Köstliches Bier mit ekligem Bodensatz

[Reisburn Brewery]

Hallo zusammen,

mein erstes IPA ist eigentlich sehr lecker geworden (ist nun knapp 4 Wochen in der NG). Mit aufgesalztem Osmosewasser hat es keinerlei Kratzer gegeben und auch das Stopfen hat soweit seinen Dienst getan. Einziges Problem ist derzeit: In den Flaschen hat sich ein Bodensatz gebildet, der extrem eklig kratzig schmeckt und einem das Bier regelrecht ungenießbar macht, wenn man auch nur einen Teil davon ins Glas bekommt. Es kratzt dann eben fürchterlich und hängt bitter nach. Hier mal die Grund-Daten zum Sud:

Schüttung:
80% Pale Ale
15% Münchener
5% Cara hell

16,2°P Stammwürze

100% Osmosewasser, aufgesalzt lt. MMM-Rechner auf 50g/l Chlorid und 200mg/l Sulfat

Hopfen:
Herkules nach Würzebruch zum Bittern,
Centennial 15min vor Ende,
Centennial Whirlpool 80°C
Centennial, Cascade zum Stopfen (4,4g/l gestopft)

Hefe: WLP060
Starter: 3l Starter In 3 Stufen in echter Würze (8°P) hergeführt (30ml, 300ml, 3000ml, 24h/Stufe), 35l Würze angestellt

Nach 7 Tagen HG umgeschlaucht und zum Stopfen Pellets lose im Gäreimer vorgelegt.
Nach weiteren 7 Tagen Stopfen umgeschlaucht, dabei durch Microfilamentfilter gefiltert und danach abgefüllt.

Die einzige Idee, die ich zu dem Bodensatz habe, ist, dass evtl. sehr feine Hopfenreste vom Stopfen durch den Microfilamentilter durchgegangen sind und nun zu diesem fiesen Bodensatz beitragen. Habt Ihr noch Ideen?

Danke und LG,
Max

[flensdorfer]

Die Hefe? Ausser bei einem Weißbier sollte die beim Einschenken tunlichst in der Flasche bleiben.

[Chrissi_Chris]

Meinen Bodensatz lasse ich immer fleißig in der Flasche, außer in den Ausguss kommt der nirgends hin.
Sag mal trinkst du den etwa mit ?
Klar schmeckt der Bodensatz Sch...

LG Chris

[Reisburn Brewery]

Ich trinke auch den Bodensatz nicht mit, auch beim Weißbier nicht, aber i. d. R. ist es kein Problem, wenn doch mal was davon mit ins Glas geht... Im aktuellen Fall lasse ich trotz vorsichtigem Ausgießen ca. 2 cm Bier in der Flasche, sonst bekomme ich sehr schnell den besagten Geschmack ins Glas.

[Boludo]

Die Hefe bindet jede Menge Bitterstoffe. Beim Hefeweizen ist das halb so wild, da ist eh kaum was drin. Bein IPA ist das was anderes.
Schau, dass Du möglichst wenig Bodensatz bekommst zB durch einen Cold Crash oder Irish Moss oder viel Geduld.

Stefan

[Tozzi]

Hefe ist gesund! Enthält jede Menge Thiamin. In Westvleteren verkaufen sie die sogar in Pillenform...
So 'ne S04 oder Notti aus einem IPA würde ich aber auch verschmähen.
Bei einem guten Weissbier gehört (für mich) aber die Hefe unbedingt mit dazu; bei manchen belgischen Bieren trinke ich ganz gern den Bodensatz hinterher separat aus...

[Alt-Phex]

Hefe ist gesund! Enthält jede Menge Thiamin.

... und jede Menge Purin. Das wiederrum, in Verbindung mit dem Alkohol, kann zu Gichtanfälen führen. Hab ich auch schon zweimal gehabt, seitdem bin ich da vorsichtiger und habe entsprechende Tabletten zur Hand um sowas einzudämmen. Nannte man früher auch "Brauergicht" und kam wohl von zuviel Hefe im Zwickelbier (und zuviel Zwickelbier - täglich!). Harnsäure kann dann nicht richtig abgebaut werden und lagert sich in kristalliner Form in den Gelenken ein. Vorzugsweise im rechten oder linken Zeh. Das Gelenk entzündet sich und schwillt stark an. Das ist alles andere als Spaßig und dauert gerne mehrere Tage bis man wieder laufen kann. Im Mittelater eine reine Reichenkrankheit, "Zipperlein" genannt, weil die den ganzen Tag nur gefressen und gesoffen haben.

Hefe ist halt eine Purinbombe, da muss man schon etwas aufpassen. Das Zeug ist aber auch in vielen anderen Lebensmitteln enthalten. Daher kann man bei entsprechender Ernährung trotzdem munter weiter unfiltriertes saufen, man muss es nur wissen. Sorry für Off-Topic, aber ich finde das ein wichtiges Thema, das im Umgang mit dem Selbstgebrauten immer viel zu kurz kommt. Da musste ich Stephans Vorlage mal nutzen.

[Tozzi]

Das stimmt natürlich, hätte ich erwähnen sollen.
Wer da prädisponiert ist, oder auch familiär vorbelastet, sollte aufpassen.
Hefeweizen ist da ein no-go.
Und auch so manches "Bio" Produkt, wo das böse, böse Glutamat als Geschmacksverstärker durch Hefeextrakt ersetzt wurde.

Andererseits lindert das in der Hefe enthaltene Thiamin die schädigende Wirkung des Alkohols auf das Zentralnervensystem...
Und die Notti schmeckt dennoch übel. Die Windsor und die S04 auch.

[Scheibelhund]

Der Bodensatz ist die dreckige Unterhose des Bieres. Ich mach die Nachgärung im Faß und schenke direkt aus der Nachgärung aus. Daher ist es wichtig, die Fässer 2 Tage vor dem Ausschank nicht mehr zu bewegen.

[DerDallmann]

Es kommt immer mal vor, dass ein Stück vom Bodensatz mit ins Bier rutscht, gerade wenn man zB ne 0,5l Buddel auf 2 Gläser verteilt.
Ungewöhnlich finde ich, das selbst ein kleiner Teil scheinbar so bitter/kratzig ist, dass das ganze Bier kaum noch trinkbar ist. Kann es sein, dass die Hefe noch ziemlich aktiv war, als du gestopft/umgeschlaucht hast?

[Gorlin]

Nicht nur dass er nicht schmeckt - der Bodensatz sieht auch nicht gerade lecker aus, wenn er so im Glas schwimmt.
In der Regel bleibt er aber unten, wenn das Bier schön aufrecht im Kühlschrank kühlte und nicht vor dem Genuß noch transportiert wird.
Bei Flaschen mit viel Bodensatz nutze ich durchaus auch mal ein feines Sieb, um sicher zu gehen.

[Reisburn Brewery]

Die Hefe bindet jede Menge Bitterstoffe.

Ja, das wird es dann wohl sein. Also ist das quasi normal - hmm, das ist aber schon irgendwie nervig... Vielleicht warte ich nächstes Mal nochmal eine weitere Woche vor dem Abfüllen und lese ich mich obendrein mal in das Irish Moss/Gelatine/etc. Thema ein. Und mittelfristig werde ich dann wohl irgendeine Kühlmöglichkeit für Cold Crash in Erwägung ziehen...

So 'ne S04 oder Notti aus einem IPA würde ich aber auch verschmähen.

Das könnte durchaus auch noch ein Faktor beim Geschmack sein. Die von mir verwendete WLP060 ist eine Am. Ale-Mischung aus 3 verschiedenen Stämmen, die ich bisher noch nie verwendet hatte...


Danke Euch allen für Eure Antworten!

Max

[newnoise]

Ich hatte das Problem auch mal, als ich das erste Mal einen der China-Edelstahl-Filter zum Stopfen verwendet habe. Meine Befestigung des Filters am Gäreimer war nicht fest genug und das ganze Teil ist in den Sud gerutscht. Leider hat der Deckel relativ große Löcher und ich hatte dann in ein paar Flaschen ganz feine Hopfenpartikel mit im Bodensatz. Hat bei mir zu leichtem Gushing geführt und die betroffenen Flaschen waren ungenießbar.

[Blancblue]

Wie fein war der Filter? Ich habe da viel rumprobiert und von 300 bis 100 Micron getestet. Erst ab 100 Micron waren die Hopfenpartikel Geschichte.

[Reisburn Brewery]

Wie fein war der Filter? Ich habe da viel rumprobiert und von 300 bis 100 Micron getestet. Erst ab 100 Micron waren die Hopfenpartikel Geschichte.

Ich habe einen 150µ Filter verwendet. Noch vertretbar?

[Blancblue]

Hängt immer auch vom verwendeten Hopfen und der Mahlgrösse ab - kann gut gehen, oder auch nicht.