Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

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Ras Tafaric
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Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

#1

Beitrag von Ras Tafaric »

Moinsen,
ich bin dabei meinen ersten Sud zu planen. Bisher hab ich keine Brauerfahrung, komme aus dem Bereich Met und vor allem Hopfenmet. Da ist das Brauwasser, weils ohne enzymatische Reaktionen geht und auch das Hopfenkochen im Bereich von 25-28 Brix abläuft, sehr tolerant.
Nicht zu viel Natrium drin, dass der Hopfen nicht kratzt. Das ließ sich relativ einfach machen.
Bierbrauen und Wasser sollte wohl einen eigenen Wissenschaftszweig in Biochemie und Chemie sowie Geschmacksausbildung für Sommeliers werden. Genug große Fallen, um sich den Sud zu versieben, sagt die angelesene Theorie.

Lange Rede wenig Sinn, wenn man sich die Wasserzusammensetzung bei mir ansieht, sieht es finster aus, und erklärt sehr eindeutig, wieso die kleinen Brauhäuser direkt in meiner Nähe kein Pils brauen. Das Wasser ist buchstäblich knochenhart, leicht alkalisch. Ich habe als Mittel gegen Stalagmiten in der Dusche einen Ionentauscher und für den Met immer Halbehalbe verschnitten mit Rohwasser. Das gab gute Aromen, aber durch die extremen Brixzahlen beim Met ist die Sache nicht vergleichbar.

Hier mal die Werte (min-meridian-max)
pH Wert 7,1 7,2 7,6
Calcium mg/l 102 136 152
Chlorid mg/l 68 96 104
Gesamthärte °dH 17 24 26
Hydrogenkarbonat mg/l 311,2 350,0 359,0
Karbonathärte °dH 11 15 18
Natrium mg/l 43 72 80
Magnesium mg/l 9,8 15,0 16,5
Sulfat mg/l 76 150 166

Was kann man aus dem Rohwasser z.B. in Richtung Pale Ale, Amber Ale und andere obergärige Sude zaubern? Wie weit kann Ionentauscherwasser was tun, damit man Kalzium runterdrückt auf Kosten von zusätzlichem Natrium. Ich will für den ersten Versuch nicht gleich eine eigene Wasseraufbereitung anschaffen.
Die Brauhäuser in der Umgebung schaffen ziemlich angenehme Helle, Festbiere, sogar Weizen aber herausragende Dunkle, bernsteinfarbene Böcke etc.
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maecki-maecki
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Re: Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

#2

Beitrag von maecki-maecki »

Hi!

1. In dem Falle würde ich Dir für den Anfang vorschlagen, mit abgepacktem Wasser zu brauen. So kannst Du Dich erstmal auf den Rest des Prozesses konzentrieren und kannst das Thema dann später mit mehr Praxiserfahrung angehen.

2. Falls Du es trotzdem versuchen magst würde ich destilliertes oder RO Wasser zum Verschneiden vorschlagen und 80% ige Milchsäure sowie ein einigermassen zuverlässiges pH Messgerät, um den Maische-pH einzustellen. Den Rest der Wasseraufbereitung würde ich in diesem Fall ignorieren und schauen was rauskommt.

Mäcki
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Ras Tafaric
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Re: Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

#3

Beitrag von Ras Tafaric »

für 2. was würdest du für eine Zusammenstellung vorschlagen.

Oder die Frage mal präzisiert:
Ich nehm meine Kalkbrühe, verschneide mit x% Destilliertem Wasser. Ich heize auf, maische ein, geh die erste Einmaischrast durch, bis alles schön gequollen und fertig ist, dann mess ich. Ich hab so ein Gerät für den Pool, was das hinbekommen sollte.
den pH senk ich dann auf unter 5,6 indem ich Milchsäure einmisch. Ich würd den Rechner für nehmen, den ich auf ner Website gefunden hab, um die Dosierung zu meistern.

Oder eher, Brauwasser nehmen, verschneiden, messen, pH Wert auf Wert x mit Milchsäure senken, einmaischen, nochmal messen und auf 5,6 justieren?
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maecki-maecki
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Re: Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

#4

Beitrag von maecki-maecki »

Ich nutze bei mir (18,6° dH Gesamthärte) oft 40% destilliertes Wasser und reguliere den Maische-pH nach 5-10 Minuten Maischzeit mit Milchsäure ein. Den Nachguß-pH stelle ich direkt beim Aufheizen ein mit Milchsäure

Bin aber noch am Experimentieren, daher nimm das nicht als Weisheit letzter Schluß …

Mäcki

P.S. ‚Dosierung meistern‘ geht am einfachsten iterativ: Defensive Menge Milchsäure zugeben, Durchmischung abwarten und erneut messen. Gegebenenfalls wiederholen.
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Boludo
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Re: Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

#5

Beitrag von Boludo »

Ras Tafaric hat geschrieben: Dienstag 1. August 2023, 10:41
Die Brauhäuser in der Umgebung schaffen ziemlich angenehme Helle, Festbiere, sogar Weizen aber herausragende Dunkle, bernsteinfarbene Böcke etc.
Die allerwenigsten Brauereien lassen ihr Wasser unbehandelt.
Warum auch?

Die einfachste Möglichkeit wäre für dich Milchsäure. Wasser abkochen geht auch immer, ist halt aufwendig.
Solltest du weiterhin braunen wollen, dann würde ich entweder einen geeigneten (!) Ionentauscher oder eine Osmoseanlage empfehlen und anschließend aufsalzen.
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Kurt
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Re: Wasser im Kalk statt nur hartes Wasser

#6

Beitrag von Kurt »

Das perfekte Wasser für Dortmunder Export! Allerdings ist die Restalkalität von 9,1⁰dH zu hoch. Ich würde erstmal mit 3 ml Milchsäure (80%-ig) pro 10 L Wasser aufbereiten und gucken wie das Bier wird. So ist die Restalkalität eliminiert und der Maische pH sollte passen. Ein Pale Ale geht damit bestimmt! Für ein schlankes Pils würde ich per Osmose enthärten.

Gut Sud!
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