Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

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Seidlamacherei
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Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#1

Beitrag von Seidlamacherei »

Servus Zusammen,

am kommenden Samstag muss mein Bier trinkfertig sein.
Problem dabei ist, dass es noch merklich nach Diacetyl schmeckt. Als Notfallmaßnahme denke ich darüber nach, das Fass für 2 Tage wärmer zu stellen.

Das Bier steht bei rund 2 Grad und seit über 6 Wochen im Kühlschrank. Die Nachgärung dauert laut Manometer immer noch an. Die Hefe ist also noch aktiv.
Leider konnte ich in der Suche nichts finden, da die Meisten am Ende der Hauptägrung die Diacetylrast einlegen. Meint ihr, das bringt was? Hat jemand schon mal Erfahrung damit gemacht?

Ein paar Eckdaten zum Sud:
Schüttung: Pilsener, Münchner, 5% Karamell hell
Hefe: Wyeast Munich Lager, 2 Packungen für 55 Liter. Angestellt bei ungefähr 8 Grad. Grün geschlaucht nach 7 Tagen.
Hopfen: Tradition und Select
Infusionsverfahren
Stammwürze 12%

Vielen Dank und Grüße,

Benni
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gulp
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#2

Beitrag von gulp »

2° ist viel zu kalt für die Nachgärung. Stell mal lieber sofort wärmer, mindestens bis Donnerstag.

Gruß
Peter
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schloemi
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#3

Beitrag von schloemi »

Wenn die Hefe noch in ausreichender Menge fit ist, sollte es meiner Meinung nach gehen. Ob das bis Samstag klappt keine Ahnung.

Habe auch schon nach dem Grünschlauchen erst zu einem späteren Zeitpunkt die Diacethylrast gemacht.

cu schloemi

2006 Hobbybrauer
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gulp
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#4

Beitrag von gulp »

Noch einer: verkaufs halt als böhmisches Lager, dann passt der Diacethyl Geschmack.
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docpsycho
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#5

Beitrag von docpsycho »

Gude,

ich glaube der Grundlegende Fehler liegt bei einer NG bei 2°C. Die kann normal warm passieren und damit in Kombination mit der Diacetylrast.
Außerdem würde ich versuchen meinen Gästen keine aktive Hefe zu verabreichen, das kann zu mächtig flottem Otto führen.
Ob die Diacetylrast noch im "Nachhinein" geht, kann ich dir leider nicht sagen, habe ich noch nie gemacht. Theoretisch sollte es aber funktionieren, da die Hefe noch aktiv ist.

Grüße, der Doc

Edit: zu langsam
Setup: 3,5kw Caso-Induktionsplatte, 36l Brewferm-Topf, 38l Schengler-Thermoport mit Läuterhexe, Kühlspirale, Themperaturgesteuerte Gärkammer.

Die Brausportgruppe e.V. Rhein-Main

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Seidlamacherei
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#6

Beitrag von Seidlamacherei »

Vielen Dank für die schnellen Antworten, ich stelle es wärmer und werde berichten, ob es geklappt hat.

Bin da nach dem Narziss seiner Empfehlung vorgegangen. In seinem Buch steht, man soll die NG möglichst kalt (von 2 bis -2 Grad) durchführen und über die komplette Lagerzeit in die Länge ziehen, damit das Bier nicht einfach nur so im Lagertank liegt und die Hefe keinen Extakt mehr zum vergären hat.

Vielleicht liegt es auch ein bisschen an der Hefe. Hab sonst immer die W3470 aus der Brauerei verwendet und diesmal eben die Wyeast Munich Lager.

Führe nächstes Mal die NG aber auf jeden Fall ein paar Grad wärmer durch.

Vielen Dank nochmal für eure Antworten.

Grüße,
Benni
Zuletzt geändert von Seidlamacherei am Montag 17. Juli 2017, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#7

Beitrag von Seidlamacherei »

gulp hat geschrieben: Montag 17. Juli 2017, 12:52 Noch einer: verkaufs halt als böhmisches Lager, dann passt der Diacethyl Geschmack.
Natürlich auch eine gute Idee :thumbsup.
Aber die wollen nur fränkisches Kellerbier :Wink
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Ladeberger
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#8

Beitrag von Ladeberger »

Seidlamacherei hat geschrieben: Montag 17. Juli 2017, 13:20 In seinem Buch steht, man soll die NG möglichst kalt (von 2 bis -2 Grad) durchführen [...]
Wo genau soll das stehen?

Gruß
Andy
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#9

Beitrag von tauroplu »

Der Klassiker: die Reifetemperatur mit der Nachgärtemperatur verwechselt...
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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gulp
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#10

Beitrag von gulp »

Ladeberger hat geschrieben: Montag 17. Juli 2017, 14:42
Seidlamacherei hat geschrieben: Montag 17. Juli 2017, 13:20 In seinem Buch steht, man soll die NG möglichst kalt (von 2 bis -2 Grad) durchführen [...]
Wo genau soll das stehen?

Gruß
Andy
Abriß der Bierbrauerei. 1. Nachdruck, 7. Auflage 2008, Seite 235.

Das gilt halt für Brauereien. Die meisten werden nicht für ein oder zwei Tage auf 18-20° gehen können, so dauert der Diacethylabbau eben ein paar Wochen, falls er überhaupt vollständig stattfindet. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum man im Sommer häufiger Diacethylbrühe bekommt. Die Leute trinken zu schnell, bzw. die Brauereien liefern zu früh aus.

Gruß
Peter
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Johnny H
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#11

Beitrag von Johnny H »

Die Wyeast Munich Lager ist eine tolle Hefe. Vor allem in 1. Führung war sie bei mir aber auch eine Diacetylbombe: nach dem Abfüllen roch die ganze Küche nach Diacetyl.

Nach einer normalen Diacetylrast bzw. Nachgärung bei RT war das aber weg, und ich denke, das wird bei Dir nach ein paar Tagen bei RT ähnlich sein, auch wenn sechs Wochen auf der Hefe schon eine lange Zeit ist.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Diacetylrast nach 6-wöchiger Nachgärung möglich?

#12

Beitrag von Seidlamacherei »

Danke Peter fürs raus suchen.

Muss endlich damit aufhören, alles genau so machen zu wollen wie in der Brauerei bzw. wie es in der "Brauerbibel" steht.
Hausbrauen hat seine eigenen Gesetze und oft macht man es sich komplizierter als es eigentlich ist. Man meint halt immer, dann wird es besonders gut...
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