Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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rotespony
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Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#1

Beitrag von rotespony »

Hey Leute,

nachdem meine ersten IPA-Sude zwar gut geworden sind, aber meist nicht ganz so aromatisch wie erhofft, möchte ich es gerne am Wochenende mit einem Single Hop IPA versuchen. Ich hatte bisher bei meinen IPAs meist auch das Problem, dass die Bittere das Aroma übertroffen hat. Das mag wohl vor allem an meinen Anfängerskills liegen, aber ggf. auch an der falschen Rezeptauswahl.

Könnt ihr mir Rezepte für ein gutes Single Hop IPA empfehlen, mit denen ihr gute Erfahrungen gemacht habt?

Danke für Eure Tipps :Drink
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Boludo
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#2

Beitrag von Boludo »

Was hast Du denn bis jetzt genau gemacht?
Wie hast du gestopft?
Ist Dein Wasser für so viel Hopfen geeignet?

Stefan
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Kurt
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#3

Beitrag von Kurt »

Von den sehr guten Hinweisen von Boludo abgesehen sind Simcoe und Centennial jeweils sehr gut geeignet für ein single hop IPA.
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chaos-black
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#4

Beitrag von chaos-black »

Single Hop is natürlich nett wenn man die Hopfensorten kennen lernen möchte. Wenn du zuwenig Aroma hattest, achte darauf dass etwa 2/3 der eingetragenen Bitterkeit in den letzten 10min beim Kochen ins Bier kommt, dann gerne noch so 3-5g/L in den Whirlpool bei 80°C für 30min und nochmal die gleiche Menge für 3-6 Tage stopfen. :) Wird schon :)

Ist zumindest für meinen IPA Geschmack sehr angenehm und so gehe ich bei den meisten IPAs vor.
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rotespony
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#5

Beitrag von rotespony »

chaos-black hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2017, 13:26 Single Hop is natürlich nett wenn man die Hopfensorten kennen lernen möchte. Wenn du zuwenig Aroma hattest, achte darauf dass etwa 2/3 der eingetragenen Bitterkeit in den letzten 10min beim Kochen ins Bier kommt, dann gerne noch so 3-5g/L in den Whirlpool bei 80°C für 30min und nochmal die gleiche Menge für 3-6 Tage stopfen. :) Wird schon :)

Ist zumindest für meinen IPA Geschmack sehr angenehm und so gehe ich bei den meisten IPAs vor.
Danke für die super Tipps! Wie viel g/L empfiehlst du denn nach wie viel Minuten während des Kochens beizugeben, um eine ausgewogene Bittere zu erhalten? Kochzeit hatte ich idR immer 90 min.

Ist es außerdem wichtig, dass die Würze vor dem Start des Whirlpools so weit runtergekühlt ist? Habe bisher meist so 15min nach dem Kochen gewartet bis zum Whirlpool. Dann war ich bei knapp 90 Grad. Am besten noch länger warten, bevor ich den Whirlpool starte?

Danke!
rotespony
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#6

Beitrag von rotespony »

Danke schon mal für die Erste Hilfe!
Boludo hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2017, 13:04 Was hast Du denn bis jetzt genau gemacht?
- 70-90 min Kochzeit
- ca. 0.5 g/L Bitterhopfen (~10% Alpha) nach 10 min Kochen
- ca. 0.5 g/L Bitterhopfen (~10% Alpha) nach der Hälfte des Kochens
- ca. 1 g /L 10 min vor Kochende
- ca. 2 g/L in den Whirlpool -> Start bei ca. 92-90 Grad. Dann für 15min Whirlpool. Dann ablassen und über Spirale kühlen
Boludo hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2017, 13:04 Wie hast du gestopft?
Da ich noch nicht mit KEGs arbeite, bisher nur im offnen Gärbottich, mit ca. 2g/L nach 3-4 Tagen der HG beigegeben. Ich weiß, dass hier viel verloren geht, da der Bottich offen ist, aber bisher habe ich keine bessere Möglichkeit gefunden. Das macht aber wahrscheinlich viel aus?
Boludo hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2017, 13:04 Ist Dein Wasser für so viel Hopfen geeignet?
Wie sollte das Wasser denn für so viel Hopfen am besten sein? Ich nehme das städtische Leitungswasser mit 7.6 pH und 13.9 dH. Dazu gebe ich ca. 100g Sauermalz auf ca. 25 Liter Hauptguss
DerDallmann

Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#7

Beitrag von DerDallmann »

Ich würde noch eine Gabe bei 5 Minuten und bei Flameout, je 1 gr/l, machen.
Whirlpool 2 gr/l is ok, aber bei unter 80°, nicht 90-92°.
Stopfen würde ich ein IPA mindestens mit 4 gr/l, eher 5-6!

Dann klappt das auch mit der Fruchtigkeit! :)
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chaos-black
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#8

Beitrag von chaos-black »

Dazu empfehle ich dir die wundervolle Rezeptkalkulationssoftware "Kleiner Brauhelfer" zu benutzen, die der Forenuser Gremmel freundlicherweise gebastelt hat und zur Verfügung stellt. Da kann man dann einstellen, wieviel % des Hopfens in welcher Gabe enthalten sein soll und der spuckt dir dann eine entsprechende Grammzahl der jeweiligen Gabe aus. Dabei muss man aber beachten, dass man einstellen kann ob die % der Hopfengabe sich auf Gewicht oder IBU beziehen, ich persönlich finde IBU für meine Kalkulationen sinniger.
Bitterkeit steht auch immer in einem Verhältnis zur Restsüße, wenn dein Bier also süßer ist, verträgt es mehr IBU bevor es stark bitter wirkt (ist die Bittere sehr gering kann es entsprechend süß bis pappig süß wirken). Mein Standard IPA z.B. hat 15,5°P und 70 IBU. Ich mags aber auch eher bitterer und bin daher gerade dabei die Rastführung und Schüttung anzupassen, dass es am Ende einen geringeren Restextrakt hat und daher die Bittere ein bisschen stärker zum Vorschein kommt.
Die Kochzeit von 90min ist schon in Ordnung.
Wennn du deine Whirlpoolgabe bei höheren Temperaturen als 80°C machst können auch noch Teile der Alphasäure in dem Whirlpoolhopfen isomerisieren (also heruntergebrochen zu schmeckbaren Bitterstoffen werden). Man sagt so ab 80°C abwärts isomerisiert nichts mehr, auch wenn trotzdem Hopfen auch bei kalten Gaben noch Bittere eintragen kann, aber das ist eine andere Geschichte und vlt ist das dann auch alles einfach ein bisschen viel für den Einstieg :D ). Und dann noch wichtig damit die Bitterkeit stimmt: Trage im Kleinen Brauhelfer deine Nachisomierisierungszeit richtig ein, das ist die Zeit die du brauchst bis dein Sud auf 80°C herunter ist. Sonst hast du unter Umständen wieder ein viel bittereres Ergebnis als geplant (und es reicht leider nicht den Hopfen z.B. in einem Sächcken herauszunehmen, da die Alphasäure recht schnell in die Flüssigkeit übergeht und dann isomerisieren kann).

Ich bin übrigens kein Fan von offener Vergärung, sofern die Umgebung nicht kontrolliert ist. Da hast du meiner Einschätzung nach ein hohes Potential für Infektionen, insbesondere mit Kahmhefen die sich über die sauerstoffhaltige Luft an der Bieroberfläche freuen.

//EDIT: Achso, meine bisherige Standardrezeptur kannst du z.B. hier gerade mit der Hopfensorte Callista lesen und dann einfach in den kleinen Brauhelfer eintippen und verändern wie es dir gefällt: http://brauerei-flaschenpost.de/2017/04 ... /#more-224
Zuletzt geändert von chaos-black am Mittwoch 5. Juli 2017, 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Fuji
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#9

Beitrag von Fuji »

Der Tipp von chaos-black ist super. So ähnlich halte ich das auch.

Ich habe meine SHIPA's meistens mit VWH (ca. 30% der IBU's), der Rest via Hopbursting (70% IBU's durch späte Hopfengaben --> 15, 10, 5 min vor Kochende) gebittert. Dann ca. 2-4 gr./L in den Whirlpool (möglichst unter 80 Grad). ca. 3-5gr/L stopfen.

Ich glaube es war Stefan (Boludo), der mal was von der IPA 6'er Regel geschrieben hat. Mit der fahre ich persönlich ziemlich gut.
16 Plato, ca. 6% Alc, 60 IBU. Hat immer gut gepasst. Wenn du nicht so bitter veranlagt bist und viel stopfen willst, reichen auch 45 - 50 IBU...
Allerdings würde ich hier mit aufbereitetem Wasser fahren, wenn du hartes Wasser hast. Die Grenze zu Bitter und harsch Bitter ist schnell überschritten, bei schlechtem Wasser.

Schüttung steht bei Singlehop bei mir im Hintergrund (Hopfengeschmack steht im Vordergrund). Deswegen empfehle ich Dir diese so einfacht wie möglich zu halten.
95% Pale Ale Malz, 5% Caramalz (nach Geschmack, bei mir meist Cara Hell oder Cara Red). Kannst auch einen Anteil CaraMünch2 verwenden (in Richtung SNPA - Schüttung).

Als Hefe würde ich die 1056 oder die 1272 (Wyeast) gehen. Trockenhefe die US-05.

Splitsude kann ich Dir auch empfehlen. Habe ich einige Male gemacht:
Bittern mit neutralem Hopfen, kurz vor Kochende aufteilen, kleine Teilsude mit dem jeweiligen Hopfen zu Ende kochen, Whirlpoolhopfung und stopfen. So kannst Du verschiedene Hopfen testen...

Gut Sud, Fuji
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Blancblue
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#10

Beitrag von Blancblue »

Wo die zu hohe Bittere herkommt, haben meine Vorposter schon klar gemacht - vor allem die Whirlpoolgabe bei weit über 80 Grad hat Dir Deine IBUs nach oben geschossen.

Die Harmonie der Bittere spielt auch eine große Rolle, in der Hinsicht spielt die Verteilung der Hopfengaben, der Hopfensorte und vor allem aber auch Dein Wasser eine große Rolle. Weitere Faktoren beim Thema Bittere sind u.a die Hefe und natürlich die Schüttung.

1. Hopfengaben sehen soweit gut aus, allerdings mit Deinen Pi mal Daumen 10% Alpha Rechnungen wird die Bittere zum Glücksspiel. Wenn Du mal ne Hochalpha-Sorte wie Apollo, Bravo, Taurus usw. dabei hast, hast Du ratzfatz mal 50% mehr IBU am Ende.

Zeitpunkte haben die Kollegen schont genannt, Ziel der unterschiedlichen Gaben ist ein möglichst breites Spektrum an Bitterstoffen zu erhalten, so wird die Bittere als runder, harmonischer empfunden. 90 Minuten Kochzeit halte ich für übertrieben, es sei denn bei schwachem Einkocher und 100% Pilsner Schüttung.

2. Bestimmte Hopfensorten sind für eine "harschere" Bittere bekannt, d.h. trotz gleicher IBU schmecken sie tatsächlich bitterer. Generell sorgen z.B. Niedrigalpha-Sorten sowie späte Hopfengaben für eine schöne Bitterkeit, Vorderwürzegabe ist ebenfalls hilfreich. Ich nutze für IPAs meist eine Bitter- Aromahopfen (z.B. Cascade oder Saphir) Kombination in der Vorderwürze sowie Flavourgabe Kochzeitmitte plus Aroma bei 15, 5 und 1 Minute vor Kochende und natürlich eine dicke Whirlpoolgabe (bei 65 Grad für 30 Minuten)

3. Das richtige Wasser wirkt sich auf die Qualität der Bittere extrem aus. Hartes Wasser sorgt für unangenehme Bittere, ein nicht optimaler PH-Wert kann für mehr Isomerisierung wie geplant sorgen usw. Wie sieht hier Deine Vorgehensweise aus?

4. Es gibt Hefen, z.B. die berühmte Chico (US 05 / WLP 01 / WY 1056), die betonen die Bittere sehr, während z.B. viele englische Hefen die Bittere ein bissl abmildern. Siehe auch:

5. Je nach Schüttung, Hefestamm und auch Maischetechnik bleibt eine gewisse Restsüße nach der Gärung zurück, die als Gegenspieler zum Hopfen/Bittere fungiert. In einem hochvergorenen Westcoast IPA knallt dir bei jedem Schluck die Bittere durch die Schädeldecke, während bei einem Eastcoast IPA, das mit mehr Cara/Münchner gebraut wird, der Hopfen sanft den Gaumen streichelt.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#11

Beitrag von HubertBräu »

rotespony
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#12

Beitrag von rotespony »

Danke für die sehr hilfreichen Tipps und Anregungen!
Blancblue hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2017, 15:34 90 Minuten Kochzeit halte ich für übertrieben, es sei denn bei schwachem Einkocher und 100% Pilsner Schüttung.
Warum würdest du <90 min Kochzeit empfehlen? Dann besser 60-70min? Die MMM-Rezepte zum Single Hop scheinen aber auch oft die 90min zu empfehlen, z.B. das das oder das hier . Daran habe ich mich orientiert.
Blancblue hat geschrieben: Mittwoch 5. Juli 2017, 15:34 Hartes Wasser sorgt für unangenehme Bittere, ein nicht optimaler PH-Wert kann für mehr Isomerisierung wie geplant sorgen usw. Wie sieht hier Deine Vorgehensweise aus?
Hier ist mein Vorgehen ehrlich gesagt relativ stümperhaft und wohl mit daran Schuld, dass die Bittere zu sehr im Vordergrund steht. Mein Wasser hat 7.6 pH und 13.9 dH. Ich arbeite mit Sauermalz. Gebe dann meist so viel bei, dass mein pH-Wert bei rund 5-6 liegt. Wie machst du das?
Blancblue
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#13

Beitrag von Blancblue »

Weil die Zeit völligst ausreichend ist, um z.B. DMS auszudampfen. Moderne Brauereien haben das so gut im Griff, die kochen deutlich kürzer bzw. gar nicht mehr... Im Hobbybrauer Bereich war 90 Minuten mal ein Standard, um wegen DMS bzw. unterschiedlicher Brauanlagen auf Nummer sicher zu gehen.

Zum Thema Wasser - da bin ich gerade ein wenig faul :-) Vor allem, wenn es so tolle Artikel wie im Braumagazin darüber gibt: http://braumagazin.de/article/von-der-w ... rauwasser/
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Re: Rezeptempfehlungen für Single Hop IPA

#14

Beitrag von Fridurener »

Galaxy, Galaxy, Galaxy

Peil doch mal Stammwürze 15°P an mit 50-60 IBU und mach ausschließlich eine Whirlpoolgabe. Das ganze nennt sich Hop Burst und hinterläßt eine samtweiche Bitter und jede Menge Aroma. Man braucht natürlich n Arsch voll Hopfen, aber so ist's nun mal. Dann noch nen Hop Stand ( evtl. 2g/l) bei 70°C für 30 Minuten und mit 4g/l für 3 Tage nach HG stopfen.

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