Bremer Weiße

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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§11
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Bremer Weiße

#1

Beitrag von §11 »

Ich hab im Antiquariat ein Beer Guide von Michael Jackson von 1988 gefunden. Beim Lesen bin ich über die Bremer Weiße gestolpert und den Eintrag im alten Forum

Auch wenn der Faden im alten Forum 3 1/2 Jahre alt ist, vielleicht hilft es ja jemand

Hier der Faden http://hobbybrauer.de/modules.php?name= ... &tid=24117

Hier ein Bild der Weissen
C8D87DD4-1913-44DA-ADE8-ABBBBA373330.jpeg
Im Text steht dann sinngemäß das das Bier der Berliner Weissen sehr ähnlich ist und von Haake Beck gebraut wird. Es hat 7,5P und 3 vol%. Es ist trockener als die Verliner und hat 11 IBU. Die Farbe ist voller wie die der Berliner. Bronze. Das Bier wird zentrifugiert, nicht aber gefiltert und es kommt ein brauereieigener Lactostamm zum Einsatz. Es gärt vier Wochen im Tank, gefolgt von einer dreimonatigen warmen Reifung. Der Geschmack ist fruchtig nach Reneklode (musste ich auch googeln, ist eine Pflaumenart)
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Berliner
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Re: Bremer Weiße

#2

Beitrag von Berliner »

Damals war Haake-Beck noch selbständig, erst seit 2002 InBev/ABInBev. In den 80ern erlebte die Weiße ja auch in Berlin noch mal ein kleines Hoch, bevor sie dann fast vollständig von der Bildfläche verschwand, wie wohl auch die Bremer Variante. Interessant wäre, ob es für die Bremer Weiße eine Historie gibt.
Gruß vom Berliner
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§11
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Re: Bremer Weiße

#3

Beitrag von §11 »

Zumindest die Aussage es handle sich nicht um ein historisches Rezept kann ich aussschliessen.

Ich finde eine Quelle von 1671 die das Bier erwähnt. Ist kein Braubuch sondern eher ein „Kriegsbericht“

Auch in der Oldenburgischen Chronica von 1746 ist es erwähnt.

Jan
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flying
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Re: Bremer Weiße

#4

Beitrag von flying »

Was ich hier im Laufe der Jahre gelernt habe ist, dass es unmöglich ist ein Bier von Anno dunnemals 1347 oder so authentisch nachzubrauen. Vermutlich war das schon für einen Brauer von 1348 fast unmöglich? Falls ihn die große Pest nicht dahin gerafft hat..
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§11
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Re: Bremer Weiße

#5

Beitrag von §11 »

flying hat geschrieben: Mittwoch 10. Januar 2018, 14:28 Was ich hier im Laufe der Jahre gelernt habe ist, dass es unmöglich ist ein Bier von Anno dunnemals 1347 oder so authentisch nachzubrauen. Vermutlich war das schon für einen Brauer von 1348 fast unmöglich? Falls ihn die große Pest nicht dahin gerafft hat..
Ja, das ist absolut richtig. Was erschwerend hinzu kommt, es gibt einige erhaltene Rezepte, die fast immer das komplette Thema Gaerfuehrung aussparen. Auch ist ueber den Hopfen dieser Zeit sehr wenig bekannt, es ist dann meist nur die Rede von "Hopfen". Dazu kommt, das Beschreibungen der Biere, die irgendwas uber den Geschmack sagen, von dem man evtl. Prozessparameter ableiten koennte, praktisch nicht existent sind.

Es ist ja auch anzunehmen das, wie heute auch, eh kein einheitlicher Konsens ueber einen Stil herschte und die Stile einem staendigen Wandel unterlegen sind, der durch schwankende Rohstoffe und Fortschritte im Brauwesen angetriggert wurde.

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Boludo
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Re: Bremer Weiße

#6

Beitrag von Boludo »

Gab es damals eigentlich überhaupt schon so helles Malz?

Stefan
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flying
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Re: Bremer Weiße

#7

Beitrag von flying »

Es gab Luftmalz oder " höchst gelind gedörret" wie der Krünitz schrieb..

Auch muss man sich verständlich machen was damals Entfernungen bedeuten. Heute schwinge ich mich ins Auto und ab auf die Autobahn. 40 Minuten später sitze ich bei meiner 70 km entfernt wohnenden Mutter am Kaffeetisch und lasse mir den neuesten Dorfklatsch berichten.
Vor 200 Jahren war das eine 2- Tagesreise in eine ziemlich andere Welt. Die Leute sprachen einen anderen Dialekt, hatten seltsam andere Bräuche und Speisen und tranken anderes Bier...

Auch bei den historischen, norddeutschen Weißbieren, von denen das Hamburger Weißbier sicher das Berühmteste war, können 30 km räumliche Entfernung schon für völlig unterschiedliche Braumethoden und Rezepturen gesorgt haben.
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Re: Bremer Weiße

#8

Beitrag von §11 »

flying hat geschrieben: Mittwoch 10. Januar 2018, 17:27 Es gab Luftmalz oder " höchst gelind gedörret" wie der Krünitz schrieb..

Auch muss man sich verständlich machen was damals Entfernungen bedeuten. Heute schwinge ich mich ins Auto und ab auf die Autobahn. 40 Minuten später sitze ich bei meiner 70 km entfernt wohnenden Mutter am Kaffeetisch und lasse mir den neuesten Dorfklatsch berichten.
Vor 200 Jahren war das eine 2- Tagesreise in eine ziemlich andere Welt. Die Leute sprachen einen anderen Dialekt, hatten seltsam andere Bräuche und Speisen und tranken anderes Bier...

Auch bei den historischen, norddeutschen Weißbieren, von denen das Hamburger Weißbier sicher das Berühmteste war, können 30 km räumliche Entfernung schon für völlig unterschiedliche Braumethoden und Rezepturen gesorgt haben.
Das zum Einen, zum anderen war es damals wesentlich schwieriger an solche Informationen ranzukommen. Wenn man ueberlegt das die Ausbildung im Handwerk damals etwas kostete und das die Brauer in den Staedten in Zuenften organisiert waren, kann man nicht Davon ausgehen das jeder Braumeister mit seinem Wissen unbedingt um sich geschmissen hat. Das heisst selbst wenn man die 2 Tagesreise auf sich genommen hat (und nicht gerade auf Walz war) wird einem der Brauer 30 Km weiter unter Umstaenden gar nicht sagen wie er den das Bier gebraut hat.

Die Geschichte steckt da voller solcher Hinweise. Warum etwa holte Maximilian von Bayern Elias Pichler braute 1614 als Braumeister von Einboeck nach Muenchen? Er haette ja auch jemand zum Lernen da hinschicken koennen. Warum ging Groll nach Pilsen, warum musste Sedlmayer in England spionieren gehen....

Jan
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