Bier fehlt Körper

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Clb
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Bier fehlt Körper

#1

Beitrag von Clb »

Hallo zusammen!

Nachdem dies mein erster Eintrag ist, möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Clemens, ich bin Mitte 30 und im Salzburger Land beheimatet. Seit ca. einem Jahr interessiere ich mich für das Hobbybrauen und ungefähr genauso lang lese ich in eurem sehr informativem Forum mit. Bisher habe ich es auf zwei Sude gebracht, wobei der erste Versuch in Form von Extraktbrauen nicht ganz so ideal lief (ja, auch da kann man Fehler machen...) und mein 2ter zwar schon besser aber auch nicht ganz ideal war. Und zwar versuchte ich mich am Hopfenkochen eines Oktoberbiers mit folgendem Zutaten:

http://www.genussreich-shop.de/epages/6 ... cts/101424

Beim Kochen selber hielt ich mich akribisch an das beiliegende Rezept. Beim Probieren nach erfolgreicher Vergärung (lediglich 4 Tage), Nachgärung (1 Woche) und Reifung (3 Wochen) stellte ich fest, dass das Bier zwar in Summe gut trinkbar ist, aber der Antrunk kaum nach Malz schmeckt und der Körper irgendwie komplett fehlt, der hopfige Nachgeschmack aber wieder passt. Jetzt habe ich mal im Forum recherchiert und hätt folgende Braufehler gefunden, die dafür ausschlaggebend sein könnten:

1) Wallender statt kochender Sud: Mein Kochfeld hat's leider nicht gepackt, den 22l Sud richtig zu kochen, sondern es wallte lediglich im Topf. Ein gemüseartiger Geschmack, der ja dann auftreten sollte, wär mir jetzt aber nicht aufgefallen.

2) Öffnen des Gärbottichs während der Hauptgärung: Neugierig wie ich bin, habe ich doch jeden Tag 2x einen Blick in den Bottich geworfen und ihn dazu geöffnet.

3) Zugabe der Hefe bei zu hoher Temperatur: Aus Zeitmangel hab ich die Hefe bereits bei ca. 35° dem fertigen Sud zugegeben. Überraschenderweise war die Gärung auch bereits nach 4 Tagen komplett durch. Hängt das irgendwie zusammen?

Nachdem ich mich nächstes WE wieder im Hopfenkochen versuchen und dieses Mal ein besseres Ergebnis erreichen möchte, bin ich dankbar für Hinweise woran es jetzt tatsächlich gelegen hat.

SG,
Clemens
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Malzwein
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Re: Bier fehlt Körper

#2

Beitrag von Malzwein »

Ad hoc fällt mir dazu ein, dass möglicherweise nicht genug Wasser verdampft ist, wenn die Kochung nicht ausreichend war. Das bedeutet zwangsweise ein dünneres Ergebnis. Hast du gespindelt? Ohne zu spindeln ist brauen ein Glücksspiel. Eine Spindel ist dringend zu empfehlen, auch bei Extrakt.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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PabloNop
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Re: Bier fehlt Körper

#3

Beitrag von PabloNop »

Clb hat geschrieben:Hallo zusammen!
Wilkommen im Forum. :Smile
1) Wallender statt kochender Sud
Normalerweise reicht wallendes Kochen auch aus. Sprudelnd ist zuviel des Guten.
2) Öffnen des Gärbottichs während der Hauptgärung
Das Öffnen birgt die Gefahr einer Infektion, sollte aber nichts mit dem fehlenden Malzgeschmack zu tun haben. Hast Du deine Stammwürze gemessen? Evtl. war deine Ausbeute einfach schlecht.
3) Zugabe der Hefe bei zu hoher Temperatur
Das ist auch nicht gut, die Hefe produziert dann gerne Fehlaromen. Warte beim nächsten Versuch lieber.
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schloemi
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Re: Bier fehlt Körper

#4

Beitrag von schloemi »

Hallo Clemens,
deine aufgeführten Punkte sollten keinen Einfluss auf das beschriebene Ergebnis haben. Ich habe zwar keine Erfahrungen mit Malzextrakt, kann mir aber nicht vorstellen, dass du Probleme mit DMS bekommen solltest (Gemüseartiger Geschmack).

Hast du denn mit Zucker gearbeitet?
Zur Erhöhung der Biermenge von 25 auf 50 Liter müssen ca. 2,5 Kg. Haushaltszucker zugefügt werden ( entspricht dann aber nicht mehr dem Reinheitsgebot welches besagt : .... nur Malz Wasser Hopfen und Hefe ).
Das könnte zumindest einen fehlenden Körper erklären

Herzlich Willkommen
schloemi

2006 Hobbybrauer
2016 Biersommelier (Doemens)
Dave1987
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Re: Bier fehlt Körper

#5

Beitrag von Dave1987 »

Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum!

Gleich mal vorweg, ich bin "Malzbrauer" und habe auch gleich damit angefangen.
Es kann mehrere Gründe geben, warum das Bier keinen Körper hat. Erstmal kurz zu deinen 3 Punkten:

Punkt 1: Vielleicht hast du einfach die vorgesehene Stammwürze nicht erreicht, weil du nicht so viel Wasser verdampft hast. Hast du denn eine Spindel und hast du mal die Stammwürze und den Restextrakt gemessen?

Punkt 2: Solange du nicht umrührst während der Gärung, kann das nicht die Ursache sein. Wenn du vorsichtig rein schaust, dann passiert da auch nichts. 90% der Hobbybrauer kontrollieren so den Gärfortschritt.

Punkt 3: Das ist in der Tat ungünstig. Nächstes Mal unbedingt vermeiden! Angestellt werden sollte bei der niedrigsten Gärtemperatur, die der Hersteller angibt (bei OG meistens so 16-18°C). Dann fährst du damit ganz gut. Gegen Ende der Gärung kann dann die Temperatur leicht angehoben werden. Du kannst den Sud auch über Nacht abkühlen lassen und am nächsten Tag die Hefe zugeben. Das durch die hohe Anstelltemperatur der fehlende Körper verursacht wird, kann ich mir aber auch nicht so recht vorstellen.

Was mir jetzt ins Auge gesprungen ist, ist die wirklich schlimme Aufforderung auf der Internetseite, bei Erhöhung von 25L auf 50L einfach 2.5 kg Zucker zuzugeben. Der wird einfach zu 100% vergoren und hinterlässt null Geschmack. Dann bekommt man auch ein Bier ohne Körper.
Ansonsten können dir vielleicht noch ein paar Leute helfen, die die Extraktmischung schon benutzt haben.

Grüße
Dave
"Unverhopft kommt oft."
Clb
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Re: Bier fehlt Körper

#6

Beitrag von Clb »

Hallo nochmals!

Wahnsinn, vielen Dank für die umgehenden und guten Hinweise! :thumbsup

Also, Spindel habe ich leider tatsächlich keine verwendet, weil ich gedacht habe, dass das beim Hopfenkochen noch nicht notwendig wäre. Mittlerweile hab ich zwar eine und meine Messung des fertigen Bieres hat jetzt 2 auf der Skala angezeigt, aber recht aussagekräftig wird das auch nicht mehr sein...

Bzgl. Rezept bin ich bei der Variante ohne Zuckerzugabe (also nur Flüssigmalz) für 23 l geblieben. Jetzt ist mir aber noch eingefallen, dass ich nach dem Kochen ca. 3 l Wasser zwecks Kompensation der verdampften Flüssigkeit in den Sud gegeben habe um wieder auf die 23l fertiges Bier lt. Rezept zu kommen. War das falsch?

Hab ich das jetzt richtig verstanden, dass ein wallender Sud ausreicht und sprudelndes Kochen nicht notwendig ist? Ich hab mir nämlich für meinen nächsten Sud noch zusätzlich einen Tauchsieder gekauft, bin aber sicher nicht trauig, wenn ich den nicht verwenden muss..

SG,
Clemens
Dave1987
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Re: Bier fehlt Körper

#7

Beitrag von Dave1987 »

Clb hat geschrieben:
Bzgl. Rezept bin ich bei der Variante ohne Zuckerzugabe (also nur Flüssigmalz) für 23 l geblieben. Jetzt ist mir aber noch eingefallen, dass ich nach dem Kochen ca. 3 l Wasser zwecks Kompensation der verdampften Flüssigkeit in den Sud gegeben habe um wieder auf die 23l fertiges Bier lt. Rezept zu kommen. War das falsch?
Ja, war es leider. Damit hast du den ganzen Sud verdünnt und bist wahrscheinlich unter der beabsichtigten Stammwürze geblieben. Das erklärt den fehlenden Körper. Hast eben ein Leichtbier produziert.
Nächste Mal nach dem kochen die Stammwürze messen und nur verdünnen (mit dem Mischkreuz), falls die Stammwürze zu hoch geraten ist.
Hab ich das jetzt richtig verstanden, dass ein wallender Sud ausreicht und sprudelndes Kochen nicht notwendig ist? Ich hab mir nämlich für meinen nächsten Sud noch zusätzlich einen Tauchsieder gekauft, bin aber sicher nicht trauig, wenn ich den nicht verwenden muss.
Normalerweise reicht wallendes Kochen aus.
"Unverhopft kommt oft."
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afri
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Re: Bier fehlt Körper

#8

Beitrag von afri »

Ich habe mal ein praktisch körperloses Bier gemacht. Hier war die Ursache: ein sehr hoher EVG von 91%. Die Hefe war eine Notti und sie hat alles gegeben. RE habe ich mir nicht aufgeschrieben, aber ich meine mich zu erinnern, dass er bei 1,9° scheinbar gelegen hat.

Ohne Messwerte stochern wir hier im trüben, deine abgelesene 2 wird dann wohl der scheinbare RE sein, kommt ganz in die Nähe von meinen 1,9°P. Nun bräuchten wir nur noch die STW, wenn sie deutlich über 12 läge, hätten wir schon einen Anhaltspunkt.

Fürs nächste Mal also notieren: Messen, messen und messen. Aufschreiben nicht vergessen.
Achim
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Malzwein
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Re: Bier fehlt Körper

#9

Beitrag von Malzwein »

Aber nicht die Spindel in die heiße Würze tauchen, das gibt ein Splitterbier und das dürfen nur Gegner des Kaisers von China trinken.... :Wink
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
Rudiratlos
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Re: Bier fehlt Körper

#10

Beitrag von Rudiratlos »

An der Stammwürze kann es eigentlich nicht liegen:

Bei vergleichbaren Weyermann-Produkten gibt der Hersteller 72-79% Extraktgehalt an. Bei 4,00 kg wären das 2,88 bis 3,16 kg reiner Extrakt. Gelöst in 23,0 Litern Wasser sind das 12-13° Plato. Also eigentlich ganz in Ordnung.
Der scheinbare Endvergärungsgrad läge dann bei den gemessenen 2°P tatsächlich gut über 80%, eher in Richtung 85%, was schon nicht wenig ist.

Was mir noch einfällt:
- Sind die 23 Liter bei 20°C gemessen worden?
- Auf wiel viel IBU wurde wie gehopft?

Edit: Das Zeug ist ganz schön teuer?!
Clb
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Re: Bier fehlt Körper

#11

Beitrag von Clb »

Hallo!

Also gehopft habe ich lt. Rezept 75 Minuten mit 41 Gramm 7,3% Alpha Hopfen um in Summe 30 IBU zu erreichen. Beim Nachschauen hab ich grad gesehen, dass mir die Infoabteilung des Verkäufers auf eine andere Anfrage hin dazu geraten hat den fertig gekochten Sud wieder auf 25 Liter aufzufüllen... :Ahh

Das Malzextrakt ist tatsächlich teuer, aber reines Konzentratbrauen hat mich zu sehr an Packerlsuppe erinnert und für Maischebrauen fehlt der Platz in der Küche.

SG,
Clemens
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Malzwein
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Re: Bier fehlt Körper

#12

Beitrag von Malzwein »

Einkocher, Maischesack, Thermometer und den Nachguss auf dem Herd erhitzen, mehr braucht es nicht zusätzlich zum Gäreimer um mit Maische zu brauen (Stichwort: BIAB). Wenn das nicht passt, ist es natürlich schlecht.
Gruß Matthias

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Rudiratlos
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Re: Bier fehlt Körper

#13

Beitrag von Rudiratlos »

Clb hat geschrieben:... lt. Rezept 75 Minuten mit 41 Gramm 7,3% Alpha Hopfen um in Summe 30 IBU zu erreichen.
Ich komme mit dem Müggelland-Rechner auf um die 35 IBU.
12,5°P, 85% scheinbarer Vergärungsgrad und 35 IBU.
Von den Werten her ist das eher ein Pils, als ein Festbier.
Kann schon sein, dass das dann etwas leer schmeckt. Um das wirklich zu beurteilen fehlt mir aber die Erfahrung beim Extraktbrauen im Allgemeinen und mit dem Weyermann-Extrakt im Speziellen...
Clb
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Re: Bier fehlt Körper

#14

Beitrag von Clb »

Hallo!

Hmm eigenartig, aber ich denke mittlerweile, dass es am Aufgießen mit Wasser am Schluss des Kochens gelegen haben wird. Jedenfalls hab ich jetzt wieder einiges dazu gelernt.

BIAB hab ich mir als nächste Steigerungsstufe auch schon überlegt, aber vorher werd ich noch ein paar Sude mit Hopfenkochen probieren um so mal ein einwandfreies Bier hinzukriegen.

Da bereits nächsten Samstag wieder Brautag angesagt ist, hätt ich gleich noch ein paar Fragen. Ich würde diesmal Micha's OG Märzen ausprobieren und hab dafür folgende Zutaten:

Weyermann Munich Amber Flüssigmalzextrakt
Bio Perle Typ 90 Hopfen (7,6%)
Spalter Select Hopfen (4,6%)
Danster Nottingham Hefe

Das Malzextrakt würd ich im Verhältnis 1:5,1 auf 25 l verdünnen um so auf 12,5 Plato zu kommen. Nachdem ich leider keinen Magnum Hopfen bekommen hab, wär meine Frage, ob ich den weglassen kann? Ich würd dann also 20 g Perle 90 min und 28 g Select 10 min kochen. Kann man eigentlich zum Abkühlen des Suds Kühlakkus hineingeben?

SG,
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hoepfli
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Re: Bier fehlt Körper

#15

Beitrag von hoepfli »

Verbrauche mal den Malzextrakt schnell und fang dann mit richtigem Malz an!
Den Magnum kannst du ersetzen, rechne es dir mit den verschiedenen Hopfenrechnern aus.
Kann man eigentlich zum Abkühlen des Suds Kühlakkus hineingeben?
Wenn du sie irgendwie keimfrei bekommst, für mich wäre dies nichts, aber es wird hier im Forum so einiges gemacht.
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Alt-Phex
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Re: Bier fehlt Körper

#16

Beitrag von Alt-Phex »

Kann man eigentlich zum Abkühlen des Suds Kühlakkus hineingeben?
Nein, bitte nicht machen. Das Plastik ist garantiert nicht Lebensmittelecht und vermutlich
auch nicht Hitzebeständig. Das löst du dir irgendwelche chemischen Stoffe raus.

Wenn du beim brauen bleiben willst, ist ein Eintauch/Würzekühler eine Sinnvolle Anschaffung.
Gibt es schon ab 50,- EUR in Edelstahlausführung. Der ist auch wesentlich effektiver als so
eine "Sole-Kühlung" mit irgendwelchen Kühlelementen.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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