Projekt: Wild-Yeast-Farming

Antworten
Benutzeravatar
Brewtotype
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 239
Registriert: Donnerstag 17. September 2015, 22:50
Wohnort: Olching

Projekt: Wild-Yeast-Farming

#1

Beitrag von Brewtotype »

Bekanntlich ist ja, dass die Zeit der Prüfungsvorbereitung ebenfalls die Zeit mit den größten "Ablenkungen" ist :Angel

Bin vor dem WE auf die glorreiche Idee gekommen, ich müsse unbedingt wilde Hefen/Mikroorganismen einfangen, wenn ich ja eh schon nicht brauen kann.

Gesagt getan, hab also einen kleinen Malzbier-Starter angesetzt und bin in den kühlen Abendstunden in den Garten gegangen, um ein paar Früchte (Johannesbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren) darin zu versenken.
Nach zwei Tagen gab es schon kleine Kräusen (des weiteren hat sich ein leichtes Hefesediment abgezeichnet) und eine kleine Schnupperprobe war schon vielversprechend (estrig, phenolisch, leichte Anklänge an gelbe Steinfrüchte; Gesmack: eher bierig, ebenfalls fruchtig, keine Säure).

Gestern war eine relativ deutliches Sediment erkennbar, darum hab ich mich entschlossen einen Agar herzustellen und Platten zu gießen, Problem war jedoch, dass ich kein TME mehr hatte, wodurch ich notgedrungen auf einen Kartoffel-Dextrose-Agar umsteigen musste.

Die Platte wurde mit dem Sediment beimpft (Verdünnungsaustrich) und wird derzeit bei ~37°C bebrütet.

Von den vielversprechend aussehenden (makroskopisch) Kolonien möchte ich als nächstes Tochterkolonien auf eine zweite Platte kopieren. Da ich in nächster Zeit in kein Mikrolabor komme und ich mein altes Zeiss (aufgrund des Hausfriedens) abgeben "durfte" , werd ich von den kopierten Tochterkulturen kleine Ansätze (ICP-Aufschlussgefäße) erstellen, diese endvergären, sensorischen selektieren und dann im Labor unter dem Mikroskop begutachten, damit ich definitiv weiß was es ist (evtl. wenn ich Zeit finde noch eine PCR-Analyse).

Ich halte euch auf dem Laufenden und hoffe natürlich, dass ich evtl. einen kleinen Haus-Strang isolieren kann (für Farmhouseales).

Edit: Fürs gute Gewissen könnte man es ja als angewandtes Wisse/lernen verkaufen.... blöd nur, dass ich kein Mikrobiologe bin :redhead
Dateianhänge
Kartoffel-Dextrose-Agarplatte mit erstem Wachstum
Kartoffel-Dextrose-Agarplatte mit erstem Wachstum
Gruß Daniel
Benutzeravatar
Norsk Ridder
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 118
Registriert: Montag 23. November 2009, 09:41
Wohnort: Lindena, Brandenburg

Re: Projekt: Wild-Yeast-Farming

#2

Beitrag von Norsk Ridder »

Sehr spannend! Du scheinst mir richtig Ahnung zu haben, was du da tust. Viel Erfolg. :thumbsup
Bild
Benutzeravatar
Brewtotype
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 239
Registriert: Donnerstag 17. September 2015, 22:50
Wohnort: Olching

Re: Projekt: Wild-Yeast-Farming

#3

Beitrag von Brewtotype »

Ja ein Plan klingt immer gut, ich hoffe die Umsetzung wird wenigstens halb so gut :redhead

Von dem ersten Versuch verspreche ich mir ehrlich gesagt noch nicht so viel, aber ich möchte in der kommenden Zeit öfter auf "Fang" gehen und unterschiedliche Nährmedien (evtl. mit Antibiotika, pH-Indikator, etc.) ausprobieren.
Mal schauen was die Zeit bringt :Wink
Gruß Daniel
Benutzeravatar
flying
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 13296
Registriert: Donnerstag 14. August 2008, 18:44

Re: Projekt: Wild-Yeast-Farming

#4

Beitrag von flying »

Wilde Hefen gibt es viele. Auf Obst und Früchten hauptsächlich Kloecknerhefen aka Hanseniaspora Uvarum. Im Weinbereich bei der Spontangärung die Angärhefe, da meisten mit großer Übermacht auf den Früchten vorhanden. Alkoholtoleranz max. 7% und oftmals Uhu- und Essigton, sehr phenolisch..?
Sacccharomyces Cerevisia ist oft nur in verschwindend geringer Menge (0,1%?) vorhanden. Selektieren kann man die ohne genaue Kenntnisse in der Mikrobiologie nur durch die höhere Alkoholtoleranz. Zusammen mit Brettanomyces. Der ist auch ziemlich hart was den Alkoholgehalt angeht aber viel langsamer. Es gibt allerdings auch Untersuchungen, dass die Klöckner zwar ab 6/7% die Tätigkeit einstellen aber noch lange nicht tot sind. Nimmt man den Bodensatz werden die wieder quicklebendig...?

Eine natürliche Quelle für Bierhefen solle Eichenrinde sein.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Benutzeravatar
Brewtotype
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 239
Registriert: Donnerstag 17. September 2015, 22:50
Wohnort: Olching

Re: Projekt: Wild-Yeast-Farming

#5

Beitrag von Brewtotype »

Hi flying,

mir ist schon bewusst, dass das kein schnelles Unterfangen wird, aber das macht doch den Anreiz aus :Wink

Zum Geruch: Nein er war Gott sei Dank nicht sehr phenolisch, Uhu-ähnlich oder essiglastig. Fruchtige Komponenten waren jedoch deutlich wahrnehmbar.
Als ich heute Tochterkolonien kopiert habe, waren auch keine unangenehme Gerüche wahrnehmbar, die Kolonien die sich gebildet haben zeigten auch keine negative Anzeichen, im Rahmen der makroskopischen Betrachtung (relativ runde Kolonien, keine rötlichen oder gelblichen, keine Myzelien).

Mal schauen, ob etwas brauchbares dabei ist.

Die Idee mit der Eichenrinde steht bei mir auch auf der Liste (mit weiteren potentiellen Quellen).
Dateianhänge
4 potenzielle Kolonien wurden heute überimpft.
4 potenzielle Kolonien wurden heute überimpft.
Gruß Daniel
Antworten