Trockenhefe statt Flüssighefe

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flying
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#51

Beitrag von flying »

Grundsätzlich sagen lässt sich, dass die ganzen Flüssigkulturen eher eine Art ausgelagertes Hefebanking ist. Für Leute die sich mit Hefepropagation auskennen. Da sind Anstellmengen erst mal zweitrangig. Die Anstellmenge stellt man sich selber her. Die Kultur ist nur die Quelle.
Trockenhefen sind prinzipiell für das direkte Anstellen gemacht. Alles andere macht auch keinen Sinn. Wer die Propagation beherrscht, dem reicht auch ein halbes Gramm Trockenhefe. Der braucht weder 11 g noch ein Pfundpack von dem Zeug.

Leider meinen die vielen (tausende?) Gasthausbrauereien, dass sie auf Trockenhefen angewiesen sind. Weil sie weder das technische Knowhow noch das Fachwissen für eine vernünftige Hefeherführung haben. Mit dem Fachwissen will ich natürlich niemanden was unterstellen, da sind auch ausgebildetet Brauer dabei. Dennoch sind die Pfundpackungen W 34/70 Standard in Gasthausbrauereien was nicht unbedingt zur Vielfalt beiträgt. Das hat auch zur Folge, dass die ehemals günstige Doemens 308 Trockenhefe für 45 € das Pfund mittlerweile als Danstar Diamond das Doppelte kostet. Bei 200 g/hL...
Auch als Hobbybrauer kostet das 11 g Päckchen untergärige Hefe wohl mittlerweile um die 5 € je nach Sorte. Bei 2 Päckchen für 20 L hört für mich der Spaß auf!

Eine Investition in einen vernüftigen Hefereinzuchttank halte ich für eine Gasthausbrauerei für eine der sinnvollsten Investments. Die Weihenstephan- Hefen von Ulrich sind garantiert hochrein. Für die 8,50 die die kosten bezahlt ihr die Reinheit und das die Hefebankprofis die Kultur ohne Mutationen über lange Zeiträume stabil halten. Bei Wyeast und WLP ist es genau so. Auch die Trockenhefeproduzenten müssen ihre Starterkulturen von Hefebanken beziehen.

Letztendlich ist es so. Trockenhefe an sein Bier zu schütten ist ein Armutszeugnis des Brauers. Ich gehöre da genau so dazu! Es ist einfach zu bequem. Die Faulheit siegt und Bier wirds ja immer... :P
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Enfield
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#52

Beitrag von Enfield »

Danke für die wahnsinnig interessanten Beiträge!

Die Auswahl an UG Trockenhefen ist wirklich stark eingeschränkt und die Preise sehr hoch. Die W34/70 ist eine gute Hefe, aber immer das gleiche, da wird's doch langweilig. Leider habe ich gesehen, dass es auch bei WY und WLP nicht sooo viele UG Flüssighefen gibt.
Wie ist das eigentlich in Großbrauereien? Haben die auch alle die gleiche Hefe oder benutzt da jede Brauerei ihren eigenen Stamm?

Hat jemand von euch schon andere UG Trockenhefen probiert, die nicht so gängig sind? Ich habe noch ne Tüte Mauribrew Lager hier rum liegen, die ich demnächst verbrauen möchte, aber keine wirkliche Idee, in welches Rezept die passt.

Wie kompliziert ist es eigentlich, sich selbst so ne kleine Hefebank aufzubauen?
Parleitner
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#53

Beitrag von Parleitner »

flying hat geschrieben:Grundsätzlich sagen lässt sich, dass die ganzen Flüssigkulturen eher eine Art ausgelagertes Hefebanking ist. Für Leute die sich mit Hefepropagation auskennen. Da sind Anstellmengen erst mal zweitrangig. Die Anstellmenge stellt man sich selber her. Die Kultur ist nur die Quelle.
Trockenhefen sind prinzipiell für das direkte Anstellen gemacht. Alles andere macht auch keinen Sinn. Wer die Propagation beherrscht, dem reicht auch ein halbes Gramm Trockenhefe. Der braucht weder 11 g noch ein Pfundpack von dem Zeug.

Leider meinen die vielen (tausende?) Gasthausbrauereien, dass sie auf Trockenhefen angewiesen sind. Weil sie weder das technische Knowhow noch das Fachwissen für eine vernünftige Hefeherführung haben. Mit dem Fachwissen will ich natürlich niemanden was unterstellen, da sind auch ausgebildetet Brauer dabei. Dennoch sind die Pfundpackungen W 34/70 Standard in Gasthausbrauereien was nicht unbedingt zur Vielfalt beiträgt. Das hat auch zur Folge, dass die ehemals günstige Doemens 308 Trockenhefe für 45 € das Pfund mittlerweile als Danstar Diamond das Doppelte kostet. Bei 200 g/hL...
Auch als Hobbybrauer kostet das 11 g Päckchen untergärige Hefe wohl mittlerweile um die 5 € je nach Sorte. Bei 2 Päckchen für 20 L hört für mich der Spaß auf!

Eine Investition in einen vernüftigen Hefereinzuchttank halte ich für eine Gasthausbrauerei für eine der sinnvollsten Investments. Die Weihenstephan- Hefen von Ulrich sind garantiert hochrein. Für die 8,50 die die kosten bezahlt ihr die Reinheit und das die Hefebankprofis die Kultur ohne Mutationen über lange Zeiträume stabil halten. Bei Wyeast und WLP ist es genau so. Auch die Trockenhefeproduzenten müssen ihre Starterkulturen von Hefebanken beziehen.

Letztendlich ist es so. Trockenhefe an sein Bier zu schütten ist ein Armutszeugnis des Brauers. Ich gehöre da genau so dazu! Es ist einfach zu bequem. Die Faulheit siegt und Bier wirds ja immer... :P
:goodpost:

Vielen Dank. Ich bin gerade dabei auf Flüssighefe umzusteigen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten habe ich aber wieder gezweifelt ob ich nicht doch bei Trockenhefe bleibe. Dein Post bestärkt mich nun aber wieder den Umstieg durchzuziehen (natürlich bleibt Trockenhefe im Haus als Notfalllösung oder Spontansuden)
3headsbrewer
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#54

Beitrag von 3headsbrewer »

Hallo,
Ich will den Thread gerade nochmal aufgreifen. Ich komme von der Flüssighefe–Seite und habe speziell mit Wyeast–Lagerhefen gute Erfahrungen gemacht (1,5l Starter ca. 3Tage vor Braustart mit 150g Trockenmalz). Ich dachte mir jetzt, um Kosten zu sparen probier ich mal Trockenhefe, muss aber feststellen dass da 2 Päckchen auch auf 8€ kommen.

Könnte man denn mit einem Päckchen einen vergleichbaren Starter machen? Oder sogar mit, sagen wir 5g? Müsste ich den Starter wie bei einer etwas alten Flüssighefe in 3 Stufen über 0,5l bis 1,5l machen? Hat da jemand Erfahrung?

Gruß Matthias
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Boludo
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#55

Beitrag von Boludo »

Was machst du dann mit den restlichen 6g vom Päckchen? Geöffnete Trockenhefe ist sehr empfindlich.
Und bis auf ein paar Euro weniger sehe ich dann keinen Vorteil mehr zur Flüssighefe. Der Aufwand ist ja der selbe. Trockenhefe nimmt man eigentlich, wenn man eben gerade keinen Starter machen will.
An der Hefe sparen ist eigentlich fast immer eine schlechte Idee.
Kauft man zB Malz als Sackware, kann man auch Geld sparen und das bei gleicher Qualität.
Oder du holst die Hefe aus einer Brauerei. Das kostet oft gar nichts und die geht mords ab ganz ohne Starter.

Stefan
haefner
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#56

Beitrag von haefner »

3headsbrewer hat geschrieben: Samstag 2. Dezember 2017, 08:02 Ich dachte mir jetzt, um Kosten zu sparen probier ich mal Trockenhefe, muss aber feststellen dass da 2 Päckchen auch auf 8€ kommen.
Kannst auch mal die Mangrove Jack's M76 - Bavarian Lager testen. Kostet 2,79€ / Päckchen und hat bei mir super gearbeitet und schmeckt auch gut.
3headsbrewer
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#57

Beitrag von 3headsbrewer »

Ich habe gerade die M84 in einem Wiener Lager verwendet...lagert aber noch, das wird quasi mein Weihnachtsbier. Als nächstes will ich aber ein Bockbier machen und da wären 2 Päckchen schon sinnvoll.
Ich will jetzt nicht unbedingt sparen, aber verschiedene Hefen ausprobieren und die von MJ klingen schon sehr interessant.
Eins stimmt narürlich, mit einem angebrochenen Hefepäckchen fange ich nichts an...hab ich nicht weit genug gedacht.

Aber doch nochmal meine prinzipielle Frage: macht irgendjemand mit Trockenhefe einen Starter oder ist das ein völlig blödsinniger Ansatz?

Matthias
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Sura
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#58

Beitrag von Sura »

In eine Packung optimal rehydrierten Trockenhefe sind für einen Sud von 20l genug Hefezellen. Dieses sind auch optimal ausgestattet und zahlenmässig ausreichend vorhanden, um sofort loslegen können. Sozusagen hast du nach dem rehydrieren den dekantierten Satz eines ordentlich belüfteten Starters.

(Bei UG sollte man trotzdem zwei Packen nehmen.)
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#59

Beitrag von Kolbäck »

Es spricht glaube ich nichts dagegen, einem Päckchen einen 2L-Starter zwei Tage vor anstellen zu verfüttern, so dass man sich das zweite Päckchen spart. So hab ich das auch schon mit trockener gemacht.

Bis auf die Kosten und Haltbarkeit ist der Unterschied zwischen trocken und flüssig ja eigentlich gering, was die Handhabung angeht. Bei den Bierpreisen hier in Schweden fällt Preis nochmal weniger ins Gewicht - befreundete Heimbrauer stellen nachher 15L Imperial Stout mit 3 WhiteLabs-Päckchen an, weil sie für den Starter zu faul waren.

Gruß, thomas
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Alt-Phex
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Re: Trockenhefe statt Flüssighefe

#60

Beitrag von Alt-Phex »

Wenn man wirklich bei der hefe geld sparen will, warum auch immer, dann führt die doch einfach mehrfach. Abgesehen von der Ersparnis werden die Hefen bei mehrfacher Führung auch besser. Der EVG steigt, die Hefe sedimentiert besser und das Bier wird auch geschmacklich runder. So sind zumindest meine Erfahrungen mit einigen Hefen die ich oft und gerne weiterführe (z.b. OGA9, S04, Gutmann).
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"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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