Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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RufusTWX
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Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#1

Beitrag von RufusTWX »

Nach langen Jahren der Vorbereitung war es gestern endlich so weit: Der erste Brautag war geplant.

Das Rezept stand schon länger fest: Es sollte ein Weizen, genauer: Trashhunters "Flying Brewman" aus seinem Buch werden (dem ich übrigens immernoch die Schuld gebe, mich mit seinem Buch zum brauen gebracht zu haben)

Als Ausrüstung standen mir zur Verfügung:
- Kochstar Einkochkessel 1800W
- Einkocher-Rührwerk von brauhardware (ich weiss doch, wie faul ich bin)
- Mattmill Läuterbottich
- Würzekühler "David"
- div. Thermometer, Refraktometer

Insgesamt sollten es 20 Liter Würze bei 12,5°P werden mit einer Schüttung aus 50 % Weizenmalz, 25% Pilsener, 16% Carahell und 9% Münchener Malz. Als Hopfen Hallertauer Tradition und als Hefe musste die Brewferm "Blance" herhalten.

Nachdem der Wasser-Testlauf mit unisoliertem Einkocher am Sonnabend Abend wegen beharrlichen nicht-kochens abgebrochen wurde, habe ich Sonntagmorgen noch rasch eine Isolierung gebastelt (mal gut, dass man immer irgendwas rumliegen hat) die dann auch einen Kessel voll Wasser in annehmbarer Zeit zum kochen brachte.

Schliesslich konnte der Brautag dann gegen 14 Uhr mit knapp 16l frischem Wasser und einem doch ein bisschen aufgeregten "Braurookie" beginnen - wann udn vor allem wie würde der Tag enden?

Das Malz war schon am Sonnabend abend geschrotet worden, stand also für das Bad im warmen Wasser bereit:
Rast_1.jpg
Rast_2.jpg
Nach dem Maischekochen war ich doch ein wenig argwöhnisch - bis hierher ging das alles irgendwie zu einfach...
Aber dann erinnerte ich mich an den Spruch, den ich hier im Forum schon so oft gelesen habe:
Bier wird's immer
Also, nach der Jodprobe, die sofort grünes Licht gab ein letztes Mal aufgeheizt und die Maische umgebechert.

Das Läutern lief auch erstaunlich problemlos - nach wenigen Minuten lief die Würze klar und kam zurück in den (sauberen) Einkocher.
kurz vor dem Kochen sah das ganze immernoch (in meinen Augen) okay aus...
kochen.jpg
Während die Würze also nun kochte blieb Zeit fuer ein erstes Fazit: entweder ist das wirklich gar nicht so schwer oder ich habe alles falsch gemacht :D
Noch wenige Minuten, bis das Kochen zu Ende ist
zeit.jpg
zeit.jpg (39.85 KiB) 4655 mal betrachtet
Gäreimer, Würzekühler und Hopfenfilter liegen schon bereit und dann hiess es: lass laufen!
gaereimer.jpg
Während der Kühler noch seine Arbeit verrichtet gleich nochmal die Werte in den kleinen Brauhelfer eingeben... Hm, laut Literskala am Gäreimer sollen das nur knapp 18l sein waehrend der kbh nach Pfannenfüllhöhe 21l berechnet? nochmal schnell den Gäreimer nachgemessen und den Taschenrechner gefragt: ja, 21,1l passen viel besser zu Füllhöhe im Gärfass.
Nächster Punkt: Stammwürze. Auch hier: reingefallen? bei 62°C gemessen und Werte in den kbh eingegeben: knapp 14°P (korrigiert auf 20°C) - etwas am Ziel vorbei. Nach dem Abkühlen bei 22°C nochmal gemessen: Refraktometer sagt 12,2°P - schon dichter dran am angepeilten Wert... Ich glaube, hier haben sich bei "hoher" Temperatur die Korrekturrechnung des kbh und die Korrektur des Refraktometers (die soll ja bis ca. 40°C die Werte automagisch korrigieren) gegenseitig ins Abseits korrigiert :D

Parallel zum Abkühlen dann noch für Blanche ein warmes Bad eingelassen. Sie scheint sich wohl zu fühlen.
hefe.jpg
Alles in Allem war der Tag gegen 22 Uhr dann inklusive rein Schiff machen für mich gelaufen - Licht aus, gute Nacht, Blanche ;)

Heute morgen bin ich dann - neugierige wie ich bin - um 6 Uhr nochmal in meiner Hexenküche vorgeigegangen. Schon ohne das Licht einzuschalten hörte man es: *blubb* *blubb*
Die erste gespannte Wartezeit beginnt...

Danke für's lesen soweit - ich bin gespannt, was sich da (im wahrsten Worstinn) bei mir zusammenbraut...

Sebastian :Drink
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saschabouchon
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#2

Beitrag von saschabouchon »

Hallo Sebastian,

wenn das wirklich dein erster Brautag war, sage ich mal "Respekt"! Perfekt vorbereitet und anscheinend lief alles wie am Schnürchen :thumbup

Da mein Einkocher (Silvercrest) auch nicht wallend kocht, hänge ich einfach noch einen Tauchsieder rein. Deine Isolierung sieht echt mächtig aus :Bigsmile

Beste Grüße
Sascha
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#3

Beitrag von RufusTWX »

saschabouchon hat geschrieben:hänge ich einfach noch einen Tauchsieder rein.
Tja, aber woher am Sonntagmorgen einen nehmen? Da kam mir der Schaumstoffrest gerade Recht :D

Jetzt in Ruhe überlegen, ob eine "gescheite" Isolierung herkommt oder zum Hopfenkochen doch eine Platte + Topf - der Einkocher ist zum Glück nicht extra gekauft worden, sondern war noch als Staubfresser eingelagert :Bigsmile
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#4

Beitrag von RufusTWX »

So, nach zwei Wochen im Gärfass war am 31.08. Termin zum Abfüllen.

Die Gärung hatte inzwischen aufgehört und die Hefe hatte sich freundlich auf den Boden gesammelt.

Da ich der Litereinteilung auf dem Gärfass nicht wirklich getraut habe hab' ich das Jungbier beim umfüllen in den Abfülleimer nochmal ausgelitert - 18l besten Bieres waren schließlich abzufüllen.

Und beim Abfüllen erwies sich die automatische Abfüllpistole schon als gute Investition - schon nach dem ersten Sud möchte ich sie nicht mehr missen :D

Insgesamt ergaben sich 36 Flaschen zu 0,5l die jetzt noch eine Woche nachgären dürfen. Anschliessend soll noch eine Woche Reifung im Kühlkasten folgen.
abgefuellt.jpg
abgefuellt.jpg (142.82 KiB) 4136 mal betrachtet
Die Mess- und Rechenwerte beim Abfüllen:
Restextrakt: 2,6 °P
scheinbarer EVG: 78,7%
Alkoholgehalt: 5,6 %vol (also etwas über's ziel hinausgeschossen *gg*)

Sudhausausbeute: 61% (finde ich jetzt gar nicht mal so schlecht)

Geschmacklich war das Bier schon gar nicht mal so übel - bei 20°C und ohne Kohlensäure würde ich es trotzdem keinem anbieten *gg*
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#5

Beitrag von RufusTWX »

So, nach einer Woche Nachgärung und 3 Tagen im 1°C-Spezialkühlschrank gestern die ersten beiden Flaschen geöffnet und geleert...

Fazit: Geschmacklich okay, ein bisschen wenig Kohlensäure im Bier, dadurch ist die Blume auch nicht wirklich stabil
imGlas.jpg
Insgesamt bin ich aber für den ersten Sud sehr zufrieden mit mir :redhead (Ich weiss, Eigenlob stinkt)
Heute Abend müssen dann aber die ersten Bekannten dran glauben :Drink
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#6

Beitrag von flip »

Auch wenn es ein Weizen ist, so solltest du es schon mindestens anderthalb bis zwei Wochen reifen lassen.
3 Tage sind doch etwas wenig. Mit wie viel g/l CO2 hast du denn gerechnet?
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#7

Beitrag von RufusTWX »

Naja, das mit der Geduld ist ja so ein Thema...
Sind aber ja auch noch genügend Flaschen da die noch reifen können

Im Rezept waren 6 g/l CO2 angegeben - inzwischen weiss ich auch dass das absolut unterste Kante ist, das gibt Verbesserungspotential für's nächste Mal ;)
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#8

Beitrag von flip »

Hmm, ne. Das ist ok. Die meisten Weizen haben so 6-6,5.
7 ist schon eher die Ausnahme. Da gab es hier irgendwo auch schon einmal eine Diskussion zu. Die 8-9 in der Litartur sind eher historisch bedingte Werte, das macht heute keiner mehr. Mein Weizen haben auch nie mehr als ~6,3g und ich bin auch sehr zufrieden mit den Ergebnissen.
Es kann sein, dass du mit dem "Spezialkühlschrank" die Nachgärung zu früh abgebrochen hast. Ich würde das Bier - nachdem ihr heute ein paar Flaschen probiert habt :Wink - bis mitte nächster Woche einfach noch einmal irgendwo bei Raumtemperatur stehen lassen.
Bei obergärigen Bieren ist eine Reifung bei so niedrigen Temperatur sowieso nicht notwendig. Das kostet nur Energie ohne Ende. Kellertemperatur reicht vollkommen aus.
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#9

Beitrag von Boludo »

6g CO2 pro Liter ist schon ok beim Weizen, darf auch ein bißchen mehr sein. Ich denke bei Dir war es noch nicht ganz nachgegoren.
Als allererstes würde ich eine andere Hefe nehmen. Ein Hefeweizen steht und fällt mit der Wahl der Hefe.
Die Blanche ist sicher nicht schlecht, aber nicht die typische bayrische Weizenhefe.
Ich strippe immer die Schneider Hefe, das ist recht einfach und macht super Bier. Gutmann geht auch sehr gut.
Oder halt Flüssighefe kaufen, z.B. die 3068.
Es gibt ganz wenige geeignete Weizentrockenhefen, da fehlt es mir aber an eigener Erfahrung.
WB-06 und Danstar Munich würde ich abraten.
Für ein Hefeweizen hat das Rezept meiner Meinung nach sehr viel Caramalz, ich mach ins Weizen nie Cara, nur PiMa und MüMa, aber das ist Geschmacksache.

Stefan
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#10

Beitrag von RufusTWX »

Na, das gibt ja rasches Feedback - toll, danke

Das Wärmerstellen kam mir auch schon in den Sinn, dann werde ich heute Abend nochmal ausräumen :D

Als ersten Sud hab' ich mich natürlich mehr oder weniger ans "Rezept" gehalten, mit der Erfahrung kommt aber auch die Experimentierfreude - ich werde mal die Augen nach alternativen Schüttungen und Hefen aufhalten
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#11

Beitrag von flip »

Ahjo das hatte ich garnicht gesehen. Also über 10% Cara würde ich bei nem normalen Weizen auch nicht gehen. Das wird dann in der Tat recht "mastig". Das Münchner Malz wird auch nicht förderlich sein, in der Hinsicht. Ich hatte mal letztes Jahr ein Rezept mit 20% ausprobiert, um zu schauen, wie sich eine solch hohe Menge Karamellmalze wirklich auswirken und... ja - das würde ich nicht noch mal tun. :Angry
Es kann gut sein, dass du den jetzigen Geschmack auf zu wenig Kohlensäure zurückführst, weil du das Bier eher süßlich und weniger spritzig schmeckst.

Vielleicht beim nächsten Mal MüMa weglassen und CaraHell auf 5-10% reduzieren. Oder Cara ganz weglassen und mit MüMa auffüllen.

Ich kann auch das hier empfehlen:
http://www.maischemalzundmehr.de/index. ... rtype=DESC :Smile
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#12

Beitrag von TrashHunter »

:thumbup :Wink

Macht Spaß, das zu lesen.

Greets Udo und Allzeit gut Sud, Sebastian
TrashHunters Leitfaden für Hobbybrauer Erstausgabe 01.2014 im Tredition-Verlag.

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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#13

Beitrag von Lasso »

Das ähnelt dem Rezept von Dornbusch aus Biersorten der Brauwelt, nur ohne Sauermalz. Der hohe Anteil an Cara hört sich schlimmer an als er ist. Ich (und auch andere hier im Forum) braue das Rezept aus Biersorten der Brauwelt oft und finde es sehr gelungen und das kommt auch immer gut an.
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Im Lager: 40 l Irish Red Ale, 62 l Belgisches Wit
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Re: Mein erstes Mal: Weizenbier nach Trashhunter

#14

Beitrag von HarryHdf »

RufusTWX hat geschrieben:Naja, das mit der Geduld ist ja so ein Thema...
Zuerst mal herzlich willkommen und Glückwünsche zum ersten gelungenen Sud.

Bei der Geduld hilft erfahrungsgemäß nur Eines: Konsequent weiter brauen :Bigsmile Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man nur noch endgelagertes Bier trinkt :Bigsmile
mögen die IBU mit euch sein, Harry

Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden. (K. Adenauer)
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