Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

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Psy-Crow
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Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#1

Beitrag von Psy-Crow »

Hallo zusammen,

Ich bin seit ein paar Jahren begeisterter Craft Beer Trinker und habe nun auch schon lange mit dem Gedanken gespielt, eigenes Bier zu brauen. Im Vorfeld habe ich entsprechend viel darüber gelesen und bin immer wieder in diesem Forum gelandet. Vor nun zwei Wochen habe ich mir einen 10l Speidel gekauft und meine ersten beiden Sude gekocht.

Folgende Zutaten haben ihren Weg in die Würze gefunden:

2kg Bohemian Pilsner Malz
0,5kg CaraAmber
25g Hallertau Mittelfrüh (70min.)
25g Hallertau Mittelfrüh (10min.)
25g Cascade (5min.)
25g Mandarina (7 Tage Kalthopfung)

Das ergab jeweils 9l mit einer Stammwürze von 13,3% und 54IBU, die ich mit Mangrove Jacks Bohemian Lager angesetzt habe. Es ist bei 5%vol gelandet. Ich nehme an, daß der EVG durch den hohen CaraAmber Anteil so gering ist, oder?

Nun meine Frage:
Was ist das jetzt genau für ein Bier? Ein Pils ist es durch das Malz nicht, für ein Amber Lager ist es zu stark gehopft... Ich habe es vorläufig mal als Dry Hopped Pilsner beschriftet.

Vielleicht weiß ja jemand was besseres!

Viele Grüße,
Carsten
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freeflyer201
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#2

Beitrag von freeflyer201 »

Red Session IPL würde ich es nennen. Wäre also eine Abwandlung vom Red IPA.
Ich denke so eine Frage kannst du dir aber am besten selbst beantworten indem du schaust wie es schmeckt und in welche Kategorie es sensorisch am Besten passt. Wenn es wie ein Kaltgehopftes Pils schmeckt dann passt die Bezeichnung ja. Auch wenn ich denke das in diesem Fall die Farbe überhaupt nicht zu einem Pils passen wird.
LG
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Scheibelhund
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#3

Beitrag von Scheibelhund »

Wie schmeckts denn?

Ohne es getrunken zu haben, finde ich, das paßt hinten und vorne nicht.

Viel zu viel Cara, dazu noch recht bitter. Mit aufwändigen Hopfengaben, die niemand nachvollziehen kann.

Aber vielleicht täusch ich mich auch und es ist was ganz besonderes.
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Bierwisch
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#4

Beitrag von Bierwisch »

[sorry Carsten, Du bist halt nicht der erste hier, der sowas fragt]

Also mal etwas provokativ - wird das jetzt zum Sport? Man haut irgendwelche Malze zusammen, hopft ohne Sinn und Verstand, vergärt das mit einer unpassenden Hefe bei der falschen Temperatur und fragt dann in die Runde, welcher Stil das ist? Gar keiner bzw. Freistil (gibts dazu einen gutklingenden englischen Begriff? Freestyle ist nicht cool genug...).

Du hast Dir das Rezept ausgedacht, Du hast es verkostet und ihm einen Namen gegeben - sag uns doch erstmal, was Du bei der Rezepterstellung im Sinn hattest und wie es schmeckt.

Nochmal sorry (ich werde in letzter Zeit immer missverstanden, wenn ich meiner Verwunderung Ausdruck verleihe), aber das ist die falsche Herangehensweise. Um eigenes zu kreieren, ist es empfehlenswert, erstmal bewährte Rezepte nachzubrauen (es muß ja nicht immer ein langweiliges Standardbier sein. Such mal nach "Sambas Pale Ale"), um den Einfluß der verschiedenen Komponenten und der Rastführungen etc. zu verstehen. Dann fängt man an, diese Rezepte abzuwandeln und begreift beim Verkosten, was diese Änderung für Einfluß auf das fertige Bier hat.

Und dann bringt es was, sich mit eigenen Kreationen zu beschäftigen.

Ich lerne seit einiger Zeit Gitarre und kämpfe grad damit, meinen ungelenken Fingern Akkordwechsel schmackhaft zu machen. Wenn ich Dir jetzt eine freie Improvisation vorspielen würde und dich bitten würde, das Ergebnis stilmäßig einzuordnen - würdest Du das ernst nehmen? Vermutlich kämst Du Dir genauso vera... vor, wie ich grad.

Danke, jetzt gehts mir besser.
Gruß,
Bierwisch
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#5

Beitrag von Psy-Crow »

Ich bin kompletter Neuling und erwarte nicht, daß mein Erstlingswerk bahnbrechend wird ;)

Bestimmt war es nicht die beste Entscheidung, so viel CaraAmber zu benutzen. Allerdings wollte ich farblich gerne richtung rötlichem Bernstein gehen, da ich das optisch einfach sehr ansprechend finde.

Ausserdem hab ich lange nach Informationen über die geschmacklichen Charakteristika von CaraAmber gesucht und extrem wenig Aufschlussreiches gefunden. Die einzige Aussage habe ich in einem amerikanischen Forum gefunden, in dem es hieß, CaraAmber sei gar kein Karamell- sondern eher ein Biskuitmalz und würde Aromen von Brot und dezentem Honig ins Bier bringen als wirklich süß zu sein... Und das klang für mich sehr ansprechend. Durch dir hohe Schüttung kann ich mir hoffentlich selbst ein genaueres Bild machen.

Wie das fertige Bier sein wird, kann ich in ein paar Wochen berichten. Allerdings ist das Jungbier kein bisschen süß sondern angenehm fruchtig und herb. Wenn ich es richtig verstanden habe, müsste eine eventuelle starke Süße ja aber im Jungbier noch ausgeprägter sein als im fertigen Bier, oder?

Die Hopfung ist aus dem Wunsch entstanden, geschmacklich eine Art Pils IPA Crossover zu bekommen. Daher der Hallertau bei 70 und 10 Minuten (Pils) und der Cascade und der Mandarina für die fruchtigen Nuancen, die ich beim IPA so schätze. Ist eher aus dem Bauch heraus entstanden und vielleicht war es auch eine blöde Idee. Die nächsten Wochen werden es zeigen :)

Wenn es geschmacklich aber ungefähr in die gewünschte Richtung geht, werde ich mich wohl länger mit dem Rezept aufhalten und anfangen, mit den Malzen, Hopfen und Hefen zu variieren. Das wird mir dann hoffentlich mehr Verständnis für das Ganze geben, als wenn ich jetzt immer neue Rezepte teste ohne zu verstehen, warum die Biere nun so schmecken wie sie schmecken.

Ich hoffe, dass ich die Idee dahinter einigermaßen begreiflich machen konnte und es tut mir Leid, wenn sich jemand durch die Frage auf den Schlips getreten fühlt.
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#6

Beitrag von Scheibelhund »

Es fühlt sich niemand auf den Schlips getreten.

Laß uns wissen wie es geworden ist in ein paar Wochen.

Oft sind schon aus den verrücktesten Ideen völlig neue Produkte entstanden.

Warten wirs ab.
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danieldee
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#7

Beitrag von danieldee »

Moin,

es fällt mir auf, dass Neulinge hauptsächlich erstmal was eigenes kreieren. Im Facebook Forum ist das an der Tagesordnung. Woher kommt das?

Bevor man Fahrrad fahren lernt muss man doch erstmal Stützräder nehmen, sonst fällt man auf die Schnauze.

Es gibt unendlich viele gute Rezepte im Netz die auch erprobt sind.

Mein persönlicher Favorit ist Maische Malz und mehr.

Gruß Daniel
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Sura
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#8

Beitrag von Sura »

CaraAmber: "Komplexer, saurtei­gar­ti­ger, leicht schar­fer und bit­te­rer Geschmack"
.... habe ich mir dazu notiert. Passt ja fast zu dem was du beschreibst. (Ich habe keine Ahnung wo ich die Beschreibung her habe.....)

Und das Neulinge was eigenes kreieren, was spricht denn dagegen? Gibts ne Vorschrift: "Erstmal 20 Rezepte nachbrauen, und dann darfst du selbst."
Meiner Meinung hat ein Neuling der 20 Rezepte Spitzenbiere nachgebraut hat, wahrscheinlich weniger über die ganzen Zutaten und Abläufe gelernt, als jemand der 20 Sude selbst zusammengebaut hat. Vielleicht waren 2/3 davon grenzwertig und grade so trinkbar, aber wenigstens weiss er wie man den Fehler hinbekommt, und was passiert, wenn man es mit bestimmten Zutaten übertreibt oder untertreibt.

Und zehnmal ein Bitter brauen und die Zutaten um 5% variieren..... also da kann ich mir für einen Anfänger nichts langweiligeres vorstellen.... das kann man machen wenn man Feinheiten ausprobieren will. Aber dann nimmt man sich nen Tag Zeit und macht einen Mehrfachsud. Dazu muss man allerdings seine Abläufe auswendig kennen.... auch das kann ein Anfänger nicht.

@Carsten:
Probiere aus, frag (hier) lieber nicht wie man das nennt, und mach dir Notizen. :) .... und wenns nicht schmeckt, kipp es weg und mach was Neues.
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#9

Beitrag von Freetoast »

Nun seid doch nicht so streng. Schonmal was von Welpenschutz gehört? :Smile

Ich gestehe, ganz ähnlich angefangen zu haben. Das legt sich nach ein paar Suden, sobald die erste Riesenbegeisterung über das eigene Gebräu verklungen ist. Ich hab irgendwann gemerkt, dass tatsächlich kein Meister vom Himmel fällt und die erfahreneren Brauer nicht alle doofer sind als ich.

Grüße,

Rolf
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#10

Beitrag von SingleUser »

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten ... aber bei den Werten hier:
Das ergab jeweils 9l mit einer Stammwürze von 13,3% und 54IBU
Das ist schon "ordentlich" bitter, dann mit einer Lagerhefe angesetzt (UG Hefe aber OG vergoren?). Selbst Du am Ende nicht das gewünschte Ziel erreichst: was gelernt ....

@Damiel Dee
Bevor man Fahrrad fahren lernt muss man doch erstmal Stützräder nehmen, sonst fällt man auf die Schnauze
Als erfahrener Vater lass Dir einfach bitte sagen, direkt ohne Stützräder führt meistens tatsächlich schneller zu Ziel... :Smile Du gewöhnst Dich nämlich dran und lernst dadurch nicht das Gleichweicht zu halten. Auf die Nase fallen kann auch sehr heilsam sein ...
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danieldee
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#11

Beitrag von danieldee »

Bevor man Fahrrad fahren lernt muss man doch erstmal Stützräder nehmen, sonst fällt man auf die Schnauze
Als erfahrener Vater lass Dir einfach bitte sagen, direkt ohne Stützräder führt meistens tatsächlich schneller zu Ziel... :Smile Du gewöhnst Dich nämlich dran und lernst dadurch nicht das Gleichweicht zu halten. Auf die Nase fallen kann auch sehr heilsam sein ...[/quote]

Hi,

ich bin auch erfahrener Vater zweier Kinder und wollte damit nur einen Vergleich aufstellen. Naja egal es ist auf jeden Fall klar was gemeint war.

Gruß Daniel
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#12

Beitrag von Psy-Crow »

Das Ganze soll auch schön bitter werden. Das mag ich sehr gerne. Von den normalen Kaufbieren trinke ich Jever am liebsten. Das liegt angeblich so bei 40-45 IBU. Und da wollte ich schon bewusst noch einen drauflegen.

Eines meiner Lieblings-IPAs ist z.B. das Hardcore von BrewDog, welches mit stattlichen 150 IBU aufwartet.

Ich bin mir bewusst, dass der Bier-Stil erheblichen Einfluss auf die wahrgenommene Bitterkeit hat und ein Pils mit 45 IBU schon relativ bitter, ein IPA aber noch recht mild ist, aber ich mag es halt wirklich so. Ich wollte mit Absicht über die 50 IBU hinaus und hab das vorher auch durchgerechnet.
Psy-Crow
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#13

Beitrag von Psy-Crow »

@SingleUser
UG Hefe aber OG vergoren?
Was genau meinst Du damit? Kann man mit einer untergärigen Hefe obergärig arbeiten?
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Boludo
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#14

Beitrag von Boludo »

Für was brauchst du denn unbedingt einen Namen?
Nur für´s Etikett?
Ich finde, man muss nicht immer alles in eine Schublade stecken.
Es gibt auch Biere von mir, da hab ich keine Ahnung, was das sein soll, z.B. das Dark Impact.
Samba Pale Ale weiß auch niemand so genau, was das sein soll (ist aber nicht von mir).

Stefan
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#15

Beitrag von Alt-Phex »

Psy-Crow hat geschrieben:@SingleUser
UG Hefe aber OG vergoren?
Was genau meinst Du damit? Kann man mit einer untergärigen Hefe obergärig arbeiten?
Nein, was er wissen will ist bei welcher Temperatur du das Bier vergoren hast.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
Psy-Crow
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#16

Beitrag von Psy-Crow »

Ah, ok. Ich hab die Mangrove Jacks M84 genommen, weil sie laut Hersteller am besten zwischen 10 und 15 Grad arbeitet und es in meinem Vorratsraum so ca. 12 Grad sind.

Zur Nachgärung sollen die Flaschen dann raus in die Werkstatt (in eine Styroporbox um die Temperatur konstanter zu halten). Da sollten es dann momentan durchgängig so 5-6 Grad sein.

Ist das erstmal ok?
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Ladeberger
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#17

Beitrag von Ladeberger »

Amber Lager passt doch gut. Die Guidelines geben nur Wettbewerbskategorien vor, die zwecks Vergleichbarkeit hinreichend eng sein müssen.

Gruß
Andy
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#18

Beitrag von Blancblue »

Verstehe die Aufregung nicht - das ist ein (American) Amber Lager, die Bittere ist knackig, aber bei dem hohen Anteil CaraAmber nicht unpassend und lagert sich auch noch ein bissl runter.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#19

Beitrag von afri »

Psy-Crow hat geschrieben: Zur Nachgärung sollen die Flaschen dann raus in die Werkstatt (in eine Styroporbox um die Temperatur konstanter zu halten). Da sollten es dann momentan durchgängig so 5-6 Grad sein.
Würde ich nicht machen. Die Nachgärung sollte bei gleicher Temp stattfinden, wie die HG, die Lagerung danach darf dann gern kühler und sogar bei 0° sein.
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#20

Beitrag von Boludo »

Ich würde die Nachgärung bei Raumtemperatur machen.

Stefan
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#21

Beitrag von Psy-Crow »

Vielen Dank für den Tip mit der Nachgärung! Dann werde ich das so machen.

Eine Frage hätte ich noch:

Unser Trinkwasser hier ist schon relativ weich (Gesamthärte 8,38 °dH). Zusätzlich habe ich es noch einmal 30 Minuten abgekocht, um die Wasserhärte zusätzlich zu senken. Ist das Ganze jetzt weich genug, um wirklich als Pils-Wasser durchzugehen, oder sollte ich es noch weiter aufbereiten?

Ich habe Angaben von 1,5 °dH für Pils gefunden, und da komme ich allein durchs Abkochen ja nicht hin. Wie groß sind hier akzeptable Toleranzen?
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#22

Beitrag von schloemi »

Psy-Crow hat geschrieben:Vielen Dank für den Tip mit der Nachgärung! Dann werde ich das so machen.

Eine Frage hätte ich noch:

Unser Trinkwasser hier ist schon relativ weich (Gesamthärte 8,38 °dH). Zusätzlich habe ich es noch einmal 30 Minuten abgekocht, um die Wasserhärte zusätzlich zu senken. Ist das Ganze jetzt weich genug, um wirklich als Pils-Wasser durchzugehen, oder sollte ich es noch weiter aufbereiten?

Ich habe Angaben von 1,5 °dH für Pils gefunden, und da komme ich allein durchs Abkochen ja nicht hin. Wie groß sind hier akzeptable Toleranzen?
Das Thema Wasser und Wasseraufbereitung füllt Bücher und ist über die Gesamthärte nicht pauschal einstufbar. So setzt sich die Gesamthärte aus Carbonat-Härte und Nicht-Carbonat-Härte zusammen, daraus ergibt sich auch die Restalkalität. Du benötigst also idealerweise eine Wasseranalyse, in der alle Ionen aufgelistet sind.

Gefühlsmäßig würde ich jedoch sagen, dass das Wasser für Pils zu hart ist, da geht deine Recherche schon in die richtige Richtung. Zur Wasseraufbereitung gibt es nun mehrere Verfahren, die im Hobbybrauereiumfeld geläufigsten:

- Zugabe von Sauermalz
- Zugabe von Milchsäure, habe auch schon von Salzsäure gelesen
- Entsalzen / Aufsalzen
- Umkehrosmose
- Verwenden von weichem Mineralwasser (z.B. Purania)

Beim Abkochen und Abziehen sehe ich immer das Problem der Berechnung, das ist eben eher Prima- Daumen und du weißt am Ende nicht genau, was du noch drin hast. Das gilt letztendlich auch für das Sauermalz. Dennoch verwende ich letzteres lieber, weil mir das persönlich ein besseres Lebensgefühl hinterlässt, aber ist kein Maßstab für eine allgemeine Empfehlung.

Aufgrund meiner persönlichen Rahmenbedingungen mit Brunnenwasser neige ich zur Verwendung von Purania in Kombination mit Sauermalz.

cu schloemi

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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#23

Beitrag von Sura »

Mit Sauermalz oder Milchsäure (ich glaube nicht das du mehr als das brauchen wirst), kann man aber ausreichend genau rangehen. So viel geschätze ist da nicht, wenn mann Wasser, Wassermenge und die Schüttung kennt.
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#24

Beitrag von Psy-Crow »

So, nach langer Abwesenheit und diversen Suden wollte ich nochmal ein kleines Update geben.

Ich habe bis jetzt ausschließlich an diesem Rezept gewerkelt und abwechselnd andere Hefen, andere Malzmischungen und andere Hopfen verwendet.

Letztendlich bin ich aber wieder fast beim ursprünglichen Rezept gelandet. Nur die Hopenauswahl ist deutlich verändert.

Nun sieht es für den 10l Braumeister wie folgt aus:

2kg Bohemian Pilsner Malz
0,5kg CaraAmber
0,2kg Haferflocken

25g Saaz (70min.)
25g Saaz (10min.)
1TL Irish Moss (10min.)
25g Mandarina (5min.)
25g El Dorado (7 Tage Kalthopfung)

Nach dem Hopfenkochen verdünne ich dann auf 12,5% Stammwürze. Angesetzt wird mit Mangrove Jack's Bohemian Lager Hefe, Karbonisiert (mittlerweile mit Zucker und nicht mehr mit Speise) wird auf ca. 5g CO2/l

Es war ein langer und lehrreicher Weg, und ich habe nun ein eigenes Rezept, mit dem ich wirklich zufrieden bin!

Es ist frisch, nicht süß, angenehm herb und durch die Hopfung und auch die Hefe schön fruchtig.

Egal ob Craftbeer-Freak, Fernsehbiertrinker oder Bierverweigerer... Das trinken tatsächlich alle in meinem Umfeld gerne. Besonders gefreut hat mich das Urteil des Freundes eines Freundes. Der ist gelernter Braumeister und fand das Bier auch sehr gut. Und da ich ihn persönlich nicht kenne und bei der Verkostung nicht dabei war, denke ich, dass Urteil war ehrlich :Smile

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei allen hier im Forum bedanken. Für einen Neuling ist diese Quelle der Informationen wirklich unbezahlbar und hat mir viele Male ungemein geholfen!

Nun beginnt eine neue Reise: im Gärfass blubbert gerade ein untergäriges dunkles Bier mit Rauchmalz, Ahornsirup und Milchzucker. Es ist wiederum komplett auf dem Reißbrett entstanden. Die Frage nach der Klassifizierung werde ich aber nicht wieder stellen... Das ist mir mittlerweile recht wumpe :Bigsmile
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Johnny H
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Re: Wie würde man dieses Bier klassifizieren?

#25

Beitrag von Johnny H »

schloemi hat geschrieben: Donnerstag 23. Februar 2017, 06:23
Beim Abkochen und Abziehen sehe ich immer das Problem der Berechnung, das ist eben eher Prima- Daumen und du weißt am Ende nicht genau, was du noch drin hast. Das gilt letztendlich auch für das Sauermalz. Dennoch verwende ich letzteres lieber, weil mir das persönlich ein besseres Lebensgefühl hinterlässt, aber ist kein Maßstab für eine allgemeine Empfehlung.

Aufgrund meiner persönlichen Rahmenbedingungen mit Brunnenwasser neige ich zur Verwendung von Purania in Kombination mit Sauermalz.
Sura hat geschrieben: Donnerstag 23. Februar 2017, 10:09 Mit Sauermalz oder Milchsäure (ich glaube nicht das du mehr als das brauchen wirst), kann man aber ausreichend genau rangehen. So viel geschätze ist da nicht, wenn mann Wasser, Wassermenge und die Schüttung kennt.
@schloemi/sura:
Wie rechnet Ihr denn mit Sauermalz? 1/2/3% Milchsäuregehalt?

Ich verwende ja schon lange das Spreadsheet vom Hanghofer, das mit 3% Milchsäuregehalt rechnet, justiere aber mithilfe von Milchsäure und pH-Stäbchen den Maische-pH meist noch etwas nach.

Über den Milchsäuregehalt von Sauermalz habe ich mir dann auch lange keine Gedanken mehr gemacht, bis mir neulich zufällig aufgefallen ist, dass Weyermann etwa 2% spezifiziert (hat, finde gerade nur ein DB von 2012).

Bru'n Water geht auf jeden Fall von einem geringeren Milchsäureanteil als Hanghofer aus.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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