Geschmackssinn trainieren - wie macht Ihr das?

[monotonx]

sorry, wenn das Thema schon öfter "durchgekaut" wurde, aber mit der SuFu habe ich dazu nichts wirklich passendes gefunden:

Ich bin neugierig - immer wieder bekommt man ja diese tollen opulenten Aroma und Geschmacks-Beschreibungen bei Bierverkostungen. Ich kann dabei diese Eindrücke Persönlich nur teilweise nachvollziehen - was mir zuweilen das Gefühl gibt "Geschmacksinvalide" zu sein.
Geht euch das auch so?

bzw. habt ihr eine bestimmte Methode mitder ihr eure Sinne "trainiert"? Was haltet ihr von diesen Aromakapseln die man für ein schweinegeld im Internet bestellen kann?

Grüße

Markus

[Tobieras]

So viele verschiedene Biere wie möglich trinken. Auf Referenzbiere achten, zumindest am Anfang. Beim Trinken vollkommen bewusst auf den Geschmack und Geruch fokussieren (ist viel schwerer als es sich anhört) und wenn möglich Notizen dazu machen. Ich trage zusätzlich alle meine neuen Biere auf meiner bier-index.de Seite ein. Auf Facebook mache ich manchmal auch Notizen zu Bieren, ja nach Zeit und Lust.

Das mit den Kapseln klingt auf jeden Fall super. Aber so lange ich noch kein Millionär bin, werde ich wohl beim Bier ohne Kapseln bleiben müssen, das kann sich ja kein normal Sterblicher leisten, ein paar von denen Dingern für 100 Euro und mehr.

Bierfehler hatte ich durch diverse Braufehler auch schon ein paar, zB Oxidation oder Gemüsegeschmack.

[Pman]

Da hilft wohl nur probieren... Aber es gibt ja Schlimmeres...
Ich würde Dir auch empfehlen, nicht zu viele verschiedene Biere an einem Abend zu trinken - besser wirklich nur ein bestimmtes Bier. Ansonsten wirst Du sehr wahrscheinlich die Geschmäcker der folgenden Bier nicht wirklich erschmecken können.

Pitt

[tauroplu]

Absolute Zustimmung! So viele verschiedene Biere wie möglich testen und sich ein eigenes Urteil bilden bzw. seine Geschmacksfavoriten herausfinden.
Interessant ist zwar ein Vergleich zu den oft blumigen Beschreibungen von Degustationsnotizen, aber viel wichtiger sind die eigenen Assoziationen, die man zu bestimmten Aromen hat. Beim Verkosten geht es ja nicht darum, das wieder zu erkennen, was andere beschreiben, sondern das, was einem selbst dazu in den Sinn kommt (z.B. schmeckt nach Marzipan oder Pfirsich, erinnert mich an...).

Das mit den Kapseln ist eher für Fortgeschrittene Heimbrauer. Um sich einen eigenen Eindruck von den vielfältigen Eigenarten bestimmter Biersorten zu verschaffen, sollte man mit guten Kaufbieren anfangen und trainieren. Die sind praktisch immer fehlerfrei. Erst wenn man oft und viel selber braut, können sich schon mal Bierfehler einschleichen und auf der Suche nach den Ursachen können solche bewusst ins Bier gebrachten Fehlaromen helfen.

Gruß
Michael

[Captain Brewley]

Ich würde noch ergänzen: möglichst oft bewusst auf Gerüche und Geschmäcker achten - beim Essen, in der Natur, beim Wein etc. Dann lernt man mit der Zeit, leichter Assoziationen herzustellen.

[philipp]

Das wichtigste ist Üben,Üben, Üben. Und damit ist nicht das Trinken, sondern das Schmecken gemeint. Schmecke bewusst, und schreibe das auf. Wenn dir die Worte fehlen, druck dir z.B. ein Aromarad aus ( Beispiel: http://www.bieraromarad.de/ ).
Die Kapseln brauchst du nicht. Damit kannst du später mal arbeiten, wenn du genau rausfinden willst, wie DMS und co denn bei welchen Konzentrationen schmecken (und wie du es empfindest).
Melde dich mal bei Beeradvocate, Ratebeer oder co an - dort siehst du auch immer, wie andere die Biere empfinden.

Achja: Je mehr jemand zu einem Bier schreibt, desto weniger hat er/sie es geschmeckt. Bei einigen selbsternannten Kritikern steht der Schreibstil und Ausdruck im Vordergrund, da hat dann auch gleich jedes Bier 1000 verschiedene Aromaeindrücke.

[Tobieras]

Achja: Je mehr jemand zu einem Bier schreibt, desto weniger hat er/sie es geschmeckt.

Das kann man also so pauschal sagen?

[monotonx]

Vielen Dank für eure Rückmeldung - das mit dem "üben üben üben" liegt im Grunde ja auf der Hand und wird natürlich auch praktiziert.

- es hätte ja sein können das es dabei noch irgendwelche "tricks" gibt - weil ich von den erwähnten "1000 verschiedenen Aromaeindrücken" die leute in so einer verkostung aufzählen in der Regel vielleicht 2 oder 3 wirklich nachvollziehen kann.

Der Rest läuft dann meistens unter "hmmm... das ist ein lecker Bierchen" und selten auch mal unter " *urgs* DAS würde ich so niemandem anbieten wollen" (hat jemand auf der BKL den 5-fach gehopofen hallodri probiert?- das war so ein seltener Fall)

[Norsk Ridder]

Wenn Englisch für dich kein Problem ist, dann kann ich dir das Buch "Tasting Beer" von Randy Mosher empfehlen. Kommt von einem Bierliebhaber durch und durch und ist sehr schön geschrieben.
Ansonsten wirf doch mal einen Blick auf ratebeer.com. Dort gibt es Bewertungsschema mit einer Auflistung an Aromen, welche man schmecken könnte. Daran kann man sich am Anfang gut langhangeln. Meist mache ich es so, dass ich ein Kaufbier teste und dann auf ratebeer nachschaue, was andere dazu geschrieben haben.
Schwierig wird es, wenn man Braufehler im Bier erkennen will. Das ist mein großes Ziel, damit ich mein Selbstgebrautes kritisch testen kann.