Heidebier

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Hopfenprinz
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Heidebier

#1

Beitrag von Hopfenprinz »

Moin liebe Brauergemeinde,
gerade erst kam ich in den Genuss eines "Fraoch". Die leichte Fruchtigkeit mit angenehmer krautiger Note macht Lust auf mehr - zumal die Heide gerade in voller Blüte steht! Auf meiner Rezeptsuche bin ich nicht wirklich fündig geworden, daher hier mal meine Bitte um "Rezept-Check". Sicher hat hier jemand damit Erfahrung gesammelt.

Angestrebt ist ein "regionales Heidebier", also kein Versuch, sich an ein Fraoch heran zu brauen (was mich allerdings auch nicht stören würde), mit leicht herber Kräuternote, ausgewogener Bitterung und ca. 5% alc.

HG 17 Liter, NG 20 Liter (6,2°dH), AV 32 Liter mit 11,5 °P

5Kg Pale Ale Malz, 0,35 Kg Karamünch II, 0,25 Kg Weizenkaramellmalz = 5,6 Kg

Einmaischen, 56°C - 10 min, 62°C - 40 min, 72°C - 30 min, Abmaischen 78°C

Würze kochen 70min.:
Kochanfang: 45g Hallertauer Tradition (5,7%) = 23 IBU, Heidekraut 100g Blüten(Spitzen) im Hopfensäckchen
5min vor Kochende:
100g Heidekraut Blüten, 30g frische Gagelblätter grob geschnitten im Hopfensäckchen

STW 12,5°P, Gärung mit Danstar Windsor bei ca. 22°C.

Wie lange sollte so ein Bier reifen...
Zuletzt geändert von Hopfenprinz am Mittwoch 31. August 2016, 14:20, insgesamt 3-mal geändert.
Grüße - André

„Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.“
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Shadow Cenobite
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Re: Heidebier

#2

Beitrag von Shadow Cenobite »

Servus,
was die Lagerung angeht würd ich ganz normal verfahren. Wie du es sonst auch gewohnt bist. Oder, du probierst nach der Gärung, die Abfüllung ohne Zwischentanklagerung. Stellst also das auf gespeiste Jungbier eine Woche bei 25-30 Grad an einen warmen Ort und noch 2 Wochen danach an eine kalten Platz mit max. 5 Grad. Was teil zwei deiner Frage angeht, würd ich dir raten trockne den Gagel schonend. Und gibt dann den getrockneten Gagel 10 min vor Kochende in einem Säckchen der Würze zu. Durch die Trocknung intensivierst du nämlich das Aroma, sprich ein Teelöffel Gagel entspricht dann 5 Blättern ungetrocknet. So würde ich auch beim Heidekraut verfahren, und die Blätter zerbrösseln eh beim trocknen. Hoffe das war hilfreich und viel Spaß beim ein brauen.
Dampfbier besteht aus Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe. Und einem gutem Schuss Dampf in die Mischung.
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Hopfenprinz
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Re: Heidebier

#3

Beitrag von Hopfenprinz »

Danke für die Rückmeldung! Mit Heidekraut gibt es hier wohl noch nicht so viel Erfahrung. Ich bin mir eben sehr unsicher bezüglich der Mengen und der Kochdauer. Dass ich die Kräuter vorm Kochen erst trocknen sollte, ist mir nicht einleuchtend. Momentan kann ich alles frisch verarbeiten.

Ich stand heute im Heidekraut und dachte mir, ich starte morgen mal einen Versuch nach obigen Rezeptentwurf. Umgehend habe ich eine Tüte "lila Unkraut" abgeerntet, die morgen in den Sud wandert.
Grüße - André

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tauroplu
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Re: Heidebier

#4

Beitrag von tauroplu »

Recht so, nich lang schnacken, einfach machen und selbst Erfahrungen sammeln. Das muss nicht immer zu negativen Ergebnissen führen.
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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docpsycho
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Re: Heidebier

#5

Beitrag von docpsycho »

Gude,

bitte berichte von deinem Brauversuch, da mich Gagel als "Hopfenvorläufer" durchaus interessiert.

Grüße, der Doc
Setup: 3,5kw Caso-Induktionsplatte, 36l Brewferm-Topf, 38l Schengler-Thermoport mit Läuterhexe, Kühlspirale, Themperaturgesteuerte Gärkammer.

Die Brausportgruppe e.V. Rhein-Main

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Hopfenprinz
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Re: Heidebier

#6

Beitrag von Hopfenprinz »

so, der Sud kühlt gerade ab. Kurzes Update:
je 100g frisches Heidekraut im Säckchen
je 100g frisches Heidekraut im Säckchen
P1060123.JPG (173 KiB) 4023 mal betrachtet
Ich habe dann mal ein Gagelblatt zerkaut, kam mir recht herb und ähnlich bitter wie Hopfen vor. Ich habe alles an Blättern abgezupft, was ich den jungen Pflanzen zumuten mochte, letztlich 30g.
P1060124.JPG
P1060124.JPG (166 KiB) 4023 mal betrachtet
Den Gagel grob zerkleinert:
und ab zur Heide ins Säckchen
und ab zur Heide ins Säckchen
P1060125.JPG (174.5 KiB) 4023 mal betrachtet
Das zweite Säckchen habe ich dann 5min mit gekocht und eine kleine Geschmacksprobe gezogen. Diese kam mir schon recht aromatisch vor, ebenso der Duft nach Versenken des Gagels. Auf die Aromahopfung habe ich zu Gunsten des Gagels ganz verzichtet. Das Rezept habe ich oben entsprechend geändert.
Heide nach dem Kochen
Heide nach dem Kochen
P1060126.JPG (173 KiB) 3956 mal betrachtet
Der Inhalt der Säckchen nach dem Abkühlen (links 70 min, rechts 5 min Kochzeit). Das Heidekraut ist beim Kochen nicht zerfallen und danach samt Säckchen auf den Topfgrund gesunken. Nächstes Mal schneide ich die Heide etwas klein und koche es ohne Säckchen wie Hopfen einfach mit.

Die Danstar Windsor steht zum Anstellen bereit. Ich hoffe, in ein paar Wochen einen Verkostungsbericht geben zu können. Bis dahin wartet noch die Steuererklärung. :YLType
Zuletzt geändert von Hopfenprinz am Mittwoch 31. August 2016, 16:45, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße - André

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Re: Heidebier

#7

Beitrag von bierhistoriker.org »

viewtopic.php?f=17&t=8290&hilit=heather+ale

In dem ersten Thread sind jede Menge links zu anderen Threads zu diesem Thema.

Gruß

Jürgen
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Re: Heidebier

#8

Beitrag von Hopfenprinz »

Ja, das habe ich damals auch gelesen und mir Gagelpflanzen bestellt.

Was mir hauptsächlich fehlt, ist die Sache mit Menge und Kochdauer der Heide und des Gagel. Ich dachte mir, vielleicht hat hier jemand schon mal mit Heide gebraut...

Ist jetzt eh egal - der Sud ist durch.
Grüße - André

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Hopfenprinz
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Re: Heidebier

#9

Beitrag von Hopfenprinz »

So, Nachgärung ist durch und ich habe mal eine Flasche aufgemacht.

Zum Gärverlauf muss ich anmerken, dass die Gärung zunächst bei einem recht niedrigen Vergärungsgrad (SVH 71%) hängen geblieben ist. Ich habe das erstmal auf die Hefe geschoben, bei der Windsor passiert das wohl häufiger mal. Ich habe dann die Nottingham zugeführt, hat aber fast nichts gebracht - SVG 73% - dann habe ich abgefüllt.

Der Sud hatte bei der Abfüllung einen leicht säuerlichen Geruch, war sehr trüb, das Jungbier schmeckte aber eher "bitter-süß" mit interessanten, neuartigen, etwas fremd wirkenden Bitternoten, sodass ich mir über eine Infektion keine Gedanken mehr machte. Karbonisierung erfolgte durch Speise auf 4g CO2/Liter.

Die erste Probeflasche fällt beim Geschmackstest wesentlich positiver aus, als bei der Abfüllung "befürchtet". Die intensive Bitterkeit es Jungbieres, die sicherlich auf die Gagelwürzung zurückzuführen lässt, ist in den wenigen Tagen schon recht schnell in den Hintergrund getreten. Das Bier wirkt im Antrunk und in der Nase recht fruchtig mit leichten Noten von Hagebutte und Honigmelone (Malzmischung, Heide und Hefe !?). Danach kommt eine leichte Kräuternote, etwas grasig, das schiebe ich auf das Heidekraut. Die Bitterung ist jetzt eher leicht, hat jedoch nichts vom Hopfen. Der Gagel spricht im Abgang eine andere Sprache der Bitterung, die Zunge wird in etwas anderen Bereichen "gekitzelt" und zieht ganz leicht mit krautigen Aromen nochmal in den hinteren Nasenbereich. Keine Hopfenblume - Uromas Hexenkraut!

Erstes Fazit: Trotz aller Widrigkeiten bezüglich der Rezeptfindung ein interessantes, durchaus leckeres Heide-Ale - geht geschmacklich Richtung Gruit. Recht fruchtige Noten, interessante Bitterung, für mich durchaus angenehm. Für intensivere Aromen dürfte es wohl etwas mehr Kraut sein, ist halt die Frage, was sich davon in Zukunft noch auslagert (habe gelesen, die Biere sollte man möglichst frisch trinken). Karbonisierung finde ich gelungen, Schaumstabilität ist schlecht, Trübung ist sehr hoch. Leider ist die erste Flasche schon leer!

Zweites Fazit: Es ist der 06. Oktober (rechnen müsst Ihr selbst), das "Bier" ist gut ausgelagert. Farbe ist schön bernsteinartig und fast klar. Hefe liegt gut unten am Flaschenboden. Das Getränk kommt alles in allem etwas >geschmeidiger< daher, wobei die Bitternoten zwar leicht abgeschwächt, aber immer noch recht "exotisch" wirken. Das, was man von Hopfenbittere kennt, wird man bei diesem Bier vermissen - sofern man danach sucht. Das Gebräu hat nach wie vor ein blumiges, Hagebutten/melonig ähnliches Aroma, wobei sich wenig Bitternoten im Abgang bemerkbar machen.
Das Bemerkenswerte ist für mich, dass sich ganz leicht - angenehm wahrnehmbar - nach dem Abgang leichte Kräuternoten bis vorn auf die Zunge legen. Sowas habe ich noch bei keinem anderen "Bier" geschmeckt. Das Theater mit dem Gagel scheint sich echt zu lohnen, zumal ich die Tastatur :YLType immer weniger zu beherrschen vermag. Das Kram soll ja leicht giftig sein :puzz
Zuletzt geändert von Hopfenprinz am Freitag 7. Oktober 2016, 00:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Heidebier

#10

Beitrag von chaos-black »

Dankeschön fürs experimentieren und abtippen :) Lass es dir schmecken! :Drink
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Re: Heidebier

#11

Beitrag von Bieryllium »

Hier und an diversen anderen Stellen kann man als groben Richtwert 100gr Heidekrautblüten mitkochen und 100gr nach der Hauptgärung für 25+ Liter herauslesen.
Wie intensiv schmeckt das dann auf einer Skala von 1(nicht wahrnehmbar) bis 10(überlagert alles andere)?
Grüße aus Nürnberg!

Euer Christopher
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Re: Heidebier

#12

Beitrag von chaos-black »

100g für 20 min kochen gibt würde ich sagen eine 6 auf deiner Skala. Allerdings hab ich da getrocknete Blüten verwendet.
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Re: Heidebier

#13

Beitrag von §11 »

Kann folgendes historisches beitragen
Haidekraut- Bier ,
wird aus erica vulg. hin und wieder, z. B. auf den
Hebriden -Inseln , von 2 Theile summitat. eric. vulg .,
1 Theil Malz und etwas Hopfen gebraut.
aus Das Bier in geschichtlicher , chemischer , medizinischer , chirurgischer und diätetischer Beziehung , Gust. Hopff 1846
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Re: Heidebier

#14

Beitrag von Bieryllium »

Dankeschön!
Wie darf man "Theile" verstehen? Ist es eine Volumenangabe?
Grüße aus Nürnberg!

Euer Christopher
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Re: Heidebier

#15

Beitrag von §11 »

Bieryllium hat geschrieben: Mittwoch 30. September 2020, 23:52 Dankeschön!
Wie darf man "Theile" verstehen? Ist es eine Volumenangabe?
Ich würde es als Teile auffassen, also als Verhältnis
„porro bibitur!“
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