Windsor in 4. Führung - H2S

[Bernhard87]

Hallo Leute,

wollte gestern ein Pale Ale mit Windsor Erntehefe anstellen, wäre die 4. Führung gewesen. Hefe war verschlossen im Kühlschrank unter Jungbier ca. 10 Tage aufbewahrt. Habe mir mit 300ml Glattwasser des aktuellen Sudes einen Starter gemischt und bei Raumtemperatur ca. 2 Stunden stehen lassen (Gefäß mit Alufolie abgedeckt). Als ich den Starter zugeben wollte und die Folie lüpfte, schlug mir sofort penetranter H2S-Geruch (faule Eier) entgegen. Obwohl die sensorische Wahrnehmungsgrenze dieses Gases extrem niedrig liegt und man vermutlich schon geringste Mengen H2S riecht, habe ich den Starter entsorgt und mit einer Ersatzhefe (S-04, natürlich hatte ich keine Windsor mehr) angestellt. Möglicherweise wäre nichts passiert und die Hefe hätte die Würze im Verlauf der Gärung "normal" verstoffwechselt, aber ich wollte den Sud nicht riskieren. Ist mir gestern zum ersten Mal begegnet. Die Lagerung im Kühlschrank scheint der Hefe nicht bekommen zu sein. Künftig werde ich die Hefe wohl schneller verwerfen.

Viele Grüße,
Bernhard

[Johnny H]

Kommt natürlich auch darauf an, wie Du erntest und weiterführst. Wenn Du immer nach der Gärung vom Boden erntest und nie wenigstens einen Teil der Erntehefe entsorgst und dem Rest damit wieder die Möglichkeit zur Zellteilung und damit zur Verjüngung gibst, erhöht sich mit jeder Weiterführung der Anteil an toten und alten Hefezellen und dazu Kältetrub etc. Irgendwann ist dann halt Schluss.

Ich denke, es war vernünftig, die Hefe zu entsorgen.

Ich richte mich bei der Weiterverwendung von Erntehefe immer ein wenig nach dem Rechner auf Mr Malty und gebe nur einen Teil der Erntehefe. Dieser Rechner ist auch nicht schlecht. Bei obergärigen Suden ist leichtes Underpitching m.E. auch nicht so tragisch, besonders wenn man den Hefecharakter betonen will. Dann braucht man nur einen Teil der Erntehefe. Hier im Forum ist es aber gefühlt so, dass viele bei der Verwendung von Erntehefe eher Overpitching betreiben.

[Bernhard87]

Danke für die Links auf die Rechner. Ich ernte soviel wie möglich und gebe dann aber nur einen Teil der Erntehefe zum Starter. In diesem Fall 4 Esslöffel Erntehefe auf 300ml Glattwasser für 25l Anstellwürze mit 12.5 °P. Die alte Erntehefe wird dann verworfen und neue geerntet.

OK, habs nicht berechnet sondern ausprobiert, hat aber bislang immer perfekt funktioniert. Nach einiger Zeit sehe ich eine deutliche Aktivität im Starter. Das war auch dieses Mal so, allerdings inkl. entsprechend widerlichem Geruch :-)

Da die Gärung jedesmal nach 1 Tag angekommen war, war ich mir ziemlich sicher, mit der Dosierung in etwa richtig zu liegen.

[cyme]

300ml Glattwasser ist schon sehr knapp, ich nehme immer min 1l/~8°P.

Wie belüftest du deine Sude? Zu wenig Sauerstoff soll gerade beim wiedervewenden von Hefe schädlich sein.

[Bernhard87]

Ich belüfte durch kräftiges Einrühren der Hefe. Dann müsste die Hefe bei der vorhergehenden Gärung wohl schon etwas abbekommen haben, was natürlich möglich wäre. Nach dem Ernten wurde sie relativ schnell runtergekühlt und konnte in dem Vorratsgefäß nicht mehr viel Unfug machen. Ich bin mir allerdings sicher, dass dort noch keine H2S Entwicklung stattgefunden hat, das hätte ich sofort gerochen.

[Alt-Phex]

Hast du das Glattwasser denn vorher mal abgekocht ?

[Bernhard87]

Jetzt wo Du es erwähnst - nein.

[Alt-Phex]

Glattwasser enthält halt auch noch ein Vielzahl von Keimen und Bakterien die beim Maischprozeß nicht kaputt gegangen sind.
Sowas muss zwingend abgekocht werden, wenigstens mal 10min köcheln lassen.

[Bernhard87]

Du hast Recht, mea culpa! Das wird es wohl gewesen sein.