Rezept unklar!?

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
Antworten
Anton84
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 29
Registriert: Freitag 26. August 2016, 15:37

Rezept unklar!?

#1

Beitrag von Anton84 »

Hi, ich habe das Buch von Horst Dornbusch - "Die Biersorten der BRAUWELT".
Ich bin verwirrt, da die Rezeptangaben für mich (als fortgeschrittener Anfänger) bei jedem Rezept etwas unklar sind:

1.) Am Anfang eines Rezepts steht immer als Überschrift "20 Liter bei 80% Sudhausausbeute" und dann folgen die Zutaten.
Bedeutet das, dass ich am Ende dieses Rezepts bei 80% Ausbeute 20 Liter fertiges Bier bekomme ?
2.) Von einem Vor- und Nachlauf ist nicht die Rede: Wieviel Liter muss ich in meinem Einkochautomat im Vorlauf machen und im Nachlauf ?
Wenn ich von einer realistischen Ausbeute von 70% ausgehe - muss ich dann die 20 Liter skalieren - also 20 Liter * 1,3 = 26 Liter im Vorlauf kochen oder ist das Gesamt ?? Und dann einfach den Nachlauf so lange laufen lassen, bis der Einkocher fast voll ist ?
3.) Ich weiß nicht bei wieviel Wasser die Zutaten bemessen sind - es gibt ein Pale Ale Rezept mit insges. 2,9kg Malz und ca 50g Hopfen. Das ist doch viel zu wenig an Zutaten ? Muss ich die dann auch mit 1,3 skalieren, also z.B. 2,9kg Malz * 1,3 = 3,8kg ? Beim letzten Mal habe ich 4kg Malz in 14,5 l im Vorlauf gebraut und mit 13,5 l angeschwänzt. Danach 90g Hopfen gekocht. Bier liegt jetzt beim Reifen im Kühlschrank. Stammwürze von 11,5 P habe ich mit 11,8 fast getroffen. Restextrakt ist allerdings zu hoch 5,9 P (sollten laut Rezept 2,5 sein).

Ich ärgere mich, da die Rezepte interessant sind, ich jedoch nicht verstehe wie ich die Menge an Zutaten und Wasser auf meinen Einkochautomaten (30 l) umrechne :Mad2
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: Rezept unklar!?

#2

Beitrag von Boludo »

Diese Rezepte eignen sich meiner Meinung nach ganz gut zur Inspiration bzw als grobe Vorgabe.
Dass die mal genau so gebraut wurden, glaub ich ehrlich gesagt nicht, die sind wohl eher am Schreibtisch entstanden. Pauschal 80% Ausbeute ist auch so ne Sache, da merkt man schon, dass was faul ist.
Such lieber was schickes was auch wirklich schon gebraut wurde, z.b. bei Maischemalzundmehr.de

Einen Vorlauf und einen Nachlauf gibt es übrigens beim Schnapsbrennen und nicht beim Bierbrauen. Du meinst vermutlich Haupt- und Nachguss. :Greets
Prinzipiell musst Du jedes Rezept an Deine Anlage und Vorgehensweise anpassen, vor allem den Nachguß.


Stefan
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9364
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Rezept unklar!?

#3

Beitrag von §11 »

Anton84 hat geschrieben:Hi, ich habe das Buch von Horst Dornbusch - "Die Biersorten der BRAUWELT".
Ich bin verwirrt, da die Rezeptangaben für mich (als fortgeschrittener Anfänger) bei jedem Rezept etwas unklar sind:

1.) Am Anfang eines Rezepts steht immer als Überschrift "20 Liter bei 80% Sudhausausbeute" und dann folgen die Zutaten.
Bedeutet das, dass ich am Ende dieses Rezepts bei 80% Ausbeute 20 Liter fertiges Bier bekomme ?
2.) Von einem Vor- und Nachlauf ist nicht die Rede: Wieviel Liter muss ich in meinem Einkochautomat im Vorlauf machen und im Nachlauf ?
Wenn ich von einer realistischen Ausbeute von 70% ausgehe - muss ich dann die 20 Liter skalieren - also 20 Liter * 1,3 = 26 Liter im Vorlauf kochen oder ist das Gesamt ?? Und dann einfach den Nachlauf so lange laufen lassen, bis der Einkocher fast voll ist ?
3.) Ich weiß nicht bei wieviel Wasser die Zutaten bemessen sind - es gibt ein Pale Ale Rezept mit insges. 2,9kg Malz und ca 50g Hopfen. Das ist doch viel zu wenig an Zutaten ? Muss ich die dann auch mit 1,3 skalieren, also z.B. 2,9kg Malz * 1,3 = 3,8kg ? Beim letzten Mal habe ich 4kg Malz in 14,5 l im Vorlauf gebraut und mit 13,5 l angeschwänzt. Danach 90g Hopfen gekocht. Bier liegt jetzt beim Reifen im Kühlschrank. Stammwürze von 11,5 P habe ich mit 11,8 fast getroffen. Restextrakt ist allerdings zu hoch 5,9 P (sollten laut Rezept 2,5 sein).

Ich ärgere mich, da die Rezepte interessant sind, ich jedoch nicht verstehe wie ich die Menge an Zutaten und Wasser auf meinen Einkochautomaten (30 l) umrechne :Mad2
1.) Normalerweise ist die Menge der Ausschlagwuerze ausschlaggebend fuer die SHA
2.) Ich wuerde mal vom Standard ausgehen und ein helles Bier 1:4 und ein dunkles 1:3 einmaischen. Nachguesse dann bis du deine Zielstammwuerze erreichst. Also wenn du zum Beispiel 10% Verdampfung hast, schwaenzt du ueber bis du 10% unter deiner angestrebten StW bist Nach dem Kochen bist du dann exakt bei der StW.
3.) Das kannst du dir uber die SHA rueckwaerts ausrechnen. Wenn du mehr Malz benoetigst um zB 20l mit 12P zu Machen, dann ist deine SHA eben nicht 80%

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
Bierjunge
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3452
Registriert: Mittwoch 28. Oktober 2009, 15:54

Re: Rezept unklar!?

#4

Beitrag von Bierjunge »

Jan hat eigentlich schon alles geschrieben. Nur noch ein paar Ergänzungen:

Volumenmäßiges Nadelöhr ist bei Dir der Einkocher (30 l) beim Würzekochen.
Ich schätze mal ins Blaue, dass Du da 28 l hineinbekommst, damit das nicht gleicht überkocht, und wenn davon 10% beim Kochen verdampfen, bleiben VOR dem Ausschlagen ca. 25 l übrig. Für die Verdampfung solltest Du aber bald Erfahrungswerte entwickeln.
Mit diesem Volumen, der angepeilten Stammwürze und der abgeschätzten Ausbeute (ebenfalls ein Erfahrungswert, den Du entwickeln musst) kann man dann ermitteln, wieviel Schüttung Du brauchst. Ein Beispiel: Für 25 l mit 12°P bräuchtest Du bei einer angenommenen Ausbeute von 70% ca. 4,3 kg Malz.

Jan hat schon geschrieben, dass Du das dann in einem vernünftigen Verhältnis maischst (z.B. 1:4, also mit ca. 17 l Hauptguss, das passt locker in den Einkocher) und so lange nachgießt, bis Du die Ziel-Stammwürze VOR Kochen erreicht hast, also z.B. 10,8°P, damit bei 10% Verdampfung am Ende 12°P herauskommen.

Jetzt zum Hopfen: Sobald Du die Würze in der Pfanne hast und deren genaue Menge kennst, kannst Du mit den gängigen Online-Tools ausrechnen, wieviel Hopfen Du für die angepeilte Bitterung letztendlich geben musst. Ein wenig kritisch wäre dabei nur eine Vorderwürzehopfung, wenn man schon Hopfen geben muss, aber noch nicht weiß, ob man die angepeilte Ausbeute auch tatsächlich erreichen wird. Notfalls muss man dann, wenn bei schlechter Ausbeute weniger Würze als geplant in der Pfanne gelandet ist, die Bitterhopfung entsprechend reduzieren. Da ist dann schnelles Rechnen angesagt...

Moritz

Edit: Für den Anfänger ist das alles fürchterlich aufregend. Irgendwann macht man aber, vor allem wenn man seine Anlage näher kennt, diese paar Berechnungen während des Aufheizens im Vorbeigehen mit links. Erfahrung ist alles!
Antworten