Maischverfahren (Plural) anno 1950

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Maischverfahren (Plural) anno 1950

#1

Beitrag von SINS »

Moin liebe Braugemeinde!

Zum Geburtstag habe ich von meinem Bruder das "Brauerhandbuch" von Dr.Ing. Karl Hennies (4. Auflage 1950) geschenkt bekommen. :thumbup

Darin sind verschiedene Maischverfahren beschrieben:

- Dreimaisch~
- Zweimaisch~
- Einmaisch~
- Hochkurz~
- Springmaisch~
- Schmitz~
- Infusions~
- Schrotmaisch~
- Druckmaisch~
- ~ mit Zusätzen von Rohfrucht.

Wenn es Euch interessiert würde ich die unbekannten ~ sprich die letzteren näher erklären. Also aus dem Werk direkt und indirekt zitieren.

Interesse?

VG Sven.

Edith: Betreff verbessert.
Zuletzt geändert von SINS am Montag 17. November 2014, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Maischverfahren anno 1950

#2

Beitrag von gulp »

Interesse?
Aber immer! :Greets

Gruß
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Re: Maischverfahren anno 1950

#3

Beitrag von Al-Jimbeam »

jup immer
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Re: Maischverfahren anno 1950

#4

Beitrag von SINS »

Beginnen wir mit dem sogenannten Schmitzverfahren.

Dabei stehen nicht die angepeilten Rasten, oder wie man sie erreicht, im Vordergrund, sondern vielmehr die Abmaischtemperatur.
Abgemaischt wird "fast bei Kochtemperatur". Das Abläutern vollzieht sich dadurch rascher. Allerdings muss die Würze noch nachverzuckert werden. Dr.-Ing. Karl Hennies spricht hierbei vom vorherigen Ziehen eines "kalten Satzes". Dieser wird nach dem Einmaischen als wässriger Malzauszug "(Diastaseauszug)" entnommen. Nach dem Abkühlen und Erreichen der Verzuckerungstemperatur werden Satz und Würze vermischt und schliesslich findet die letzte Verzuckerung statt.

Zitat (direkt und indirekt) aus: Dr.-Ing. Hennies, Karl: Brauerhandbuch, für den Lehrling, Brauer, Vorderburschen und Brauereikaufmann, Nürnberg 1950, vierte Auflage, S. 193.

VG Sven.
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#5

Beitrag von SINS »

Einer geht noch:

Schrotmaischverfahren

"Das Schrot wird vor dem Einmaischen zerlegt, und die erhaltenen Teile werden zunächst getrennt vermaischt. Beim K u b e s s a v e r f a h r e n z. B. wird das Schrot in Spelzen, Grobgrieß, Feingrieß und Mehl zerlegt. Die Grobgrieße werden für sich besonders stark gemaischt und gekocht, die Spelzen werden kalt oder warm eingemaischt und sodann mit der gekochten Grobgrießmaische vereinigt; es wird weitergemaischt, jedoch ohne zu kochen. Sodann setzt man das Mehl zu, verzuckert die Gesamtmaische und maischt hierauf ab. Die Spelzen machen also keinen Kochprozeß mit."

Direktes Zitat aus: Dr.-Ing. Hennies, Karl: Brauerhandbuch, für den Lehrling, Brauer, Vorderburschen und Brauereikaufmann, Nürnberg 1950, vierte Auflage, S. 193 f.
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#6

Beitrag von gulp »

Hennies spricht hierbei vom vorherigen Ziehen eines "kalten Satzes". Dieser wird nach dem Einmaischen als wässriger Malzauszug "(Diastaseauszug)" entnommen. Nach dem Abkühlen und Erreichen der Verzuckerungstemperatur werden Satz und Würze vermischt und schliesslich findet die letzte Verzuckerung statt.
Die Methode hört sich für mich recht umständlich an. Kenne ich als Malzauszug. Damit kann man Jodpositive Sude noch retten, so man vorher einen Auszug gemacht hat.

Gruß
Peter
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#7

Beitrag von SINS »

gulp hat geschrieben:
Hennies spricht hierbei vom vorherigen Ziehen eines "kalten Satzes". Dieser wird nach dem Einmaischen als wässriger Malzauszug "(Diastaseauszug)" entnommen. Nach dem Abkühlen und Erreichen der Verzuckerungstemperatur werden Satz und Würze vermischt und schliesslich findet die letzte Verzuckerung statt.
Die Methode hört sich für mich recht umständlich an. Kenne ich als Malzauszug. Damit kann man Jodpositive Sude noch retten, so man vorher einen Auszug gemacht hat.

Gruß
Peter
Wahrscheinlich hast Du recht. Deswegen hat es sich nicht wirklich durchgesetzt.
Eine höhere Läutergeschwindigkeit lohnt sich ja schon. In Verbindung mit aktiver und schneller Kühlung kann es dann doch schneller sein.

-> Wer will es mal ausprobieren? Ich hab leider keine Aktiv-Kühlung.

Evtl. kann man ja die vier Stunden Rekord-Marke bei +-20Liter knacken? Hatte Bierwisch nicht mal sowas versucht??? Oder wer war das "nach Feierabend" nochmal?
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#8

Beitrag von hanfkante »

Hallo SINS

sehr schön. Da les ich gerne mit.

ABO also

gruss
schorsch
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Bierjunge
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#9

Beitrag von Bierjunge »

SINS hat geschrieben:Wahrscheinlich hast Du recht. Deswegen hat es sich nicht wirklich durchgesetzt.
Eine höhere Läutergeschwindigkeit lohnt sich ja schon. In Verbindung mit aktiver und schneller Kühlung kann es dann doch schneller sein.
Prof. Narziß hält hier einen Zeitgewinn durch das Schmitzverfahren, das er dort ebenfalls beschreibt, für illusorisch.

Ich persönlich sehe die beschriebenen Verfahren (Schmitz- und Schrotmaisch-) einer Art Übergangszeit der 50er-Jahre geschuldet:
Noch glaubte man, wohl anbetrachts schwankender Malzqualität, nicht auf eine Kochung verzichten zu können, gleichwohl aber versuchte man, die Verfahren zu beschleunigen und Spelzenauslaugung zu reduzieren.
Bei heutigen Malzqualitäten bedarf es dessen alles kaum noch, zumindest wird es nicht schneller als ein Aufheiz-Infusionsverfahren ohne Kochung sein.

Übrigens ist das Schmitz-Verfahren ein Ableger des Kesselmaischverfahrens, das wiederum hier im Forum eher als Earlsches-Verfahren geläufig ist, und dessen Nachverzuckerung mit Kaltem Satz oder geteilter Schüttung unlängst erst hier diskutiert wurde. Der Unterschied besteht eigentlich bloß darin, ob die Nachverzuckerung vor oder nach dem Läutern geschieht.

Interessant ist das alles aber allemal!

Moritz
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#10

Beitrag von SINS »

Heute:

Das Springmaischverfahren

"Man maischt bei 37Grad C ein und läßt die Maische in kochend heißes Wasser einspringen; die Maischtemperatur erhöht sich dadurch auf 70Grad C. Die dazwischenliegenden Temperaturen werden also übersprungen."

aus: Dr.-Ing. Hennies, Karl: Brauerhandbuch, für den Lehrling, Brauer, Vorderburschen und Brauereikaufmann, Nürnberg 1950, vierte Auflage, S. 192.
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#11

Beitrag von hanfkante »

Tag,

um von 37° auf 70 zu Springen, das muss man ja ne Menge Wasser im Tank haben.

Grob überschlägig nach Fabier Mischkreuz wäre man am Schluss bei fast 1:6 Malz Wasser.
War das damals( bei der Variante so?)

Gibt dann ja ne sehr dünne Würze.


schorsch
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DerDennis
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#12

Beitrag von DerDennis »

hanfkante hat geschrieben:Tag,

um von 37° auf 70 zu Springen, das muss man ja ne Menge Wasser im Tank haben.

Grob überschlägig nach Fabier Mischkreuz wäre man am Schluss bei fast 1:6 Malz Wasser.
War das damals( bei der Variante so?)

Gibt dann ja ne sehr dünne Würze.


schorsch
So dünn wird die Würze nicht, sie muss nur am Anfang ziemlich dick sein, damit die Temperatur passt (17 Liter Dickmaische mit 37°C auf 19 Liter kochendes Wasser ergibt 70°C). Ich brauch bei 5kg Malz ("aufsteigende Infusion", nicht Springmaische) insgesamt 36 Liter Brauwasser, also sogar 1:7, Stammwürze ist ok :Smile

Grüße
*"Männer-Malzbier": Magnum/Select/Tettnanger auf 26 IBU, WLP2308, ca 70-80 EBC, 6 % vol (Nachgärung)
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#13

Beitrag von hanfkante »

Hallo Dennis,

wie meinst du das genau? 36l Brauwasser heisst ohne Nachguss, nehm ich an.
17 Liter Dickmaische von 37°, wie maischt du denn ein? Mit den 17 liter auf 5 Kg?

irgendwie versteh ich glaub was nicht genau, sorry :puzz

schorsch
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DerDennis
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#14

Beitrag von DerDennis »

Wenn ich normal maische, benötige ich durchschnittlich 5kg Malz und 36 Liter Wasser (HG+NG). Diese Menge ist bedingt durch die Topfgröße, mehr als 36 Liter passen da nicht rein.

Würde ich im Springmaischverfahren maischen (was ich noch nie getan habe), dann würde ich wie folgt vorgehen:

Einmaischen von 5 kg in 12(? geschätzt) Liter bei 40°C, ergibt 17 Liter Maische mit 37°C > Rast.
Die Maische in 19 Liter kochendes Wasser einleiten, ergibt 36 Liter Maische mit 70°C > Rast.
Abläutern, mit 7 Liter Nachgusswasser anschwänzen > ergibt 36 Liter Würze (und 2L verbleiben unter dem Läuterboden).

War jetzt nur grob skizziert, müsste man mal durchrechnen - aber pi mal Daumen käme ich auf die gleichen Volumina und die gleiche Malzmenge, also vermutlich auch gleiche Stammwürze wie beim üblichen Verfahren.

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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#15

Beitrag von SINS »

Hallo Dennis und Schorsch!

Zur genauen Berechnung und den Verhältnissen steht nichts im Buch. Lediglich dass alle anderen Temperaturbereiche übersprungen werden.
Als Gründe werden "überlöste" "zu rasch verzuckernde Malze" genannt, "oder um den Endvergärgrad zu drücken".
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#16

Beitrag von SINS »

Ein Schmankerl hab ich noch:

Das Infusionsverfahren

"... wird in Deutschland kaum ausgeführt".

Aus: Ebenda, S. 193.
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#17

Beitrag von Bierjunge »

SINS hat geschrieben:Das Infusionsverfahren

"... wird in Deutschland kaum ausgeführt".
Na ja, wie ich oben schon schrieb:
Bierjunge hat geschrieben:(...) einer Art Übergangszeit der 50er-Jahre geschuldet:
Noch glaubte man, wohl anbetrachts schwankender Malzqualität, nicht auf eine Kochung verzichten zu können, (...)
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#18

Beitrag von afri »

Hmm? Was hat denn die Infusion mit Kochung zu tun?

Aus dem Bauch heraus würde ich mal behaupten, dass die ersten Maischverfahren in industriellem Maßstab auf Infusion beruhen, weil sie einfacher zu handhaben ist.
Achim
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#19

Beitrag von Boludo »

afri hat geschrieben:Hmm? Was hat denn die Infusion mit Kochung zu tun?

Aus dem Bauch heraus würde ich mal behaupten, dass die ersten Maischverfahren in industriellem Maßstab auf Infusion beruhen, weil sie einfacher zu handhaben ist.
Achim
Glaub ich gar nicht. Thermometer sind noch nicht so alt und wenn man weiß wie, kann man mit Dekoktion Thermometerfrei brauen. Und schon allen wegen der Malzqualität damals wurde sicher gekocht, so wie Moritz es bereits gesagt hat.
Außerdem braucht man bei Dekoktion eine kleinere Pfanne zum Heizen, was technisch sicher besser umzusetzen war.
Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Und wenn Infusion, dann absteigend, so wie in England.

Stefan
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#20

Beitrag von mipet »

Servus,

es gibt noch ein weiteres Brauverfahren, das ähnlich ist wie das von Schmitz. Nämlich das nach Plesch. Hier werden 90 % der Schüttung fein (Mehl/Feingrieß) und 10 % als Spelzen geschrotet. Die 90% werden wie bei Schmitz behandelt, mit dem Unterschied das bei der Maischkochung auch Hopfen gegeben wird. Die gehopfte und gekochte Maische wird auf Läutertemperatur abgekühlt und die Spelzen werden dazu gegeben.
Mich würde mal interessieren, wie solche Biere schmecken. Hat da jemand Erfahrung?

Nach dem Verfahren Springmaischverfahren hat man früher alkoholfreie Biere gebraut, da durch das "überspringen" der Idealtemperatur der beta-Amylase mehr Dextrine in der Würze sind, die die Hefe nicht verarbeiten kann.

Ein weiteres interessantes Verfahren ist das nach Nathan, ich schreibe vielleicht mal was dazu. Ist auch so um die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden.

Ich denke auch, dass fürher die Mehrzahl der Biere nach Dekoktion gebraut wurden, da das Malz damals alles andere als homogen war.

Grüße
Michi
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#21

Beitrag von Earl »

Hallo zusammen,

animiert durch eure Beiträge habe ich mal wieder in alter Bierliteratur gestöbert und bin dabei auf das rheinische Verfahren gestoßen, welches im Buch "Vollständige Braukunde oder wissenschaftlich praktische Darstellung der Bierbrauerei" aus dem Jahr 1831 sehr ausführlich beschrieben ist. Obwohl mein Beitrag nicht so recht zum obigen Thema passt, hoffe ich, ihr lest ihn gerne und findet ihn genauso interessant wie ich. Beschrieben sind im Buch unter anderem auch die Verfahren in Bayern, in Augsburg, in Bamberg, in Kronach, in Köstriz, in Berlin, in Helmstädt und in den Niederlanden sowie das Verfahren mit doppeltem Würzekochen, wie sie damals praktiziert wurden. Diese Verfahren sind zum Teil sehr aufwändig, was vielleicht nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, da das gut funktionierende Verfahren am Rheine, wie es damals in Mannheim, Frankfurt und Strasburg geläufig war, lediglich einer einfachen, aufsteigenden Infusion glich.

Maßgebend war die damalige Erkenntnis, dass eine sehr dicke Maische leichter und schneller verzuckert als eine dünne Maische. Auf Seite 247 ist zu lesen, dass jede Lösung um so leichter erfolgt, je vielfacher der lösende und der aufgelöst werdende Körper sich berühren. Beim Verfahren am Rheine (beschrieben ab Seite 257) wurde das Malzschrot daher mit nur so wenig warmen Wasser eingemaischt, dass man es nur mit Mühe durchgängig feucht brachte. Dies nannte man "trockenes einmaischen". Diese "trockene" Maische hatte eine Temperatur von etwa 40 Grad Reamür, was umgerechnet 50 °C entspricht (1°R -> 1,25°C). Es befand sich übrigens schon ein Teil des Hopfen darin. Wo trocken eingemaischt wird, so schreibt man, da werden die Biere schneller und schon gleich nach der Gärung glänzend hell... . Diese "trockene" Maische ließ man nun 1/4 Stunde ruhig stehen und brühte dann mit so viel kochendem Wasser zu, bis das Maischen leicht ging. Nachdem diese Maische per Maischholz eine 3/4 Stunde gut durchgearbeitet wurde, läuterte man die klare Würze auf das Kühlschiff ab. Mit einem Teil dieser Vorderwürze kochte man den Hopfen auf. Den Treber überbrühte man mit kochendem Wasser, maischt nochmals eine halbe Stunde und läutert dann zur Vorderwürze aufs Kühlschiff. Diese Würze kam nun zum bereits kochenden Hopfen in die Pfanne, wo das eigentliche Würzekochen für 3 bis 4 Stunden erfolgte.

Bei einer Gegenüberstellung zu anderen Maischverfahren kommt man auf Seite 261 zum Schluß, dass beim Rheinischen Verfahren die Verzuckerung vollkommen und schneller bewirkt wird. Zudem war ein Kochen der Dickmaische nicht nötig. Auch sah man hier "keine trüben Biere".

Interessant finde ich zudem, dass damals (also vor etwa 200 Jahren) die Anwendung von Maische- und vorallem Vorderwürzehopfung gängig waren. Gemaischt wurde übrigens im Läuterbottich.

Hier noch schnell der Link zum Buch.
Beste Grüße vom
Earl


Vertrauen ist gut, selbst brauen ist besser.

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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#22

Beitrag von s3b0 »

SINS hat geschrieben: Evtl. kann man ja die vier Stunden Rekord-Marke bei +-20Liter knacken? Hatte Bierwisch nicht mal sowas versucht??? Oder wer war das "nach Feierabend" nochmal?
Mein Rekord bei einem Pils mit Kombirast incl. Braumaterialien herrichten sowie saubermachen lag bei 4,5 Std. - und das sogar stressfrei :thumbsup
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#23

Beitrag von SINS »

Hallo Earl!

Hab mal in deinem alten Buch gestöbert...
Da ich bei Hannover wohne, interessiert mich natürlich der Broihan. Deshalb habe ich mir das genauer angesehen und bin auf folgendes Verfahren gestossen:

Umrechnung:
1 berl. Quart (Wasser) = 1,170346 Liter

Im "Rezept" steht geschrieben, man maische 800Quart Wasser bei 30Grad C ein. (Helles Gerstenluftmalz 1427,66Liter).
Nach einer halben Stunde brühe man siedend heißes Wasser dazu. 1700 Quart = 1989,5882 Liter.

Würde nach Adam Ries aus Staffelstein einen Temperatursprung auf 78,5Grad bedeuten.
Was dem oben beschriebenen Springmaischverfahren entspräche! :Smile

-> Weiss jemand wieviel ein Liter (Volumen) Malz genau wiegt? Habe im Moment kein Malz da.

Hopfen kommt zum Bier nicht dazu. Obergärig vergoren, war es wenig haltbar aber sehr beliebt.
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#24

Beitrag von Bierjunge »

SINS hat geschrieben:Weiss jemand wieviel ein Liter (Volumen) Malz genau wiegt? [/i] Habe im Moment kein Malz da.
Ich bekomme 6 kg mit Klopfen und Stampfen gerade so eben in einen 10 l-Eimer. Ein Liter wiegt demnach 0,5 bis 0,6 kg.
Andererseits erhöht 1 kg Malz beim Einmaischen das Volumen um ca. 0,75 l.

Moritz
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Re: Maischverfahren (Plural) anno 1950

#25

Beitrag von hanfkante »

Hallo Sven,

sind wir denn schon durchß :Grübel

mich deucht, das ein oder zwei Verfahren noch fehlen.. :Greets

hast du noch was am Start?


gruss
schorsch
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