Hefe kommt nicht richtig an, was tun?

[thomyo]

Hallo Leute, ich hoffe ihr könnt mir helfen!

Habe beim Brauen US-05 Hefe mit etwas Speise bei 20grad angesetzt, nach ca. 2 Stunden arbeitete sie auch leicht, da sich etwas schaum bildete. Die Hefe kam dann mit der restlichen Speise zurück in den Gärtopf und wurde 5 Minuten kräftig belüftet!
Nach 24 Stunden hatte sich noch kein nennenswerter Schaum gebildet, also habe ich nochmals belüftet. Nach 48 Stunden war zwar etwas mehr Schaum vorhanden (allerdings immer noch sehr, sehr mager) und der Bierspund blubbert ab und zu (aber nicht sehr heftig, eher alle 10 sekunden einmal kurz)
Jetzt nach ca 60 Stunden, herrscht das gleiche Bild wie nach 48 Stunden, kaum schaum, wenig blubbern!

Was soll ich machen? War die Hefe vielleicht beschädigt? Habe ich einen Fehler gemacht? Ist der Hefe vielleicht bei 19 Grad doch zu kalt?! Kann man nach 60+ Stunden nochmal Hefe dazu geben?

Bitte helft mir! :(

[danduril]

Nein, die Temperatur ist absolut in Ordnung. Möglicherweise war die Hefe zu alt, aber zumindest tut sich ja was. Ich würde noch etwas warten...

Ansonsten kannst du natürlich jederzeit noch Hefe hinzufügen...

[Boludo]

Trockenhefe lässt man in Wasser aufquellen, nicht in Würze!
Kann schon sein, dass Du da einiges gekillt hast.
Die US-05 ist manchmal etwas träge, aber so lange sollte sie nicht brauchen.
ein Rettungsversuch mit neuer Hefe wäre durchaus einen Versuch wert, wenn die Würze noch ok ist.
Ansonsten mess doch mal wie viel sich getan hat.

Stefan

[gulp]

Waren Hochkräusen zu sehen, brauner Rand? Da wäre ein Foto nicht schlecht. Nimm halt mal eine Probe, was sagt die Spindel?

Gruß
Peter

[thomyo]

Vielen Dank schonmal für die Hilfe!
Hefe in reinem Wasser anstellen? Aber dann hat Sie doch gar nichts zum aktiv werden?

Habe gerade gespindelt und es scheint sich im verborgenen doch etwas getan zu haben! von ursprünglichen knapp 13P sind es jetzt ca 5P
Habe zudem mal probiert, es schmeckt nach bier, alkohol ist definitiv auch drin und leichte kohlensäure ebenfalls!
Merkwürdig, dass eine eindeutige schaumbildung ausbleibt oder? Haben recht viel mit TM70 desinfiziert (jetzt natürlich nicht direkt auf die Hefe gesprüht, aber alle behälter und untensilien, damit steril gemacht) kann es an sowas liegen?
Bild habe ich angefügt

[Boludo]

Glückwunsch, die Hefe hat ihren Job gemacht. Scheint aber noch nicht ganz fertig zu sein.
Man sieht auch Hopfenharze aus den Kräusen am Rand kleben.

Eine obergärige Hefe ist meist nicht so empfindlich, aber prinzipiell ist der Aufquellvorgang sehr kritisch und die Hefezelle kann nicht steuern, was durch die Zellmembran geht. Das kann bei empfindlichen Hefesorten schnell den Tod bedeuten.
Dass es trotzdem funktionieren kann, hast du ja jetzt gesehen.
Aber prinzipiell braucht man keinen Zucker für diesen Vorgang, die Hefe wird so getrocknet, dass sie alles für einen guten Start bereits eingelagert hat.

Und das war jetzt wieder mal ein schönes Beispiel, dass man sich letztendlich nur auf einen Messwert verlassen kann.


Stefan

[gulp]

von ursprünglichen knapp 13P sind es jetzt ca 5P

Bassd soweit. Jetzt Deckel drauf und die Suppe ein paar Tage in Ruhe lassen. Da geht noch was.

Gruß
Peter

[Boludo]

Und so geht´s dann weiter.

Stefan

[koenigsfeld]

Deiner Beschreibung nach hat die Gärung offensichtlich stattgefunden, bzw findet noch statt, sonst hättest Du ja keinen Extraktabbau feststellen können.
Der Geschmackstest fiel auch positiv aus.

Ich vermute, dass das Ausbleiben der Hochkräusen bzw der eher schleppende Gärungsverlauf vorrangig auf das Einbringen der Trockenhefe ohne vorherige Rehydrierung in die Würze zurückzuführen ist.
Du solltest künftig darauf achten, Trockenhefe erst in abgekochtem und abgekühltem Wasser (etwa 20 Grad) zu rehydrieren. Die Hefe war wahrscheinlich durch das plötzliche Nahrungsüberangebot ein wenig gestresst.
Vergleiche das einfach mal mit einer Person, die nach wochenlanger Auszehrung bzw Nulldiät auf einen Schlag zehn Portionen Chili verdrückt....das ausgiebige Mahl dürfte der Person eher schlecht bekommen

Prosit

[thomyo]

Hatte mich da strickt an das lehrbuch gehalten: 250ml speise mit 250ml wasser abgekocht.
Aber die Variante mit dem puren Wasser wird dann beim nächsten Mal ausprobiert! Danke für den Tip!!!

Habe außerdem kein Leitungswasser genommen, da dies bei uns sehr kalkhaltig ist! Gebraut wurde mit Stillem Wasser von gut und günstig (9 Liter 1,29€ restalkalität etwas über 2) was haltet ihr davon? Muss dieses Wasser eigentlich auch zwingend abgekocht werden?

[flip]

Ich vermute einmal ganz stark, dass dein Gärbehälter nicht richtig verschlossen war und daher die Gärung einfach an die vorbeigegangen ist.
Wenn die Stammwürze innerhalb von 60 Stunden von 13P auf 5P (!) heruntergegangen ist, muss eine ziemlich heftige Gärung in den ersten Stunden stattgefunden haben.
Dafür spricht, dass sich bereits nach 2 Stunden "Schaum" gebildet hat. Die US-05 braucht normalerweise immer ein wenig, bis sich was tut. Bei mir waren es bisher immer
so 12 Stunden.

Am einfachsten ist es, von der Würze beim herunterkühlen ein wenig für die Hefe zu entnehmen (wenn man es nicht über nach, sondern mit Lühlung tut). Dann muss man auch nicht sterilisieren.

[Tyrion]

Hatte mich da strickt an das lehrbuch gehalten: 250ml speise mit 250ml wasser abgekocht.
Aber die Variante mit dem puren Wasser wird dann beim nächsten Mal ausprobiert! Danke für den Tip!!!

Ich nehme an, dass du das aus dem Hanghofer hast. Da gehts allerdings um Flüssighefe (Trockenhefe war zur Entstehungszeit seines Buchs noch kaum verbreitet).
Wenn du mal mit Wyeast oder Whitelabs Hefe arbeiten solltest musst du natürlich Würze nehmen, wobei ich eher die doppelte Menge nehmen würde, als von Hanghofer empfohlen.

Gruss
Matthias

[flip]

Hatte mich da strickt an das lehrbuch gehalten: 250ml speise mit 250ml wasser abgekocht.
Aber die Variante mit dem puren Wasser wird dann beim nächsten Mal ausprobiert! Danke für den Tip!!!

Habe außerdem kein Leitungswasser genommen, da dies bei uns sehr kalkhaltig ist! Gebraut wurde mit Stillem Wasser von gut und günstig (9 Liter 1,29€ restalkalität etwas über 2) was haltet ihr davon? Muss dieses Wasser eigentlich auch zwingend abgekocht werden?

Moment, hast du ein Päckchen US-05 mit 500ml Flüssigkeit versucht zu rehydrieren? Das wäre die fünffache Menge von dem, was man normalerweise braucht.

[Boludo]

Du hast in der Tat eine Trockenhefe wie eine Flüssighefe behandelt.
Aber wie gesagt war das jetzt nicht weiter schlimm, es gärt ja.
Und gelernt hast du, dass man auf das Geblubber im Gärröhrchen nix geben kann.

Stefan

[frölsch]

Hallo allerseits
Durch das messen hat sich gezeigt, dass die Hefe gearbeitet hat. Laut Packungsanweisung kann man die US 05 direkt in die Würze streuen, ich habe dies schon einige Male ausprobiert, die Würze gut belüftet, den Behälter geschlossen und die Hefe wirken lassen. Bisher hat das immer gut funktioniert. Ich brauche in der 20 l Klasse

Gruß
Paul

[Boludo]

Hallo und willkommen!

Das Aufstreuen auf die Würze klappt bei vielen obergärigen Trockenhefen, ich weiß.
Aber bei Rehydrieren in Wasser hast du auf jeden Fall mehr überlebende Hefezellen und die Gärung läuft flotter und besser ab.
Trockenhefe muss man übrigens nicht belüften, zumindest hochwertige, da sie alles zur Vermehrung bereits eingelagert haben.

Stefan

[frölsch]

Vielen Dank Stefan
Auch für deine sehr gute Zusammenfassung des Brau gär und Reifeprozesses
Das Forum hat mir allgemein sehr geholfen und alle meine bisherigen Fragen
beantwortet.
Paul