Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager [gebraut]

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
Antworten
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager [gebraut]

#1

Beitrag von Horsti »

Guten Morgen,

ich muss jetzt ein paar Rezeptgedanken loswerden, die mir schon länger im Kopf rumspuken und mich nicht mehr loslassen.

Für einen bestimmten Anlass möchte ich ein Bier mit relativ niedrigem Alkoholgeschmack brauen (max. 3%!)....das soll aber keiner der unbedarften Mittrinker merken. Ich will sozusagen ein paar Leuten etwas vorgaukeln.

Dass der Malzkörper bei niedrigen Stammwürzen natürlich nicht an den gewohnten Körper herankommt ist mir dabei völlig klar. Er soll jedoch zumindest die Grundlage für ein/e ausgeprägte/s Bittere/Hopfenaroma bieten (ich werde oft damit konfrontiert, dass meine Freunde hopfige Biere automatisch für stark halten).

Ich habe die letzten Tage viel zum Thema Milds, Ordinary Bitter, Session IPA und den Leichtbierversuchen aus dem alten Forum gelesen.

Dabei kam ich zu folgendem groben Rezeptvorschlag, bei dem ich um unterstützung bitte:

Eckdaten:
Stammwürze: 8-9°P
Bittere: 40-50 IBU
Carbonisierung: 4 g/l (soll eine hohe Süffigkeit garantieren. Außerdem habe ich irgendwo, Homebrewtalk oder so, gelesen, dass eine niedrige Carbonisierung dazu führt, dass der Körper des Bieres voller wirkt)

Schüttung: Entweder eine klassische IPA Schüttung (90% Pale Ale, 10% Cara Dunkel) oder eine, welche eine "breitere" Malzbasis bietet, und zwar in etwa so:

Wiener 69%
Münchner 20%
Cara Dunkel: 5%
Cara Hell: 5%
Carafa TypII: 1% (eine leichte Röstigkeit soll das ganze wohl auch voller - facettenreicher - wirken lassen).

Maischen:
Da steht zur Wahl:
- Springmaische: z.B. so wie Uwe im alten Forum: Klick Naja, wurde vom Alkoholgehalt doch sehr niedrig, aber könnte ja mit einer kurzen Maltoserast erweitert werden.
- Dekoktion: z.B. so wie Moritz im alten Forum: Klick Das könnte schon in die richtige Richtung gehen.
- So wie es bei Milds/Session IPAs gemacht wird: einfach eine Kombirast bei 68-69°C. Wäre die unaufwändigste Variante.

Hopfung:
Gerne eine Ausgiebige VWH, Aromagabe, und Whirlpool und Stopfen. Das volle Programm, was Aroma und Geschmack bringt. Zur Verfügung stehen Chinook, Simcoe, Cascade, Citra, Saphir und Comet.

Hefe:
Momentan vorrätig und präferriert wäre die Gozdawa German Lager. Ich stehe unter dem Eindruck, dass diese nicht allzu hoch vergärt.
Ich weiß, dass eine ausdrucksstarke obergärige Hefe nicht schlecht für das Aromaprofil wäre. Allerdings glaube ich, dass das Hefeprofil unter dem ganzen Hopfen sowieso nicht hervorkommt. Außerdem möchte ich durch die UG Hefe eine höhere drinkability fördern.

Ich bitte darum, dass sich hauptsächlich diejenigen zu Wort melden, die mit Leichtbieren konkrete Erfahrungen haben.
Wer hat schon ähnliches gebraut oder getrunken?

Eine ausführliche Braudokumentation wird folgen. Brautermin ist allerdings erst ~ März. Mir hats nur so unter den Fingern gebrannt :)

Danke und Gruß
Simon

Edit: Rundungsfehler bei meiner Schüttung korrigiert. Jetzt sinds wirklich 100% :) Danke, Christian!
Zuletzt geändert von Horsti am Sonntag 29. März 2015, 09:22, insgesamt 2-mal geändert.
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Tiroler Hobbybrauer
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 352
Registriert: Dienstag 21. Dezember 2010, 19:58
Wohnort: Oberhofen im inntal

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#2

Beitrag von Tiroler Hobbybrauer »

Hallo Simon,

klingt interessant, ich würde mich für die zweite Schüttung (die 101%ige) entscheiden, nur max. 35 Ibu´s bittern, und mich für Singlehop incl. Stopfung Citra entscheiden, denke dass das ein erfrischendes Bier geben würde.
Ansonsten klingen deine Pläne gut, berichte was es abgibt.
Ach ja, habe bei solchen Bierstilen gute Erfahrung mit 1 h Kombirast, aber 66°.
LG Christian
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#3

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Simon,

das ist mein aktuelles Thema und es schwieriger als es klingt.

Im Moment bin ich bei knapp über 4 vol.% Alkohol, die nach wesentlich mehr schmecken. Dafür habe ich ein Saison-Rezept schüttungsmäßig soweit abgespeckt, bis die Stammwürze bei ca. 10P lag:

PiMa 68%
WeiMa hell 14%
Roggenmalz 14%
Cara Pils 5%

Mit dem Roggenanteil mache ich bei 45° eine Vormaische, geben dann den Rest dazu und raste bei 66°C für 60 Minuten.

Mit dem Anteil an Roggen und Weizen versuche ich, einen möglichst kräftigen Körper aufzubauen, die 5% Cara sind für den unvergärbaren Restextrakt zuständig.

Mit der Bittere habe ich mich bisher zurückgehalten, da die bei dem Bierstil nicht im Vordergrund steht, da ist aber noch einiges mehr möglich, als meine ca. 30 IBU.

Vorderwürze und Whirlpoolgaben bei 90°C mit aromaintensiven Hopfensorten erzeugen Fruchtaromen, die ich so sehr mag, die Hefe bringt eine deutliche Säure ins fertige Bier.

Aktuell habe ich mein bisher leichtestes Saison (8,5P) in der Hauptgärung (gehopft mit Monroe und angestellt mit der Belle Saison). Die Schüttung und die Rasten wie oben geschrieben. Jetzt bin ich echt gespannt, ob da was trinkbares herauskommt.

Alternativ ist der Ansatz beim Grätzer und ähnlichen historischen Leichtbieren in Betracht zu ziehen: hauptsächlich Weizenmalz, das zur Vermeidung von Leere und Geschmacksarmut geräuchert wurde. Die Versionen, die ich bisher verkosten durfte, sind durch die Bank gut gelungen. Vor allem überzeugt der kräftige Körper bei unter 8°P Stammwürze.

Ich denke, daß ich mit meinem Ansatz auf dem richtigen Weg bin, kann Dir natürlich für untergärige Hefen keine sinnvollen Tips geben. Berichte hier bitte weiter über Deine Versuche.

Gruß,
Bierwisch
Der Klügere kippt nach!
Benutzeravatar
cyme
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2610
Registriert: Montag 16. Dezember 2013, 12:16

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#4

Beitrag von cyme »

Hui, da hast du dir was vorgenommen. Ich habe auch schon einige IPAs mit "korrekter" Stammwürze und 6-7% alc. getrunken, die einfach nur leer nach Hopfenwasser schmecken. Von daher würde ich auf jeden Fall zur zweiten Schüttung greifen und einen Großteil des Hopfens in den letzten 20 min und den Whirlpool zu geben - beim Stopfen nicht übertreiben.
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#5

Beitrag von Bierwisch »

...vergessen:

ja, eine schwächere Karbonisierung unterstützt das Mundgefühl. Das ist mir bereits mehrfach aufgefallen. Ich ziele so Richtung 4g/l
Der Klügere kippt nach!
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#6

Beitrag von Horsti »

Danke für die Anregungen bis da hin.

@Bierwisch: Das mit dem Roggen und Weizen klingt vernünftig. Vielleicht sollte ich das auch einbauen. Die Belle Saison vergärt sicherlich niedriger, als die Gozdawa German Lager, so dass ich mit einer 1:1-adaption deines Rezeptes auf einen niedrigeren Alkoholgehalt käme. Gib bitte Bescheid, was aus dem neuen Sud wurde.


Edit: Achja, Thema historische Sauerbiere: Wäre eine minimale Kochsalz-Gabe (max. 1TL pro 20L laut Randy Mosher) abwegig?
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Benutzeravatar
Seed7
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3304
Registriert: Dienstag 2. April 2013, 18:28
Kontaktdaten:

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#7

Beitrag von Seed7 »

Untergaerig habe ich ein leichtbier gebrauen mit 75% Pils Malz und 25% Weizen Malz 10 Plato, mit Hallertauer Blanc und Huell Melon 30IBU VWH und 4g/l Flamme aus. Niedrige Karbonisation. War zu schnell alle. Bei 8 Plato wuerde ich da ein dunkles Weizen nehmen und Pale malt.

Den Weg den Bierwisch verfolgt ist gut, mit der Belle habe ich ein 2,5% Alk. Tischbier gemacht, Muenchner, Roggen und Aroma 50 Malz. Die Belle macht ein wenig Suesse troz des tiefen vergaerungsgrades. Hatte es nur leicht gehopft und sehr hoch carbonisiert.

Es gibt natuerlich schon Jahre lang das ultimative "Session" Bier, da Englische Bitter. 3,8% Alk. bitter, hopfen aroma. Braue es mit Amerikanischen hopfen (hefe) und es ist ein session IPA / APA.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Benutzeravatar
Kurt
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4363
Registriert: Dienstag 2. September 2003, 18:36
Wohnort: Ulm

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#8

Beitrag von Kurt »

http://www.themadfermentationist.com/20 ... ecipe.html

Das kann man als Anregung durchaus gebrauchen. Es spricht meiner Meinung nach nichts gegen den Austausch der OG-Hefe gegen eine UG-Hefe.
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#9

Beitrag von Bierwisch »

Salz!

Richtig, das hatte ich auch vergessen. Weniger ist hier mehr und führt ebenso zu einem verbesserten Mundgefühl.
Der Klügere kippt nach!
Benutzeravatar
Gartenbrauer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 513
Registriert: Dienstag 28. August 2007, 13:37
Wohnort: 59379 Selm

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#10

Beitrag von Gartenbrauer »

Ein Leichtbier mit 40 - 50 IBU wird untrinkbar.

Ich habe mich des öfteren an Leichtbieren probiert und meine Erfahrung ist, dass eine Bitterung mit 18 - 20 IBU optimal ist.
Für mehr fehlt der Körper.

Harald
Gruß
Harald
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#11

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Harald,
das kann man meiner Meinung nach so pauschal nicht sagen. Es ist durchaus möglich, ein sehr körperreiches Bier mit wenig Alkohol zu brauen (wenig vergärbarer Extrakt, niedrig vergärende Hefe) und das kannst Du dann auch ordentlich hopfen.
Leicht (Alkoholgehalt) bedeutet nicht automatisch Dünnbier.

Mein Ziel ist es, ein Sessionbier (ich nenne es Schüttbier) mit möglichst wenig Alkohol zu brauen, daß vom uneingeweihten Trinker als Vollbier erkannt wird und wenn das klappt, dann kann man auch gerne mehr Bittere reinpacken.
Der Klügere kippt nach!
Benutzeravatar
Gartenbrauer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 513
Registriert: Dienstag 28. August 2007, 13:37
Wohnort: 59379 Selm

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#12

Beitrag von Gartenbrauer »

Sicher kann man ordentlich hopfen.
Als Aroma- oder Whirpoolgabe. Stopfen bringt meiner Erfahrung nach nicht viel.
Aber wenn man Normalbiertrinkern ein Leichtbier mit 40 IBU vorsetzt, werden diese zu Fußpflege müssen (Nägel richten).
Klar gibt es Hoppheads die damit klarkommen, aber das Hoppy Session Lager soll doch von Normalos getrunken werden.

Harald
Gruß
Harald
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#13

Beitrag von Horsti »

Hallo Harald,

es soll im wesentlichen hauptsächlich von mir getrunken werden, und von den Normalos als Vollbier erkannt werden. Ob sie es dann trinken oder nicht, ist mir relativ egal :) Das ist meine Intention.

Sonst bin ich absolut Bierwischs Meinung: "Mein Ziel ist es, ein Sessionbier (ich nenne es Schüttbier) mit möglichst wenig Alkohol zu brauen, daß vom uneingeweihten Trinker als Vollbier erkannt wird und wenn das klappt, dann kann man auch gerne mehr Bittere reinpacken."
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Benutzeravatar
Gartenbrauer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 513
Registriert: Dienstag 28. August 2007, 13:37
Wohnort: 59379 Selm

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#14

Beitrag von Gartenbrauer »

Aaaaahhh,

jetzt habe ich verstanden. Schüttbier = Ausguss !


Nee, im Ernst - Leichtbier mit viel Bittere ist nur schwer trinkbar.
Ich habe selbst viel probiert und weiss wovon ich schreibe.
Gruß
Harald
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#15

Beitrag von Bierwisch »

Nee Harald, Du hast mich falsch verstanden: ein Leichtbier aber kein Dünnbier! Es geht nicht darum, was zu fabrizieren, das wie dünne Plörre schmeckt.

Wenn das Bier (mit wenig Alkohol) schmeckt wie ein "richtiges" Bier, dann kann ich auch genauso viel Hopfen reinhauen, wie in ein Vollbier.
Der Klügere kippt nach!
christoph83
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 112
Registriert: Mittwoch 24. Dezember 2014, 17:18

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#16

Beitrag von christoph83 »

Gut funktioniert auch, Karamellmalze in hohen (und zwar auf den ersten Blick unangemessen hohen) Dosierungen reinzutun. Auch Dekoktion ist nicht verkehrt, die "Kernigkeit" kommt da ganz gut. Salz hat sich bei mir auch gut bewährt, das nehm ich bei eher moderaten SW um Starkbiere vorzutäuschen (und die lieben Schwiegereltern tun dann auch konsequent so, als wärs ein Starkbier), die bewegen sich immer bei 4,3-4,7 Vol% , bieten aber mehr "Substanz". Dreikommanochwasprozenter, die das geneigte Publikum als Vollbiere (gelegentlich sogar als stärker als die Fernsehbiere) einschätzt sind so auch gut zu machen. Einschränkend muss ich aber sagen, dass ich ausschließliche OG braue und der Hefecharakter wohl auch seinen Teil dazu beiträgt, diese Infos für dich also wahrscheinlich von überschaubarem Wert sind.
Beware: Brews off-style!
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#17

Beitrag von Horsti »

Hallo Christoph,

Magst du vielleicht ein paar Rezeptdetails dieser Biere hier reinstellen. Würde mich sehr interessierte.
Danke!

Gruß
Simon
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#18

Beitrag von Bierwisch »

Jawoll, da wäre ich auch sehr interessiert!
Der Klügere kippt nach!
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#19

Beitrag von Horsti »

Hier findet sich ein Clone-Rezept von Brewdogs "How to disappear completely" (welches ich nicht kenne). Eine leichte Hopfenbombe. BD verwendet, wie Christoph schrieb, einen sehr hohen Cara-Anteil, sowie eine Maischehopfung.
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
christoph83
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 112
Registriert: Mittwoch 24. Dezember 2014, 17:18

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#20

Beitrag von christoph83 »

Home toasted light cara infusion

Style: Scottish Export 80/- OG: 1.041
Type: All Grain FG: 1.010
Rating: 0.0 ABV: 4.03 %
Calories: 134.02 IBU's: 26.63
Efficiency: 70.00 % Boil Size: 29.34 L
Color:   14.2 SRM   Batch Size: 23.00 L
Preboil OG: 1.036 Boil Time: 60 minutes
 
Grains & Adjuncts
Amount Percentage Name Time Gravity
800.00 g 16.00 % Briess 2-Row Caramel 20L 60 mins 1.034
499.99 g 10.00 % Crisp Brown Malt 60 mins 1.032
499.99 g 10.00 % Caramel/Crystal Malt - 40L 60 mins 1.034
199.99 g 4.00 % Oats, Flaked 60 mins 1.037
3.00 kg 60.00 % Weyermann Pilsner 60 mins 1.038
 
Hops
Amount IBU's Name Time AA %
20.00 g 15.00 Tradition First Wort 6.00
20.00 g 10.48 Tradition 30 mins 6.00
20.00 g 1.15 Tradition 2 mins 6.00
 
Yeasts
Amount Name Laboratory / ID
1 dry pkgs Safale S-04 Fermentis S-04

Zur Erklärung: die beiden Karamellmalze waren nach der Anleitung von Mosher im Backofen selbst gemacht, und das sog. Brown Malt war in Wahrheit Muckefuck, aber anders konnt ich das nicht eingeben. Gemaischt hab ich relativ warm, wenn ich mich Recht erinnere Kombirast bei 69 Grad. Dazu kam noch ein gehäufter TL Salz in die Pfanne. Die geneigten Gäste torkelten da auch schon nach einem kleinen Glas, meinen Angaben zum Alkoholgehalt wurde keinerlei Glauben geschenkt.
Beware: Brews off-style!
christoph83
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 112
Registriert: Mittwoch 24. Dezember 2014, 17:18

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#21

Beitrag von christoph83 »

St. Martin's Pale

Style: Standard/Ordinary Bitter OG: 1.033
Type: All Grain FG: 1.008
Rating: 0.0 ABV: 3.20 %
Calories: 106.13 IBU's: 37.40
Efficiency: 80.00 % Boil Size: 44.10 L
Color:    4.2 SRM   Batch Size: 36.00 L
Preboil OG: 1.029 Boil Time: 60 minutes
 
Grains & Adjuncts
Amount Percentage Name Time Gravity
3.00 kg 58.25 % Pilsner (2 Row) Ger 60 mins 1.037
1.10 kg 21.36 % Munich Malt 60 mins 1.037
1.05 kg 20.39 % Vienna Malt 60 mins 1.036
 
Hops
Amount IBU's Name Time AA %
50.00 g 24.18 Spalter Select Bio First Wort 6.62
50.00 g 0.89 Spalter Select Bio 1 mins 6.62
30.00 g 12.33 Spalter Select Bio 60 mins 6.62
 
Yeasts
Amount Name Laboratory / ID
1 dry pkgs Safale S-04 Fermentis S-04

In diesem Rezept kommen zwar keine Karamalze vor, allerdings habe ich hier 4 Liter Vorderwürze auf Sirup eingekocht und diesen dann karamelisieren lassen, und zwar so richtig. Gemaischt wurde natürlich auch recht warm, Kombirast wieder bei 69 Grade, erreicht wurde die mit Dekoktion. Wiederum Salz, und zwar diesmal zwei Teelöffel. Obwohl nicht gestopft trank sich das gar nicht unähnlich wie ein IPA. Bitte beachten,mdass sich hwischen dem ersten und dem zweiten Rezept meine Ausschlagmenge stark erhöht hat.
Beware: Brews off-style!
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#22

Beitrag von Horsti »

Vielen Dank, ich werde mir denke ich etwas aus allem zusammenschustern.

Momentan tendiere ich als Basis zu dem "How to disappear completely" clone, etwas weniger Stammwürze (8-9°P), etwas von dem Maris Otter durch Roggenmalz ersetzen, dann einfach eine Kombirast und gut ist. Natürlich das ganze nicht so übertrieben gehopft, aber durch Hopfengaben zu verschiedenen Zeiten ein möglichst komplexes Aromaprofil schaffen....

...so zumindest der Plan.
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#23

Beitrag von Horsti »

Hallo zusammen,

ich melde mich hier mal wieder. Sonntag wird Brautag sein. Ich habe mir jetzt ein Rezept zusammengebastelt.

Die Idee für das Rezept ist eine Zusammenfassung von dem, was Christoph83 und Bierwisch schroben, sowie das Clone-Rezept von "How to disappear completely" von Brewdog, siehe Antwort #13.

Grundlage für das volle Mundgefühl soll eine (im Normalfall) irrsinnig große Menge an Caramalzen, sowie Roggen- und Weizenmalz sein. Bei der Hopfung habe ich die Sorten aus meiner Kühltruhe ausgesucht, welche den höchsten Cohumulon-Gehalt aufweisen. Ich habe irgendwo (BYO??) gelesen, dass das das Mundgefühl verbessern soll. Die Quelle habe ich leider weggeklickt und nicht mehr gefunden :(

Wiener Malz 41%
Cara Hell 32% :Shocked
Roggenmalz 10%
Weizenmalz hell 7%
Cara Red 4%
Cara Dunkel: 3%
Cara Belge: 2%
Carafa Typ 2: 1%

Farbe ca. 30 EBC
Ausschlagmenge: 20L
STW: 9°P
50 IBU
Carbonisiert auf 4 g/L

Roggenmalz in 7.8L Wasser einmaischen bei 40°C und 30 min Gummirast halten.
Dann auf 57°C heizen, restliche Schüttung zugeben und 10 min rasten.
Mit 3.5 L kochendem Wasser auf 67°C springen, Kombirast bis Iodneutral, ggf. noch hoch auf 72°C.

Kochzeit 90 min:
Vorderwürze: Chinook, Comet
10 min: Comet, Cascade
Whirlpool: Comet, Cascade, Chinook

Stopfen kurzfristig nach Geschmack

Vergoren wird mit der Brewferm Lager bei ~12-14°C

Über folgende Punkte bin ich mir noch unsicher:
[*] 10 min vor Kochenede 1/2 TL Kochsalz zugeben
[*] Maischehopfung um den hopfigen Geschmack weiter zu boosten
[*] Zugabe von Irish Moss - oder könnten die Trubstoffe sogar das Mundgefühl erhöhen?
[*] Cara Hell um ein paar Prozent zu Gunsten vom Wiener Malz zu senken

So, und jetzt steinigt mich bitte :Drink
Gruß, Simon
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
cosmophobia
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1123
Registriert: Donnerstag 3. März 2011, 10:25
Wohnort: Weinheim

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager

#24

Beitrag von cosmophobia »

Horsti hat geschrieben:[*] 10 min vor Kochenede 1/2 TL Kochsalz zugeben
Damit machst du nichts falsch, aber nimm Salz ohne Zusätze.
Horsti hat geschrieben:[*] Maischehopfung um den hopfigen Geschmack weiter zu boosten
Lohnt sich nicht.
Horsti hat geschrieben:[*] Zugabe von Irish Moss - oder könnten die Trubstoffe sogar das Mundgefühl erhöhen?
Theoretisch schon: Proteine tragen zur Vollmundigkeit bei, aber ich denke moderant angewendet merkst du den Unterschied nicht.
Horsti hat geschrieben:[*] Cara Hell um ein paar Prozent zu Gunsten vom Wiener Malz zu senken
Ja, lieber etwas konservativer anfangen.
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager [gebraut]

#25

Beitrag von Horsti »

So, kurze Zwischenmeldung.

Das Bier wurde vor 1 Woche gebraut.

Das Rezept habe ich aus Post #23 übernommen. Den Anteil an Wiener Malz habe ich auf 50% erhöht, dafür entsprechend weniger Cara Hell.
10 min vor Ende habe ich 1/2 TL Salz zugegeben.
Irish Moss wurde weggelassen.

Heraus kamen 21 L Bier mit 8.8°P.
Angestellt mit 200ml Brewferm Lager, die ich eine Woche zuvor erntete und unter Jungbier aufbewarte. Angestellt wurde bei 12°C.
Gestern wurde umgeschlaucht. Die Gärung scheint fast fertig zu sein. Das Refraktometer zeigt 5.5% Brix, also 2.8°P, was einem Alkoholgehalt von 3.2% und einem sEVG von 68% entspricht.

Das Bier schmeckt deutlich fruchtig. Die Hefenoten überlagern das ganze noch und der Hopfen wirkt standesgemäß noch sehr unrund und kratzig. Allerdings ist er nicht zu dominant im Vordergrund. Die Malzbasis scheint das zu kompensieren. Man würde auch nicht meinen, ein schwaches Bier zu trinken. Ich bin also optimistisch, was daraus wird.
Heute werde ich das ganze stopfen mit je 1 g/L Chinook, Cascade und Comet.

Gruß
Simon
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager [gebraut]

#26

Beitrag von Horsti »

So, mal ein erster Bericht vom Bier.

Abgefüllt wurde das ganze etwa vor 3 Wochen.

Ich habe mal zum letzten Hobbybrauertreffen eine Probeflasche mitgenommen und an einigen Bier- und Tasting-erfahrenen Kollegen in kleinen Proben ausgeschenkt.

Besonders interessant: Wirklich jeder (!) hat auf Citra getippt. Es scheint: Chinook + Cascade + Comet = Citra ;)
Daneben kam das Bier recht gut an. Sehr hopfig-duftend, die Bitterkeit zwar stark, aber nicht übertrieben - allerdings noch etwas unrund und kratzig, aber da hoffe ich noch, dass die Reifung gut tut. Der Körper nicht zu schmal.

Die Tester sollten mir sagen, wieviel % Alkohol das ganze hat. Die meisten schätzen auf 5-7%. Nur ein oder zwei Personen hatten die Vermutung, dass es etwas leichter sein könnte.

Ich berichte auf jeden Fall weiter und zeige auch Bilder vom Bier.

Gruß
Simon
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Benutzeravatar
Horsti
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 837
Registriert: Freitag 26. November 2010, 14:35
Wohnort: Waldkirch im Breisgau

Re: Rezeptentwicklung: Hoppy Session Lager [gebraut]

#27

Beitrag von Horsti »

Hallo zusammen,

jetzt die engültigen Verkostungsnotizen für diejenigen, die es interessiert.

Ein Großteil des Bieres wurde Mitte Juni getrunken - ungefähr nach 2.5 monatiger Reifung.

Die Farbe war braun - grob geschätzt 30 EBC. Der Schaum war relativ voll und beständig. Ich Hornochse habe allerdings vergessen ein Foto zu machen....

Geruchlich war das ganze sehr fruchtig. Ein schöner Hauch Citrus und Beeren, ohne überladen zu sein. Eine ganz dezente Röstnote war dabei.

Geschmacklich war das im Juni noch etwas unrund. Fast schon eine kratzige Bittere. Die Bittere war allerdings nicht zu kräftig, sondern relativ gut eingebettet in die Malzbasis. Eine weitere Kostprobe Ende Juli war da schon wesentlich besser. Also eine lange Reifung tut dem Bier gut!
Der Körper wirkt nicht wässrig. Wenn man genau "hinschmeckt", merkt man schon, dass da vielleicht etwas fehlen könnte - aber von meinen "ungeübten Biertrtinker"-Freunden hat es keiner bemerkt oder bemängelt.

Alles in allem würde ich dieses Bier als Erfolg einstufen. Wenn ich es nochmal braue, dann allerdings nur, wenn ich genug Reifezeit habe.

Gruß
Simon
Facebookseite meiner Brauaktivitäten: Waldkircher Hugenbräu
Antworten