Wegschütten oder Abfüllen?

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zizo
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Wegschütten oder Abfüllen?

#1

Beitrag von zizo »

Hallo zusammen,

bei meinen vorigen 12 Suden war die Oberfläche nach der Hauptgärung immer blank. Beim aktuellen Sud schaut sie nun so aus, wie auf dem Bild:
einzelne Schaumkrönchen und immer mal wieder ein kleines Stück Film auf der Oberfläche. Sieht das für euch nach Kahmhaut aus? Besser wegschütten oder sind das einfach Hopfenöle auf der Oberfläche, zusammen mit etwas Brauhefe?
Rezept war das SNPA von MMuM (https://www.maischemalzundmehr.de/index ... griff=SNPA.
Hauptgärung hat im Vergleich zu den letzten Suden recht lang gedauert (2,5 Wochen mit US-05), steht nun aber seit 4 Tagen bei ca. 3,2° Plato ohne dass ich was ändert.
IMG_20171121_084048.jpg
IMG_20171121_084111.jpg
Gruß und danke für euren Rat.
Sebastian
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hyper472
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#2

Beitrag von hyper472 »

Gefällt mir nicht.
Stünde das Zeug bei mir, würde ich es in drei Tagen nochmal ansehen - eine Kahmhaut sollte bis dahin eindeutig erkennbar sein.
Viele Grüße, Henning
"Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
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zizo
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#3

Beitrag von zizo »

Hallo Henning,

danke für deine Antwort. Habe ich vergessen zu sagen. Durch die lange Hauptgärung habe ich bereits seit ca. einer Woche alle 2-3 Tage reingeschaut, um zu sehen, ob sich am Restextrakt noch was ändert. Das Bild war immer das selbe. D.h. wenn es Kahmhaut wäre, dann wäre sie seit mindestens einer Woche unverändert bei 21°C im Gäreimer. Spricht das eher gegen eine Kahmhaut?

Gruß, Sebastian
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#4

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Die US-05 "schleimt" die Oberfläche gerne mal voll. Alle Bilder, die ich von Kahmhaut kenne, sehen anders aus. Eher "großblasig" mit netzartigen Verbindungen. Ich denke dein Sud ist gesund und bei den Ablagerungen an der Oberfläche handelt es sich nur um Hopfenharze und "US-05 Schleim".
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
-----------
Viele Grüße
Jens
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hyper472
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#5

Beitrag von hyper472 »

Hallo Sebastian,
wenn das Bild sich die letzten Tage nicht verändert hat und für die US 05 typisch ist, spricht das für Abfüllen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Gärung durch ist.
Durch das häufige Öffnen hast Du das Risiko einer Infektion übrigens deutlich erhöht.
Ich orientiere mich inzwischen vor der ersten Messung am Klebethermometer: nach ein paar Tagen sinkt die Temperatur um circa 2° auf Raumtemperatur. Das zeigt an, dass der stürmische Teil der Gärung vorbei ist. Dann warte ich noch mal 2-3 Tage und ich spindele dann zum ersten Mal. Nach weiteren 2-3 Tagen kann ich dann meistens abfüllen.
Viele Grüße, Henning
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zizo
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#6

Beitrag von zizo »

Hallo Henning und Jens,

danke für eure Antworten und ich denke demnach, dass ich abfüllen werde.

@Henning: Dass ich das Infektionsrisiko erhöht habe ist mir klar. Allerdings bin ich quasi deiner Strategie gefolgt. Nach eineinhalb Wochen habe ich keine Bläschen im Gärrohr wahrgenommen und die abgekochte Spindel reingesetzt. Und danach noch alle 2-3 Tage mal geschaut. Ein bißchen was hat sich da zu Beginn am Restextrakt noch getan, jetzt aber wie gesagt seit 4 Tagen nicht mehr. Das häufige reinschauen kam also leider durch die verlängerte Gärung.

Allerdings habe ich dazu eine Vermutung und auch gleich noch eine Frage:
Mein Gärkühlschrank wird über ein Thermostat geschaltet. Geheizt wird mit einer 60 Watt-Glühbirne, die aus Platzgründen leider oben hängen muss. Daneben liegt oben ein PC-Lüfter, der die warme Luft nach unten bringen soll. Der Temperatursensor des Thermostats hängt auf ca. 1/3 der Höhe von unten. Als ich die Spindel reingesetzt habe, habe ich auch die Temperatur der Würze gemessen und die lag oben bei nur 16°C, das Thermostat war auf 20°C eingestellt. Meine Vermutung ist, dass die lange HG aufgrund der niedrigen Temperatur war.
Aber selbst wenn der PC-Lüfter so langsam den Geist aufgibt, dürfte aber doch die Temperatur im Kühlschrank nur im untersten Drittel unter den 20°C liegen, darüber zum Teil deutlich höher. Wie kann es dann sein, dass die Würze von oben gemessen nur 16°C hat? Verlassen mich hier meine thermodynamischen Kenntnisse? Danach habe ich das Thermostat auf 26°C gestellt und hatte nach 2 Tagen dann 20°C im Bier.

Gruß, Sebastian
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afri
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#7

Beitrag von afri »

Wieso benutzt du einen Kühlschrank zum heizen? Heizt du mit der 60W-Funzel gegen den Kompressor an?

Zur eigentlichen Frage: vielleicht geht die Anzeige des Termostaten vor und eingestellte 20° sind in Wirklichkeit nur 16°. Meine spontane Idee. Dafür spräche auch das Verhalten mit den dann eingestellten 26°.
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Neubierig
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#8

Beitrag von Neubierig »

afri hat geschrieben: Dienstag 21. November 2017, 13:38 Wieso benutzt du einen Kühlschrank zum heizen? Heizt du mit der 60W-Funzel gegen den Kompressor an?
Weil ein Kühlschrank schön isoliert ist, und man es genau so schön warm halten kann als kalt. Natürlich nicht gegen den Kompressor - das kommt natürlich nicht in Frage. Der Kühlschrank ist entweder ausgesteckt, oder der temperaturkontroller kann die Lampe einschalten wenn nötig, den Kompressor ebenso. So mache ich das, wie viele andere.

Cheers,

Keith :-)
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Boludo
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#9

Beitrag von Boludo »

Auch obergärig will die Temperatur kontrolliert sein. Und da muss man nun halt auch mal bei Bedarf heizen. Vor allem bei manchen belgischen Hefen.
Und lieber heizt man nur den Kühlschrank oder die Gefriertruhe, als den gesamten Keller.
Vorteil ist noch, dass sich eine Gefriertruhe bei der Vergärung mit CO2 füllt. Kann man sehr schön mit einem Feuerzeug sehen, welches man da eintaucht, die Flamme tanzt dann auf dem CO2 See. Das vermindert Oxidation und ungebetene Gäste.
Ich vergäre nur noch in der Gefriertruhe, egal ob ober oder untergärig.

Stefan
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Kurt
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#10

Beitrag von Kurt »

Wieder ein schönes Beispiel das Sauerstoff über dem Jungbier Mist ist. Lieber eine Woche länger gären lassen und den Deckel dafür auf dem Eimer lassen!
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quasarmin
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#11

Beitrag von quasarmin »

Ich habe auch schon öfters mit der US-05 angesetzt, und hatte ähnliche Oberflächen. Nicht ganz so heftig aber es waren immer Ansammlungen von Bläschen. Die Biere waren alle ok. Ich lasse immer 14-20 Tage gären, und öffne den Deckel nie. Was da drin los ist sehe ich mit der iSpindel.
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#12

Beitrag von M0ps »

Mein letzter Sud, ein IPA mit der US-05 sah nach 2 Wochen auch so aus. Die Hefe ist anscheinend einfach etwas eigensinnig was das optische angeht. Bisher ist in der Nachgärung jedefalls nichts ungewöhnliches.
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Tozzi
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#13

Beitrag von Tozzi »

Die schaut eigentlich immer so aus. Und der "Film" sind Hopfenöle. Alles in Butter, würde ich sagen.
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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ggansde
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#14

Beitrag von ggansde »

Moin,
ich wäre da nicht so optimistisch. Klar, Inseln von Bläschen sind völlig normal. Hopfenöle auf der Oberfläche sind aber m.W. eher leicht durchsichtig und leicht schillernd. Sobald es so matt und weißlich wie auf den Bildern ist, hätte ich ein sehr mulmiges Gefühl was eine Kamhaut angeht.
VG, Markus
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#15

Beitrag von zizo »

Hallo zusammen,

vielen herzlichen Dank für die Antworten. Nach euren Beiträgen gehe ich auch von aus, dass es keine Kahmhaut ist.
@Markus: das weißliche täuscht, das ist der weiße Kühlschrank, der sich in der Oberfläche spiegelt. Der Film ist schon eher durchsichtig.

Viele Grüße,
Sebastian
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#16

Beitrag von Parleitner »

Wegen der Glühbirne und Hitzeverteilung, hol dir ein Heizkabel fürs Terrarium. Das kann man schön auf den Boden legen und die Wärme steigt von alleine nach oben, der Lüfter kann hier auch unterstützen. So sollte sich die Temperaturverteilung verbessern.
Da der Gärbehälter auch Lichtdurchlässig ist wäre das ein weiterer Grund auf die Glühbirne zu verzichten. Zwar wird das höchstwahrscheinlich noch keinen wahrnehmbaren Einfluss haben aber fürs Bier nur das beste :)
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#17

Beitrag von martinsls »

Hi,

wenn ich mal Heizen müsste, würde ich sowas einsetzen:

https://www.sensorshop24.de/heizpatronenen/

Thermostat mit Fernfühler zur Reglung.

Grüsse Martin
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Malzwein
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#18

Beitrag von Malzwein »

Und wieder was ins Jungbier hängen? Bin ich skeptisch, weil nicht notwendig- Zumal 100 Watt (nur mal kurz eine angewählt) zuviel sein dürften. Das gibt vielleicht sogar eine punktuelle Pasteurisierung mit entsprechender Hefehemmung.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#19

Beitrag von zizo »

Hallo zusammen,

ja da bin ich auch schon am überlegen. Hab irgendwo noch ein paar Skischuhwärmer rumliegen. Die müsste man doch auch auf den Kühliboden legen können. Wattzahl weiß ich nicht, sind vermutlich bei meinen Schwiegereltern. Hat sowas schon mal jemand ausprobiert?

Gruß, Sebastian
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Boludo
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#20

Beitrag von Boludo »

Ich hab ne Infrarotlampe für 12 Euro in der Gefriere, die von einem kleinen Gebläse direkt angeblasen wird. Funktioniert einwandfrei.
Lichtgeschmack gibt es keinen, das würde ich sofort schmecken, weil ich da sehr empfindlich darauf reagiere.

Stefan
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Re: Wegschütten oder Abfüllen?

#21

Beitrag von zizo »

Hallo zusammen,

auch mit ner normalen Glühbirne konnte ich noch nie Lichtgeschmack feststellen.
Meines Wissens geht es hier auch um die UV-Strahlung, die bei einer Glühbirne recht gering ist.

Eigentlich wollte ich aber ein kurzes Update geben: gestern habe ich abgefüllt. Es war in der Tat ein leicht schleimiger Belag auf dem Jungbier.
Je niedriger der Level im Gärfass wurde, desto mehr hat er sich an den Seitenwänden abgesetzt. Die letzen 2cm im Eimer habe ich nicht mehr abgefüllt, so dass von dem Rest auf der Oberfläche nichts in die Flaschen kam. Geschmack vom Jungbier war ok, eigentlich schon jetzt sogar sehr gut. Ich gehe jetzt davon aus, dass alles ok ist.

Vielleicht noch eins, was mir wieder eingefallen ist. Laut Rezept sollte die Hefe nicht underpitched werden, um eine reintönige Vergärung zu erreichen.
Für die 24l Sud habe ich deshalb gute 1,5 Päckchen verwendet, was mehr als sonst war. Vielleicht hat das auch zu der übermäßigen "Verschleimung" geführt!?

Gruß, Sebastian
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