Herbes obergäriges?

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Brewie
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Herbes obergäriges?

#1

Beitrag von Brewie »

Erstmal guten Abend :)

Das "Schwaben-Braeu-Das-Herbe", ein Bier oder besser Pils das mir sehr geschmeckt hat und das ich echt vermisse sucht
ein gutes Alltagsbräu als Konkurrenz. Wenn man so will ein Stamm Bier das man au mal gerne so einfach wegtrinkt.. :redhead

Seit es aus dem Sortiment geflogen ist vermiss ich es. Nun frage ich mich, (ohne nun direkt auf Pils raus zu gehen, da ich dafür nicht die passende Umgebung habe) wie bekäme ich ein Obergäriges Bier zu Stande das nicht in die Richtung Pale Ale geht, aber dennoch
schön herb ist ohne dabei zu Bitter zu werden? Oder nach "Pale Ale" zu schmecken.

Meine bisherige Überlegung (Menge ca 10-12l):
Beim Malz würde ich so 95% Pils +5% Münchner oder Abbey nehmen. Stammwürze wäre angepeilt bei ca. 12P. Da ich beim Braumeister etwa um die 12-14P raus bekomme wenn ich voll mache läge es also bei 2,4 Kg weil ich nicht ganz so viel % haben will. (2280/120)
Evtl. würde ich auch noch 50g Cara Pils (2%) bei fügen.

Eine Frage kommt bestimmt: Warum die 5% und das Cara wenns simpel sein soll.. nun äh. weil ich´s hab es Reste sind und es weg muss damit es weg kommt.. Und warum nicht :)

Das Maischeschema übernehme ich mal frech fast 1:1 von der Speidel Homepage..

MAISCHESCHEMA
38 °C › Einmaischen
52 °C › 0 min
63 °C › 40 min
73 °C › 25 min
78 °C › 10 min
Kochen › 70 min

Als Hopfen wäre meine Wahl Magnum 10g und Herkules 5g. Wobei ich 2 Säckchen verwenden würde. Bei 20min Magnum und Herkules bei 50 Min. Ja die Beiden sind deutlich stärker in der Alpha als im Original Rezept. Aber ich habe nix gegen Bitter oder Herb im Gegenteil!

Das wo ich mir noch so absolut unklar bin ist - welche Hefe? Tendieren würde ich zur S4 auf Grund der letzen sehr positiven Erlebnisse. Bin aber auch nicht gegen eine Alternative die ich noch nicht kenne abgeneigt.

Kann man das so stehen lassen wenn ich in die Richtung Herb Süffig, mit 4-6%vol schießen will? Das es kein Pils wird ist mir klar.
jemo
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Re: Herbes obergäriges?

#2

Beitrag von jemo »

Da musst Du gar nicht solche Verrenkungen machen, ein herbes obergäriges ist z.B. ein Altbier.
Einfach mal bei MMum gucken.
Viele Grüße,
Jens
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Alt-Phex
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Re: Herbes obergäriges?

#3

Beitrag von Alt-Phex »

Viel findet man zu dem Bier ja nicht, aber die wichtigste Information steht eigentlich in allen Verkostungsberichten oder Rezensionen. Nämlich das Tettnanger Hopfen benutzt wurde. Von daher würde ich da auch ansetzen. Weitere Aussagen beschreiben das Bier als getreidig aber auch süßlich.

Obergärig würde nach diesen Informationen was in Richtung Kölsch oder Landbier machen. 12-13°P und ~35 IBU

95% Pilsener Malz und 5% Carahell.
Einmaischen bei 60°C und bei 55-57°C 10min Rasten (ergibt sich ja)
35min @64°C
20min @72°C (bis Jodnormal).
Dann abmaischen.

70% Tettnanger als Vorderwürzehopfung und 30% für die letzten 10min. 60-90min kochen.

Mit einer Alt- oder Kölschhefe vergären. Brewferm Top oder Gozdawa OGA9. Die S04 wäre mir hierfür ein bißchen zu fruchtig.

Und dann langsam rantasten. Ist es nicht herb genug, auf mehr IBUs gehen. Ist es nicht malzig genug den Caraanteill leicht erhöhen usw.


Wie bescheuert ist dieser Maischplan eigentlich, wie rastet man denn 0 min bei 52°C ? :Grübel
Brewie hat geschrieben: Donnerstag 16. November 2017, 22:08 MAISCHESCHEMA
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Boludo
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Re: Herbes obergäriges?

#4

Beitrag von Boludo »

Mit der S-04 wird das garantiert etwas komplett anderes als das untergärige Original.
Zur Resteverwertung: Wirfst Du beim Kochen auch irgendwelche Gewürze ins Essen, nur weil die weg müssen?
Wobei die 2% CaraPils in dem Fall absolut ok sind.
Hast Du die IBU mal ausgerechnet?

Stefan
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docpsycho
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Re: Herbes obergäriges?

#5

Beitrag von docpsycho »

Alt-Phex hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 02:07


Wie bescheuert ist dieser Maischplan eigentlich, wie rastet man denn 0 min bei 52°C ? :Grübel
Brewie hat geschrieben: Donnerstag 16. November 2017, 22:08 MAISCHESCHEMA
38 °C › Einmaischen
52 °C › 0 min
63 °C › 40 min
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Gude,

jetzt musste ich doch mal kurz lachen, da wurde sicher eine "1" vergessen.
Maische bei 65°C ein, dann solltest du auf deine 63°C Zieltemperatur kommen. Den Käse vorher kannst du dir sparen.

Grüße, der Doc
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hyper472
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Re: Herbes obergäriges?

#6

Beitrag von hyper472 »

docpsycho hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 07:54 Maische bei 65°C ein, dann solltest du auf deine 63°C Zieltemperatur kommen. Den Käse vorher kannst du dir sparen.
Was wieder Gegenstand für abendfüllende Diskussionen bietet. Ich für meinen Teil werde nicht mehr hoch einmaischen - ohne besagte Diskussion lostreten oder mich daran beteiligen zu wollen.
Leitsatz: Immer, wenn hier etwas als "Käse" oder "Mist" beschrieben wird, ist das mindestens eine interessante Alternative, manchmal sogar der geeignetere Weg.
*Duckundweg*
Viele Grüße, Henning
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Re: Herbes obergäriges?

#7

Beitrag von olibaer »

Hallo zusammen,
Alt-Phex hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 02:07 Wie bescheuert ist dieser Maischplan eigentlich, wie rastet man denn 0 min bei 52°C ? :Grübel
Nicht selten ist in Steuerungen eine bestimmte Maischtemperatur mit einer sprechenden Bezeichnung verheiratet:
62°= Maltoserast, 72°C = Verzuckerungsrast usw. .

Für das Beispiel nehme ich an, dass 52°C mit "Eiweißrast" verheiratet ist und die 0 min nicht viel mehr aussagen als: "keine Eiweißrast".

Es wird von 38°C Einmaischtemperatur, mit den angenommen 1°C/min, auf 63°C durchgeheizt - kein unübliches Konzept wenn man im Sinn hat, die amylolytischen Enzyme zu schonen und trotzdem ohne langes Rasten etwas Cytolyse und Proteolyse betreiben möchte.

So enzymgestärkt kann man die klassisch amylolytischen Rasten bei 63°C und 72°C wieder verkürzen, so dass sich in Summe und trotz der tieferen Einmaischtemperaturen kein wesentlich längerer Maischprozess für einen angestrebten Endvergärungsgrad ergibt - allerdings mit dem Unterscheid, dass die so hergestellte Würze sowohl Cytolyse als auch Proteolyse im Bauch hat.

So zu denken ist auch für uns Hobbybrauer nicht verkehrt und wenn der Schaum passt, passt auch das im Beispiel ausgewählte Maischverfahren zum Rohstoff bzw. zu den aufgereihten Schüttungskomponenten.

docpsycho hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 07:54 Maische bei 65°C ein ... Den Käse vorher kannst du dir sparen.
Kannst Du doch gar nicht wissen. Siehe oben und begleitend deine Unkenntnis vom Rohstoff.


Edit: Wortkrämpfe entzerrt, Ergänzung
Gruss
Oli
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Re: Herbes obergäriges?

#8

Beitrag von docpsycho »

Gude,

ich sehe schon, meine Wortwahl war nicht das gelbe vom Ei, dafür möchte ich mich kurz entschuldigen.
Was ich damit meinte war, dass die anzunehmenden hochgelöste Malze in unserem Setting nicht zwingend ein tiefes Einmaischen erfordern. Natürlich stehe ich nicht annähernd so tief in der Materie wie du, Oli. Für mich sind das lediglich praktische und auf Hobbybrauerniveau erlesene Erfahrungen. Zumal Cara Pils ja durchaus schon schaumförderlich ist. Wenn ich komplett daneben liege, bitte ich um Verbesserung.

Grüße, der Doc
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Re: Herbes obergäriges?

#9

Beitrag von Alt-Phex »

olibaer hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 14:07 Nicht selten ist in Steuerungen eine bestimmte Maischtemperatur mit einer sprechenden Bezeichnung verheiratet:
62°= Maltoserast, 72°C = Verzuckerungsrast usw. .
Achso, weil die Steuerung X Rasten vorsieht müssen diese auch mit Werten belegt werden, selbst wenn der Wert nur 0 ist. Ja, OK.
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Re: Herbes obergäriges?

#10

Beitrag von Brewie »

So komm grad nach Hause WOCHENENDE :D

Das mit der Kölsch Hefe klingt sehr interessant. In der Tat waren die S4 und US-05 sehr fruchtig & das war auch eines meiner Bedenken.
Ergo schon mal ein super Tipp :D Danke

Was den Tettnanger Hopfen angeht, versteh ich das scheinbar noch nicht so recht. Oder doch? Tettnang ist ja ein Anbaugebiet. Dort werden nebst den genannten Sorten nun auch vermehrt andere Sorten angebaut, wenn ich richtig informiert bin. Dh. also es gibt unter den vielen dort angebauten Sorten eine eine (Traditionelle?) die Tettnang heißt. Und sich so wie ich das sehe https://www.hobbybrauerversand.de/Tettn ... ets-TYP-90 dadurch kennzeichnet recht niedrige Alpha Säure zu besitzen. Welche zwischen 3,6-5% schwanken kann. Je nach Ernte/ Mischung. Und die wird gerne verwendet um als Bitterhopfen "milde" Bitterkeit zu erreichen. Liege ich damit richtig? :Waa

Was das mit der Berechnung der IBU angeht, des hab ich schon mehrfach versucht zu peilen. War aber irgendwie schwer dann zusammen zu rechnen. Geschmeckt hats aber bisher immer :Angel
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Re: Herbes obergäriges?

#11

Beitrag von Alt-Phex »

Ja, der Tettnanger ist die Hopfensorte und Tettnang ein Anbaugebiet. Lade dir mal den kleinen Brauhelfer runter und arbeite dich da ein bißchen ein. Der übernimmt dann alle wichtigen Berechnungen für dich. http://www.joerum.de/kleiner-brauhelfer/doku.php
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Re: Herbes obergäriges?

#12

Beitrag von Brewie »

wie cool ist das denn :thumbup
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Re: Herbes obergäriges?

#13

Beitrag von olibaer »

Hallo Alt-Phex,
Alt-Phex hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 16:30 Achso...
"Achso" ist nicht das Thema - "Ist so" triffts eher.
Oft sind das Kundenwünsche, die nicht immer an eine technologische Relevanz gebunden sein müssen. Die Ausprägungen gehen mittlerweile so weit, dass in Abhängigkeit vom Schichtmodell Spracheinstellungen vorgewählt werden ... damit du dich wieder auskennst ;-)
Gruss
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Re: Herbes obergäriges?

#14

Beitrag von Alt-Phex »

Achso ist das :Bigsmile
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Re: Herbes obergäriges?

#15

Beitrag von olibaer »

Alt-Phex hat geschrieben: Freitag 17. November 2017, 18:33 Achso ist das :Bigsmile
Natürlich nicht ganz so, ich wollte dich nur unglücklich machen - ausgefeilte Systeme hängen die Spache an den Benutzer ;-)
Gruss
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