Pelz auf der Zunge

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DickeHefe
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Pelz auf der Zunge

#1

Beitrag von DickeHefe »

Hallo zusammen,

das hier ist mein erster Post, daher möchte ich mich erstmal kurz vorstellen, bevor ich zu meiner Frage komme.
Ich komme aus der Pfalz und habe im Sommer ein Bierset von Besserbrauer geschenkt bekommen. So bin ich zum Bierbrauen gekommen.
Mit dem Besserbrauerset habe ich ein gutes IPA und ein SummerAle hinbekommen. Mein Helles hatte einen leicht säuerlichen Geschmack. Das könnte fast noch gewollt gewesen sein, war aber nicht mein Fall. Bei meinem letzten Sud mit diesem Kit (Weizen) wollte die Hefe nicht recht ankommen...
Trotz der Fehlschläge wollte ich weiter machen und bin auf die 20-Liter-Klasse umgestiegen.
Mein aktuelles Setup besteht aus einem Westfalia Einkocher ( ca. 25 Liter und 2000W, Maischen und Kochen), einem selbstgebauten Rührwerk aus Rundhölzern (Antrieb durch Bohrmaschine in den Heizphasen), einem Inkbird ITC-310T-B mit 30cm Sonde. Geläutert wird mit einem 35Liter-Eimer mit Leuterfreund (oder so ähnlich).
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Nun zu meinem Problem:
Ich habe bisher zwei Sude mit diesem Setup hergestellt und beide haben einen deutlichen Fehlgeschmack.
Die Zutaten für beide Sude kommen von braumischung.de (Brexit Porter und California Common), weshalb ich Rezeptfehler erstmal ausschließe.
Der Fehlgeschmack ist beim California Common sehr deutlich und erinnert mich an (schlechten) Barrique-Geschmack bei Rotwein. Außerdem bekommt man ein pelziges Gefühl auf der Zunge, was mich wiederum an Tannine erinnert. Der Fehlgeschmack ist auch leicht beissend.
Aus dem Grund tippe ich auf mein Holzrührwerk als Fehlerquelle.
Im Porter ist der Fehlgeschmack deutlich schwächer (ich vermute durch den stärkeren Eigengeschmack?).

Wie seht Ihr das? Fallen Euch andere mögliche Fehler ein?
Wird das evtl. durch längere Lagerung besser?
Das California gärte ca. 2 Wochen. Danach lagerte das Bier ca. 2 Wochen bei Zimmertemperatur, dann im Keller unter 10 Grad für weitere 2 1/2 Wochen.

Das California habe ich bei 20 Grad vergoren, das ist zwar die Maximaltemperatur, aber laut Hersteller noch ok (Mangrove Jack’s M54 Californian Lager).

Danke Euch vorab, viele Grüße
DickeHefe
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marsabba
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Re: Pelz auf der Zunge

#2

Beitrag von marsabba »

Pelzig ? Tannine ? Schwarzer Tee ?
-> Dein Wasser hat einen zu hohen pH Wert bedingt durch zu viel KArbonathärte.
Beim nächsten hellen Bier mal mit Milchsäuregabe oder Zugabe von dest. Wasser probieren.

Wobei... wenn ich mir dein Rührwerk anschaue ... lass das mal eine Stunde in heissem Wasser rühren und probier das dann...

Viele Grüße
Martin
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Bilbobreu
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Re: Pelz auf der Zunge

#3

Beitrag von Bilbobreu »

Moin,
und willkommen im Forum. Dein Rührwerk sollte eigentlich unverdächtig sein. So weit auf den Fotos erkennbar, handelt es sich um Buchenholz. Das ist lebensmittelgeeignet und unproblematisch. Anders ist es natürlich, wenn das Holz irgendwie behandelt war oder Du das Rührwerk mit ungeeigneten Klebern geklebt haben solltest.

Ich vermute also auch mal, dass Martin mit dem Hinweis auf zu hartes Wasser richtig liegt. Wenn Du Dir Deine Wasserwerte vom Versorger besorgst, kann man die Menge an Milchsäure ausrechnen.

Gruß
Stefan
DickeHefe
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Re: Pelz auf der Zunge

#4

Beitrag von DickeHefe »

Danke für die schnellen Antworten!
Das Rührwerk ist aus Buche und ohne Leim gefertigt.
Das Wasser hatte ich garnicht auf dem Plan, weil es hier in der Gegend angeblich weich ist. Ich mach mich mal schlau.

Kann man mit Milchsäurezugabe auch das fertige Bier noch retten? Oder alles in den Ausguss?
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mcorny76
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Re: Pelz auf der Zunge

#5

Beitrag von mcorny76 »

Hallo Dickehefe,
ne du, nachträglich kannst du im fertigen Bier leider nix mehr mit Milchsäure retten.
Wenns untrinkbar ist, weg damit....leider...
VG
Michael (Ex-Pälzer)
Gruß
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afri
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Re: Pelz auf der Zunge

#6

Beitrag von afri »

Oder zu Brannt veredeln... Kleiner Scherz, ich habe das mal mit Oe gemacht, weil's da war, viel zuviel Arbeit für zuwenig Ergebnis.
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Barney Gumble
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Re: Pelz auf der Zunge

#7

Beitrag von Barney Gumble »

Grundsätzlich: Lass es ruhig mal ein halbes Jahr stehen. Die beschissenst schmeckenden Biere schmeckten manchmal nach entsprechend langer Hefearbeit interessant bis richtig gut. Ich erinner mich zb mal an ein Vorschlag von mir mit sehr viel Sulfat im Wasser gebrautes Alt-Dortmunder, untrinkbar nach 2 Monaten (purer Schwefel), eines meiner besten Biere nach fast einem Jahr nach Brautag.
Also auf jeden Fall mal testen wieder in einem halben Jahr, wegkippen geht dann ja immer noch..
Vg
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flying
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Re: Pelz auf der Zunge

#8

Beitrag von flying »

Der Fehlgeschmack ist beim California Common sehr deutlich und erinnert mich an (schlechten) Barrique-Geschmack bei Rotwein. Außerdem bekommt man ein pelziges Gefühl auf der Zunge, was mich wiederum an Tannine erinnert. Der Fehlgeschmack ist auch leicht beissend.
Die Beschreibung klingt sehr nach Brettanomyces oder nahe verwandte wilde Hefen. Im Weinbereich wird der dadurch bedingte Fehlton inkl. der Adstringenz ziemlich genau so beschrieben wie Du dein Bier beschreibst...
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Re: Pelz auf der Zunge

#9

Beitrag von ggansde »

Moin,
afri hat geschrieben: Samstag 23. Dezember 2017, 23:25 Oder zu Brannt veredeln... Kleiner Scherz, ich habe das mal mit Oe gemacht, weil's da war, viel zuviel Arbeit für zuwenig Ergebnis.
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Re: Pelz auf der Zunge

#10

Beitrag von afri »

ggansde hat geschrieben: Sonntag 24. Dezember 2017, 11:50 Wundere Dich nicht, wenn Du demnächst mal amtlichen Besuch bekommst.
Da mache ich mir wenig Sorgen, bei mir ist eine 0,5l-Brennblase zu finden und die soll ja, wenn auch nicht legal, so doch straffrei zu besitzen sein. Aber die Diskussion hatten wir hier schon oft, das brauchen wir nicht erneut durchzukauen.
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Re: Pelz auf der Zunge

#11

Beitrag von DickeHefe »

Ich werde es einfach mal im Keller vergessen. Mal sehen was daraus wird.
Danke für Eure Hilfe und schöne Feiertage!
DickeHefe
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Re: Pelz auf der Zunge

#12

Beitrag von DickeHefe »

Der Vollständigkeit halber hier noch die Wasseranalyse im Anhang. Sieht eher unproblematisch aus, oder interpretiere ich das falsch?

Und noch ein Update: Nachdem ich das Porter nun eine Woche im Kühlschrank hatte, war der Fehlgeschmack nun fast komplett verschwunden.
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