Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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mango
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Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#1

Beitrag von mango »

Hallo, liebe Beerfreaks,

da das hier mein erstes Thema ist, möchte ich mich und mein Ziel, eh ich zum Jungbier komme, zunächst kurz vorstellen: ich bin der Mango, Jahrgang 1956, wohne mitten im Ruhrgebiet, backe mit Sauerteig/Backferment (hauptsächlich Pizza und Focaccia), habe etwas Erfahrung beim Weinkeltern und auch beim Bierbrauen (Novizenstadium).

Weit mehr Erfahrungen hab ich beim Teetrinken (Pu Erh, grüner und weißer Tee, First Flush Darjeeling). Damals habe ich mir sehr viel "Hardware" in Form von Kännchen und Teeschalen angeschafft. Benutzt wird davon nur ein Bruchteil. Den Fehler des zu viel anschaffens von Zubehör möchte ich beim Bierbrauen vermeiden... 😉

Mein Ziel beim Brauen ist, mit minimaler Ausrüstung ein einfaches, süffiges, naturtrübes Bier hinzubekommen.

Dazu nutze ich an Hardware einen 5l Topf aus Edelstahl, ein ca. 4l grosses Glas mit Schraubdeckel (war mal türkisches Sauergemüse drin) und ein Thermometer. Ausgelitert habe ich aber nichts. Das sind Schätzungen. So möchte ich auch weiter arbeiten. Beim Backen klappt das, und beim Brauen möchte ich das ähnlich hinbekommen.

Zudem weiche ich das Reinheitsgebot auf und benutze das Enzympräparat GA500. In den 1980er Jahren hatte ich einmalig Bier nach dem Rezept der Hobbythek gebraut, aber das war komplett misslungen. Das war eine schleimige, zähflüssige Substanz geworden die untrinkbar war und im Abfluss landete. Die Stärke war nicht verzuckert worden. Das war so frustend, dass ich 40 Jahre nicht mal im Traum daran gedacht habe, nochmal Bier zu brauen. 😉

Dank GA500 (Tipp aus dem Forum) ist das anders geworden. Blausude lassen sich damit zuverlässig vermeiden. Das Präparat besteht aus Enzymen die von Aspergillus flavus var. oryzae produziert werden. Der Edelschimmel wird auch zur Herstellung von Sake genutzt.

Gestern hatte ich ein Bier aus folgenden Zutaten angesetzt:

21.6.2023
Ca. 4l Bier
600g Gerstenmalz
300g Roggenmalz
150g Zucker
Wenige Tropfen GA500
3g Herkules
8g Tettnanger
Reichlich Kveik Hefe vom letzten Brauen (vermutlich overpitched).

Heute wollte ich eigentlich gegen 20 Uhr mit meinem Pedelec einkaufen und mir dabei auch ein Sixpack Bier besorgen. Es schüttet hier im Ruhrgebiet aber im Moment aus Kübeln, und ich hatte keine Lust, mich aufs Radl zu schwingen, das seit Jahren schon mein Auto komplett ersetzt.

Ich hab dann zuerst mal testweise ein kleines Glas von meinem erst vor ca. 22 Stunden angesetzten Kveik Voss Brew probiert und war echt geflasht: das schmeckt nach dieser extrem kurzen Gärdauer bereits astrein und kein bisschen malzig-süss.

Es ist natürlich trüb und fast ohne Kohlensäure, aber das ist total lecker!

Was haben die Norweger da gezaubert? Das Bier schmeckt ziemlich genau so, wie ich es mir vorgestellt habe! 👍

Den gestrigen Sud hab ich bei 72 Grad begonnen (nach Einschüttung vom Malz 68 Grad) und dann mit GA500 über Stunden langsam abkühlen lassen. Danach dann die übliche Weiterverarbeitung mit 60 Minuten kochen.

Gerade hab ich testweise

22.6.2023
Ca. 4l Bier
700g Gerstenmalz
200g Roggenmalz
Paar Tropfen GA500

kalt angesetzt. Im Moment ist der Sud bei 60 Grad angekommen.

Ich werd weiter berichten... 😉
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emjay2812
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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#2

Beitrag von emjay2812 »

Solange du Enzyme als Helferlein einsetzt, hast du den Brauprozess nicht verstanden.
Bei 72°C ansetzen und abkühlen lassen. Kann funktionieren, Stichwort absteigende Infusion.
Kochst du den Hopfen? Wie läuterst du? Wage dich doch Mal an ein einfaches Anfängerrezept.

Zu Hobbythekzeiten war noch alles sehr improvisiert und Zutaten nur in Apotheken und Reformhäusern erhältlich.

Meine Erfahrung zur Voss: rasch trinken. verliert mit zunehmender Lagerung an Aroma und eine Säuerlichkeit entsteht.
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DevilsHole82
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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#3

Beitrag von DevilsHole82 »

mango hat geschrieben: Freitag 23. Juni 2023, 00:49 Den gestrigen Sud hab ich bei 72 Grad begonnen (nach Einschüttung vom Malz 68 Grad) und dann mit GA500 über Stunden langsam abkühlen lassen. Danach dann die übliche Weiterverarbeitung mit 60 Minuten kochen.
Herzlich willkommen,

aber diese Vorgehensweise ist vollkommen unnötig. Sofern das von Dir verwendete Gerstenmalz Pilsener oder ein anderes enzymstarkes Malz war, ist die Maische bei 68°C spätestens nach 60 Minuten OHNE zusätzliche Enzyme jodnormal (keine Stärke mehr zur Umwandlung). Du brauchst weder technische Enzyme, noch eine stundenlanges Maischen.
Gruß, Daniel

Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
mango
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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#4

Beitrag von mango »

Hallöchen und thx für die Rückmeldung!

Lasst uns bitte nicht über die Enzyme diskutieren. Im Moment lass ich die nicht weg. 😉 Was später kommt, das warte ich ab...

Den Hopfen hab ich mitgekocht.

Gut auch zu wissen, dass Kveik Voss Biere schnell getrunken werden sollen.

Was mir heute auffällt ist, dass ich einen ziemlich heftigen Kater habe. War gestern zwar etwas viel Bier geworden, aber so wie jetzt fühl ich mich nach Bier (meist Hefeweizen oder Pils) eigentlich nicht. Nach Rotwein kenn ich das nur.

Wie kommt das?

Ist das typisch für die Hefe?
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DevilsHole82
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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#5

Beitrag von DevilsHole82 »

Nee, das ist für die Voss definitiv nicht typisch. Vermutlich hatte die Hefe nach zwei Tagen noch keine Zeit, "um hinter sich aufzuräumen". Mit der Voss mache ich Biere wovon man eigentlich nie einen Kater bekommt. Allerdings gebe ich der Hefe mindestens eine Woche, bis ich sie vom Jungbier trenne und ins KEG abfülle.
Hier zum Beispiel mal mein Rezept für ein leckeres Schüttbier mit der Voss. Das Bier braue ich regelmäßig für Grill- oder Geburtstagsparties. Bisher hat sich jeder immer am nächsten Tag gewundert, warum er keinen Schädel hatte.

Summer Kvale
Gruß, Daniel

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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#6

Beitrag von Stuggbrew »

Also einen Kater bekommt man typischerweise von sog Fuselalkoholen - die bei den meisten Hefen entstehen wenn es zu warm während des Gärprozess wird. Da die Kveik ja für Gärtemp von gut 35C ausgelegt ist gehe ich mal nicht von diesem Fall eigentlich aus.
Was genau die Amylase bewirkt im Hintergrund während der Gärung kann ich nicht sagen. Aber 22 Stunden ist schon mehr als knackig. Also meine Kveik lasse ich dennoch gut 5 Tage liegen.
Dann kenn ich das auch nicht wie Daniel schreibt. Normalerweise sind das die no-Kater Biere 😅
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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#7

Beitrag von InFlames77 »

Hi Mango,

das könnte aber auch ein Thema der Hygiene sein. Mit was und wie reinigst du deine Brauutensilien? Ich hatte ähnliche Erfahrungen sammeln müssen am Anfang meiner Brauerei und der Grund waren Reinigungsmittelrückstände.
Gruß
Patrick

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DevilsHole82
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Re: Tolles Jungbier mit Kveik Voss nach 22 Stunden

#8

Beitrag von DevilsHole82 »

Stuggbrew hat geschrieben: Freitag 23. Juni 2023, 14:18 Was genau die Amylase bewirkt im Hintergrund während der Gärung kann ich nicht sagen.
Die ist nach paar Minuten über 80°C tot :Wink Die GA500 ist eine Amylase zur Maischeherstellung für Obstbrände, um die Viskosität der Maische zu reduzieren und schneller vergärbare Zucker umzuwandeln. Beim Maischen von Bierwürze wird die Glucoamylase zu trockenerern Bieren führen.
Gruß, Daniel

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