Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

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quasarmin
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Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#1

Beitrag von quasarmin »

Moin

auf der Seite der Müggeland-Brauerei bin ich auf den Biertyp 7A "Norddeutsches Altbier - obergärig" gestossen.
:YLType https://brauerei.mueggelland.de/biertyp ... ms/38.html

Im Feld Zutaten ist von "Üblicherweise mit einer hochvergärenden untergärigen Hefe vergoren" die Rede,
und unter Kommentar folgendes:
"Ironischerweise deutet "Alt" auf die "alte" Brauweise mit obergärigen Hefen hin, womit der Name "Altbier" für diese Sorte eigentlich falsch ist. Die mit obergärigen Hefen vergorenen Sorten werden wie beim Düsseldorfer Alt bei kühlen Temperaturen vergoren und gelagert."

Ich bin jetzt reichlich verwirrt. Handelt sich es hier um einen Fehler? Ist das nun ein obergäriges oder untergäriges Bier, oder eine obergärige Hefe die im untergärigen Temperaturbereich vergärt wird?

Rezeptvorschläge gibt es leider keine.

Gruß
Armin
Fauntleroy
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#2

Beitrag von Fauntleroy »

Hi Armin,

es sollte wohl untergärig heißen. Schau mal hier: Norddeutsches Altbier. Das Pinkus-Alt aus Münster wird allerdings obergärig gebraut. Obwohl, ist Münster schon Norddeutschland?

Gruß - Martin
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§11
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#3

Beitrag von §11 »

Da stolper ich das erste mal drueber. Ich lass mich gerne eines besseren belehren. Gibt es wirklich, historisch und belegt, untergaerige Altbiere? Ich hab mich gerade virtuell auf die Suche gemacht und zumindest Hannen als auch das Schwelmer, die als kommerzielle Beispiele aufgefuerht wurden, warden/ wurden nach meinen Nachforschungen obergaerig gebraut.

Beim DAB scheiden sich die Geister, den viele ordnen dieses Bier eben nicht als Alt, sondern als dunkles "Lagerbier", also eher in Richtung Muenchner ein.

Kennt jemand ein ug Altbier?

Gruss

Jan
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christianf
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#4

Beitrag von christianf »

Also mir ist das auch neu. Meiner Meinung nach ist Altbier immer auf alte Art gebraut. Die Bezeichung "Altbier" hat sich meines Wissens auch erst nach dem 2 Weltkrieg durchgesetzt, vorher sprach man von obergärigem Bier.
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flying
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#5

Beitrag von flying »

Na ja, Alaskan Amber klingt doch ziemlich "norddeutsch", oder..? :Grübel

Ich glaube dieser "Bierstil" ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen und wird einfach für alles was altbierähnlich ist und außerhalb von Düsseldorf gebraut wird verwendet?
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Fauntleroy
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#6

Beitrag von Fauntleroy »

Die BJCP Style Guidelines aus dem Jahre 2004 erwähnen den Stil in der Kategorie 7. Amber Hybrid Beer als 7A. Northern German Altbier. Aus der Zeit stammen wohl die Einträge. In den aktuellen Style Guidelines (2015) taucht er nicht mehr auf.

Gruß - Martin

Edit: 2008 ist er auch noch drin: BJCP Style Guidelines (2008)
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quasarmin
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#7

Beitrag von quasarmin »

Fauntleroy hat geschrieben: Montag 2. Oktober 2017, 20:12 …Obwohl, ist Münster schon Norddeutschland?

Gruß - Martin
Für Schwaben fängt Norddeutschland nördlich des Mains an. Von uns aus gesehen unterfährt man die Grenze durch den Elbtunnel, manche hier meinen es ist der NOK :-)

Ich kenne leider nur das Hannen-Alt, und es ist ewig her das ich es getrunken habe. Damals in den 80er gab es hier in ECK noch ein Hannen-Faß. Damals kannte ich den Unterschied zwischen unter und obergärig noch nicht. Schmeckte aber gut.

Gruß
Armin
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§11
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#8

Beitrag von §11 »

Fuer uns Oberbayern ist alles noerdlich der Donau bereits Sued-Schweden :Wink

Jan
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#9

Beitrag von jemo »

Altbier ist immer obergärig. Deshalb heißt es ja so ...
Viele Grüße,
Jens
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Sura
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#10

Beitrag von Sura »

Fauntleroy hat geschrieben: Montag 2. Oktober 2017, 20:12 ..... Obwohl, ist Münster schon Norddeutschland?
Südlich der Kassler Berge ist Bayern, alles drüber ist Norddeutschland. So richtig Norden ist aber erst ab der Elbe...... wenn ichs recht überlege ..... eigentlich ist alles unterhalb der Elbe schon Oberbayern.
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#11

Beitrag von hyper472 »

"Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
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Ladeberger
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#12

Beitrag von Ladeberger »

Fauntleroy hat geschrieben: Montag 2. Oktober 2017, 21:00 Die BJCP Style Guidelines aus dem Jahre 2004 erwähnen den Stil in der Kategorie 7. Amber Hybrid Beer als 7A. Northern German Altbier. Aus der Zeit stammen wohl die Einträge. In den aktuellen Style Guidelines (2015) taucht er nicht mehr auf.

Gruß - Martin

Edit: 2008 ist er auch noch drin: BJCP Style Guidelines (2008)
Jepp. Das war ein Fehlgriff seitens des BJCP und hält sich seither in den Staaten als Nischenstil recht wacker. Wird wohl noch eine Weile dauern, bis der wieder in der Versenkung verschwunden ist...

Gruß
Andy
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flying
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#13

Beitrag von flying »

..und das westfälische Altbier scheinen sie in USA gar nicht zu kennen?
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quasarmin
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#14

Beitrag von quasarmin »

Moin

Danke für den Hinweis zu Hopfenhelden.de
Der Artikel von Clarissa Omiecienski erklärt die Anmerkungen in der Liste bei Müggelland. Dieser Typ Norddeutsches Altbier wird also mit obergäriger Hefe vergärt, aber kühler geführt. Leider keine Temperaturangaben.
Ich bin halt darauf gestossen weil mein erstes selbstgebrautes Altbier (Schumacher Clone) mir ganz gut geschmeckt hat und ich gerne noch mal etwas in der Art Altbier versuche möchte. Bei Müggelland gibt es leider keinen Rezeptvorschlag, hat jemand eine Idee?

Gruß
Armin
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Ladeberger
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#15

Beitrag von Ladeberger »

Düsseldorfer Altbier ist sehr breit interpretierbar. Es finden sich kommerzielle Varianten von hellem Malz + Röstmalz, über hellem Malz + dunklem Caramalz bis hin zu 100 % Münchner Malz. Dazwischen lassen sich beliebig viele Varianten ansiedeln.

Daher (wie so oft) die Gretchenfrage: Wo willst du denn geschmacklich hin?

Gruß
Andy
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#16

Beitrag von quasarmin »

Ladeberger hat geschrieben: Dienstag 3. Oktober 2017, 11:19
Daher (wie so oft) die Gretchenfrage: Wo willst du denn geschmacklich hin?

Gruß
Andy
Das Schumacher Clone von Michael fand ich gar nicht schlecht, war mir aber noch einen Tick zu malzig, obwohl ich schon weniger Caramünch (300 statt 500g) genommen habe. Ich hätte es gerne noch etwas süffiger und weniger fruchtig. Daher bin ich auf diesen Typ 7A gestossen, wenig Ester und Diacethyl. In die Richtung sollte es gehen, auch gerne etwas hopfenbetont, Hallertauer Mittelfrüh kann ich mir da vorstellen. Ich versuche einfach mal etwas in der Art. Als Hefe vielleicht die Safbrew S33 bei 15°C?

Gruß
Armin
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Ladeberger
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#17

Beitrag von Ladeberger »

Wundert mich nicht, eine Basis aus 90 % dunkleren Malzen und 10 % Cara dunkel ist bei 13 °P dann doch schon eher üppig. Eine niedrigvergärende Hefe wie sie S33 macht das m.E. eher noch extremer. Verwende lieber einen typischen Hefestamm dieser Ecke und davon reichlich, z.B. Wyeast 1007 ordentlich propagiert oder Fermentis K-97 bei 15 °C Anstelltemperatur.

Probiere es bzgl. der restlichen Rezeptur doch mal mit dem anderen Ende der Skala, z.B. dem Uerige Rezept aus gleicher Datenbank.

Gruß
Andy
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Re: Gärtemperatur Norddeutsches Altbier

#18

Beitrag von Alt-Phex »

Die Gozdawa Old German Altbier 9 (OGA9) ist meine (derzeit) liebste Altbier-Hefe. Wird nach mehrmaliger Führung noch besser. Altbier steht und fällt mit der richtigen Hefe, ähnlich wie bei Weizen oder Kölsch. Ob man das dann eher Schlank und Hopfenbetont, wie den Uerige Clone, oder Malzig wie das Schumacher braut ist reine Geschmacksfrage. Unsere Hausbrauereien unterscheiden sich alle im Geschmack. Der Bierstil ist halt vielschichtig.

Untergäriges Altbier ist mir nicht bekannt, auch nicht historisch. Das mag schon daran liegen das man im Rheinland eher weniger Felsenkeller findet als in Süddeutschland. Richtig ist aber das man Alt (und auch Kölsch) am besten kalt vergärt. 14-16°C Gärtemperatur sind für die Hefen Optimal.
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"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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