Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

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tschenck
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Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#1

Beitrag von tschenck »

Hallo liebe Gemeinde,

ich stehe im Moment vor der Entscheidung, ob ich mir eine kleine Brauanlage selber baue, oder einen Speidel Braumeister in der 10l-Klasse kaufe. Handwerkliches Geschick ist schon vorhanden und programmieren kann ich auch.

Die Kleinst-Klasse habe ich bewusst gewählt: Ich möchte um zu lernen mehrere Ansätze machen, die ich in einem einzigen Parameter variiere und später im Vergleich verkosten kann. Von da her ist größer überhaupt nicht interessant.

Wichtig ist mir jedoch ein perfekt reproduzierbarer Prozess, damit ich beim Verkosten die Geschmacksunterschiede auch der entsprechenden Rast, dem Hopfen oder anderen Prozess-Parametern zuordnen kann.

Unter dem Aspekt der Reproduzierbarkeit bin ich auf den Speidel Braumeister gekommen, der sich ja nett programmieren lässt.

Jetzt weiß ich aber als totaler Anfänger leider noch nicht, ob ich mit dem Speidel-System irgendwo an die Grenzen stoße - angeblich soll es ja z.B. bessere Läuter-Möglichkeiten oder Kühlmöglichkeiten geben. Ist das relevant?

Kann ich mit einem Selbst-Bau-System bessere Ergebnisse erzielen?
  • Budget für das Selbstbau-System wären 1200€, wobei ich gerne auch weniger hinlege.
    Eine Kapazität größer als 10l will ich wirklich nicht.
    Hygiene, Einfache Reinigung und höchste Reproduzierbarkeit sind die Hauptziele
    Haltbarkeit und Verwendung von Normteilen sind ebenfalls gerne genommen
    Zuletzt kommt die Optik
Was würdet Ihr zum Selbstbau empfehlen? Oder soll ich besser den Braumeister nehmen?

Lieben Dank,

Toby
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hutschpferd
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#2

Beitrag von hutschpferd »

Was spricht gegen einen 20er BM mit verkürztem Rohr?
Meine Überlegung wäre die Hefevariation.
Denn im Falle des Falles kannst du einen Doppelsud machen und je 10 L mit einer anderen Hefe anstellen. Ansonsten müsstest du zwei Mal einbrauen, und zu 100% wird's fast nie gleich. 10 L Sude halbieren macht auch wenig Sinn meiner Meinung nach.

Aber ich denk dass bez. Reproduzierbarkeit der BM oder auch Grainfather vorne mit dabei sind
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Boludo
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#3

Beitrag von Boludo »

Denk bei der Reproduzierbarkeit auch an die Gärführung. Sonst hast Du im Sommer ein anderes Bier als im Winter und das bei der identisch hergestellten Würze.

Stefan
tschenck
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#4

Beitrag von tschenck »

hutschpferd hat geschrieben:Was spricht gegen einen 20er BM mit verkürztem Rohr?
Meine Überlegung wäre die Hefevariation.
Denn im Falle des Falles kannst du einen Doppelsud machen und je 10 L mit einer anderen Hefe anstellen. Ansonsten müsstest du zwei Mal einbrauen, und zu 100% wird's fast nie gleich. 10 L Sude halbieren macht auch wenig Sinn meiner Meinung nach.

Aber ich denk dass bez. Reproduzierbarkeit der BM oder auch Grainfather vorne mit dabei sind
Vielen Dank!

Den Tipp mit dem Doppelsud finde ich klasse. Das 20l-Gerät ist natürlich ein Eckchen teurer, insbesondere wenn das verkürzte Malzrohr dazukommt, aber wahrscheinlich ist das der bessere Weg für das Ziel :-)
tschenck
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#5

Beitrag von tschenck »

Boludo hat geschrieben:Denk bei der Reproduzierbarkeit auch an die Gärführung. Sonst hast Du im Sommer ein anderes Bier als im Winter und das bei der identisch hergestellten Würze.

Stefan
Hi Stefan,

vielen Dank - heißt das in der Konsequenz, dass ich Kühlschränke brauche und die Regelelektronik so verändern muss, dass sie auch für den obergärigen Bereich regeln können? Die meisten Kühlschränke sind dafür ja zu kalt.

Lieben Dank nochmal,

Toby
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Firestarter
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#6

Beitrag von Firestarter »

Hi Tobi,

der BM10 ist hervorragend in der Reproduktion und den anderen Faktoren die Dir wichtig sind. Mit einem weiteren Einkocher, kannst Du auch Doppelsude fahren und brauchst nur 2h mehr. Bei 2x mit dem 20er und kurzem Rohr, sind das ca. 2x5-6h. Aber für größere Mengen ist der 20er besser. Habe beide und denke der 10er ist besser für Dich. Der findet in jeder Küche platz.

Gruß
Matthias
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ehwo
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#7

Beitrag von ehwo »

Servus!

Die Reproduzierbarkeit ist ein Mythos. Nicht mal die Industrie schafft jeden Sud ident zum Vorgänger. 30 Sekunden längere Verweildauer in der Sudpfanne, und du hast schon eine andere Stammwürze.

Ich braue einmal wöchentlich mit meinen BMs, und habe trotz der identen Rezeptur und Schüttung eine 3 - 5% Schwankung in der Stammwürze zu den vorherigen Suden.

Ich kann es mir nicht erklären, ich glaub es ist abhängig von Luftdruck, Windrichtung, Mondphase, ob ich mit oder gegen den Uhrzeiger einmaische, ob der Merkurmond im Haus des Stieres steht, Festigkeit des Morgenstrahls,.... :puzz

lg ehwo
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Sura
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#8

Beitrag von Sura »

Über welchen Zeitraum soll der denn "perfekt" reproduzierbar sein? Ein Vergleich über Sude aus den selben Säcken Malz die mit dem selben Wasser, den gleichen Hopfen aus einer Charge und Hefe aus einer Charge gemacht werden.... ok. Das kann man zu Hause in begrenztem Rahmen hinbekommen.
Wenn du das selbe ein Jahr später mit einer neuen Lieferung Malz, Hopfen, Hefe und Wasser machst, wird das Ergebnis anders sein.
Wenn du den selben Sud zwei Wochen später exakt gleich machst kannst du die Endprodukt nicht mehr miteinander vergleichen. Bier lebt, zumindest das was wir zu Hause machen.
"Perfekte" Reproduzierbarkeit wirst du nicht erreichen.

Annehmbare wirst du mit jedem System schaffen, was du bei jedem Sud gleich behandelst. Und dein Wasser muss auch immer gleich sein......
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Seed7
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#9

Beitrag von Seed7 »

Feuer Reproduzierbarkeit, denke an kontrollierte gaerung UG und OG. Denke an gute Temperatur- und pH-messung, genaues abwiegen von Rohstoffen (je kleiner mann braut je schneller mann 'Abweichung' hat), gute schrottung. Reproduzierbares laeutern oder gar nicht. Denke an gute Volumen Messung oder gar abwiegen vom Wasser. Wenn dass alles stimmt kannst du sogar mit einem gut passenden Topf oder Thermoport mit Hexe mittels einfachinfusion gut reproduzierbar brauen. Aehnlich fuer das kochen, wann geht die flamme an, wann kocht es, wie lange, genaues timing vom whirlpool und kuehlung.

Die 10l Maschine ist ein prima gerät, die 20l version mit 10l + 20l korb gibt etwas mehr flexibilitaet.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
inem
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#10

Beitrag von inem »

tschenck hat geschrieben:
Boludo hat geschrieben:Denk bei der Reproduzierbarkeit auch an die Gärführung. Sonst hast Du im Sommer ein anderes Bier als im Winter und das bei der identisch hergestellten Würze.

Stefan
Hi Stefan,

vielen Dank - heißt das in der Konsequenz, dass ich Kühlschränke brauche und die Regelelektronik so verändern muss, dass sie auch für den obergärigen Bereich regeln können? Die meisten Kühlschränke sind dafür ja zu kalt.

Lieben Dank nochmal,

Toby
Die Regelelektronik muss man dazu nicht ändern, es reicht ein externes Thermostat wie die von Inkbird.
Brauknecht96
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#11

Beitrag von Brauknecht96 »

Ich finde deine Frage ziemlich Banane. Was hat denn der Unterschied zwischen einen Braumeister und einem selbstgefrickelten Halbautomaten mit Reproduzierbarkeit zu tun? (nur sehr wenig)

Wenn Reproduzierbarkeit deine Prämisse ist, würde ich ein Brauverfahren mit sehr schlankem Prozess wählen. Ich würde mir für 20 Eur "Omas 25 L Einkochtopf" holen, ein Stück Sack reinhängen und erst mal 20 BIAB-Sude mit Kombirast fahren. Beschäftige dich lieber mit Hefe, Hefe und Hefe und Gärführung. Das ist für deinem Zweck sinniger. Die Biester machen einfach oft nicht, was sie sollen, insbesondere am Anfang.

Die übrig gebliebenen gut 1.000 Eur nimmst du besser für einen anständigen Gärkühlschrank, "Hefeequipment", Messtechnik und Laborbedarf

... und für die ganzen Sommelierschulungen. Wenn die neue Brauerzunge, nichts taugt, ist das ganze Thema eh Quatsch.

Was heißt eigentlich "Perfekte Reproduzierbarkeit" für dich? Willst du die Biere auch ins Labor geben oder selbst messen oder nur verkosten?

Nachtrag:

Was ich eigentlich damit sagen will (und das soll jetzt nicht oberlehrerhaft klingen): Lern doch erst mal brauen. Wenn du das drauf hast, dann blickst du mal zurück und mal nach vorn und dann haust du richtig Geld für ne neue Anlage aufn Kopp. Dann kennst du deine Mengen, deine Vorlieben und ob es überhaupt was für dich ist. Dann sollte nichts mehr schief gehen.
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Ursus007
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#12

Beitrag von Ursus007 »

Ich denke auch, die perfekte Reproduzierberkeit wird in dem Maßstab nicht gelingen. Malz und Hopfen sind nun mal Naturprodukte, deren Qualitäten eben mehr oder weniger leicht schwanken. Mal hat Hopfen XYZ mehr Isoalphas, mal weniger Aromaöle. Die großen Brauereien bekommen das auch nicht immer Sud für Sud gleich hin. Deren Geheimnis: 1. Exakte Analyse im Labor (Kostenfaktor). Und 2.: Wie ich von einen Brauer gelernt habe: Aufgrund der Analyseergebnisse werden mehrere Sude verschnitten, um möglichst nahe an die Wunschquantität in Bittere, Hopfigkeit, Aroma und was weiß denn ich noch alles zu kommen.

In diesem Sinne: Viel Glück, immer ein ähnliches Resultat hinzubekommen, aber gleich (im Sinne, dass sowohl ein Ungeschulter wie auch ein ausgebildeter Sommelier einen Unterschied feststellen wird) ... das ist zu hoch angesetzt.

Was ich ja im alten Forum mal geschrieben hab: Ich hab mal viele Jahre Augustiner Edelstoff getrunken. Dann genau dieses über 4...5 Jahre gemieden. Die erste Flasche nach dieser Abstinenz kam mir absolut exakt identisch zur letzten vor dieser Zeit vor. Das können die Großen, aber keiner in der 10l-Klasse.

Es sei denn, du bist exakt analytisch und sehr filigran reaktiv auf minimale Eingangsschwahkungen vieler Parameter unterwegs, was ich - verzeih mir - bezweifel.

Ursus
Aus der Kehle dringt ein Schrei:
Schütt's nei, schütt's nei!
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morpheus_muc
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#13

Beitrag von morpheus_muc »

Brauknecht96 hat geschrieben:Ich finde deine Frage ziemlich Banane. Was hat denn der Unterschied zwischen einen Braumeister und einem selbstgefrickelten Halbautomaten mit Reproduzierbarkeit zu tun? (nur sehr wenig)

Wenn Reproduzierbarkeit deine Prämisse ist, würde ich ein Brauverfahren mit sehr schlankem Prozess wählen. Ich würde mir für 20 Eur "Omas 25 L Einkochtopf" holen, ein Stück Sack reinhängen und erst mal 20 BIAB-Sude mit Kombirast fahren. Beschäftige dich lieber mit Hefe, Hefe und Hefe und Gärführung. Das ist für deinem Zweck sinniger. Die Biester machen einfach oft nicht, was sie sollen, insbesondere am Anfang.

Die übrig gebliebenen gut 1.000 Eur nimmst du besser für einen anständigen Gärkühlschrank, "Hefeequipment", Messtechnik und Laborbedarf

... und für die ganzen Sommelierschulungen. Wenn die neue Brauerzunge, nichts taugt, ist das ganze Thema eh Quatsch.

Was heißt eigentlich "Perfekte Reproduzierbarkeit" für dich? Willst du die Biere auch ins Labor geben oder selbst messen oder nur verkosten?

Nachtrag:

Was ich eigentlich damit sagen will (und das soll jetzt nicht oberlehrerhaft klingen): Lern doch erst mal brauen. Wenn du das drauf hast, dann blickst du mal zurück und mal nach vorn und dann haust du richtig Geld für ne neue Anlage aufn Kopp. Dann kennst du deine Mengen, deine Vorlieben und ob es überhaupt was für dich ist. Dann sollte nichts mehr schief gehen.
Ich finde Deine Frage gar nicht Banane! Denn schließlich treibt uns alle so etwas um. Und ich würde mir nie anmaßen, dass Deine Fragestellung Quatsch ist, aber den Folgerungen von brauknecht muss ich trotzem in vollem Umfang zustimmen. Insbesondere "(...) anständigen Gärkühlschrank, "Hefeequipment", Messtechnik und Laborbedarf" kann man nicht oft genug wiederholen!

Daher auch mein Tipp: fang (wenns eh nie mehr werden soll) mit einem Einkocher an, taste Dich an den Prozeß heran, lies viel, tausch Dich mit Leuten hier aus die Ahnung haben und genieße Dein Bier. Alles anndere wird schon!

Viele Grüße
Michael
Beer is the answer, but I don't remember the question...
M79576
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Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#14

Beitrag von M79576 »

Hallo,



Mein Ziel war etwa 10 LIter Bier pro Sud, mein Start war:
Einkochtopf und Kochplatte war vorhanden, Probelauf mit Jutetasche (BIAB) simuliert. Die Temperatur 'halbwegs' konstant zu halten war schwierig, das wollte ich nicht, und selbstbauen auch nicht.

Wie ja andere bereits schrieben, hängt die Reproduzierbarkeit von vielen Faktoren ab, nicht nur vom Kochequipment. So mache ich es jetzt:

Den BM 10 von Speidel würde ich wieder kaufen. Der kleine Pott lässt sich gut handhaben, Reinigung geht noch gut. Er hat offenliegende Heizwendeln, das erschwert die Putzerei etwas, ist aber kein Drama..
Mit allem Drum und Dran gehen an einem Brautag sicher sowieso 1,5 Stunden fürs Putzen drauf (für den BM nach dem Hopfenkochen brauche etwa 15 Minuten). Speidel Brüdenhaube (ist sehr stabil) und Kühler ist zu empfehlen. Kühlleistung mit kaltem Wasser ist gut.
Zum BM gibt es hier ja jede Menge Tipps im Forum.

Gekauftes geschrotetes Malz ist recht fein für den BM. Es ist besser das Malz selbst zu schroten. Ich mach das mit einer modifizierten Getreidemühle, bei der ich je eine Einstellung für Weizen und die andere für Gerste verwende. Andernfalls Schrotmühle mit verstellbarem Walzenabstand kaufen und testen.

Hefe: Trockenhefen geben Dir eine garantierte Anzahl lebender Zellen. Du brauchst ja auch nur eine 'Tüte' für 10 Liter. Das ist sicher einfacher zu handhaben als eigene Hefekulturen, damit würde ich nicht beginnen.
Für Weizenbier: Hefe aus einer Flasche z.b. Schneider Tap 7strippen. Ist einfach und reicht für den 10 Liter Ansatz, du brauchst nur ein hohes Gefäß und keinen Magnetrührer.

Brauwasser: den Einfluss des Wassers auf das Ergebnis musst Du verstehen lernen, und der ist ja nach verwendeter Malzschüttung unterschiedlich (wenn auch bei gleichem Rezept gleich).

Stammwürze messen: Ich habe ein Greiner Refraktometer (0-18 Brix) ca 40 €, mit dem ich sehr zufrieden bin. Vor jeder Messung, Skala mit Leitungswasser prüfen und sofern nötig einstellen. Ist eine Sache von wenigen Sekunden. Proben der heissen Würze entnehme ich mit einer Glaspipette, lasse die Probe auf einer Untertasse auskühlen und messe erst dann. Dann kann mir egal sein ob oder wie gut die automatische Temperaturkontrolle am Refraktometer funktioniert.
Spindel wollte ich nicht, braucht ein größeres Messvolumen, .....Ansichtssache!

Würze pH: Indikatorpapier gibt es im Bereich 5,2-6,8. Skala unterteilung Schritte von 0,2 bzw 0,3.Ist mir genau genug. ph-Meter sind genauer, sofern sie pfleglich behandelt und sorgfältig gewartet werden, sonst misst man Hausnummern, wenn auch auf 2 Nachkommastellen genau!

Hopfenwaage gibt es für kleines Geld: x verschiedene Modelle für unter 20 Euro. Genauigkeit von 0,5 Gramm sollte auch ausreichen. Manchmal wiegst Du halt bloss 4 Gr ein, da sind Küchenwaagen zu ungenau, diese brauchst Du aber auch fürs Malz.

Gärung mach ich im 12 Liter Speidelfass: Tipp: im Braumeister eher etwas mehr verdunsten lassen also etwas höhere Stammwürze als gewünscht, dann bleibt mehr Steigraum für die Hefe. Verdünnt auf Zielkonzentration wird vor der Abfüllung mit der Zuckerlösung (siehe unten).

Zur Gärung brauchts Du: entweder einen Raum mit konstanter Temperatur oder einen Kühlschrank mit externer Temperatursteuerung (letztere 40-50 Euro). Für untergärige Biere brauchst Du ganz sicher eine Kühlmöglichkeit. Oft wird Anfängern von untergärigen Bieren abgeraten. Dazu sehe ich keinen Grund.


Nachgärung: Da die Gärdauer trotz konstanter Temperatur nicht genau vorauszuplanen ist, und ich die Speise weder so lange kühlen noch einfrieren möchte, nehme ich Zucker zur Nachgärung. In meinem Fall ist das Jungbiervolumen das Volumen im Gärfass minus 1 Liter für die Hefe. Das stimmt sehr genau. Gesamte Zuckermenge für das Jungbiervolumen berechnen, auf einmal abwiegen, in gesuchtem Wasservolumen (Verdünnung) auflösen und in einem zweiten Fass vorlegen. Um das Jungbier von der Hefe abzuziehen verbinde ich die Hähne beider Fässer mit einem Silikonschlauch und lass das Bier von unten in dem zweiten Fass aufsteigen. Das gibt wenig Geplätscher, weniger Sauerstoffeintrag und ausserdem verteilt sich die Zuckerlösung so ohne Rühren oder Schütteln im Bier gleichmäßig.

Abfüllung: Ich fülle in Flaschen ab, weil das besser zu meinen Verbrauchsgewohnheiten passt. Abfüllpistole vom Schnapsbrenner ist prima. Das Ding hat einen Überlaufschlauch den ich dazu nutze, um die Flaschen bis hoch in den Hals zu füllen und so den Luftraum zu vermindern. Ziel: geringere Oxdidation während der Lagerung.

Nachreifung/Lagerung bei konstanter Temperatur: Meine Kühltruhe hat 220 Liter Volumen. Da passen etwa 3 Sude hinein. Größer ist besser (ich brauche noch eine zweite).

Was es noch braucht: gründliche Protokollführung während des Brau und Gärprozesses. Sorgfalt, Sauberkeit, Geduld (davon viel!) Nicht 'dauernd' messen wollen wie es wird.

Bücher für den Anfänger: Hanghofer: Gutes Bier selbst gebraut, Randy Mosher 'Mastering Homebrew' (englisch, als ebook kostet es nur ein paar Euro ): Beide Bücher sind in Bezug auf das Verständnis der Grundlagen des Brauprozesses und des Einflusses von Malz und Hopfen, Wasser zu empfehlen, eher nicht in der Auswahl des Kochequipments. Da hast Du wohl andere Vorstellungen.

So das wurde jetzt recht lang, und off-topic, sicher macht es jeder etwas oder meinetwegen auch ganz anders.


Viel Erfolg,

Michael K.
tschenck
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Registriert: Freitag 22. Juli 2016, 15:44

Re: Perfekte Reproduzierbarkeit in der 10-Liter-Klasse

#15

Beitrag von tschenck »

Ganz herzlichen Dank an alle!

Ich habe aus dem Thread jetzt eine Menge gelernt und habe auch die ersten Bücher mit Stift und Textmarker durchgearbeitet.

"Brauautomat" scheint zwar die Reproduzierbarkeit zu versprechen die ich mir zum Lernen wünsche, aber es ist halt wirklich nur ein kleiner Ausschnitt vom Prozess.

Ich denke, ich werde mir den Automaten vorerst verkneifen und stattdessen in eine solide übrige Kette investieren: Kühltruhe mit externem Thermostat, MattMill-Mühle und ordentliches Equipment fürs Messen, Abfüllen und Reinigen. Dann kann der Rest mit der Zeit wachsen :-)

Nochmals lieben Dank - die nächste Frage wird bestimmt etwas gezielter und kompetenter :-)

Liebe Grüße,

Toby
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