig mehr Hopfen für den BE-Ausgleich der VWH und die Stammwürze in Richtung Zielvereinbarung :Angel

Auf jeden Fall vielen Dank für Deine konstruktiven Kritiken, die mir sehr weiterhelfen für den nächsten Sud. Selbst wenn man sich schon manches auch überlegt hat, ist es sehr schön es auch von anderer neutraleren Seite zu hören/lesen !!!
Gruß,
Frank
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aegir
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#14

Beitrag von aegir »

FrankIbb hat geschrieben:Was die Bittereinheiten angeht, habe ich auch das Gefühl, daß es vielleicht etwas weniger ist. Ich weiß nicht recht, wie die VWH bei der Berechnung im kleinen Brauhelfer berücksichtigt wird. Ich denke, daß ich hierbei einen größeren BE Abschlag berücksichtigen muß.
Meinem Empfinden nach sind 30 IBU durch VWH sehr viel milder als 30 IBU durch eine Bittergabe, was von den Hopfenrechnern nicht beruecksichtigt wird. Ich habe mir meinen Rechner (ProMash) nach einigem Rumprobieren so eingestellt, dass der Bitterwert einer VWH etwa einer 40 minuetigen Gabe (bei 90 min Gesamtkochzeit) entspricht. Damit schmecke ich dann auch, was rechnerisch rauskommen soll.

Gruss Hotte
FrankIbb
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Re: Die Biere von FrankIBB - eine Sortimentsvorstellung

#15

Beitrag von FrankIbb »

Ich denke, daß es mir vorher wohl nicht so aufgefallen ist, da ich nicht aufbereitetes Wasser genommen hatte. Dieses Mal waren es 90% aus einer Umkehrosmoseanlage ohne weitere Aufsalzung. Ich müsste mal testen das Wasser aufzusalzen mit Caciumsulfat oder das Mischungsverhältnis ändern.
Gruß,
Frank
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