Klonbierrezeptentwicklung

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Carbid!
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Klonbierrezeptentwicklung

#1

Beitrag von Carbid! »

Moin,
als Anfänger hat man zwar viele Ideen, aber kann sich leider manchmal auch nicht mit einer SuFu helfen, weil man die tiefgreifenden Infos aus einigen Threads einfach (noch) nicht versteht.
Vor ein paar Jahren hat mich im Urlaub ein Bier einer kleineren örtlichen Brauerei überhaupt in diese (Bier)Welt (zurück)gebracht, vorher gab es (seit meine Jugend mit Sturm-, Drang- und Experimentierphasen dahingegangen war) nur noch "Nebenbeikonsum" von Bier (Musikerschicksal :Smile ).
Nun ist dieses eine Bier immer noch mein absolutes Lieblingsbier (vom selbstgebrauten natürlich abgesehen) und ich würde gerne ein Bier brauen, das in dieser Richtung schmeckt.
Allerdings will ich jetzt keine Schleichwerbung machen, ich weiß auch nicht, ob solche Werbung hier erwünscht ist.
Daher einfach nur eine prinzipielle Frage nach dem grundsätzlichen Angehen eines selbstgebrauten Klonbieres:
Gibt es eine Möglichkeit, den Geschmack eines Bieres soweit zu analysieren, dass man ein möglichst ähnliches Bier herstellen kann?
Also eine Schüttung, Rasten, Hopfen und Hefe so zusammenstellen, dass man in die Nähe kommt?
Kann man anhand der Wasserwerte auch das Brauwasser so beeinflussen, dass es dazu passt?
Oder ist das unmöglich bzw. ein sinnloses Unterfangen oder eine Sisyphus-Arbeit, die nicht lohnt?
Wie würde ein erfahrener Brauer an die Aufgabe gehen - oder die Finger davon lassen?
Vielleicht ist die Idee auch typisch anfängerhaft, dann möge man mir verzeihen.
VG
Carsten
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Tozzi
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#2

Beitrag von Tozzi »

Hallo Carsten,

was Du vorhast, ist für einen Anfänger sicherlich sehr schwierig, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.
Unmöglich ist es aber nicht.
Du musst halt erst mal ein Gefühl entwickeln, für die Parameter, die Du selber angesprochen hast.
Wie wirken sich die Rasten aus, welchen Geschmack bringt welches Malz und welcher Hopfen ins Bier, welche Hefe, wie wirkt sich das Wasser aus, und so weiter.
Du kannst ja versuchen, Dich "ranzutasten", das dürfte mit einiger Frustration verbunden, aber auch sehr lehrreich sein, und manche Überraschung mit sich bringen, positiv wie negativ.
Um welches Bier geht es denn? Vielleicht gibt's ja schon ein Rezept dafür und ich bin mir sicher, Du bekommst hier die richtigen Tipps um Dich auf den richtigen Weg zu bringen.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Alt-Phex
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#3

Beitrag von Alt-Phex »

Du kannst hier ruhig Brauerei und Biersorte nennen, das ist überhaupt kein Problem.
Dann könnte man schonmal den Bierstil einkreisen und evt. findet man ja weitere
Parameter zu dem Bier. Stammwürze, Hopfensorte, oder- oder untergärig usw.
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Carbid!
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#4

Beitrag von Carbid! »

Danke erstmal für die Antworten.
Dass die Idee für einen Anfänger schwer bis unmöglich ist, davon bin ich schon ausgegangen.
Es handelt sich um das Apoldaer Tradition, hier der Link: http://www.vereinsbrauerei-apolda.de/pr ... -tradition
Ich hatte schon mal die Brauerei angemailt, weil ich einfach neugierig war, natürlich ging ich davon aus, dass ich aus Geheimhaltungsgründen keine Antwort bekomme.
Aber netterweise hat mir der Braumeister geantwortet, wenn auch für mich (natürlich) zu allgemein:
1.) Pilsener Malz, Münchner Malz, Rotmalz, Karamelmalze, Aromamalze.
2.) Bitterhopfensorten aus Elbe-Saale Gebiet (Herkules und Magnum)
3.) Untergärige Hefe (Stamm W 34)
Auf untergärige Hefe war ich auch selbst schon gekommen, die Malzmischung scheint mir aber recht üblich zu sein.
Kennt das Bier vielleicht jemand und hat eine Idee?
Im Moment kann ich natürlich selbst nur obergärig brauen, aber das wäre ja mal ein Ziel... :Wink
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Tozzi
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#5

Beitrag von Tozzi »

Na, das ist doch schon mal viel besser als nichts! :thumbup
Die Kunst besteht halt jetzt darin, die Malzmischung "richtig" hinzukriegen.
Da haben andere hier sicherlich bessere Tipps für Dich, so dass ich mich da nicht aus dem Fenster lehnen werde.
Leider kenne ich das Bier auch nicht.
Allzu schwierig wird das aber nicht werden, schon gar nicht "unmöglich". Wirst Dich dann halt rantasten müssen.
Klingt auf jeden Fall nach einem guten Bier, mal sehen ob ich das hier irgendwo bekomme.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Kurt
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#6

Beitrag von Kurt »

Ich würde mal mit dem Rezeptkalkulator der Müggelland Brauerei Seite an die Sache rangehen. Rotmalz ist kryptisch, vielleicht ist hier Carared gemeint oder Melanoidin. Caramalze ist ja Plutal. Caramünch wäre aus meiner Sicht sinnvoll. Vielleicht ist noch Carahell oder Carapils drin. Aromamalz ist wieder kryptisch. Vielleicht Caraaroma? Mit Carared und Caraaroma hätte man zwei Caramalze, die dann halt quasi doppelt aufgezählt werden. Ich würde schütten: 5% Carared,2% Caraaroma, 10-20% Münchner und den Rest Pilsener. 25 IBU.
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schlupf
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#7

Beitrag von schlupf »

Es gibt doch auch rotes Basismalz,oder? Ich würde jetzt denken, dass der Braumeister eher das meint, wenn er es getrennt von Karamalz aufzählt.
Könnte eigentlich mit Aromamalz auch Melanoidinmalz gemeint sein?

Viele Grüße
Sebastian
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Kurt
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#8

Beitrag von Kurt »

Ich glaube wirklich, das Malze doppelt aufgezählt werden. Kein vernünftiger kommerzieller Brauer* macht freiwillig eine Schüttung aus 7(!) Malzen.

*in Deutschland :)
Zuletzt geändert von Kurt am Mittwoch 12. Oktober 2016, 12:55, insgesamt 2-mal geändert.
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schlupf
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#9

Beitrag von schlupf »

Beavertown Smog Rocket enthält 9
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Carbid!
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#10

Beitrag von Carbid! »

Danke, dass Ihr Euch solche Gedanken macht.
Hat auch jemand eine Idee, wie man die Hopfengaben angehen müsste?
VG
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Kurt
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#11

Beitrag von Kurt »

Herkules und magnum sind beides Bitterhopfen. Ich würde sie zu gleichen Teilen in der Bittergabe einsetzen um auf 25 IBU zu kommen. Evtl. den Herkules in die Vorderwürze.
Mein Vorschlag für 20 Liter:

3200 g Pilsner Malz
600 g Münchner Malz
300 g Carared
100 g Caraaroma

7 g Herkules in die Vorderwürze
7 g Magnum zu Kochbeginn

90 Minuten Kochen, abkühlen auf Anstelltemperatur (12-15°C)
Vergären mit der W34/70 bei 12°C, 5 g/L CO2.
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philipp
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#12

Beitrag von philipp »

@Kurt: Würde ich so unterschreiben.
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

Im alten Forum als 'rattenfurz' bekannt gewesen.
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Carbid!
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#13

Beitrag von Carbid! »

Hallo zusammen,

ich möchte hier mal die Rückmeldung zum ersten Versuch geben.
Nach meinen bisher gemachten Erfahrungen und Eingabe der vorgeschlagenen Werte in den Müggelland-Rechner habe ich das Rezept etwas angepasst, um die Farbe, die Stammwürze und meine Geschmackserinnerung noch besser zu treffen.
3300g Wiener Malz
600g Müncher Malz
300g Carared
100g Caraaroma
100g Carahell

7g Herkules 15,8% (Vorderwürze)
6g Magnum 13,9% 90min bei 90min Gesamtkochzeit

Einmaischen 62°
1. Rast 10min 57°
2. Rast 45min 63°
3. Rast 30min 78°

Gebraut am 10.12. mit 13,2°P (angepeilt 12,4°P)
Abgefüllt am 26.12. mit 4,0°P

Am 9.1. verkostet und für so ähnlich befunden, dass ohne den direkten Vergleich (muss ich wohl mal wieder kaufen) keine weitere Anpassung möglich scheint.
Am 14.1. von Freunden als ihr bisheriges Lieblingsbier bezeichnet worden.

Vielen Dank nochmal an alle, die mir geholfen haben.
Es ist schön, dass es ein so kompetentes Forum gibt.

VG
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Re: Klonbierrezeptentwicklung

#14

Beitrag von Kurt »

Cool, danke für die Rückmeldung!
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