Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

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Kobi
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Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#1

Beitrag von Kobi »

Moin, liebe Freunde des hochgeschätzten Hopfenblütentees,

ich bin über die SuFu bisher nicht schlau geworden zu einer Frage, die mich für meinen nächsten Sud umtreibt:
Ich möchte für den Winter demnächst wieder unser letztes Milkstoutrezept mit Früchten brauen, dieses Mal aber statt nach der Hauptgärung zugegebener Blaubeeren mit pürierten Rosinen.
Die Blaubeeren haben eine schöne dezente Säure eingebracht, waren aber ansonsten geschmacklich kaum wahrnehmbar. Insgesamt war das Bier aber schon klasse.
Mir schwebt jetzt eher ein Impact wie beim Rosinenbomber vor.

Das Grundrezept war und soll wieder werden:
Auf 28 Liter Bier:
2,8 kg PiMA
2,8 kg MüMa II
700 g Haferflocken
400 g Caraaroma
400 g Chocolate Malt
400 g Lactose
250 Weizenröstmalz
Comet und Fuggles in Vorderwürze und Whirlpool 80° auf 35 IBU.
Hefe: Windsor Ale
Letztes Mal kamen noch 1,5 kg Blaubeeren in die Nachgärung.
Wir kamen letztes Mal auf 15,2° Plato.

Dieses Mal könnte ich mir mit den Rosinen zwei Varianten vorstellen:
1. 500 bis 750 g ungeschwefelte, ungeölte Rosinen pürieren und mit 2 bis 3 Vanilleschoten und etwas Zimt nach der Hauptgärung
2. oder 250 g Rosinen, 3 Vanilleschoten und 2 Zimtstangen einige Wochen in Rum einlegen, die Rumrosinen pürieren und nach der Hauptgärung zugeben, ggf. noch 250 g ohne Rum.
Ggf. noch 300 bis 400 g Muscovado?!
Kann das etwas werden? Mir ist klar, dass das vom Geschmack von allem sehr fett werden dürfte, das ist schon der Plan. Hat schon jemand Erfahrung damit?
Und: Ja, ich weiß, dass man Trockenfruchtaromen auch mit Spezialmalzen erreichen kann... Das wäre nicht meine Frage...

Ich freue mich auf Eure Antworten!
Viele Grüße
Andreas
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Re: Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#2

Beitrag von Stuggbrew »

Also ich habe bislang immer bessere Erfahrungen mit Mazerationen gemacht, da man doch den Geschmack vorab gut bzgl Intensität abschätzen kann. Man bringt halt durch den zusätzlichen Alkohol nochmals einen leicht anderen Geschmack hinein.

Stout und Rumrosinen klingt auf alle Fälle nach einem schönen winterbier. Ich könnte mir auch noch ein paar Dörrpflaumen gut vorstellen.
Die Früchte bringen natürlich wieder Zucker rein - die Windsor ist ja eher nieder vergärend sollte aber mit dem Fruchtzucker gut zurecht kommen. Sonst ggf auf eine S-04 ausweichen wenn’s trockenhefe sein muss.

Bei Zimt wäre ich persönlich etwa vorsichtig. Der kann auch eine unangenehme bittere ins Bier bringen.
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Kobi
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Re: Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#3

Beitrag von Kobi »

So, ich habe es getan, Zeit für einen kleinen Erfahrungsbericht:

Da niemand hier Erfahrungen hatte, habe ich es ähnlich wie geplant probiert, das Rezept:

Auf 28 Liter Bier:
2,8 kg PiMA
2,8 kg MüMa II
700 g Haferflocken
500 g dunkler Muscovadozucker
400 g Caraaroma
400 g Chocolate Malt
250 Carafa

Comet und Fuggles in Vorderwürze und Whirlpool 80° auf 35 IBU.
2 Zimtstangen

Eiweißrast 15 Minuten bei 52°, Maltoserast ca. 40 Minuten bei 64 °, Verzuckerung 30+ Minuten bei 72 °, abgemaischt bei 78°.

Hefe: Windsor Ale

In die Hauptgärung kamen zunächst 250 g pürierte ungeschwefelte, ungeölte Bio-Rosinen.
Nach ca. 4 Tagen kamen dann noch 500 g pürierte Bio-Rosinen hinzu, die zuvor 4 Wochen mit 2 Vanilleschoten in 56 %-igem Rum eingelegt waren; durch das Pürieren natürlich mit dem ganzen Rum, der ca. 1 % Alkohol einbrachte.
Karbonisierung auf ca. 4,5 mg/l mit Haushaltszucker.

Das Ergebnis:.
Der Alkohol, immerhin rund 8 %, ist spürbar aber nicht unangenehm herauszuschmecken.
Das Bier ist wie beabsichtigt durch die Windsor nur verhältnismäßig gering heruntervergoren und weist eine deutliche Restsüße auf.
Der Rumgeschmack ist leicht zu erahnen und passt gut zum Bier.
Von der Vanille schmecke ich nichts heraus; bei den Kosten dafür werde ich nächstes Mal eher darauf verzichten, als auf die doppelte Menge zu gehen, auch wenn ein wahrnehmbarer Vanillegeschmack hier gut passen würde.
Der Zimt ist nur dezent zu erahnen.
Vom Muscovado ist ein deutlicher Lakritzgeschmack vorhanden.
Die Rosinen geben einen dezenten, leicht weinigen Trockenfrüchtegeschmack mit.
Der Schaum ist zunächst sehr feinporig, wird dann schnell etwas grobporiger wie auf dem Bild, hält sich aber noch angenehm lange.
Ein sehr leckeres, vielschichtiges Bier, das durch die dieses Mal fehlende Lactose und den Muscovado-Zucker einen erstaunlich leichten Körper und gute Trinkbarkeit hat. Ich würde es eher als starkes Porter als als Stout sehen - ein schönes Bier für die kommenden Festtage, das leicht trinkbar und trotzdem mit Respekt zu genießen ist.

Mein Fazit:
Der Versuch lohnt sich, wenn man/frau gerne mal herumexperimentiert und gerne mit Früchten arbeitet.
Die Vanille ist teuer und in dieser Menge nicht sinnvoll.
Der Zimt wird nächstes Mal verdoppelt.
Vielleicht versuche ich das nächste Mal die S 04 mit einer angestrebten leicht höheren Vergärung.
Muscovado ist bei solchen Bieren eine tolle Zutat!
Die Rosinen werden das nächste Mal in einem Teesieb oder ähnlichem in die Würze gegeben, da sich die pürierten Reste leider nicht gut abgesetzt haben und sich Teile in die eine oder andere Flasche verirrt haben…
Für Experimentierer mit dem entsprechenden Equipment könnte das auch ein gutes Basisbier für eine Fasslagerung sein.

Viele Grüße
Andreas
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integrator
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Re: Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#4

Beitrag von integrator »

Kobi hat geschrieben: Samstag 11. November 2023, 19:06 Mein Fazit:
Der Versuch lohnt sich, wenn man/frau gerne mal herumexperimentiert und gerne mit Früchten arbeitet.
Die Vanille ist teuer und in dieser Menge nicht sinnvoll.
Der Zimt wird nächstes Mal verdoppelt.
Vielleicht versuche ich das nächste Mal die S 04 mit einer angestrebten leicht höheren Vergärung.
Muscovado ist bei solchen Bieren eine tolle Zutat!
Die Rosinen werden das nächste Mal in einem Teesieb oder ähnlichem in die Würze gegeben, da sich die pürierten Reste leider nicht gut abgesetzt haben und sich Teile in die eine oder andere Flasche verirrt haben…
Für Experimentierer mit dem entsprechenden Equipment könnte das auch ein gutes Basisbier für eine Fasslagerung sein.
Hallo Andreas und Danke für deinen Erfahrungsbericht. :Drink
Ich kann dich zu der Vanille leider bestätigen wobei sie aber auch bei den ganzen anderen Gabe so oder so chancenlos ist.
:Grübel Aus Berichten im Forum wäre vielleicht die Tonkabohne einen Blick wert. Vielleicht recherchierst du mal.
Zuletzt geändert von integrator am Sonntag 12. November 2023, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.
:Bigsmile Selbstgespräche sind nicht schlimm solange du nichts Neues erfährst. :Bigsmile
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Re: Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#5

Beitrag von BrewerTimothy »

Wie hast Du denn die Vanilleschote dazugeben?
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Re: Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#6

Beitrag von Stuggbrew »

Also ich habe ganz gute Erfahrungen bzgl Vanille mit natürlichen Vanille-Extrakten gemacht.
Lässt sich gut dosieren und bringt doch konzentrierteres Wums rein. Hab das früher aus Mexiko mitgebracht. Gibts mittlerweile aber auch überall zu kaufen.
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Re: Erfahrungen mit Rosinen oder Rumrosinen?

#7

Beitrag von Kobi »

BrewerTimothy hat geschrieben: Sonntag 12. November 2023, 10:53 Wie hast Du denn die Vanilleschote dazugeben?
Der Länge nach aufgeschnitten, in kleine Stücke geschnitten und dann vier Wochen mit in den Rum gegeben.
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