Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

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Griller76
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Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#1

Beitrag von Griller76 »

Hallo an alle,

ich habe bei mir eine Wasserhärte von 10. Ich habe gelesen, dass für die meisten Biere eine von 5,5 reicht. Wie kann ich bitte das Hauswasser am besten und einfachsten auf diesen Wert bringen?

freundliche Grüße

Alexander
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uli74
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#2

Beitrag von uli74 »

Am allereinfachsten geht das mit Milchsäure.

Wobei es nicht nur auf die Gesamthärte ankommt. Hast Du die Wasserwerte vom Wasserversorger?
Gruss

Uli
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Griller76
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#3

Beitrag von Griller76 »

Hallo Uli,

danke für die Antwort. Wie gehe ich da mit der Milchsäure vo und womit messe ich dann das Ergebnis?
Meine Wasserwerte sind (http://www.wasser-bayern.de/wasser-baye ... te&vid=753):
Messwerte
Parameter Einheit Grenzwert Messwert
ph-Wert 7,76
Sauerstoff mg/l 8,00
Gesamthärte °dh (*) 10,74
Calcium mg/l 57,90
Magnesium mg/l 11,50
Natrium mg/l 200,00 3,60
Kalium mg/l 0,70
Eisen mg/l 0,20 <0,01
Mangan mg/l 0,05 <0,005
Nitrit mg/l 0,50 <0,05
Nitrat mg/l 50,00 2,60
Chlorid mg/l 250,00 5,70
Sulfat mg/l 240,00 15,70
Fluorid mg/l <0,05
Uran µg/l (**) 10,00 0,001

freundliche Grüße

Alexander
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tauroplu
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#4

Beitrag von tauroplu »

Hi, musste nicht messen, kannste berechnen, z.B. hier. Da steht überhaupt ganz, ganz viel zum Thema Wasseraufbereitung.

Gruß
Michael
Beste Grüße
Michael

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Agent B
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#5

Beitrag von Agent B »

Servus Alexander,

seit drei Suden koche ich mein Brauwasser für den HG mind. 20 Minuten lang ab.
Siehe Hobbybrauerwiki wiki/doku.php/brauwasser?s[]=brauwasser&s[]=kochen

Ich finde die spätere Reinigung geht auch leichter. (weniger Kesselstein)

Gruss
Andreas
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Griller76
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#6

Beitrag von Griller76 »

Hallo,

ich habe den Rechner verwendet und komme bei mir auf eine Restalkalität von: 3.7 mmol/l (=10.3°dH).
Die Verweise habe ich mir durchgelesen und mir schwirrt der Kopf (aber nicht vom Bier). Da komme ich mir ja vor, wie im Chemieunterricht.
Wenn ich Euch richtig verstehe, dann mache ich folgendes: 1. Die zu hohe Mineralität bekomme ich durch mindestens 20-Minütiges Kochen des Wassers raus und indem ich es danach abkühlen lasse.
2. Den PH-Gehalt senke ich mitteles Milchsäure auf ph 5,5 bis 6 durch Zugabe von 80% iger Milchsäure 3,3 Gramm je 1 dh Senkung, also 15,84 Gramm.
Alternativ könnte ich doch einen Verschnitt aus 50% destilliertem Wasser und 50% Leitungswasser machen?
Pils braue ich am Besten mit destilliertem Wasser, da es eine Restalkalität von 0 braucht?
Habe ich das nun so bitte richtig verstanden?

freundliche Grüße

Alexander
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marsabba
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#7

Beitrag von marsabba »

Hallo,
bei deinen Wasserwerten fehlt - wie leider so oft - der wichtigste Wert:
Die Temporäre Härte a.k.a Säurekapazität aka HCO3-Konzentration. Das ist der oberste Wert, den du beim MMM-Rechner eintragen musst. Ohne den kommst du nicht weiter.
Nachdem du ja schon die Härte von 10.3 berechnet hast, musst du wohl einen Wert für die HCO3-Konzentration eingegeben haben, allerdings würde ich mal kritisch hinterfragen, woher du den Wert hast...

Durch das Abkochen reduzierst du die Ca und HCO3 Konzentration durch Ausfällen. Allerdings ist es nicht so einfach zu berechnen, wie viel dieser Ionen danach noch vorhanden sind, insofern würd ich das erstmal lassen.
Die Mineralien (d.h. Ca, Mg, Na, So4, Cl) sind bei dir absolut OK und muessen nicht reduziert werden. Das passt für jeden Bierstil ( und muss bestenfalls noch erhöht werden).
Also : Erstmal rausfinden , wieviel HCO3 du im Wasser hast: Nachfragen oder mit einem Aquarienset messen, danach sehn wir weiter. Aber ich vermute mal, dass bei dir "nur" eine Milchsäuregabe ausreichen wird.

Viele Grüße
martin
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Griller76
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#8

Beitrag von Griller76 »

Hallo Martin,

das mit dem HCO3 habe ich mit 1,79 mmol errechnet, denn es steht in der Analyse: *** In Deutschland werden drei Härtebereiche unterschieden: 2 (mittelhart) = 1,5-2,5 mmol Calciumcarbonat/l ( 8,4 - 14° deutscher Härte). Ich habe den Wert ausgerechnet: 1,00 mmol : 5,6 (Bereich zwiscen 8,5 bis 14 °) mal 10 (Wert meiner Härte) + 1,5 (Grundwert), ergibt 1,79.
Insofern hatte ich zuvor einen Rechrnfehler, denn die Restalkalität ist nur 2,3°dh. Das dürfte zum Brauen reichen? Mit was misst Du den PH-Wert? Ich habe gehört das Gerät GPH-114 von Greisinger soll ganz gut sein?

Parameter vom Wasserversorger
HCO3--Konzentration*
1,79 mmol (=5°dH)
Kalzium:
57,9 mg (=8.1°dH)
Magnesium:
11,5 mg/l (=2.7°dH)
Sulfat: 240 mg/l
Chlorid: 250 mg/l
Natrium: 200 mg/l

Restalkalität vor der Wasseraufbereitung
Restalkalität: 0.8 mmol/l (=2.3°dH)

freundliche Grüße

Alexander
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marsabba
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#9

Beitrag von marsabba »

Hallo,
leider muss ich dir sagen, dass du deine Karbonathärte (also die HCO3-Konzentration==Säurekapazität == Temporäre Härte) komplett falsch berechnet hast. Du kannst den Wert in keiner Weise aus dem Gesamthärte Wert ableiten. Das sind zwei ganz verschiedene Schuhe. Also bleibe ich dabei:
Erst die Karbonathärte vom Versorger erfragen oder messen (zb damit https://www.jbl.de/de/aquaristik-suessw ... bl-kh-test) , erst dann ist eine sinnvolle Abschätzung der notwendigen Wasseraufbereitung möglich.

Viele Grüße
und nicht verzweifeln...
Martin
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SINS
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#10

Beitrag von SINS »

marsabba hat geschrieben:Hallo,
Erst die Karbonathärte vom Versorger erfragen ... erst dann ist eine sinnvolle Abschätzung der notwendigen Wasseraufbereitung möglich.
Säurekapazität bis 4,3 würde auch als Wert funktionieren. -> multipliziert mit 2,8 = Carbonathärte.
- Schneebraeu -

Gebraut nach der Bamberger Umgeldordnung vom 12.Oktober 1489
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Griller76
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#11

Beitrag von Griller76 »

Hallo,

ich habe mir einen ausführlichen Prüfbericht zusenden lassen. Demnach beträgt die HCO3-Konzentration 3,54 mmol/l (Säurekapazität bis ph=4,3 bei 22,8 °C). Ich komme somit auf einen Endwert von Restalkalität: 2.6 mmol/l (=7.2°dH)
Wie gut ist das Brauwasser damit bitte?

freundliche Grüße

Alexander
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#12

Beitrag von tauroplu »

Hallo, Alexander,

das lässt sich - wie immer - nicht pasuchal beantwoten, kommt auf das Bier drauf an, das Du brauen willst.

Die Seite hierkennst Du, ja? Ganz unten stehen die Bereiche für die jeweiligen Biertypen, die Du treffen solltest. Entsprechend kannst Du dann vorgehen.

Gruß
Michael
Beste Grüße
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#13

Beitrag von Boludo »

Wer überhaupt keinen Bock hat, sich mit der Wasserchemie auseinander zu setzen, kann das gesamte Brauwasser einfach 20 Minuten lang kräftig abkochen.
Dauert und verbraucht Energie, ist aber relativ effektiv.

Stefan
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Malzwein
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#14

Beitrag von Malzwein »

Hallo erst einmal :Greets

1. Mach dir nicht so viele Gedanken um Messwerte, sondern braue Bier.
2. Pass das Bier deinem Wasser an. Dunkle Biere können mehr Härte ab als Helle und ganz weiches brauchst du bei Pils.
3. Solltest du bittere Biere mögen und z.B. ein IPA irgendwie kratzig finden, versuch es mit einem Teil Purania aus dem Supermarkt. Das ist weiches Wasser und kostet rund 1,50€ für 5 Liter.
4. Auch ohne ein "Messi" zu werden, kann man ein leckeres Bier brauen.
5. Wenn du mal in der Oberliga mitspielen willst und du deinen Brauprozess beherrscht, könnten die Details der Wasseraufbereitung ein Thema werden.

:Drink
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Griller76
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#15

Beitrag von Griller76 »

Hallo,

danke für den Tipp mit dem Quellwasser und den Hinweis, dass Wasser abzukochen, bzw. dass mein Wasser garnicht so schlecht ist. Ich habe echt schon die Tage von den Brauwasserparametern geträumt.
Gottseidank ist zumindest das nicht so kompliziert.
Im Moment habe ich Gourmetbier hell in der Nachreife und fülle heute meinen Teufelsbock zur Nachreife ab.

freundliche Grüße

Alexander
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marsabba
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Re: Einfache Wasseraufbereitung - ist das möglich?

#16

Beitrag von marsabba »

Also...
jetzt bekommst du auch noch meine Analyse nebst Patentrezept (wie ich das mit deinem Wasser machen würde).

Du hast ca 160 ppm HCO3 im Wasser, das ist mehr als drei mal so viel wie es für ein Pale Ale sein sollte. Ausserdem hast du sehr wenig Chlorid/Sulfat Ionen, die für den Bittereeindruck wichtig sind.
Meine Empfehlung für ein helles bis sehr helles Bier durchschnittlicher Stärke (13 °P oder so) , jeweisl bezogen auf 35 Liter Haupt+Nachgusswasser (also so ca 25 liter Würze):
mit je 3g Zugabe von CalciumSulfat und Calciumchlorid bist du mit den SO4/CL Werten auf ca. 50 ppm und damit in einem guten Bereich.
Mit 5 mg Milchsäure sollte der Maische pH dann knapp unter 5,6 liegen.

Für rote bis braun Biere: Geh mit der Milchsäure auf 1,5 ml runter
Für Röstmalzlastige, schwarze Biere: Keine Milchsäure.

Das ist jetzt natürlich alles sehr vereinfachend, aber ich denke, damit kommst du (die nächsten jahre) über die Runden, bis du dich wieder mal ernsthaft mit dem Thema Wasser auseinandersetzen möchtest.

PS: Ich habe die Werte mit mit dem EZ Water Calculator berechnet (http://www.ezwatercalculator.com/)

Viele Grüße
Martin
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