Ich denke schon, dass es bei diesen beiden Zutaten um "kostentechnische Optimierung" geht.
Ein wenig mulmig wird mir aber insgesamt bei diesen Gedanken schon:
Maltose ist ja grundsätzlich nur ein Zweifachzucker und in seiner großtechnischen Herstellung nicht zwangsläufig an einen Mälz- und Maischeprozess sowie Gerstenstärke gebunden. Man lese sich z.B. mal
diesen Artikel durch:
Herstellung: Maltose wird aus Stärke gewonnen. Anwendungen der Gentechnik sind möglich bei pflanzlichen Stärkequellen und vor allem bei der Herstellung der Enzyme, mit denen die Stärke aufgeschlossen und modifiziert wird.
Rohstoff Stärke: Maisstärke kann zu einem gewissen Anteil aus gentechnisch verändertem Mais stammen, vor allem wenn die Rohstoffe aus Nord- oder Südamerika importiert wurden. In der EU sind mehrere gv-Maissorten als Lebens- und Futtermittel zugelassen. Weitere pflanzliche Stärkequellen sind Kartoffeln und Weizen. Derzeit werden weltweit keine gv-Sorten kommerziell genutzt.
Enzyme: Der Abbau und die Modifikation der Stärke - die Stärkeverzuckerung - wird mit Enzymen (z.B. Amylase, Glukose-Isomerase, Pullulanase) durchgeführt. Diese werden überwiegend biotechnisch mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen.
[...]
Kennzeichnung: Zutaten auf der Basis von Stärke sind kennzeichnungspflichtig, wenn sie unmittelbar aus gentechnisch veränderten Pflanzen (z.B. Mais) hergestellt werden. Ob dies auch auf Maltose zutrifft, die in mehreren Verarbeitungsschritten aus Stärke hervorgeht, ist rechtlich nicht eindeutig geklärt. In der Praxis wird nicht gekennzeichnet.
Enzyme werden in der Regel nicht auf der Zutatenliste angegeben. Eine Herstellung mit Hilfe von gv-Mikroorganismen ist zudem nicht kennzeichnungspflichtig.
Bei Rohfrucht ist es potenziell ähnlich. Ich habe vor einem Jahr beim Doemens-Seminar aufgehorcht, als uns Michael Zepf erzählt hat, er sei durchaus gegen die Verwendung von Rohfrucht in Bieren (von historischen Ausnahmen wie z.B. Wit oder Stout mal abgesehen) und für das RHG, weil es dann nur noch ein kleiner Schritt ist zur Verwendung von Rohfrucht in Zusammenhang mit künstlichen Enzymen, weil natürlich Rohfrucht viel billiger ist.
Ich will jetzt hier nicht den Teufel an die Wand malen und ich kenne mich auch nicht gut genug aus damit, wie weit die technischen Grundlagen dafür bereits fortgeschritten sind, aber man stelle sich Bier auf Basis
a) reiner Rohfrucht mit technischen Enzymen (also ohne Mälzen), und
b) Maltosesirup aus anderen Stärkequellen (z.B. Mais oder Kartoffeln etc., gerne auch auf Basis von genveränderten Pflanzen und natürlich in Zusammenhang mit technischen Enzymen) vor.
Mit "klassischem" Bier auf Basis von gemälzter Gerste dürfte das nicht mehr viel zu tun haben, und ich kann mir schon vorstellen, dass diesbezüglich schon Pläne in Schubladen liegen. Wirkt irgendwie ein wenig so wie ein Schnitzel auf rein synthetischer Basis und muss ja gar nicht unbedingt schlecht schmecken, aber seltsam ist es schon, und es unterfüttert den Begriff "Industriebier" nochmal mit einer ganz anderen Bedeutung.
Edit: 2x editiert und nochmal was zugefügt
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)