Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

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Colindo
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Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#1

Beitrag von Colindo »

Hallo zusammen,

als Fan verständlich formulierter wissenschaftlicher Zusammenhänge wollte ich schon länger mal einen Text zum Brauwasser schreiben. Neben Mathematik scheint Chemie ein absolutes Angstfach vieler Menschen zu sein, weswegen Texte zu dem Thema oft nach dem ersten Fachwort abgebrochen werden. Hier wollte ich mal versuchen, so weit wie möglich ohne Fachwörter auszukommen. Der Text wird dadurch ganz bewusst ungenauer und wissenschaftlich nicht ganz korrekt. Bitte seht darüber hinweg und wendet euch bei Bedarf an mehr Details an den bekannten Artikel im Braumagazin. Es geht auch in erster Linie um das "Warum" der Wasseraufbereitung. Auf das "Wie" kann ich in einem zukünftigen Beitrag eingehen. Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere, der sich mit dem Thema schwer tut, diesen Artikel liest und mir Feedback gibt.


Von Wasser, Salzen und Maischen

Das Wasser, dass wir zum Brauen benutzen, besteht größtenteils aus reinem Wasser, enthält aber auch einige Mineralien, die Salze. Salze sind eine eigene Stoffgruppe, die über das gewöhnliche Kochsalz hinausgeht. Alle Salze bestehen aus zwei Salzteilen, einem Metall und einem Nichtmetall. Das Metall Natrium und das Nichtmetall Chlor ergeben z.B. beides zusammen Natriumchlorid, also das bekannte Kochsalz. Solche Kombinationen kann man aus allen vorstellbaren Metallen und Nichtmetallen bilden und erhält dann Stoffe wie Gips (Calciumsulfat), Kalk (Calciumhydrogencarbonat) und viele weitere.

Sind diese Salze im Wasser gelöst, zerfallen sie wieder in ihre zwei Teile, so dass wir glücklicherweise beim Brauwasser gar nicht genau wissen müssen, welche Kombinationen darin vorhanden sind, sondern einfach die Metalle und Nichtmetalle auflisten. Als Metalle interessieren uns im Brauwasser Calcium, Natrium und Magnesium und als Nichtmetalle Chlorid, Sulfat und Hydrogencarbonat. Hat man die Konzentrationen dieser sechs Salzteile, kann man sie in einen Wasserrechner eingeben und so vorhersagen, was beim Bierbrauen passiert. Die Informationen über das eigene Leitungswasser und dessen Konzentrationen an Salzteilen bekommt man von den für den eigenen Haushalt zuständigen Stadtwerken oder sonstigen Wasserversorgern.

Beim Bierbrauen interessiert uns am meisten, wie das Brauwasser unsere Maische beeinflusst. Das Einmaischen ist nämlich ein Vorgang, der nicht einfach nur das Mischen von Wasser und Malz beschreibt, sondern eine chemische Reaktion zwischen Komponenten im Malz und den Mineralien im Wasser. Dabei gibt es zwei Effekte: Einmal die Stoffe im Malz, die schon bei Einmaischen in reinem Wasser eine saure Lösung ergeben und dann die Mineralien im Wasser, die mit den Malzkomponenten reagieren und die Mischung je nach Art noch saurer oder weniger sauer machen können.

Der pH-Wert
Wie sauer eine Lösung ist, kann man mithilfe des pH-Werts angeben. Das ist ein Wert, der die Konzentration von Säureteilchen in einer Lösung angibt. Der pH-Wert hat zwei Eigenschaften: einmal funktioniert er umgekehrt, das heißt je größer der Wert, desto weniger Säureteilchen sind vorhanden. Und zusätzlich ist er logarithmisch, das heißt ein Anstieg um 1 bedeutet, dass die Konzentration der Säureteilchen sich um das Zehnfache reduziert. Man kann sagen, dass der pH-Wert angibt, wieviele Nullen die Zahl hat, die die Konzentration beschreibt.

Neutrales Wasser hat einen pH = 7, also existieren darin auch ohne Säuregabe schon Säureteilchen. Das ist eine Besonderheit des Wassers und liegt daran, dass immer ein ganz kleiner Teil des Wassers in Säureteilchen und Laugeteilchen zerfällt. Der pH-Wert von 7 zeigt an, dass es sich um den zehnmillionsten Teil des Wassers handelt, weil das eine Zahl mit sieben Nullen ist. Höher als 7 wird der pH-Wert nur, wenn man Lauge zugibt.

Wir betrachten erst einmal neutrales Wasser mit einem pH = 7 und fügen ein Malz hinzu. Daraufhin ergibt sich eine saure Lösung, die einen pH-Wert zwischen 4,2 und 6,2 ergibt, je nach Farbe und Art des Malzes. Je dunkler das Malz, desto niedriger der pH-Wert und umgekehrt. Karamellmalze sind dabei noch mal ein Spezialfall, der besonders saure Maischen ergibt. Will man, wie in den meisten Fällen, eine Schüttung verwenden, die aus mehreren verschiedenen Malzen besteht, ergibt sich je nach Mischung ein anderer pH-Wert. Ein Wasserrechner kann einem das vorausberechnen.
Benutzt man nicht gerade absolut reines Wasser fürs brauen, kommen zusätzlich die im Wasser vorhandenen Brausalze ins Spiel, die mit Komponenten in der Malzschüttung chemisch reagieren. Dadurch ergibt sich eine weitere Veränderung des pH-Werts, die ihn entweder nach oben (z.B. durch Kalk) oder nach unten (z.B. durch Gips) verschiebt.

Warum das Ganze?
Der wichtigste Grund, warum wir unser Brauwasser aufbereiten müssen, ist, um den pH-Wert in dem Bereich zu haben, in dem die Enzyme, die die Stärke in Zucker umwandeln, gut arbeiten können. Ist das nicht der Fall, gibt es einen sogenannten Blausud (Jodprobe bleibt blau) und es gibt kaum Zucker, der später von der Hefe in Alkohol umgewandelt werden kann. Dann greift selbst der berühmte Satz „Bier wird’s immer“ ins Leere. Der sichere Bereich für den pH-Wert ist zwischen pH = 5,2 und pH = 6,0. Dabei muss man allerdings beachten, dass die Stärkeumwandlung in der Mitte, bei pH = 5,6, deutlich schneller vonstatten geht als bei den Randwerten. Wer es also einfach haben will, schaut im Wasserrechner, wie er seinen pH-Wert auf pH = 5,6 einstellen kann und ist glücklich.

Ein weiterer Grund ist der Geschmack im Bier. Die Menge an Mineralien im Wasser ist im Vergleich zu Malz und Hopfen extrem gering und wird in Milligram pro Liter angegeben. Sie hat aber teilweise deutliche Auswirkungen auf das Mundgefühl und die Wahrnehmung der Hopfenbittere. Am wichtigsten sind dabei die drei für uns Brauer relevanten Nichtmetalle. Ein hoher Wert an Hydrogencarbonat z.B. verleiht der Bittere einen harschen Charakter und wird deswegen in den meisten Bierstilen vermieden. Sulfat hingegen verstärkt die Hopfenbittere auf eine akzeptablere Art und Weise. Und Chlorid steigert das Mundgefühl und betont die Vollmundigkeit. Will man hier gezielt die Zusammensetzung des eigenen Wassers beeinflussen, so dass es bestmöglich zum geplanten Bier passt, sollte man auf jeden Fall den detaillierten Artikel im Braumagazin lesen.

Nachtrag: Restalkalität und Sulfat-Chlorid-Verhältnis
Im Zusammenhang mit Wasseraufbereitung gibt es immer mal wieder zwei Kennzahlen, die mit Vorsicht genossen werden sollten. Diese sind die Restalkalität und das Sulfat-Chlorid-Verhältnis. Beides sind Vereinfachungen, die einem erlauben, anstelle des gesamten Wasserprofils mit 6 Kennzahlen nur eine einzelne anzuschauen und trotzdem das Wichtigste verstehen zu können.

Bei der Restalkalität geht es darum, die Mineralien, die einen pH-steigernden und jene, die einen pH-senkenden Einfluss haben, in einem Wert zusammenzufassen. So weiß man im Anschluss, wie das Brauwasser auf die Schüttung wirkt und welcher pH-Wert sich am Ende ergibt. Für verschiedene Bierstile wird oft jeweils eine bestimmte Restalkalität empfohlen, bei der sich ungefähr ein guter Maische-pH ergibt. Das Konzept krankt allerdings an der Tatsache, dass Schüttungen sich innerhalb eines Bierstils deutlich voneinander unterscheiden können und die pH-Wert-Vorhersage so ungenau wird. Gleichzeitig steht heute jedem eine Vielfalt an Wasserrechnern für den eigenen Bedarf zur Verfügung, weswegen auf eine Vereinfachung wie die Restalkalität nicht mehr zurückgegriffen werden muss. Einzig für eine kurze Beschreibung des unbehandelten Brauwassers ist die Restalkalität eine gute Methode, da man so leicht sieht, ob man sehr ungeeignetes Leitungswasser hat. Bei einer Restalkalität von über 6°dH sollte man auf jeden Fall das Brauwasser aufbereiten.

Das Sulfat-Chlorid-Verhältnis gibt an, wie die Balance bei den beiden Werten ist, die Hopfenbittere bzw. Malzsüße betonen. Mehr Sulfat verbessert bittere Biere, mehr Chlorid hilft vollmundigen Bieren. Allerdings sagt das Sulfat-Chlorid-Verhältnis nichts darüber aus, wie groß die absoluten Werte sind. Bei 1 mg/l Sulfat und 5 mg/l Chlorid und damit einem Verhältnis von 1:5 könnte man denken, das Bier würde sehr süß schmecken. Tatsächlich wird man aber kaum einen Unterschied zum gegenteiligen Verhältnis von 5 mg/l zu 1 mg/l schmecken, da in beiden Fällen viel zu wenig Chlorid bzw. Sulfat vorhanden ist, um einen Unterschied zu machen. Persönlich empfehle ich, das Sulfat-Chlorid-Verhältnis zu ignorieren, wenn einer der beiden Werte unter 50 mg/l ist. In jedem Falle ist es aber, wie auch bei der Restalkalität, sinnvoller, sich mit einem guten Wasserrechner das gesamte Wasserprofil anzuschauen.
Zuletzt geändert von Colindo am Mittwoch 20. März 2024, 06:21, insgesamt 2-mal geändert.
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PabloNop
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#2

Beitrag von PabloNop »

Sehr schön!
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thopo68
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#3

Beitrag von thopo68 »

Hallo Christoph,
ein für einen absoluten "Chemiedummi" wie mich sehr gut verständlicher Artikel. Super!
Viele Grüße Thomas
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BrewerTimothy
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#4

Beitrag von BrewerTimothy »

Danke auch von mir
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Grandes
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#5

Beitrag von Grandes »

Wer hätte in der 7.ten Klasse in Chemie ( Note 5 :Mad2 ) jemals gedacht das man es noch mal irgendwann braucht :Ahh

Vielen lieben Dank für die tolle Erklärung :goodpost:
Schöne Grüße von der Mosel

Ralf
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An der Mosel wird nicht nur guter Wein gemacht sondern auch lecker Biiiieeerrr :Drink
Colindo
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#6

Beitrag von Colindo »

Freut mich sehr, dass der Artikel gut ankommt!
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#7

Beitrag von Braufex »

Sehr schön erklärt! :thumbup
Erleichtert bestimmt vielen den Einstieg und das Grundverständnis für die Wasseraufbereitung.
Kann man den Post nicht ins Wiki stellen, damit er nicht in der "Unendlichkeit" des Forums verloren geht?

Gruß Erwin
___________________________________________
Die Google-Forum-Suche.
Ich weiß zwar nicht wie, aber sie funktioniert prima ;-)
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#8

Beitrag von heinrich2012 »

Tolle Beschreibung. Gruss Klaus
Colindo
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#9

Beitrag von Colindo »

Braufex hat geschrieben: Mittwoch 20. März 2024, 06:52 Kann man den Post nicht ins Wiki stellen, damit er nicht in der "Unendlichkeit" des Forums verloren geht?
Ich habe jetzt erstmal das Brauwasser als vierte Bierzutat auf der Hauptseite eingefügt. Wo in dem Artikel ein Link zu meinem Post hinpassen könnte, entscheidet besser jemand anders.
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DoktorChill
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#10

Beitrag von DoktorChill »

Moin Colindo,
gut und verständlich geschrieben.
Schreit ja förmlich nach einer Fortsetzung.
Wenn es noch Hinweise gäbe, in welche Richtung man das Wasser für welchen Bierstil bringen sollte und mit was für Mitteln plus evtl. ein Artikel über die Vorgehensweise (z.B. Mischbett-Vollentsalzer DIY) würde das ganze rund machen.

Ich muss sagen, das bisher vorhandene an Doku hat mich nicht animiert, mich dem Thema zu widmen und bisher "ignoriere" ich meine Wasserwerte noch.

Danke dir!
Ben
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#11

Beitrag von indiana1972 »

Gut erklärt, kann ich auch als Chemielehrer gut mit leben…
Lieben Gruß,
Oli
:Drink
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ralfsteck
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#12

Beitrag von ralfsteck »

Sehr schön, ich habe das Gefühl, dass ich das jetzt einigermaßen verstanden habe. Vielen Dank!
Gruß, Ralf
Weizenfanatiker, Bottichmaischer und Brauschrauber vom Bodensee.
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Ras Tafaric
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#13

Beitrag von Ras Tafaric »

4 simple Zutaten und am Ende jede ne Wissenschaft für sich selbst.
Und jede für sich mit genug Aspekten für diverse Doktorarbeiten.
Wird wohl Zeit für mich vom "ich hab Brauwasser, womit ich Bier bekomm" zu "ich hab gutes Brauwasser für gutes Bier" zu bewegen. Dank dir auf jeden Fall.
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klecksi
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#14

Beitrag von klecksi »

Ein Buch mit 7 Siegeln hat sich geöffnet.

Danke für die leichte Formulierung.
ein farbenfroher Gruß

Klecksi
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§11
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#15

Beitrag von §11 »

Ras Tafaric hat geschrieben: Mittwoch 20. März 2024, 11:23 4 simple Zutaten und am Ende jede ne Wissenschaft für sich selbst.
Und jede für sich mit genug Aspekten für diverse Doktorarbeiten.
Wird wohl Zeit für mich vom "ich hab Brauwasser, womit ich Bier bekomm" zu "ich hab gutes Brauwasser für gutes Bier" zu bewegen. Dank dir auf jeden Fall.
In Deutschland in den letzten paar Jahren relativ konstant um die 80 Promovierende in der Disziplin Brauwesen/ Getränketechnologie :Pulpfiction
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#16

Beitrag von emjay2812 »

Ich halte es ja eher nach dem Motto "keep it simple". So lange mir mein Bier schmeckt, ist alles gut.
Andererseits verneige ich mich vor denen die mit Akribie an jeder Stellschraube drehen bis es ein nahezu perfektes,
industrienahes Bier (hier als Kompliment gemeint) herstellen.
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Ras Tafaric
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#17

Beitrag von Ras Tafaric »

emjay2812 hat geschrieben: Donnerstag 21. März 2024, 06:57 Ich halte es ja eher nach dem Motto "keep it simple". So lange mir mein Bier schmeckt, ist alles gut.
Andererseits verneige ich mich vor denen die mit Akribie an jeder Stellschraube drehen bis es ein nahezu perfektes,
industrienahes Bier (hier als Kompliment gemeint) herstellen.
Ist halt das Pareto Prinzip... 80% Erfolg mit 20% Aufwand, die restlichen 20% Erfolg mit 80% Aufwand.
Für den Anfang reicht es ja schon, wenn die Wasserhärte und der pH Wert gut aussehen. Heißt mit ein paar Tropfen Milschsäure und (notfalls gekauftem) weichem Wasser kommt man schon sehr weit auf dem Weg zu nem gutem Bier.

Was ich aber gelernt hab in der Zeit, in der ich jetzt braue: die 20% fehlen dem geneigten Perfektionisten, dem Geschmacksautisten (wie mir), dem werdenden Kenner. Ich hab durchs Brauen erst gelernt, wie man Nuancen rausschmeckt, wie man sich ganz auf den Geschmack konzentriert und die einzelnen Richtungen und Noten erkennen lernt (Danke Jan, für dein Buch. :redhead ). Dann schmeckt man Bier mit anderer Zunge. Plötzlich schmeckt man Sachen in Kaufbier oder sogar seinem bisherigen Lieblingsbier, die einem nie aufgefallen sind und die ein Aahaaaa-Erlebnis ergeben.
Und wenn man jetzt noch das "Wie zur Hölle machen die das?" fragt, dann ist man bei den 20%.
Oder man hat einen Geschmack im Kopf und will genau DEN umsetzen. Da häng ich grad und experimentier mich durch.

Edith: Mods, können wir den Fred hier im Forum anpinnen oder ins Wiki aufnehmen?
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#18

Beitrag von Colindo »

Ras Tafaric hat geschrieben: Donnerstag 21. März 2024, 09:01 Ist halt das Pareto Prinzip... 80% Erfolg mit 20% Aufwand, die restlichen 20% Erfolg mit 80% Aufwand.
Da mich die Erwähnung von "Pareto" immer triggert, hier der obligatorische Hinweis: Das ist kein allgemeingültiges Prinzip und die Prozentzahlen sind bei jedem Sachverhalt, wo es gültig ist, anders. Also manchmal kriegt man die 80% Erfolg auch nur mit 90% Aufwand hin und so weiter.

In meinem letzten Job wurde mir das ständig an den Kopf geworfen, dass ich doch danach arbeiten solle. Habe dann mal gegoogelt, ob man wirklich 80% Erfolg mit 20% Aufwand erhalten kann. Ergebnis: Fast immer nein.

Aufs Bier bezogen hat es natürlich trotzdem seine Berechtigung, denn gutes Bier kann man mit wenigen Stellschrauben hinkriegen, während die Perfektion überproportional mehr Aufwand erfordert.
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Ras Tafaric
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#19

Beitrag von Ras Tafaric »

Projektmanager? :P

Nee, die Werte sind aus der Luft gegriffen, das ist schon klar. Aber das Prinzip stimmt schon beim Thema Wasser.
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#20

Beitrag von Rumpelstilz »

Danke für den erhellenden Beitrag.

Verschiedene Versuche haben wir schon unternommen um das Brauwasser an den gewünschten Bierstiel anzupassen.
Immerhin ist das Wasser ja der Hauptbestandteil vom Bier und muss deshalb genau betrachtet werden.

Das Leitungswasser bei mir eignet sich demnach gut für dunkle malzige Biere. Diese gelingen auch sehr gut.

Wenn ich was anderes brauen möchte muss ich also das Wasser verändern.
Milchsäure, Verschneiden etc. habe ich ausprobiert und man stellt auch einen Effekt fest.
Manchmal ist er stärker oder schwächer als gewünscht.

Andererseits ist noch immer ein trinkbares Bier geworden, was man da so zusammengebraut hat.

Aber manchmal haben wir eine Vorstellung von einem idealen Bier (eben nicht Industrie nah) und genau das wollen wir treffen.

(Industriebiere treffen einen Mehrheitsgeschmack. Da gibt es dann ca. 3-4 Sorten (Pils, Export, Hefeweizen, ???)
Von Brauerei zu Brauerei gibt es dann kaum Unterschiede. Es gibt aber auch Brauereien, die etwas besonderes brauen.)

Von daher ist mir dieses Thema richtig und wichtig.

Die Zusammenhänge sind gut erklärt. Auf der Basis kann man sich ins Thema reinschaffen.

Danke nochmal.
Gruß, Wolfgang :Drink
beernd
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#21

Beitrag von beernd »

Sehr schöner Artikel, vielen Dank :thumbsup hat wieder einige Zusammenhänge verdeutlicht.
Die Wasserwerte anzupassen war für mich ein echter Augenöffner und Meilenstein auf dem Weg zu besserem Bier.
Colindo
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#22

Beitrag von Colindo »

Freut mich, dass der Artikel weiterhin gut ankommt :Smile
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württemberg
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Re: Wasserchemie fürs Brauen – einfach erklärt

#23

Beitrag von württemberg »

Vielen Dank für Deine Mühe Colindo.
Knaller, das Thema nochmal aufgearbeitet dargelegt zu bekommen.
Gruß`württemberg

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