Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

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dominicb
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Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#1

Beitrag von dominicb »

Hallo zusammen,
und wieder mal eine neue Frage. Naja eigentlich sind es gleich mal wieder mehrere. :puzz
Je nach Bier das man brauen will kann sich die Nachisomisierung ja schon "recht ordentlich" auf die Menge Hopfen welche man benötigt auswirken.
Wenn ich nun Flamme aus, Whirlpool andrehe und 15 Minuten stehen lasse (ohne Kühler), dann sind das ja 15 Minuten Nachisomisierung. Das heisst ich bekomme eine andere Bittere wenn ich diese mit einbeziehe oder eben nicht. Richtig?

Da alles über +-80°C zusätzliche Bitterung mitbringt, wann genau schmeisse ich denn dann die "Wirlpoolhopfung" als Aromahopfen, rein? (Ich weiss das die Bitterstoffe abhängig von der jeweiligen Temperatur sind. Bei niederer Temp. weniger Bitterstoffabgabe)
Denn wenn ich rein schmeiße und gleich abseihe......bringt das denn dann wirklich was? Die Sekunden bis paar Minuten die der Hopfen dann da in dem abnehmenden Volumen drin ist bevor er abgetrennt wird?

Oder aber auch wenn es im Rezept heisst "5 Minuten vor Flamme aus" die letzte Hopfengabe. So ist das doch was anderes wenn ich den Sud dann direkt danach abtrenne oder runterkühle, wie wenn ich 5 Minuten später den Whirlpool andrehe und das ganze dann bei +99-80°C 15 Minuten stehen lasse. Schmeiße ich dann den Hopfen 5 Minuten vor Start abseihen rein, oder wie handhabt ihr das? Oder selbst wenn es heisst "Minute 0"....dann müsste ich ja direkt danach runterkühlen oder abseihen. Irgendwie ist mir diese doch sehr kurze Kontaktzeit nicht so ganz schlüssig.


Und wieso braut man eigentlich nicht prinzipiell mit einer Nachisomisierungszeit, spart man sich doch etwas Hopfen, was bei großen Suden und/oder Bierstilen (z.B. IPA) schon ein paar Euro sein können?
Deshalb der Threadtitel "Sinn / Unsinn Nachisoisierung...."

LG Dominic
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Alt-Phex
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#2

Beitrag von Alt-Phex »

Die Nachisomerisierung gibt die Zeit an, nach Flame-Out, in der noch Bitterstoffe aus dem Hopfen gelöst werden.
Das betrifft natürlich alle Hopfengaben, nicht nur die Whirlpoolgabe. Angenommen du kochst 90min, und deine
Würze braucht 15min um auf unter 80°C zu kommen, dann werden 15min länger Bitterstoffe aus den Hopfen gelöst.

Gängige Braurechner, wie z.b der Kleine Brauhelfer, berücksichtigen sowas bei der Rezeptentwicklung.
Und natürlich sparst du dadurch auch ein paar Gramm Hopfen.

Unsinnig ist das also ganz gar nicht.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
BrauFuchs
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#3

Beitrag von BrauFuchs »

Die Whirlpoolgabe erfolge natürlich vor dem Andrehen des Whirlpools,sonst setzt sich der Kram ja nicht richtig ab.
Hierzu kann ich aus der Praxis sagen, nach Ende der Kochzeit Stecker raus und dann mind. 5 Minuten Konvektion, sodass ein Andrehen des Whirlpools sich nicht lohnen würde.
Hier warte ich ab bis sich die Konvektion legt und dann die WP-Gabe und dann Andrehen. 10 minuten später abziehen.
Deine Frage is also berechtigt wann man die WP-Gabe macht sofort wenn auf der Uhr 0 Minuten steht oder direkt zum Beginn des Whirpools wo eben noch einige Minuten vergehen können und das bedeutet letztendlich mehr Bittere.

Ich denke jeder sollte die Nachisomerisierung einrechnen und somit auch Hopfen sparen, ob Hobby oder Industrie, deshalb Sinn!

5 Min vor Flame Out bedeutet 5 min volle Isomerisierung bei Siedetemperatur plus Nachisomerisierung, welche bei der Aromagabe 5 min vor Ende bereits berücksichtigt wurde.
Es klingt absurd den Hopfen nur für eine Minute zuzugeben vorallem wenn es teilweise 20-50 g sind. Aber wie wenn man eine Suppe salzt, es wird sofort salzig und das gilt hier auch für das Hopfenaroma.

Gruß
Lukas
maloep
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#4

Beitrag von maloep »

dominicb hat geschrieben: Da alles über +-80°C zusätzliche Bitterung mitbringt, wann genau schmeisse ich denn dann die "Wirlpoolhopfung" als Aromahopfen, rein?
Wenn es Dir nur um das Aroma geht, kannst Du die Würze nach dem Kochen auch auf < 80°C abkühlen lassen und dann erst die Hopfung und den Whirlpool machen (so habe ich das hier schon häufiger gelesen und bei meinen letzten beiden Suden auch gemacht). Die Zeit bis dahin musst Du natürlich als Nachisomerisierung bei den anderen Hopfengaben einrechnen.
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dingenz
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#5

Beitrag von dingenz »

dominicb hat geschrieben:Und wieso braut man eigentlich nicht prinzipiell mit einer Nachisomisierungszeit, spart man sich doch etwas Hopfen, was bei großen Suden und/oder Bierstilen (z.B. IPA) schon ein paar Euro sein können?
Genau das machen viele Hobbybauer in ähnlicher Form auch. Mit VWH in Kombination mit Whirlpoolhopfung (inkl. Nachisomerisierung) lassen sich richtig leckree Biere brauen.
Solche Möglichkeiten machen das selbst brauen imho mit aus.
Ich verwende z. B. ausschließlich Aromahopfen, auch für die Bitterung. Da ist ein VWH auch oft sehr sinnvoll. Ein separater Bitterhopfen-Vorrat lohnt sich für mich einfach nicht. In der Industrie ist das anders.
Viele Grüße
dingenz

Braurechner.de - Frei nutzbare Web-App zur Berechnung verschiedener Kennzahlen, die beim Hobbybrauen benötigt werden.
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Boludo
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#6

Beitrag von Boludo »

Da sind wir mal wieder an dem Punkt, dass man jedes Rezept an die eigene Brauanlage und Vorgehensweise anpassen muss.
Bis wir z.B. in der Gasthausbrauerei die Würze nach dem Whirlpool durch den Kühler gepumpt haben, vergeht schon mal eine knappe Stunde.
Ein 20 Liter Sud ist da wesentlich flotter.
Also müssen wir im Großen eine viel höhere Nachisomerisierung mit einberechnen als im Kleinen und somit das Rezept anpassen.

Stefan
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#7

Beitrag von Pman »

Boludo hat geschrieben:Da sind wir mal wieder an dem Punkt, dass man jedes Rezept an die eigene Brauanlage und Vorgehensweise anpassen muss.
Stimmt! Aber das musste ich auch erstmal lernen... :Bigsmile
dingenz hat geschrieben:Mit VWH in Kombination mit Whirlpoolhopfung (inkl. Nachisomerisierung) lassen sich richtig leckree Biere brauen.
Werde ich demnächst wohl nur noch so machen:
- Die gewünschte Bittere durch die VWH berechnen
- irgendwann ist der Hopfen ausgereizt - länger Kochen oder die Nachisomerisierung macht dann kaum noch was aus
- das Aroma kommt durch die Whirlpoolhopfung
- dabei kühle ich nach Ende der Kochzeit die Würze auf unter 80 °C aktiv ab, gebe den Hopfen dazu und schmeiße den WP an

Pitt
Bis denne,
Pitt.
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#8

Beitrag von Bilbobreu »

Und wer sich hinsichtlich der Auswirkungen der Nachisomerisierung im Unklaren ist, dem empfehle ich folgendes Experiment. Man braue das gleiche Rezept mit einer hohen Whirlpoolgabe (sagen wir mal 50 g mit 12,5% Alpha auf 25 l)
a) indem man die Whirlpoolgabe gleich nach Abschaltung der Heizung bei nahezu 100°C gibt, den Whirlpool macht und dann 15-20 min wartet, bis die Würze auf 80°C abgekühlt ist, und
b) indem man zunächst 15-20 min wartet, bis die Würze auf 80°C abgekühlt ist, dann die Whirlpoolgabe gibt und den Whirlpool macht.
Der Unterscheid in der Bittere wird höchst erstaunlich sein. Ich hab's ausprobiert, wenn auch mehr aus Schusseligkeit :Ahh . Und wenn man diesen Effekt für die eigene Anlage einigermaßen abschätzen kann, dann kann man ihn auch gezielt nutzen. Ich arbeite sehr viel mit hohen Whirlpoolgaben und je nach gewünschter zusätzlicher Bitterung gebe ich diese eben gleich nach Abschaltung oder bei 80°C oder auch dazwischen bei 90°C.

Gruß
Stefan
jemo
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#9

Beitrag von jemo »

Da sollte man sich nicht zu viele Sorgen machen. Im Prinzip müsste auch die Hopfenalterung, also der Verlust an Alphasäure während der Lagerung eingerechnet werden, macht zumindest im Hobbybereich doch kaum jemand.
Viele Grüße,
Jens
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gulp
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#10

Beitrag von gulp »

jemo hat geschrieben:Da sollte man sich nicht zu viele Sorgen machen. Im Prinzip müsste auch die Hopfenalterung, also der Verlust an Alphasäure während der Lagerung eingerechnet werden, macht zumindest im Hobbybereich doch kaum jemand.
Berechnet Beersmith automatisch.

Gruß
Peter
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#11

Beitrag von dominicb »

Herrje bei all den Möglichkeiten, neben all den vielen Rezepten, gibt es mein ein und demselben Rezept schon so viele Möglichkeiten allein durch kleine Änderung der Hopfengabe.....womit habe ich da nur angefangen :puzz :Bigsmile wer soll denn all das Bier trinken. :Smile

Unser Mechaniker in der Firma, er war so nett und hat mir den Rührer gebaut, hatte Recht. Er sagte (O-Ton) "Ich sage dir eins, wenn Du damit anfängst, dann ist das der Anfang vom Ende. Du wirst dann nie wieder in den Laden gehen Bier kaufen weil du ständig selber brauen bist und es eh besser schmeckt". Ich glaube jetzt schon das er Recht hatte mit der Aussage. :puzz

LG Dominic
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Boludo
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Re: Sinn / Unsinn Nachisomisierung (Wirlpool) & Hopfengaben

#12

Beitrag von Boludo »

Einfach machen und brauen und sich am Bier erfreuen, ganz einfach.
Und damit leben, dass man nicht immer alles genau berechnen kann, sondern auch mal ab und zu nach Gefühl arbeiten muss.
So wie ein guter Koch in der Küche.

Stefan
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