Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

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Chemietechniker
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Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#1

Beitrag von Chemietechniker »

Moin,

ich habe gerade Probleme mit dem Verlauf der Gärung meines erstes Pale Ales mit eigenem Equipment. Ich arbeite mich einmal durch die benötigten Angaben:

Zur Diagnosestellung benötigen wir mindestens folgende Angaben:
- Datum der Hefegabe: 16.07. ca. 23:30
- Ausschlag (Liter Kaltwürze): ca. 22L mit 13 °P (nach dem Kochen waren es ca. 14 L auf 19,5 °P, Zugabe von 8L Wasser)
- Stammwürze: 13 °P
- Verwendeter Hefestamm: Fermentis Safale US-05
- Bei Trockenhefe: Wurde nach Packungsanleitung rehydriert? Nein, aufgestreut (so wirds auf der Packung angegeben, sonst hab ich dies auch schon gemacht)
- Wurde die Würze kräftig belüftet? 10 min nach Aufstreuen der Hefe, allerdings ggf. zu wenig; heute morgen habe ich nochmal mit abgekochter Suppenkelle und Schneebesen nachgeholfen
- Verwendete Hefemenge: 1 Päckchen
- Anstelltemperatur: 23 °C
- Falls zutreffend: Differenz zwischen Hefetemperatur und Würzetemperatur bei Anstellen: vermutlich 2-5 °C; Hefe war auf RT
- Aktuelle Raumtemperatur: momentan auf RT, da ich der Hefe ein ordentliches Ankommen ermöglichen wollte; in Kürze soll der Ansatz dann eigentlich im Keller stehen... hatte eigentlich damit gerechnet, den Ansatz nach ca. einem halben Tag bei ca. 16-17 °C im Keller zu haben

Bei Gärstockungen zusätzlich:
- Aktueller Restextrakt und verwendetes Messinstrument. bisher nicht gemessen, da Angst vor Infektionen; theoretisch könnte ich aber wohl recht einfach mit dem Refraktometer nachmessen (hier liegt eins rum)
- Verwendete Schüttung: 5000 g Wiener Malz, 500 g Helles Malz (auf 18 L Wasser im Hauptguss)
- Rastenführung beim Maischen: Kombirast bei 67 °C (zu Beginn eher bei 69 °C, zum Ende eher bei 65 °C, nur einmalig aufgeheizt)

Für mich auffällig:
Ich habe bereits mehrfach Hefe aufgestreut (andere Sude). Bisher hat dies problemlos funktioniert. Bei diesem Ansatz war die Hefe nach 10 min Wartezeit nach dem Aufstreuen vollständig von der Oberfläche verschwunden, also abgesunken. Dies habe ich so bisher noch nicht gesehen. Sehr erwähnenswert ist auch: die Gärung läuft definitiv langsam ab. Da ich am Gärstopfen keine Gasentwicklung beobachten kann, habe ich heute morgen nachgeschaut. Dabei habe ich eine ordentliche Nase Kohlenstoffdioxid eingeatmet. Optisch habe ich zu diesem Zeitpunkt ungefähr folgendes Bild: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic.php?t=239 Ich habe heute morgen dann nochmals (wie oben erwähnt) belüftet.

Für die Zukunft nehme ich schon jetzt mit: Rehydrieren, auch wenns bisher so lief; scheinbar kann man so eben Pech haben

Was mache ich jetzt? Ich habe hier für den Notfall noch ein weiteres Päckchen der Hefe liegen. Die Hefe arbeitet allerdings ja offensichtlich: habe ich überhaupt ein Problem? Warum blubbert es nicht? Ist die Aktivität der Hefe einfach so gering?

Vielen Dank für eure Tipps

Gruß
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Bilbobreu
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#2

Beitrag von Bilbobreu »

Moin,
lass es in Ruhe gären, das wird schon noch. Nicht ständig aufmachen und nicht drin rumplätschern.
Gruß
Stefan
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Liquidminer
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#3

Beitrag von Liquidminer »

Ich fasse mal zusammen: Du hast bei 23°C angestellt, beim ersten Nachschauen deutlich CO2 wahrgenommen, dem Bild im verlinkten Thread nach zu urteilen auch Gäranzeichen auf der Oberfläche.
Ich werfe mal eine andere Theorie in den Raum: Bei der Anstelltemperatur vermute ich, das der Großteil der Gärung schon durchgaloppiert ist. Miss mal, dann weißt du wo du stehst.
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#4

Beitrag von Chemietechniker »

Bilbobreu hat geschrieben: Sonntag 18. Juli 2021, 12:37 Moin,
lass es in Ruhe gären, das wird schon noch. Nicht ständig aufmachen und nicht drin rumplätschern.
Gruß
Stefan
Jap, das find ich gut. Die Hefe soll ruhig machen. Ab jetzt halte ich mich zurück.
Liquidminer hat geschrieben: Sonntag 18. Juli 2021, 12:53 Ich fasse mal zusammen: Du hast bei 23°C angestellt, beim ersten Nachschauen deutlich CO2 wahrgenommen, dem Bild im verlinkten Thread nach zu urteilen auch Gäranzeichen auf der Oberfläche.
Ich werfe mal eine andere Theorie in den Raum: Bei der Anstelltemperatur vermute ich, das der Großteil der Gärung schon durchgaloppiert ist. Miss mal, dann weißt du wo du stehst.
Da sowohl im Hilfethread und nun auch hier gefragt: ich habe eine Miniprobe mit einer desinfizierten Pipette entnommen und mit dem Refraktometer gemessen: 8 °Brix (ich sollte am Ende vermutlich bei ca. 5 °Brix landen). Das meiste ist damit vielleicht (nach fabier) durch und ich bin bei ca. 4 % Alkohol. Dabei kann ich nun nicht abschätzen, ob die Messung besonders viel sagt, da ja nun beim nicht endvergorenen Bier mit einem Vergärungsgrad von 53 % der Fehler mit dem Refraktometer reingerechnet wird und die Formel dazu bei einem Vergärungsgrad über 60 % relativ genau sein soll. Naja, ich stelle den Hobbock nun weg und warte. Möge die Hefe weitermachen.

Danke für eure Hilfe. Über weitere Tipps und Ideen freue ich mich natürlich. Hat die Hefe da vermutlich bereits in Nacht 1 den Großteil der Arbeit verrichtet? Ein wirkliches Hochkräusen, wie ich es sonst bisher immer beobachten konnte, war hier absolut nicht zu sehen.

Viele Grüße

Edit: Nun steht der Ansatz bei 20 °C (es ist echt warm) im Keller. Dorthin hätte ich ihn vermutlich sofort bringen sollen.
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#5

Beitrag von Liquidminer »

Mit deiner oben angegeben Stammwürze und deinen jetzt gemessenen 8 Brix komme ich hiermit mauf 64 bis 69 % scheinbaren Vergärungsgrad. Also ja, das meiste ist bereits gelaufen, das ist aber bei der Anstelltemperatur aber auch echt kein Wunder, das ist viel zu hoch. Im Gärfass wird es dann gut und gerne jenseits der 25°C gehabt haben.
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#6

Beitrag von Chemietechniker »

Da habe ich wohl die Schubrakete gestartet. Sind 23 °C so abartig hoch? Ich dachte, dass man beim Ankommen lieber den oberen Arbeitsbereich der Hefe wählt (der soll zwischen 12 und 25 °C liegen). Nun stand der ganze Ansatz viel zu lange bei höheren Temperaturen.

Ich brauche einen zusätzlichen Kühlschrank...
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#7

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Chemietechniker hat geschrieben: Sonntag 18. Juli 2021, 14:28 Sind 23 °C so abartig hoch?
Ja. Richtig abartig für die US05.
Chemietechniker hat geschrieben: Sonntag 18. Juli 2021, 14:28 Ich dachte, dass man beim Ankommen lieber den oberen Arbeitsbereich der Hefe wählt (der soll zwischen 12 und 25 °C liegen).
Nö, den Unteren! Es sei denn, man möchte viele Fuselalkohole und einen hohen Gehalt an schwer flüchtigen Estern im Bier haben.
Chemietechniker hat geschrieben: Sonntag 18. Juli 2021, 14:28 Nun stand der ganze Ansatz viel zu lange bei höheren Temperaturen.
Richtig geschlussfolgert.
Chemietechniker hat geschrieben: Sonntag 18. Juli 2021, 14:28 Ich brauche einen zusätzlichen Kühlschrank...
Definitiv. Die Dinger sind beim Hobbybrauer immer knapp :Wink
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
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Viele Grüße
Jens
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Re: Gärung will nicht so wie ich - und jetzt?

#8

Beitrag von Chemietechniker »

Richtig abartig, nun gut. Damit kann ich dann wohl davon ausgehen, dass ich da Kopfschmerzen abfüllen werde. Zumindest nehme ich die Erfahrung mit ... ich hoffe, dass das Bier trotzdem semigenießbar sein wird. Die Würze gefiel mir so gut :Smile
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