Perfect Draft Fässer wiederbefüllen

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Münsterland-Brauer
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Perfect Draft Fässer wiederbefüllen

#1

Beitrag von Münsterland-Brauer »

Hallo liebe Braugemeinde,

bei mir ist letztens das Thema Perfect Draft Refill aufgekommen, da hier bestimmt schon seit 15 Jahren eine entsprechende Anlage in der Familie herumsteht. Es gibt zwar ein Refill Kit, das man im Internet bestellen kann, aber hier haben mich 3 Dinge vom Kauf abgehalten:
- Der hohe Preis (139,95€)
- Es gibt keinerlei Abbildungen von dem Set
- Die Rücksendebedingungen: Es liegt wohl eine Anleitung ("persönliche Beschreibung") dabei, die versiegelt ist. Geöffnet ist die Rückgabe ausgeschlossen.

Gerade der letzte Punkt machte mich doch sehr stutzig, so dass ich persönlich die Vermutung hatte, dass das ganze dann nicht so kompliziert sein kann, wenn eine Rückgabe ausgeschlossen ist sobald das "Geheimnis" gelüftet ist.
Außerdem steht ja beim Original irgendwo auch ein industrieller Prozess hinter der Konstruktion, die möglichst einfach und fehlerfrei ablaufen muss.

Das hörte sich nach besten Voraussetzungen an hier ein wenig genauer auf die Anlage zu schauen und mal zum Reinigen und Wiederbefüllen der Fässer eine Bastellösung zu realisieren.

Wer den Aufbau der Perfect-Draft-Fässer nicht kennt: Es sind Aluminiumfässer mit Fassungsvermögen 6L, die mit einem Aluminiumbeutel gefüllt sind, die das Bier enthalten. Die PD-Anlage enthält einen Luft-Kompressor, der beim Zapfen einen Überdruck im Fass (um den Beutel herum) erzeugt und damit das Bier aus dem Beutel herausdrückt. Für's Bier natürlich ideal, da keine Fässer gereinigt werden müssen, sondern "nur" der Beutel ausgetauscht werden muss. Jetzt kann man die Fässer nicht einfach so öffnen und neue Beutel reinpacken, weshalb in Fall der privaten Wiederbefüllung eine Reinigung erforderlich ist.

Anbei findet ihr ein paar Bilder der Konstruktion, falls das mal jemand nachbauen möchte (geht natürlich auch ohne Montage auf nem Reststück Sperrholz).
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IMG_5366.jpg
Auf dem Brett befindet sich ein 12V-Kompressor, der sowohl ansaugen als auch Druck erzeugen kann (im kleinen Rahmen natürlich).
Daran befestigt habe ich 2 Schnellverbinder, um einen Wechsel der Funktion (Unter/Überdruck) zu realisieren. Man kann aber auch direkt auf die Anschlüsse des Kompressors gehen, aber ich hatte die Teile noch.
Der Kompressor wird mit 12V mittels Netzteil versorgt (5,5x2,5mm Hohlstecker, positive Spannung innen, minus außen).

Die Schlauchkonstruktion links besteht aus folgenden Teilen:
- 2x 12mm auf 8mm Schlauchverbinder (man sieht nur einen)
- 1x 6mm Dübel
- 1m 1/2" Gartenschlauch
- 1m PVC Schlauch, ID 8mm
- ein kurzes Stück doppelwandigem bzw. festerem Schlauch mit AD 8mm.

Die Schläuche hatte ich noch rumliegen und sie sind steif/fest genug, um auch das leichte Vakuum des Kompressors ohne Zusammenziehen zu meistern. Über die Liste wird sich der eine oder andere vielleicht wundern, aber das liegt an der Besonderheit der PD-Fässer.
Aber dazu später mehr.

Der 6mm Dübel ist um die hintere Hälfte gekürzt worden und der vordere Teil im 8mm-Anschluß des Schlauchverbinders versenkt worden (Dübelspitze nach außen zeigend). Diesen Teil nutze ich später, um ein Federventil im Anschlußset der Perfect Draft reinzudrücken, während gleichzeitig der 1/2" Schlauch über den Luft-Anschluß abdichtet.

Mein Schlauchverbinder war in der Mitte sehr dick und passte nicht in den Gartenschlauch, weshalb ich ihn erst etwas rundgeschnitten haben und dann in einen Akkuschrauber gespannt mit etwas Schmiergelpapier rund gedreht habe.
Der Plan ist hierüber Luft zu pumpen oder abzuziehen. Mit dem Dübel ist der Anschluß aber nun relativ dicht, weshalb ich noch seitlich einige 2,5mm Löcher in die 8mm-Seite des Schlauchverbinders gebohrt habe, so dass Luft dort in den umliegenden Schlauch entweichen kann bzw. später ins Fass fließen kann. Dann mit etwas vorgewärmten Schlauch rein gepresst.

Leider habe ich davon keine Fotos gemacht und möchte aktuell nichts mehr aus dem Schlauch rausoperieren. Ich hoffe ihr verzeiht mir.
Daher hier nur ein Foto vor der Behandlung.
IMG_5369.jpg
IMG_5368.jpg
Auf das andere Ende kommt erneut ein Schlauchverbinder. Der kann einfach unverändert verwendet werden.
Im Prinzip gehts hier nur darum irgendwie auf den Kompressor zu verbinden (in diesem Fall von 1/2" auf 8mm ID auf 8mm AD).

Den mittleren Schlauch (siehe 1. Foto) benötigt man später zum Befüllen aus Kegs, ist aber auch nur eine einfache Konstruktion mittels Universalschlauchverbinder und NC-Stecker. Das Gegenstück ist der schwarze Einweg-Schlauch, den man bei jedem neuen Fass mitkauft, aber hier wiederverwendet wird. Darüber wird das Bier eingefüllt.

Gereinigt habe ich zuletzt wiefolgt:
- Das leere Fass mit der PD-Anschlußeinheit aus der PD-Anlage nehmen und den Einweg-Schlauch entnehmen, aber sofort wieder anschließen. Nur dieses mal darf der Schlauch nicht in den Zapfhahn geführt werden, sondern einfach daneben. Man biegt dabei ein wenig das Material, aber bei mir hats gehalten.
- Behälter mit Wasser bereitstellen und den Schlauch reinstecken (ggf. verlängern)
- Kompressor mit Schlauch hinten an das Anschlußset anschließen und Unterdruck erzeugen, so dass die Luft abgepumpt wird und sich der Beutel im Inneren mit Wasser füllt. Ich habe ca. 3L genommen.
- Das Fass habe ich dann etwas hin- und her geschwenkt und danach die Richtung des Kompressors gewechselt, um das Wasser wieder abzupumpen
- Das ganze habe ich 2x mit klarem Wasser gemacht, bis kein Schaum vom alten Bier mehr mitkam
- Nun mit einem NoRinse-Spülreiniger (Starsan etc.) das ganze wiederholt, gut im Fass verteilt und wieder rausgepumpt.

(im Bild kommt noch ein anderes 12V Netzteil für einen ersten Test zum Einsatz).
IMG_53131.jpg
IMG_53151.jpg
Ja, das ist deutlich aufwändiger als einfach NC-Kegs zu spülen. Mir gings aber auch darum einfach so eine Anlage noch etwas vielseitiger zu verwenden als nur mit Kaufbier. Aber immerhin geht es :)

Das Befüllen war dann letztlich sehr einfach, wenn man das Umdrücken von Fässern per Co2 beherrscht.
- Das PD Fass sollte komplett leer gepumpt werden. Ein leichter Überdruck schadet nicht.
- Dann kann bspw. ein NC-Keg an den Zapfschlauch anschlossen werden (mittlerer Schlauch aus den Bildern).
- Mit dem passenden, leichten Überdruck pumpt man nun Bier in das Fass, bis der Druck ausgeglichen ist.
- Um Luft ausströmen zu lassen kommt wieder der Kompressor-Schlauch zum Einsatz, dieses mal am Ende jedoch mit einem Spundventil, damit das Umdrücken per Gegendruck geschieht und weniger Schaum im Inneren erzeugt wird.
- Ich habe dazu einfach das von Kegland genommen, das ich noch rumliegen hatte (Produktfoto hab ich angehangen, im Bild beim Befüllen sieht man es aber nicht).
20230923_123915542_iOS.png
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Natürlich wäre es auch denkbar einen jungen Sud aus dem Gäreimer direkt in das Fass zu saugen (vorher mit Zuckerlösung oder Würze für die zukünftige Karbonisierung sorgen), und dann in den PD-Fässern die 2. Gärung und/oder Reifung zu machen.
Ich persönlich würde mich dann nur an dem Bodensatz stören, der dann wohl häufiger mal mitgezapft werden dürfte.
Da ich überwiegend untergärig braue ist die Hefe ja nicht unbedingt so lecker wie bei einem Weizen.

Was haltet ihr davon? Total unpraktikabel, sollte man besser nicht versuchen?
Übersehe ich was bei meiner Konstruktion?

Dass die Beutel im Inneren nicht ewig halten, dürfte klar sein. Irgendwann empfiehlt es sich vielleicht doch mal ein frisches Fass aus dem Supermarkt zu holen. Aber ich denke dass man so ein Fass so bestimmt mal mehrere Monate wiederverwenden kann.

Viele Grüße und viel Spaß beim Nachbauen, solltet ihr das vorhaben.

Andre
timmatver
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Re: Perfect Draft Fässer wiederbefüllen

#2

Beitrag von timmatver »

Klingt spannend. Hast du jetzt nach ein paar Monaten noch weitere Erfahrungen gesammelt? Klappt es immernoch gut? Finde die Idee auf jeden Fall gut.
Der Tim vom Niederrhein
Seit 2017 Hobbybrauer
Seit 2021 mit dem GF neben dem Einkocher
Münsterland-Brauer
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Re: Perfect Draft Fässer wiederbefüllen

#3

Beitrag von Münsterland-Brauer »

Hi Tim,

ich hab das jetzt ein paar Mal gemacht und es funktioniert grundlegend. Etwas fummelig manchmal, aber man kommt zum Ziel. Kein Vergleich zu richtigen Kegs, aber so kann die Familie ab und zu auch mal was abbekommen, ohne dass ich das „gute“ Kegzeug aus der Hand geben muss. Mit der Perfect Draft kommen auch Grobmotoriker gut zurecht.

Viele Grüße

Andre
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