erstes Mal untergärig

Antworten
Benutzeravatar
Aluhut
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 413
Registriert: Montag 28. Januar 2013, 11:52
Wohnort: Kassel

erstes Mal untergärig

#1

Beitrag von Aluhut »

Hallo,

ich habe von einem Freund W34/70 bekommen, da der aktuell nicht braut/kann. Ich habe die zwar schon mal im Winter benutzt und mehr oder minder dilettantisch im Schlafzimmer bei etwas niedrigeren Temperaturen gegoren, aber so richtig untertänig eben noch nicht.
Als ich vor ein paar Tagen überlegte wohin mit meinem alten Kühlschrank, fiel es mir Schuppen von den Augen, dass ich ja jetzt eigentlich untergärig loslegen könnte… :Bigsmile
Jetzt habe ich hier ein da schon ein bisschen was gelesen und habe wieder das Gefühl wie vor dem ersten Sud… "oh mein Gott, Du kannst eigentlich nur alles falsch machen und wir werden alle sterben!!! " :puzz :Shocked
Ich vermute aber, wenn man so ein bisschen weiss wie es geht, bzw. weiss was zu beachten ist, ist das wahrscheinlich gar nicht so schwer.

Also, kann mir jemand möglichst pragmatisch sagen wie ich es am einfachsten und sinnvollsten angehe, mal ein schönes UG zu brauen?
Ich freue mich, wenn es regnet.
Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch

Karl Valentin
Benutzeravatar
cyme
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2610
Registriert: Montag 16. Dezember 2013, 12:16

Re: erstes Mal untergärig

#2

Beitrag von cyme »

Im Prinzip genauso wie obergäriges, nur halt mit anderer Hefe. Brav an die Mengenvorgaben und die Temperaturen halten. UG empfand ich bisher nicht als Hexenwerk. Es entscheidet wie sonst halt auch gewissenhaftes Arbeiten über die Qualität des Resultats.
Benutzeravatar
Aluhut
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 413
Registriert: Montag 28. Januar 2013, 11:52
Wohnort: Kassel

Re: erstes Mal untergärig

#3

Beitrag von Aluhut »

Prima, das klingt doch sehr entspannt und vielversprechend! Danke!
Kannst Du mir mal einen groben Richtwert zuwerfen, welche Temperatur ich…naja… optimalerweise nehme und wie lange da überlicherweise die Gärung dauert?

Dank und Gruß
Ich freue mich, wenn es regnet.
Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch

Karl Valentin
Benutzeravatar
cyme
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2610
Registriert: Montag 16. Dezember 2013, 12:16

Re: erstes Mal untergärig

#4

Beitrag von cyme »

Die empfohlene Temperatur findest du im Datenblatt des Hefestamms. Die Dauer...so lange es halt dauert. Bis zum ersten Schluck vergingen bei mir meist 6 Wochen, wobei ich immer eher etwas gemächlich Braue.
Benutzeravatar
Ursus007
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 7. August 2013, 14:09

Re: erstes Mal untergärig

#5

Beitrag von Ursus007 »

Eigentlich nur 2 was wichtig:

1. Doppelte Hefemenge (2 Tütchen statt einem bei 20l, alternativ ein guter Starter).
2. Würze weiter runterkühlen als für og, also am besten in Deinem Kühli auf 7...9°C, Hefe ebenso und erst dann anstellen.

Mehr is dat nich.

Nachgärung meiner 2 ug's (Ich weiß: Deppenapostroph) hatte ich bei niedr. Zimmertemp. (15°), dabei brauch man nicht mehr so kalt.

Und keiner muß sterben, eher im Gegentum.

Mein nächstes wird auch ein Schwarzbier, natürlich ug (34/70 oder Gozd. Germ. Lager).

Ursus
Aus der Kehle dringt ein Schrei:
Schütt's nei, schütt's nei!
Benutzeravatar
Aluhut
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 413
Registriert: Montag 28. Januar 2013, 11:52
Wohnort: Kassel

Re: erstes Mal untergärig

#6

Beitrag von Aluhut »

Ach super! Jap, so war meine Hoffnung :)
Es geht und ist also einfach! Ok, dann werde ich mal das OG Haferbier (schön dunkel, stark und hopfig), bei meinem nächsten Sud UG versuchen, ich bin gespannt!

Danke! :thumbup
Ich freue mich, wenn es regnet.
Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch

Karl Valentin
Benutzeravatar
afri
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5898
Registriert: Donnerstag 17. Januar 2013, 21:19
Wohnort: 31840 Hessisch Oldendorf

Re: erstes Mal untergärig

#7

Beitrag von afri »

Mein Tip: Laaange lagern lassen, wenn du UG gären lässt. Belohnung: reines und sauberes Bier mit nur Hopfen (sofern du genug gegeben hast). OG ist klasse und hat Berechtigung, aber UG ist mit etwas Geduld in meinen Augen das bessere Bier.

OG eignet sich dagegen hervorragend für Geschmacksexperimente mit Früchten oder auch (achtung!) Lemongras-Tee. Das kann man zwar auch mit untergärigen Bieren machen, aber die Aromen sind nach langer Zeit schlicht weg, daher ist obergärige Brau/Gärweise für solche Dinge halt besser geeignet. Bei Experimenten mit Malz hingegen dürfte UG das Mittel der Wahl sein, aber da kenne ich mich genau gar nicht aus.
Achim
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
Benutzeravatar
quasarmin
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 457
Registriert: Montag 25. Januar 2016, 18:14
Wohnort: Eckernförde

Re: erstes Mal untergärig

#8

Beitrag von quasarmin »

Moin

mein erstes UG, ein Schwarzbier-Clone, habe ich ebenso gebraut wie die OGs zuvor. Den Kühlschrank habe ich auf volle Leistung gedreht die Gärtemperatur wird über einen Temperaturregler geregelt.
Gegenüber dem OG ist hier offensichtlich noch etwas mehr Geduld gefragt, die Hauptgärung ist inzwischen seit 24 Tagen in Gang. Weil der Spund immer noch regelmässig blubbert habe ich vor 3 Tagen zum ersten Mal mit einer Pipette eine Probe gezogen, erst 60% Vergärungsgrad (13%->8%Brix).
Den Rest der Probe habe ich auf die Zunge geträufelt und das schmeckte schon sehr vielversprechend. Das nächste wird sicher wieder ein OG. Der Sensor meiner Temperatursteuerung liegt auf oben auf dem Eimerdeckel, dort regele ich konstant auf 10°C.
Gruß
Armin
Benutzeravatar
Aluhut
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 413
Registriert: Montag 28. Januar 2013, 11:52
Wohnort: Kassel

Re: erstes Mal untergärig

#9

Beitrag von Aluhut »

@afri: aber auf die Hopfenaromen hat das erst mal keinen Einfluss, oder?
@quasarmin: Auf wieviel EVG willst du denn kommen bzw. was kann die Hefe? Das blubbern ist afaik kein Faktor und 10° (auf dem Deckel) könnte leicht einschläfernd auf die Hefe wirken und ggf. dauert es deshalb so lange?! Also ich habe ja noch keine UG gemacht, aber nach dem was ich gelesen habe, käme ich zu dem Rückschluss bzw. der Vermutung.
Ich freue mich, wenn es regnet.
Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch

Karl Valentin
Benutzeravatar
gulp
Moderator
Moderator
Beiträge: 10466
Registriert: Montag 20. Juli 2009, 21:57
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: erstes Mal untergärig

#10

Beitrag von gulp »

quasarmin hat geschrieben:Moin

mein erstes UG, ein Schwarzbier-Clone, habe ich ebenso gebraut wie die OGs zuvor. Den Kühlschrank habe ich auf volle Leistung gedreht die Gärtemperatur wird über einen Temperaturregler geregelt.
Gegenüber dem OG ist hier offensichtlich noch etwas mehr Geduld gefragt, die Hauptgärung ist inzwischen seit 24 Tagen in Gang. Weil der Spund immer noch regelmässig blubbert habe ich vor 3 Tagen zum ersten Mal mit einer Pipette eine Probe gezogen, erst 60% Vergärungsgrad (13%->8%Brix).
Den Rest der Probe habe ich auf die Zunge geträufelt und das schmeckte schon sehr vielversprechend. Das nächste wird sicher wieder ein OG. Der Sensor meiner Temperatursteuerung liegt auf oben auf dem Eimerdeckel, dort regele ich konstant auf 10°C.
Gruß
Armin
Gegen Ende der Gärung kannst du das schon kommen lassen, so bis 14/15°.
aber auf die Hopfenaromen hat das erst mal keinen Einfluss, oder?
Je länger das lagert, um so mehr bauen sich Hopfenaromen ab.

Gruß
Peter
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: erstes Mal untergärig

#11

Beitrag von Boludo »

Damit ich nicht immer alles doppelt schreiben muss:

viewtopic.php?p=80647#p80647

Ich hab entgegen meiner Aussage letztens ein Imperial Pils mit 3470 Trockenjede auf beinahe 90% Vergärungsgrad und ca 9% Alkohol gebracht (Dank Zucker schön furztrocken). Das ging in erster Führung einwandfrei in gut zwei Wochen durch. Gärführung war wie oben beschrieben. Keinerlei Fehlaromen feststellbar. Man kann ab der Hälfte der Gärung langsam Richtung 14 Grwd erwärmen. Bleibt man bei 12Grad dauert es ewig.
Ohne aktive Temperaturkontrolle wird das aber alles sehr schwierig. Einfach in den kalten Keller stellen ist eher schlecht.
Und ganz wichtig, man darf nicht geizen. Das waren bei mir 3 Päckchen auf 20 Liter und man muss auf jeden Fall richtig dehydrieren.

Stefan
Benutzeravatar
Enfield
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 782
Registriert: Freitag 5. Februar 2016, 14:48

Re: erstes Mal untergärig

#12

Beitrag von Enfield »

In der englischen Literatur wird oft gesagt, dass Lagerbier auch lagern muss/soll.

Wenn ich das richtig übersetzt habe, wird hier geraten, das Bier nach der HG in einen "frischen" Gärbottich umzuschlauchen und dann bei geringerer Temperatur (um die 7° C) für 4-6 Wochen zu "lagern" und erst dann abzufüllen. Ist da was dran?
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: erstes Mal untergärig

#13

Beitrag von Boludo »

So machen es die Amis. Dann wird es klarer. Man muss dann aber eventuell zwangscarbonisieren. Kannst es auch erst abfüllen. 4 Wochen reifen ist meiner Meinung nach Minimum

Stefan
Benutzeravatar
Enfield
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 782
Registriert: Freitag 5. Februar 2016, 14:48

Re: erstes Mal untergärig

#14

Beitrag von Enfield »

Hab ich das richtig verstanden: nach der HG in Flaschen, dann bei Gärtemperatur (z.b. 12° C) die Nachgärung machen, eventuell am Ende der Nachgärung ein paar Tage Diacetylrast und dann ab in die Lagerung für mindestens 4 Wochen?

Zum "amerikanischen" System:
Kann mir vorstellen, dass die Hefe nach 4-6 Wochen bei 7° C nicht mehr die aktivste ist für die Nachgärung und es dann zu Problemen mit der Karbonisierung kommt.
Hat dieses System auch irgendwelche Vorteile? In den Büchern schreiben sie, dass es sonst bei so langer Lagerung zu Autolyse kommt. Dies trifft wahrscheinlich dann zu, wenn man das Bier zur Lagerung im HG-Gärbottich lässt, wo unten der Hefeschmodder ist, oder?
Benutzeravatar
Boludo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 19404
Registriert: Mittwoch 12. November 2008, 20:55

Re: erstes Mal untergärig

#15

Beitrag von Boludo »

Der Vorteil bei den Amis ist viel weniger Hefe in der Flasche.

Und die Flaschengärung kannst du auch bei Raumtemperatur machen.


Stefan
Benutzeravatar
cyme
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2610
Registriert: Montag 16. Dezember 2013, 12:16

Re: erstes Mal untergärig

#16

Beitrag von cyme »

Enfield hat geschrieben:Kann mir vorstellen, dass die Hefe nach 4-6 Wochen bei 7° C nicht mehr die aktivste ist für die Nachgärung und es dann zu Problemen mit der Karbonisierung kommt.
Das Problem hatte ich bisher nie, und ich hab meine UG-Biere schon 4 Wochen bei etwa 2°C stehen lassen vor'm Abfüllen. Frische Flüssighefe und Erntehefe bewahre ich ja im Kühlschrank auch wochenlang bei eiskalten Temperaturen auf.
Hat dieses System auch irgendwelche Vorteile?
Der Großteil der Hefe setzt sich ab, und der Kühltrub ebenso. Hier habe ich ein Foto. Der ganze Schmodder wäre ansonsten in der Flasche gelandet.
In den Büchern schreiben sie, dass es sonst bei so langer Lagerung zu Autolyse kommt.
Wenn ich mich recht erinnere, sind tote Hefezellen gleichzeitig Hefenahrung. Meine ganz laienhafte Theorie wäre, dass eventuelle Autolyseprodukte in der folgenden Nachgärung von der dann aktiven Hefe wieder verstoffwechselt werden - aber vielleicht kann mich hier jemand, der das genauer weiß, korrigieren.
Benutzeravatar
afri
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5898
Registriert: Donnerstag 17. Januar 2013, 21:19
Wohnort: 31840 Hessisch Oldendorf

Re: erstes Mal untergärig

#17

Beitrag von afri »

Aluhut hat geschrieben:@afri: aber auf die Hopfenaromen hat das erst mal keinen Einfluss, oder?
Erstmal nicht, aber wie gulp schon schrub, nach einiger Zeit werden die Aromen weniger. Ganz gehen sie nicht weg, aber sie verringern sich merklich. Meine Zweijährlinge sind meist noch immer aromatisch, aber halt nurmehr schwach. Einen Zeitfaktor kann ich nicht nennen, das ist sicherlich auch nicht bei jedem Bier linear gleich.
Achim
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
Benutzeravatar
Aluhut
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 413
Registriert: Montag 28. Januar 2013, 11:52
Wohnort: Kassel

Re: erstes Mal untergärig

#18

Beitrag von Aluhut »

afri hat geschrieben: Erstmal nicht, aber wie gulp schon schrub, nach einiger Zeit werden die Aromen weniger. Ganz gehen sie nicht weg, aber sie verringern sich merklich. Meine Zweijährlinge sind meist noch immer aromatisch, aber halt nurmehr schwach. Einen Zeitfaktor kann ich nicht nennen, das ist sicherlich auch nicht bei jedem Bier linear gleich.
Ah ok, also wir reden von laaaaaaange!
Ich hatte den Unterschied zwischen Lagerung und Reifung gemacht.
Lagerung ist der Punkt (laut Definition afaik) zwischen Hauptgärung und Abfüllung.
Reifung das liegenlassen in dem abgefüllten Behältnis, also in meinem Fall, Flasche.

Dass bei der Reifung eine Kurve ist, bis Punkt X schmeckt es immer besser und nach Punkt X fällt der Geschmack dann langsam wieder runter.
Aber mit der Lagerung (wie oben beschrieben), habe ich es nie so richtig genau genommen, sondern eben immer gewartet bis die Hefe sich abgesetzt hat,es durchgegoren ist und dann abgefüllt, da ja (verhältnismässig) warm gelagert, da ja obergärig und eben immer die Angst im Hinterkopf von Infektionen/Kammhefen etc..

Daher weiss ich jetzt nicht (kann natürlich sein dass ich mit den Begrifflichkeit etwas falsch verstanden habe) welcher Begriff und Zeit exakt gemeint ist.


lg

Andreas
Ich freue mich, wenn es regnet.
Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch

Karl Valentin
Antworten