"Wormels" Rauchbier

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gulp
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"Wormels" Rauchbier

#1

Beitrag von gulp »

2015-03-23 21.50.12.jpg
2015-03-23 21.50.12.jpg (152.29 KiB) 2407 mal betrachtet
Infos:
Vor ein paar Wochen hat mir Jerome eine grüne 0,7er Flasche Rauchbier geschickt. Merci dafür. Für ein Rauchbier ungewöhnlich. Stinktier war keines unterwegs oder es hat sich hinter dem Schinken versteckt. Flaschengärung nehme ich an, ist doch recht viel Hefe am Flaschenboden.

Hat etwas gedauert, bis zur Verkostung, erst war ich verschnupft und dann braucht das bei mir die nötige Motivation um mich an eine Rauchbierverkostung zu machen. Aber Gestern war es dann soweit.

Aussehen:
Dunkelbraun, fast schwarz, recht klar, Schaum hält sich gut.

Geschmack und Nachtrunk:
Wohlgeformter Körper, im Mittelteil der unvermeidliche Schinken, dezent hopfiger Abgang mit einer Spur Malzbittere.

Mundgefühl inklusiv Rezenz:
Gut carbonisiert, vollmundig.

Geruch:
Schinken dominiert, aber reife Kirschen sind für mich auch auszumachen.

Gesamteindruck:
Sehr gelungenes Rauchbier. Kann mühelos mit den fränkischen Vorlagen mithalten. Sauber untergärig vergoren. Bisher war für mich Holgers (Pohl) Rauchbier die Referenz, jetzt kommt Jeromes Interpretation dazu. Respekt! :thumbup :thumbup :thumbup

Gruß
Peter
Zuletzt geändert von gulp am Dienstag 24. März 2015, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Wormel
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Re: "Wormels" Rauchbier

#2

Beitrag von Wormel »

Danke für die tolle Verkostung.

Nun, Dlaschengärung ist es keine gewesen und muss mich wohl bei dir entschuldigen. Lass mich kurz erklären wie es dazu kam... Man stelle sich for man hat ein 50l KEG zur Nachgärung das gut mit 45l gefüllt ist. Dann drückt man (wegen den alten Knochen) auf 2 19l CC um. Nimmt das 50l KEG mit in den Keller, was freilich nicht ohne aufwirbel klappt, und füllt dieses auf Flaschen.

Ich hatte das ganze auf 10 Flaschen limitiert, hatte sicherlich noch 3 Flaschen die aus den CC befüllt waren, allerdings sind diese wegen falschem Hänfling meines Verkorkers undicht gewesen.

Pleiten, Pech und Pannen, Hauptsache es hat geschmeckt.

Braune Flaschen habe ich leider keine bekommen, da sie eh absolut im Dunkeln lagern ist mir das egal gewesen.

Die Verkostung hast du gut getroffen, die Malzbittere war voll beabsichtigt da man im Schlenk eben genau diese auch wieder findet, also wurde das Föstmalz zur Hälfte von Anfang an mitgemaischt. Eine Aromopfung wurde keine gegeben, das wäre zu viel gewesen.

Ich werde morgen mal das Rezept posten.

Edit :Waa :Grübel verdammtes Iphone
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gulp
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Re: "Wormels" Rauchbier

#3

Beitrag von gulp »

Pleiten, Pech und Pannen, Hauptsache es hat geschmeckt.
Jo, gut wars und vor allem keine Pleite, auf das Rezept bin ich gespannt.

Btw. wieder was gelernt. Das Bild war nur zu groß, darum gedreht. Meine Frau hat das mal eben rausgefunden. Profi halt. :Bigsmile

Gruß
Peter
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Holger-Pohl
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Re: "Wormels" Rauchbier

#4

Beitrag von Holger-Pohl »

Sodela, durch diese Steilvorlage von Braufreund gulp, kann ich jetzt diesen Eindruck nur bestätigen und kann auch gleich noch ein paar Bildchen nachschieben.

Eine kleine Vorgeschichte: Schlenkerla im Stehen - quasi so als Absacker - war das letzte Bierchen, was die Braugruppe rund um Gambrinus zu B. beim damaligen Besuch der Bierstadt Bamberg mit mir gemeinsam zu sich nahm. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr, da ich dann den Heimweg antrat, aber die besuchten Lokalitäten der Klosterbräu und der Mahrs war es glaube ich noch zu wissen, war das ein würdiges <<Ende>> Klar also, dass Gambrinus irgendwann mal auf den Trichter kommen wird, ein eigenes Rauchbier als Brauspezialität zu kreeiren.

>>Brauspezialität<<, da sind wir doch gleich beim nächsten Gedanken. Beide schwelgten wir in den Gedanken - ein Nebengewerbe - mit anzumelden, da einfach ein wachsender Kreis, sich für unsere Craftbiere interessierte. Mittlerweilen mussten wir jedoch - so wie ich kurzem Emailkontakt feststellen musste, unsere beiden Gewerbe zurückstellen, da Hauptberuf und Familie einfach ein regelmäßiges Brauen und Vertrieb nicht zulassen. Es bleibt also bei der Gelegenheit, wenn auch einer schönen Gelegenheit.

Und schon wieder eine Überleitung - dieses Rauchbier kurz als "kräftiges" Rauchbier von Gambrinus deklariert - wurde dann auch bei einer dieser Gelegenheiten verkostet und daher habe ich mir erlaubt dieses Mal als Hintergrund meine <<brauende>> Brauerei zu wählen. Gebraut wurde - wie soll es auch anders sein - ein gutes fränkisches bernsteinfarbenes Lagerbier.
K640_Flasche Rauchbier Gambrinus.JPG
K640_Flasche Rauchbier Gambrinus.JPG (45.63 KiB) 2311 mal betrachtet
Erste Frage: Was bei Gambrinus ist das eigentlich für eine Flasche?

Antwort: Es handelt sich um eine Sektflasche mit 0,75?? Liter Inhalt, aber mit einem schönen Kronenkorken.
Die Größe und Art der Flasche zeigt aber schon, welchen Weg vielleicht Gambrinus gehen wollte, die übergroßen Bierflaschen sind ja auch Markenzeichen z.B. von Maisels and friends oder von der Riegele Braumanufaktur. Finde ich persönlich als was Besonderes, vor allem auch deswegen, weil ich einfach nur zwei Standardgrößen habe 1,0 Liter und 2,0 Liter :Greets 0,5 Liter sind immer so schnell leer :redhead

Aber gut, wir kommen zur <<Äußerlichkeit>> Teil 2: Aufmachen, Riechen, Einschenken, Riechen.....
K640_Rauchbier eingeschenkt Gambrinus.JPG
K640_Rauchbier eingeschenkt Gambrinus.JPG (43.29 KiB) 2311 mal betrachtet
Vor sich hin kocht bereits mit Perle, Opal und Mittelfrüh die Würze vor sich hin und mir offenbart sich ein tiefschwarzes Bier, mit wunderbar, hellem Schaum, dicht, feinporig und stabil.

Hier gleich mal eingeschenkt in meiner Lieblingsglassorte - dem Willi-Becher.

Und noch mal etwas näher:
K640_Rauch eingeschenkt2 Gambrinus.JPG
K640_Rauch eingeschenkt2 Gambrinus.JPG (37.26 KiB) 2311 mal betrachtet
Jetzt aber los - der Durst ruft und die kochende Würze macht ja das Bier auch nicht besser :Wink

Mal den Riechgümpel drüber gehalten - ja, klarer geräucherter Schinken, aber da ist noch mehr. Auf jeden Fall etwas Röstmalz würde ich sagen und - wie mir danach Gambrinus verraten hat: offensichtlich ordentlich Cara. Welches er jetzt da genommen hat??? Die typischen Backpflaumen vom dunklen Cara fehlen, auch das für mich übertrieben Kratzige vom hellen Cara fehlt oder wurde gnädig vom Rauchmalz zugedeckt. Fein! Fein! Fein! Das gefällt mir jetzt schon mal sehr gut. Es macht sich der Geruch von Lorbeer, aber auch Kümmel (kann das sein?) würzigem Lagerfeuer und schwarzem, kräftigen Pfeffer breit. Hopfen kann man höchstens mit der Nase erahnen - ich kann es jedenfall nicht, wenn auch gleich sich ein ganz leichter, aber nein lassen wir das.....

K640_Eingeschenkt Rauch Gambrinus.JPG
K640_Eingeschenkt Rauch Gambrinus.JPG (39.25 KiB) 2311 mal betrachtet
Achtung Gurgel - hier kommt ein Rauchbier. Man sieht es schon am Schaum, das Schnuppern hat einfach viel zu lange gedauert.

Ungefähr geschätzte 3 Sekunden später.....
K640_Leer Rauch Gambrinus.JPG
K640_Leer Rauch Gambrinus.JPG (41.77 KiB) 2311 mal betrachtet
:Drink :redhead :redhead :redhead :redhead :Angel :Angel :Angel :Angel Ähhh! War da was?? Tütelüdüüdülüüühhh...

Lecker!! Bereits im Vordergrund schiebt sich ganz deutlich der Rauch. Er ist aber sehr gut abgestimmt und erinnert stark in Konzentration an ein Rauchbier nahe dem Schlenkerla, ich persönlich sage sogar, es kommt verdammt nahe ran, wobei hier der Rauch runder ist. Ich vermute, weil das Rauchmalz, was wir bekommen können, meist schon abgelagerter und dadurch seine Aggressivität verloren hat. Schööm rund, aber deutlicher Schinken, deutlicher Rauch, deutlich Bamberg. Allerdings keine Rauchbombe!! Das möchte ich betonen und vor allem kein Stout oder ähnliches. Es würde in Franken einen Preis gewinnen. IN der Mitte kommen jetzt die Karamellnoten durch, die Phase ist kräftig und das ist der Unterschied zum Schlenkerla, denn hier wird der Rauch zum ersten Mal gekontert. Das mag jetzt übertrieben sein, ich finde aber, das passt hier sehr, sehr gut und es hebt das Bier deutlich hervor, denn dieser lange Nachhall (gefühlte 20 Sekunden im Rachen) wird schön ergänzt.

Eigentlich warte ich jetzt auf irgendeinen breiten Rachenbremser, doch weit gefehlt: Dieses Teufelszeug läuft ungebremst Richtung Leber. Respekt! Respekt!
Dank Gambrinus weiß ich schon vorab, dass ich jetzt im letzten Endspurt nicht noch mit irgendeinem Zitronentouch oder sonst etwas unmöglichen bei so einem Rauchbier rechnen muss. Wenn überhaupt kann ich - da reichen aber meine Fähigkeiten bei weitem nicht aus - etwas Kräuteriges, wenig Blumiges erahnen. Keine Chance bei so einem guten und mild gebitterten Rauchbier.

Bleibt mein Fazit: Respekt! Respekt!! Solltest du für deine Brauerei ein Saisonbier brauchen, dann hast du das mit deinem Rauchbier - gibt es übrigens einen Namen schon? - geschafft.
Auf jeden Fall hast du mir wieder mal richtig darauf Lust gemacht, mal wieder ein dunkles Rauchbier einzubrauen - nicht nur meine Hellen - bleibt zu warten, wann sich bei mir mal wieder die Gelegenheit ergeben wird. Und weil ich hier zum Abschluss noch mal die Kurve bekommen habe zum Thema Namen: Ändere bitte deinen Hobbybrauernamen wieder zu Gamrbinus zu B., weil mit deinem WurmselWarmsel als "Junior-Poster" lach ich mich heute noch kaputt, außerdem ist das wohl ein Understatement bei deinen Erfahrungspunkten als Gambrinus zu B.

Beste Grüße aus OBERfranken.
Holger
Wormel
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Re: "Wormels" Rauchbier

#5

Beitrag von Wormel »

Hallo habe mal Zeit gefunden um das Rezept hier hoch zu laden.




Rezept: Herrnsemer Faiermichel
Allgemeines
Stammwürze: 12.5 %
Sudhausausbeute: 70.0 %
Hauptguss: 45.0 l
Nachgüsse: 50.0 l
Erwartete Würzemenge: 69.4 l
EBC-Farbe: 408.4 EBC
IBU-Bittere: 29.9 IBU
Alkohol: 5.6 vol-%
Gelöster Extrakt: 9.1 kg
Verh. HG:Schuettung : 3.46 : 1
Hefe : Fermetis 34/70
Schüttung
Gesamtschüttung: 13.0 kg
Sorte Menge EBC-Farbe
Münchner 1 3.0 kg 8.0 EBC
Best Rauchmalz 6.0 kg 4.0 EBC
Pilsener 3.5 kg 4,0 EBC
Carafa 0.5 kg 1200 EBC
Maischablauf
Schritt Haltezeit Temperatur
Einmaischen 0.0 Minuten 57.0 Grad Celsius
Eiweißrast 10.0 Minuten 55.0 Grad Celsius
Maltoserast 45.0 Minuten 62.0 Grad Celsius
Grenzdextrinrast 20.0 Minuten 65.0 Grad Celsius
Verzuckerungsrast 10.0 Minuten 72.0 Grad Celsius
Abmasichen 0.0 Minuten 78.0 Grad Celsius
Würzekochen
Würze-Kochzeit:90.0 Minuten
Hopfensorte Gewicht Alphagehalt Restkochzeit
Hercules 55.0 g 15.6 % 80.0 Minuten
Karbonisierung
Karboniserung: 4.5 g/liter
Gärtemperatur: 10.0 Grad Celsius
Scheinbarer Restextrakt: 1.8 % (Dürfte nicht erreicht sein ich messe mal die Tage nach)

Notizen



CaraFa 50% mit einmaischen, Rest nach Ende (Alphaamylase) Verzuckerungsrast.

Wasser ca. 0° RA





Rezept erzeugt am 24.12.2014 11:18:24 MEZ




Stand : 29.03.2015 13:42:20 MESZ

Erzeugt mit Mash It! v2.1.0
http://www.dunkelbrauer.de
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