Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
Benutzeravatar
ggansde
Moderator
Moderator
Beiträge: 7951
Registriert: Mittwoch 9. November 2005, 16:25
Wohnort: Rodgau

Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#1

Beitrag von ggansde »

Moin,
schon bei Camba hatte ich ungläubig in dem Raum mit den Holzfässern ein wahre Fruchtfliegen-Invasion bewundert. Gestern waren wir auf einer Weinprobe in Rheinhessen und ich konnte folgende Bilder machen.
IMGP4929.JPG
IMGP4930.JPG
IMGP4932.JPG
Auf die Frage an den Winzermeister, ob er nicht Angst vor den Fruchtfliegen hätte, fragte er nur zurück "Warum denn?". Machen wir uns evtl. zu viele Gedanken über das Thema? Teilweise wird ja empfohlen einen Starter oder sogar ganze Sude wegen einer oder ein paar von den Viechern zu verwerfen.
:puzz
VG, Markus
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<
"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
Benutzeravatar
Malzwein
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:39

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#2

Beitrag von Malzwein »

Ich wollte schon mal ein Thema "Haben Hobbybrauer Angst? " eröffnen. Angstgesteuerten Anfragen und Diskussionen erscheinen mir hier doch recht häufig. Etwas mehr Gelassenheit, auch wenn mal ein Sud misslingt, würden manch ein Hobbybrauerleben deutlich verlängern.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
Benutzeravatar
Wintermuffel
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 485
Registriert: Dienstag 12. September 2017, 09:53
Wohnort: Stadtbergen

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#3

Beitrag von Wintermuffel »

Ich glaube Angst bzw Panik ist nicht das richtige Wort. Aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken etwas wochenlang gären zu lassen in dem etwas schwimmt, daß sich vermutlich nicht ordentlich die Füße gewaschen hat, bevor es baden ging.
Man ist nie zweimal durch den selben Wind.

Gruß
Heiner
Benutzeravatar
Ladeberger
Moderator
Moderator
Beiträge: 7288
Registriert: Dienstag 20. November 2012, 18:29

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#4

Beitrag von Ladeberger »

Erstmal müssen die Viecher oder ihr höchstgradig kontaminierter Mageninhalt an das Produkt kommen. Aber sobald das der Fall ist, kann das nichts Gutes bedeuten. Wenn sich im Sommer auf der Terrasse eine Fruchtfliege in den Rotwein verirrt und dort auskotzt, rieche ich das sofort. Ohne sie vorher gesehen zu haben. Da kann mir niemand erzählen, dass derartige Invasionen nicht zu einer Beeinträchtigung der Produktqualität führen können.

Ich erkenne da keine Angst, wenn man sein Arbeitsumfeld und Produkt insektenfrei halten will.

Gruß
Andy
Benutzeravatar
Bierjunge
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3452
Registriert: Mittwoch 28. Oktober 2009, 15:54

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#5

Beitrag von Bierjunge »

Krasse Bilder :Shocked

Ich denke aber, Brauerei und Weinküferei sind nicht in jeder Hinsicht vergleichbar.
Die Viecher sitzen beim Wein ja bereits auf den Trauben. Und ein paar der Dinge, vor denen wir den allergrößten Horror haben (Wildhefen und Milchsäurebakterien) gehören beim Wein somit unvermeidbarerweise mit dazu und führen, sofern sie nicht Überhand gewinnen, zu durchaus erwünschter Komplexität.
Lustigerweise führen Milchsäurebakterien bei uns zu Sauerbier, beim Wein hingegen durch Abbau der Äpfel- zur weniger sauren Milchsäure zu weniger Säure im Wein...
Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass es nicht auch einem Küfer gut zu Gesicht stünde, seinen Keller sauber und schädlingsfrei zu halten.

Moritz
Benutzeravatar
ggansde
Moderator
Moderator
Beiträge: 7951
Registriert: Mittwoch 9. November 2005, 16:25
Wohnort: Rodgau

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#6

Beitrag von ggansde »

Nun ja, die Weine dieses Winzers werden hochgelobt, und ich denke ein Weinsommelier, sollte schon mindestens derart gut ausgebildete Sinne wie unser lieber Andy haben.
Klar, ist der Titel dieses Beitrag etwas plakativ gewählt, aber in diversen Anfragen und Antworten zu diesem Thema meint man wirklich die nackte Panik zu spüren.
Im übrigen bin ich mir ziemlich sicher, dass so gut wie keine der Biester den Weg in das Produkt findet. Es wird aber hier auch meistens darüber diskutiert, welchen Einfluss tote Fruchtfliegen im Wasser des Gärverschlusses haben.
Ich wusste bis gestern übrigens nicht, dass gerade bei den hochpreisigeren Weinen Spontanvergärung auf der Tagesordnung steht, während die Massenware eher mit Reinzuchthefen vergoren wird.
Im übrigen scheint auch beim Winzer die Temperaturführung während der Gärung der Schlüssel eines gelungenen Weins zu sein. Es war in allen Belangen ein sehr interessantes Wochenende
VG, Markus
BTW. Das Thema "Craft" ist auch schon bei den Winzern angekommen. Der Junior ist gerade eingestiegen und wird hochgelobt. Er hat wohl einen lange verdrängten Stil wieder aufgelegt. Den sog. "Orange Wine", ein Weißwein mit Maischegärung. Dazu auch die im Craftbierbereich so gerne verwendete Kreativität bei Preisen, Etiketten, Beschreibungen, etc. (We love Orange). Aber ein sehr leckerer Tropfen.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<
"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
Jeff
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 200
Registriert: Montag 30. Januar 2017, 22:08
Wohnort: Darmstadt

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#7

Beitrag von Jeff »

Ich stehe folgendermaßen zu diesem Thema:
Warum sollte ich irgendwas (egal ob Jungbier oder Most, etc.) wegschütten, wenn ich mir nicht sicher bin, dass es wirklich verdorben ist - es sei denn, ich brauche den Behälter unbedingt? Also wartet doch erstmal ab, ob sich nicht doch alles ganz normal entwickelt, obowohl da irgend ein Tierchen seinen Rüssel reingesteckt hat, bevor ihr alles wegschüttet. Wäre doch Schade um die ganze Arbeit!
Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist!

Bild
haefner
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 996
Registriert: Montag 12. Dezember 2016, 09:06

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#8

Beitrag von haefner »

Man darf auch nicht vergessen, dass Wein ganz andere Alkohol Prozente zu Tage bringt, welcher eben auch viel abwehrt.

Als mir die nette Dame vom Veterinäramt das letzte Mal einen Besuch abstattete, hatte ich auch einige Fruchtfliegen (Wein) im Produktionsraum. Sie hat nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, da könne man nichts machen.

Beim Bier wäre ich aber trotzdem lieber vorsichtig.
Benutzeravatar
Kobi
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 682
Registriert: Donnerstag 11. August 2016, 09:59
Wohnort: Kiel

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#9

Beitrag von Kobi »

Man sollte sicher versuchen zu vermeiden, was an Gefährdungen für den Sud möglich ist, aber Panik wäre sicher fehl am Platze.
Bei Cantillon in Brüssel zumindest scheint man das alles sehr entspannt zu sehen...
Viele Grüße
Andreas
Dateianhänge
PA230128.JPG
Das Leben ist zu kurz, um schlechtes Bier zu trinken! :Drink

>> double dry hopped and triple vaccinated <<
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Hobbybrauer und Fruchtfliegenpanik

#10

Beitrag von §11 »

Markus, das mit der Spontanvergärung bei Wein ist ein hochspannendes und sehr komplexes Thema. Manche Bioweinbauern dürfen keine Reinzuchthefen verwenden (ich hab da mal ein Wochenende auf einem Gut verbracht) Sie beiienflussen aber bereits am Weinberg die Mikroflora auf den Trauben und damit eben auch die Hefen. Das war total abgefahren.

Zum Thema Fruchtliegen sag ich nur das die halt nicht den Weg in die Würze finden sollten. Wein und Bier sind halt doch unterschiedliche Getränke

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Antworten