Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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BierBauer
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Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#1

Beitrag von BierBauer »

Spannender Bericht, denn "Craft Beer ist kein Ponyhof.": http://www.hopfenhelden.de/craft-beer-t ... e-analyse/
Viele Grüße,
Stefan
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hutschpferd
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#2

Beitrag von hutschpferd »

seine marke steht eh zum verkauf, er hat auch schon aufgehört.
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Alt-Phex
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#3

Beitrag von Alt-Phex »

Interessant, danke für den Link.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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Odin
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#4

Beitrag von Odin »

Sehr schöner und ehrlicher Bericht. Auch genauso treffend der Kommentar von Markus Harms auf der Seite von Hopfenhelden.
Bierherstellung beginnt mit dem Ausschlagen der Würze
flip
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#5

Beitrag von flip »

Es ist leider ein Absatz dabei, der leider zu sehr die Zukunft vorwegweg nimmt, als dass es mich noch positiv stimmen würde.

Daher hier ein eindringlicher Appell an alle Bierkäufer:
Schaut euch genau an, wer das Bier herstellt.
Lasst euch nicht von dämlichen Werbefloskeln beeindrucken.
Und schaut nicht nur auf den Preis.
Sonst werden in den nächsten 2-3 Jahren einige gute Brauer das Handtuch werfen.


Leider achtet der Deutsche ansich ja zu gerne auf den Preis. Egal ob Bier oder ander Lebens-/Genussmittel. Und es wird genau dazu führen, dass
bald der Preiskampf gnadenlos beginnen wird. Nämlich spätestens, wenn entweder die großen Industriebrauereien in den Markt drängen werden (und zwar richtig, nicht nur punktuell, wie jetzt gerade) oder aber die kleineren Braueren versuchen auch etwas von der Mitte zu erobern. Also eben den Fernsehbierkundenkreis.
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Bierwisch
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#6

Beitrag von Bierwisch »

Der deutsche Verbraucher läßt sich aber nicht zu Qualitätsbewußtsein erziehen. Es zählt nur das Sonderangebot - billig ist gleich gut. Und darum wird wohl auch der aktuelle Craftbierhype von der Industrie gekapert und totgeritten.

Aber was regen wir uns darüber auf? Wie ich sehe, infizieren sich jeden Tag mehr und mehr Deutsche mit dem Hobbybrauervirus und wenn der größte Teil von denen dabei bleibt, dann potenziert sich das und es entsteht eine Bewegung von unten.
Dann trinken wir in D eben immer mehr selbstgebrautes und die Fernsehbierkonzerne müssen das ganze Zeug im Marianengraben verklappen oder selbst saufen...

Craftbier ist nur ein Label, das sich mittlerweile die Industrie gekrallt hat. Es bedeutet hier bei uns gar nix mehr und darum ist es müßig über Definition und Inhalt zu diskutieren. denkt euch ein neues Label aus - wenn es gut ist, steigen Radebitsteiner da voll mit ein.

Hobbybräu oder Selbstgebrautes werden die ihr Kreationen aber wohl kaum nennen...

Gruß,
Bierwisch, der sich schonmal Popcorn holt (Bier darf ich im Büro leider nicht trinken)
Der Klügere kippt nach!
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grüner Drache
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#7

Beitrag von grüner Drache »

flip hat geschrieben:
Leider achtet der Deutsche ansich ja zu gerne auf den Preis. Egal ob Bier oder ander Lebens-/Genussmittel. Und es wird genau dazu führen, dass
bald der Preiskampf gnadenlos beginnen wird.
Hi!

Ich denke, es ist nicht nur der preisbewusste Kunde dafür verantwortlich zu machen. Es liegt daran, dass sich jeder kleine Craft-beer-Brauer seinen eigenen Vertriebsweg aufbauen muss.
Vielleicht sollten diese sich National organisieren und sich einen Verbandseigenen Bierkutscher ( Spedition/Vertrieb) leisten. :Grübel
Ich denke zur Zeit prallen da die großen Hersteller und die kleinen Bierköche aufeinander... hier gibt's en Konkurrenzkampf!
Allzeit gut Sud !
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Ciao , Alex !
Der grüne Drache zu Wasserau - Dort brauen sie ein Bier so braun, dass selbst der Mann im Mond kam schauen ...
El Gordo

Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#8

Beitrag von El Gordo »

Keine Ahnung wie sich der Markt entwickelt.
Aber wer IPA&Co kennen und lieben gelernt hat, vergisst das doch nicht wieder und trinkt auf einmal wieder mit Genuss Fernsehpils.
Und diese Leute werden immer mehr. Zumindest in meinem Bekanntenkreis ist das die absolute Mehrheit.
Zudem reisen die Leute auch ins Ausland und sehen, was da los ist. Da reicht es schon einen Abstecher nach Italien zu machen.
Dieses Bierbewusstsein wird bleiben. Die Frage ist nur, wie der Bedarf gedeckt wird.

Stefan
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Sura
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#9

Beitrag von Sura »

Ich finde die Verteufelung des preisbewussten Kunden und das er ja sowieso nicht weiss was gut ist totalen Blödsinn. Wir reden hier ja über ganz normale Menschen die ab und an mal ein Bier trinken. Das diese für abends vor der Glotze nicht immer eine Kiste für 50€ kaufen, ist doch klar.
Wer hat denn hier zu Hause eine ordentliche Küchenausstattung? Also z.b. keine Billigtöppe vielleicht noch mit zweifelhafter Beschichtung sonderne eine von AMC?
Wer hat denn seinen PC sorgfältig ausgewählt und selbst zusammengebaut und nicht das billige Teil von Aldi gekauft?
Wer weiß denn wo sein Essen (Fleisch) grade noch rumläuft und gefüttert wird, und vor allem womit oder sogar von wem?
Und ist die Einrichtung von Ikea oder wurde beim örtlichen Tischler bestellt?
(Und zum Abschluss nochmal provokativ ;) ) -> Messt ihr mit einem Chinarefraktometer oder mit was ordentlichen von Anton Paar?

Jeder hier wird in dem einen oder anderen Lebens- und Hobbybereich ein "preisbewusster Konsument" sein, ob er gerne kocht, isst, auf dem Sofa sitzt oder eben Bier trinkt. Und hier und da gönnt sich jeder mal was, aus welchem Grund auch immer.
Oder soll jetzt jeder pauschal als dummer preisbewusster Konsument verurteilt werden, weil er keinen AMC Topf besitzt, kein Fein Multitool benutzt oder keine Craftbierkiste zu Hause stehen hat.....? Ist doch Blödsinn.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
(Karl Valentin)
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Malzwein
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#10

Beitrag von Malzwein »

Da reicht es schon einen Abstecher nach Italien zu machen. Dieses Bierbewusstsein wird bleiben.
"Wir Deutschen" reisen seit Jahrzehnten nach Italien, Frankreich und Spanien und schwärmen von dem Essen. Was in Deutschland bleibt, sind ein paar Nischenmärkte, Marken der üblichen "Großen" mit "Italienischen Wochen", Kartoffeln für 0,59€ und Kotelett für 2,99€ das Kilo. Hier ändert sich nix! Aber über die Nischenmärkte kann ich mich zusammen mit einigen anderen Konsumenten freuen.

Ansonsten wird in dem Artikel vieles gesagt, was die "Bedenkenträger" in dem Forum zu jedem übereifrigen "Ich möchte gewerblicher Brauer werden ..." Posting sagen. Jeder Markt ist hart umkämpft und preislich kann der "Kleine" nie trumpfen. Wie soll er auch gegen ein ordentliches 0,33l IPA für 1,09€ ankommen?

Aber es gibt sicher auch Ausnahmen und "Nischenbrauer", die zumindest eine Zeitlang überleben. Über die werde ich mich genauso freuen und ich werde immer wieder mal dort einkaufen. Ob das reicht? Den Rest mache ich nämlich selber oder greife für 1,09€ zu.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Johnny H
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#11

Beitrag von Johnny H »

Guter Artikel von Günther Thömmes.

Die Herausforderungen für die Craftbeerszene in Deutschland kommen jetzt bald, und gerade in Berlin habe ich im Moment das Gefühl, dass die Szene ein wenig überdreht. Ich habe hier mittlerweile den Überblick über Neugründungen und -eröffnungen verloren, und ich glaube, da werden einige in überschaubarer Zeit auch wieder verschwinden. Im Moment scheint jeder auf den Zug aufspringen zu wollen, und diejenigen mit schlechten oder unausgereiften Konzepten werden da vermutlich bittere Erfahrungen machen müssen.

Das hat zwar auch mit dem Preisbewusstsein der Deutschen zu tun, aber nicht nur. Ich sehe persönlich z.B. nicht ein, warum ich für 0,3l eines mittelmäßigen oder unausgewogenen Pale Ales oder IPAs (womöglich noch mit dezenter Milchsäurenote) 4 oder gar 5€ bezahlen sollte. So wie billig nicht gleich gut ist, ist auch nicht alles was teuer und hip ist, automatisch gut!

Thömmes hat ja ganz gute Tipps in seinem Artikel, sowohl für die Brauer selbst als auch für uns als Konsumenten.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#12

Beitrag von deralex »

Es ist kein Geheimnis dass für ein Produkt welches einen überdurchschnittlichen Preis hat auch ein gutes Marketing benötigt oder in der Ecke "Geheimtipp" verweilt. Was Hr. Thömmes wohl unterschätzt ist genau diese Komponente. Was er ankreidet ist aber auch nachvollziehbar, nämlich dass man einen Hype nutzt um ein Produkt rein zu vermarkten ohne eine gute Qualität zu liefern. Es liegt wie fast immer am Verbraucher die Spreu vom Weizen zu trennen und sich zu informieren bevor man Geld für etwas ausgibt und sich nicht auf reine Marketingversprechen zu verlassen.
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philipp
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#13

Beitrag von philipp »

Bierwisch hat geschrieben:Der deutsche Verbraucher läßt sich aber nicht zu Qualitätsbewußtsein erziehen. Es zählt nur das Sonderangebot - billig ist gleich gut. Und darum wird wohl auch der aktuelle Craftbierhype von der Industrie gekapert und totgeritten.
Ich habe im Text allerdings zwischen den Zeilen mitgenommen, dass das die falsche Denke ist.
Wenn das nämlich ein valides Argument wäre, könnte jeder insolvente Unternehmer am Ende sagen "tut mir leid, der Kunde hat einfach nicht genug gezahlt, dass es für mich rentabel war".

Wir hier in Deutschland sehen auch nur die Brauereien in den USA oder im europäischen Ausland, die so viel Erfolg haben, dass es sich für die deutschen Importeure lohnt, das auch zu importieren. All die gescheiterten Existenzen auf dem Weg dahin sehen wir nicht.

Gerade im Ausland empfehle ich: schaut euch die Kleinbrauereien an. Auch dort sieht es oft nicht so aus, als werfe das CraftBeer-Business genug Kohle ab für ein luxoriöses Leben mit Sportwagen und Villa.

Und, ganz ehrlich, bei Einigen, die hier neu aufschlagen und "das Brauen zum Beruf" machen wollen, aber weder ein Konzept, noch mit einer Behörde gesprochen haben (aber Brauraum ist schon umgebaut!), wundert man sich dann auch nicht, dass man spätestens nach 6 Monaten nichts mehr von denen hört. Und warum nicht? Weil die deutschen Behörden gemein und der Verbrauer geizig ist!

Ja dann.
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

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Duke
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#14

Beitrag von Duke »

Moin!

Nachdem das Wort "preisbewusst" hier öfters gefallen ist, werfe ich mal die Frage in
den weiten Raum, was Industrie- respektive Billigbierkauf mit PREISBEWUSSTSEIN zu tun hat?
In meinen Augen gar nichts. Auch zwischen den Wörtern "preiswert" und "billig" liegen
bedeutungstechnisch Universen...

Gruß

Norman
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ggansde
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#15

Beitrag von ggansde »

Moin,
die Klientel, die ich der "Geiz-ist-geil-Fraktion" zuordnen würde, würden Craft -Bier auch nicht kaufen, wenn es so günstig wäre wie der Industrie-Stoff.
VG, Markus
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philipp
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#16

Beitrag von philipp »

Machen wir doch einmal einen Test:
Wenn ihr heute am Kühlschrank und eurem Vorrat vorbei kommt, macht davon ein Foto. Es gewinnt der, der dort kein Industrieprodukt liegen hat, obwohl es Craft-Alternativen gibt.

Käse, Fleisch, Butter, Milch etc.
Jeder Verbraucher setzt doch Prioritäten.

Machmal habe ich das Gefühl, wir sind wie Ultra-Fußball-Fans, die nicht verstehen können, dass es Normalos gibt, die keine Fans sind ;-)
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#17

Beitrag von El Gordo »

Man kann ja auch gutes Bier brauen und verkaufen, ohne gleich damit den Weltmarkt zu erobern.
Ich kenne gerade jemanden hier, der alle behördlichen Hürden genommen hat und demnächst anfängt, Bier ganz legal über Kneipen und einen Weinhändler zu vertreiben.
Das ganze mit einem Braumeister 50 und einem ZKG.
Natürlich bekommt man die Anfangsinvestition nicht rein und reich wird man auch nie.
Aber man hat ein super Hobby und kann brauen wann und was man will ganz ohne Druck und Stress in der Freizeit. Und wenn es auf Dauer keinen Spaß mehr mach ich, dann verkauft man den ganzen Krempel halt wieder.
Ich finde die Idee super und man bringt tolles Bier unter die Leute.
Man kann auch endlich ganz legal Bier für Parties oder sonstige Veranstaltungen machen und die Leute so für gutes Bier begeistern.
Muss ja nicht immer alles gleich riesen groß sein.
Wenn das ganz viele so machen würden, wäre auch viel geholfen.

Stefan
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Enfield
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#18

Beitrag von Enfield »

Genau so sehe ich das auch. Man muss ja nicht gleich seinen Job an den Nagel hängen, einen riesen Kredit aufnehmen, eine Brauerei einrichten und dann auf Biegen und Brechen Bier verkaufen zu müssen. Und wenn's zuwenig Absatz wird, dann eben Preisdumping. Das kann nur schief gehen. Dazu ist der Markt zu gesättigt.
Mit ner kleinen Heimbrauanlage kann man viel erreichen, hauptsache es kommt gutes Bier unter die Leute, es Lebe die Vielfalt!

Und dass man vom Handwerk reich wird (egal was man macht), das glaubt doch keiner wirklich, oder?
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Johnny H
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#19

Beitrag von Johnny H »

philipp hat geschrieben:Machen wir doch einmal einen Test:
Wenn ihr heute am Kühlschrank und eurem Vorrat vorbei kommt, macht davon ein Foto. Es gewinnt der, der dort kein Industrieprodukt liegen hat, obwohl es Craft-Alternativen gibt.[...]
Foto mache ich keins, aber nicht mal das recht prall gefüllte Bierfach würde den Test bestehen. Da stehen nämlich neben Eigenbräu und Bieren aus Polen und Franken auch u.a. Flaschen von Pilsner Urquell und Budvar. Von den Lebensmitteln gar nicht zu reden - da dürften 80% in die Kategorie Industrieprodukt fallen.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#20

Beitrag von Brian »

Ehrlich gesagt bin ich überrascht, wie viele Garagenbrauer und gelernte Hausbrauer sich gerade selbstständig machen, trotz der ganzen Arbeit und Widrigkeiten.
Noch mehr bin ich allerdings davon überrascht, wie viele gutes Bier brauen, tolles Marketing machen und scheinbar in der Lage sind mit Gypsy-Bier in 100 Edekas zukommen und mit Investoren eine 10-30hl Brauerei zu gründen.
Wenn das bei all den Hindernissen kein erfolgreicher Trend ist... Was dann?
Vielleicht braucht es noch ein paar Jahre bis er sich flächendeckend ausbreitet, so wirklich geht es ja gerade erst los.
Ich bleib da mal positiv und gebe gern Geld für gutes Craft-Bier aus.
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philipp
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#21

Beitrag von philipp »

Johnny H hat geschrieben:
philipp hat geschrieben:Machen wir doch einmal einen Test:
Wenn ihr heute am Kühlschrank und eurem Vorrat vorbei kommt, macht davon ein Foto. Es gewinnt der, der dort kein Industrieprodukt liegen hat, obwohl es Craft-Alternativen gibt.[...]
Foto mache ich keins, aber nicht mal das recht prall gefüllte Bierfach würde den Test bestehen. Da stehen nämlich neben Eigenbräu und Bieren aus Polen und Franken auch u.a. Flaschen von Pilsner Urquell und Budvar. Von den Lebensmitteln gar nicht zu reden - da dürften 80% in die Kategorie Industrieprodukt fallen.
Ich meinte schon bewusst nicht das Bier. Mein Bierfach sieht auch gut aus. Ich bin ja auch Bierfan. Wir alle hier sind Bierfans.


Da drunter steht bei mir die Milch im Tetra-Pack. Zwar Bio, aber auch nicht Craft. Da hab' ich schon verloren.

Aber das sieht im Hobbymelkerforum anders rum aus, da steht dann halt das Bitburger neben der Rohmilch in der Flasche. Darauf wollte ich hinaus: Verschiedene Prioritäten.

Edit: Irgendwie passt meine Antwort nicht so wirklich zu deinem Quote. Sorry. Wir meinen ja das Gleiche ;-)
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#22

Beitrag von Griller76 »

Wie es schon vorher richtig gesagt wurde: Auch der Craftbiermarkt ist genauso hart umkämpft, wie jeder andere Markt. Nicht nur Großbrauereien die auf diesen Trend einsteigen, sondern auch langsam ausländische Brauer, wie z.B. demnächst Stone Brewing in Berlin setzten den Markt unter Druck. Es gibt zusätzlich ja auch gutes Standardbier, wie z.B. "Meine Hopfenweiße" von Schneider Weiße. Die kostet in meinem Getränkemarkt gerade einmal 1,05 Euro pro Flasche.
Wer also Vergnügen daran hat sein Bier zu verkaufen soll es erst einmal im Nebenerwerb versuchen , so wie El Gordo und Enfield das geschrieben haben. Mit einer kleinen Anlage bleibt genug finanzielle Luft für Experimente.
Wer das groß aufziehen will muss das schon gelernt haben und sollte sich als Brauer mit jemanden zusammen tun, der neben der Braubegeisterung auch gute Erfahrungen im Marketing hat. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: "Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Aber wenn du weit gehen willst, geh mit anderen."
Iss was gar ist, trink was klar ist und sag was wahr ist. (Luther)

Ich bin: Der Seelenbräu – Himmlisches Bier vereint Herz und Seele!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#23

Beitrag von Malzwein »

Zum Thema: "Es gibt doch Leute die das erfolgreich machen"

Was ist denn erfolgreich? Ich weiß von Einzelunternehmern im Baugewerbe, die Angebote deutlich unter 10 € die Auftragsstunde kalkulieren. Ohne Schwarzarbeit geht da auf Dauer nichts oder das sind die Leute, denen irgendwann Schuldnerberater vorrechnen, dass sie jeden Monat Miese machen. Selbstausbeuterisch ist es so sowieso.

Nebenherprojekte, bei denen es auch um Spaß an der Freude und Deckungsbeitrag zum eigenen Hobby geht, können sicher anders gerechnet werden. Wenn eine ansonsten nicht realisierbare Brauanlage zumindest teilfinanziert wird, kann das so Ergebnis stimmen. Hier muss bei den Diskussionen deutlicher unterschieden werden.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#24

Beitrag von cyme »

Brian hat geschrieben:Ehrlich gesagt bin ich überrascht, wie viele Garagenbrauer und gelernte Hausbrauer sich gerade selbstständig machen, trotz der ganzen Arbeit und Widrigkeiten.
Noch mehr bin ich allerdings davon überrascht, wie viele gutes Bier brauen, tolles Marketing machen und scheinbar in der Lage sind mit Gypsy-Bier in 100 Edekas zukommen und mit Investoren eine 10-30hl Brauerei zu gründen.
In fünf Jahren wird sich zeigen, wer außer brauen auch wirtschaften kann. Falls der Trend besteht, werden InBev/Radeberger/Bitburger IPAs und Stouts zum Kampfpreis auf den Markt bringen und es wird sich zeigen, welche der kleinen Idealisten die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben.
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grüner Drache
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#25

Beitrag von grüner Drache »

philipp hat geschrieben:
Machmal habe ich das Gefühl, wir sind wie Ultra-Fußball-Fans, die nicht verstehen können, dass es Normalos gibt, die keine Fans sind ;-)
Hi!
Klasse Feststellung! :thumbsup
Gucke ich mal aus dem Forum hier raus und in meinen Bekanntkreis hinein, so komme ich mir nicht nur wie ein "Bier-Ultra" vor, sondern teilweise auch wie ein Alien ! :Grübel
Kaum einer kommt von "sich aus" auf die Idee, Craft-beer zu trinken. Klar, mal sieht jemand ein Bericht im Fernseh, oder macht mich auf en Craft-beer-Shop aufmerksam, wenn ich mal in der Großstadt zu Besuch bin. Ich hab auch schon mit dem ein oder anderen Craftbeer getrunken und en bissl wat dazu erzählt - aber wirkliche Craft-beer-Konsumenten kenne ich nich.
Für die meisten Leute mit denen ich Bier trinke ist Bitburger das beste Bier der Welt :Shocked
Aber ich glaube, Craftbier ist auch nicht das Allheilmittel, um Dem Bier zu einer würdigeren/bewussten Achtung zu verhelfen!
Mit mehr Zeit und weniger Ausstoß im Herstellungsprozess ist auch Bitburger "Pils" ein richtig gutes Bier....
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#26

Beitrag von Hagen »

Sura hat geschrieben:I Also z.b. keine Billigtöppe vielleicht noch mit zweifelhafter Beschichtung sonderne eine von AMC?

Oder soll jetzt jeder pauschal als dummer preisbewusster Konsument verurteilt werden, weil er keinen AMC Topf besitzt.
Sorry, jetzt muss ich doch heftig schmunzeln. AMC als Krone der Kochtöpfe offen zu deklarieren? Dazu gehört schon Mut! *grinsbreit*

Ich denke umgekehrt wird ein Schuh draus: Ein preisbewusster kritischer Konsument, der nicht dumm ist, würde sein Geld nicht für völlig überteuerte AMC zum Fenster heraus werfen.
Ein preisbewusster, kritischer Konsument mit Anspruch würde das Geld eher für ein paar ordentliche Kupfertöpfe zu dem Geld der AMC-Pötte ausgeben :Wink
Sorry für OT, musste ich drauf anbeißen...

Zuück zum Thema. Innovationen und richtig außergewöhnlich Biere werden auch zukünftig die Domäne der kleinen, handwerlich arbeitenden Brauereien bleiben.
Die Chuzpe, mit der sich heute viele ehemalige Hobbybrauer als professionelle Brauer gerieren, erinnert mich stark an viele Restaurants, wo die Inhaber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, miese Qualität abliefern und dann noch meinen, sie würden auf Sterneniveau arbeiten und entsprechende Preise aufrufen.
Und hier wird sich sicherlich die Spreu vom Weizen trennen. Gute, sinnvoll kreative Kleinbrauer werden sich auch zukünftig am Markt mit teueren Produkten halten können, der Rest wird untergehen - zu Recht und Gott sei dank!

Da trinke ich lieber dereinst irgendein gut gemachtes PA, IPA oder sonstwas aus Fabrikherstellung zu einem akzeptablem Preis (wie aktuell schon das Störtebeker Atlantic Alt) und gebe gelegentlich ein paar € mehr aus für gute, außergewöhnliche Biere aus Kleinbrauereien von Leuten, die ihr Handwerk wirklich beherrschen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Genauso wie es gelernte Köche gibt, die nicht kochen können, gilt gleiches natürlich auch für Brauer. Dafür gibt es genug erschreckende Beispiele, auch in Berlin.
Genau wie ungelernte Köche zu Sterneköchen aufsteigen können, gibt es auch ungelernte Brauer, die phantastische Biere höchster Güte herstellen! Ohne Talent und solide handwerkliche Kenntnisse nutzt das halt alles nix.

Diese aktuelle Hybris von Kleinbrauern, die sich auch im Selbstbewusstsein vieler HB hier findet, die teueren Mist verkaufen und deren aktuelle unkritische Akzeptanz durch das selbst ernannte "Fachpublikums", erinnert mich stark an "Des-Kaisers-neue-Kleider"

Es lebe die gute Qualität - unabhängig davon, wer sie liefert!
Besten Gruß

Hagen

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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#27

Beitrag von philipp »

grüner Drache hat geschrieben: Für die meisten Leute mit denen ich Bier trinke ist Bitburger das beste Bier der Welt :Shocked
Wenn ich "die Truppe" als Brauhelfer da habe, gibt es entweder Pott's oder Bitburger. Beim "Arbeiten" möchte ich aber auch nicht noch mit Verkostungsglas über Malz- und Hopfenaromen schwadronieren :Angel

Vielleicht ist das auch der Punkt: "Massenbier" und "Craft Bier" schließen sich weder aus, noch könnten sie einander ersetzen.
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#28

Beitrag von inem »

Hagen hat geschrieben:Zuück zum Thema. Innovationen und richtig außergewöhnlich Biere werden auch zukünftig die Domäne der kleinen, handwerlich arbeitenden Brauereien bleiben.
Die Chuzpe, mit der sich heute viele ehemalige Hobbybrauer als professionelle Brauer gerieren, erinnert mich stark an viele Restaurants, wo die Inhaber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, miese Qualität abliefern und dann noch meinen, sie würden auf Sterneniveau arbeiten und entsprechende Preise aufrufen.
Und hier wird sich sicherlich die Spreu vom Weizen trennen. Gute, sinnvoll kreative Kleinbrauer werden sich auch zukünftig am Markt mit teueren Produkten halten können, der Rest wird untergehen - zu Recht und Gott sei dank!
...
Diese aktuelle Hybris von Kleinbrauern, die sich auch im Selbstbewusstsein vieler HB hier findet, die teueren Mist verkaufen und deren aktuelle unkritische Akzeptanz durch das selbst ernannte "Fachpublikums", erinnert mich stark an "Des-Kaisers-neue-Kleider"

Es lebe die gute Qualität - unabhängig davon, wer sie liefert!
Guter Post, mir gefällt der Vergleich zur Gastronomie! Nur teile ich die Einschätzung nicht, dass sich Spreu vom Weizen trennen wird. Klar werden sich positive Beispiele hervortun, aber auch in der Gastronomie bleiben die Blender auch am Markt erhalten - unter anderem eben wegen des Kaisers neue Kleider Phänomen.
Und Marketing wird unterschätzt. In dem Artikel von Günter Thömmes ist mir das Beispiel der Hipster die vorher im Marketing waren sofort ins Auge gestochen. Ich wohne in der Gegend in der die Bierzauberei entstand und ich war früh ein Fan von Günther Thömmes Bieren. Das Marketing vor allem in der Anfangszeit aber war mitunter zweifelhaft. Markige Sprüche auf Kreidetafeln wo sich in meinem Bekanntenkreis einige als Standardbiertrinker vor den Kopf gestoßen fühlten. Damals gab es bei uns noch nicht den Craftbiertrend, als Hobbybrauer wurde ich noch schiefer angesehen - da den Leuten sagen, dass ihr Lieblingsbier schlecht ist, ist nicht die optimale Art die Leute abzuholen.
Langer Rede kurzer Sinn, es hilft nicht unbedingt nur tolles Bier zu brauen, sonstige Geschäftstüchtigkeit ist genauso wichtig.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#29

Beitrag von Diplomat »

Hagen hat geschrieben:
Sura hat geschrieben:...
Zuück zum Thema. Innovationen und richtig außergewöhnlich Biere werden auch zukünftig die Domäne der kleinen, handwerlich arbeitenden Brauereien bleiben.
Die Chuzpe, mit der sich heute viele ehemalige Hobbybrauer als professionelle Brauer gerieren, erinnert mich stark an viele Restaurants, wo die Inhaber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, miese Qualität abliefern und dann noch meinen, sie würden auf Sterneniveau arbeiten und entsprechende Preise aufrufen.
Und hier wird sich sicherlich die Spreu vom Weizen trennen. Gute, sinnvoll kreative Kleinbrauer werden sich auch zukünftig am Markt mit teueren Produkten halten können, der Rest wird untergehen - zu Recht und Gott sei dank!

..

Um nicht falsch verstanden zu werden: Genauso wie es gelernte Köche gibt, die nicht kochen können, gilt gleiches natürlich auch für Brauer. Dafür gibt es genug erschreckende Beispiele, auch in Berlin.
Genau wie ungelernte Köche zu Sterneköchen aufsteigen können, gibt es auch ungelernte Brauer, die phantastische Biere höchster Güte herstellen! Ohne Talent und solide handwerkliche Kenntnisse nutzt das halt alles nix.

Diese aktuelle Hybris von Kleinbrauern, die sich auch im Selbstbewusstsein vieler HB hier findet, die teueren Mist verkaufen und deren aktuelle unkritische Akzeptanz durch das selbst ernannte "Fachpublikums", erinnert mich stark an "Des-Kaisers-neue-Kleider"

Es lebe die gute Qualität - unabhängig davon, wer sie liefert!
Ich hatte einmal Ähnliches geschrieben und mich, nach einigen verärgerten Kommentaren, die z,B. meiner Ausbildung die Qualität absprachen, aus der Diskussion ausgeklingt.

Das von Hagen angesprochene Selbstbewusstsein sieht man auch immer in der Beurteilung der Qualität der eigenen Sude - sehr selten hat einer mal ein schlechtes Bier gebraut, die meisten sind einfach nur toll geworden. Aber braue mal so ein tolles Bier nochmal genauso toll (und nicht anders toll). Gleichbleibende Qualität ist die wirkliche Kunst.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#30

Beitrag von Hagen »

Völlig korrekt! Da Phänomen findest du allenthalben und es wird sich auch immer halten. Hat was mit der Manipulierbarkeit der menschlichen Psyche, fehlendem Selbstbewusstsein, dem Rudeltrieb und - um beim Thema zu bleiben - fehlendem Feingeschmack der Konsumenten zu tun.
Insofern werden sich auch Blender weiterhin halten, sofern sie über die nötige Geschäftstüchtigkeit verfügen.
Andersherum haben es tolle und kreative Handwerker ohne entsprechenden Geschäftssinn - wie in vielen anderen Bereichen auch - schwer, sich am Markt zu halten. Und werden es auch zukünftig haben.
Geschäftlicher Erfolg ist nun mal von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, wovon gute Qualität nur einer ist.
Besten Gruß

Hagen

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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#31

Beitrag von philipp »

Hagen hat geschrieben:Völlig korrekt! Da Phänomen findest du allenthalben und es wird sich auch immer halten. Hat was mit der Manipulierbarkeit der menschlichen Psyche, fehlendem Selbstbewusstsein, dem Rudeltrieb und - um beim Thema zu bleiben - fehlendem Feingeschmack der Konsumenten zu tun.
Wohl eher gesteigertem Selbstbewusstsein des Hobbybrauers und Anstand seiner Partygäste, die ihm nicht in's Gesicht sagen, was sie schmecken.

Ich kann die Ergebnisse der blinden Bieraustäusche (abrufbar im alten Forum) nur empfehlen für einen Realitätsabgleich ;-)
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#32

Beitrag von inem »

@Hagen: Ganz meine Meinung, dem ist nichts hinzuzufügen.
philipp hat geschrieben:Wohl eher gesteigertem Selbstbewusstsein des Hobbybrauers und Anstand seiner Partygäste, die ihm nicht in's Gesicht sagen, was sie schmecken.
Ich habe immer wieder Sude, mit denen ich nicht zu frieden bin, wo Gäste aber sogar Geld für mehr davon anbieten. Das ich es aus Prinzip nicht für Geld mache, weil es ein Hobby bleiben soll und die Preisvorstellungen sich an Industriebier orientieren sind dann wieder eine andere Geschichte.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#33

Beitrag von Hagen »

Phil, war eigentlich als Reaktion auf die Postion von inem gemeint :Wink

Aber du hast völlig recht. Bei der ganzen Lobhudelei bei HB-Verkostungen frage ich mich meist auch, ob ich andere Biere als die anderen verkoste.

Selbstkritisch gewertet würde ich auch viele meiner Biere als Mist bezeichnen, viele als (gut) trinkbar und wenige als gut oder gar hervorragend. Wobei auch für das "hervorragend" gilt, dass der "Blinde unter den Einäugigen König" ist.
Ich habe hunderte von HB-Bieren verkostet. Nur ganz selten schießt mir ein"Hammer! :thumbsup " spontan in den Sinn. Ähnliches, wenn auch nicht ganz so krass, gilt für mich bei den käuflichen Kleinbrauer-/Craft-/oder-was-immer-Bieren die es zu kaufen gibt. Da wundere ich mich häufig, warum die Leute für so einen "Dreck" auch noch - viel - Geld ausgeben. Natürlich ist dort seltener richtiger Mist dabei, aber eben auch selten Ware, die ihren Preis wert ist.
Besten Gruß

Hagen

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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#34

Beitrag von Malzwein »

Geschäftlicher Erfolg ist nun mal von einer Vielzahl von Faktoren abhängig
Das trifft es m.E. gut. Wenn ich neben dem Handwerk die anderen benötigten "Faktoren" gleichwertig sehe, wird ein Schuh draus. Ohne solide Kenntnisse von Marktwirtschaft, Buchhaltung, Steuern und Vertrieb und ohne die notwendige Zeit dafür einzukalkulieren, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es nichts dauerhaftes wird. Ich kann mir auch alles einkaufen, wenn ich es mir leisten kann.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#35

Beitrag von cyme »

Hagen hat geschrieben:Aber du hast völlig recht. Bei der ganzen Lobhudelei bei HB-Verkostungen frage ich mich meist auch, ob ich andere Biere als die anderen verkoste.
Oh, du bringst mich jetzt auf Ideen. Beim nächsten Wichteln verschicke ich Becks Pale Ale und Oettinger in Bügelflaschen mit Laserdruckeretikett und warte die Verkostungsberichte ab. :Devil
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#36

Beitrag von Hagen »

..und ich verspreche dir, du wirst dich wundern! :Pulpfiction
Besten Gruß

Hagen

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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#37

Beitrag von philipp »

Hagen hat geschrieben:..und ich verspreche dir, du wirst dich wundern! :Pulpfiction
Anbei, weil die originale Domain schon länger weg ist.

Ich habe beim blinden Bieraustausch bei der Kategorie Kölsch für jeden Brauer ein Industrie-Kölsch gekauft und die Etiketten entfernt. Bewertet werden sollte es wie jedes andere Bier auch. Die Hobbybrauer haben erst _nach_ Ausfüllen des Fragebogens in der Auflösung erfahren, dass das Bier, welches sie gerade verkostet haben, ein "Einheitsbier" war.

Das Spannende: Bis zum Abschluss der Verkostung hat auch Niemand geplappert.
Dateianhänge
2013.09.16.Auswertung.Koelsch.pdf
(232.92 KiB) 150-mal heruntergeladen
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#38

Beitrag von Sura »

Diplomat hat geschrieben: Das von Hagen angesprochene Selbstbewusstsein sieht man auch immer in der Beurteilung der Qualität der eigenen Sude - sehr selten hat einer mal ein schlechtes Bier gebraut, die meisten sind einfach nur toll geworden. Aber braue mal so ein tolles Bier nochmal genauso toll (und nicht anders toll). Gleichbleibende Qualität ist die wirkliche Kunst.
Philipp
Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.... Sehr viele behaupten das ihr Bier grossartig ist. Jedes. Ich kam mir schon blöd vor weil ich ernsthaft erst meinen fünften Sud als gut trinkbar bezeichnen wollte......
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#39

Beitrag von Johnny H »

Hagen hat geschrieben:[...]
Zuück zum Thema. Innovationen und richtig außergewöhnlich Biere werden auch zukünftig die Domäne der kleinen, handwerlich arbeitenden Brauereien bleiben.
Die Chuzpe, mit der sich heute viele ehemalige Hobbybrauer als professionelle Brauer gerieren, erinnert mich stark an viele Restaurants, wo die Inhaber von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, miese Qualität abliefern und dann noch meinen, sie würden auf Sterneniveau arbeiten und entsprechende Preise aufrufen.
Und hier wird sich sicherlich die Spreu vom Weizen trennen. Gute, sinnvoll kreative Kleinbrauer werden sich auch zukünftig am Markt mit teueren Produkten halten können, der Rest wird untergehen - zu Recht und Gott sei dank!
[...]
Diese aktuelle Hybris von Kleinbrauern, die sich auch im Selbstbewusstsein vieler HB hier findet, die teueren Mist verkaufen und deren aktuelle unkritische Akzeptanz durch das selbst ernannte "Fachpublikums", erinnert mich stark an "Des-Kaisers-neue-Kleider"

Es lebe die gute Qualität - unabhängig davon, wer sie liefert!
Das unterschreibe ich, und ich unterschreibe auch das, was Diplomat geschrieben hat: gute Qualität reproduzierbar und kontinuierlich zu liefern, ist alles andere als einfach. Es gibt gute Gründe, warum der Beruf des Brauers und Mälzers ein mehrjähriger Ausbildungsberuf ist und bleiben wird.

Das Verführerische am Selbstbrauen ist aber auch (und das kenne ich aus eigener Erfahrung): man hat sehr schnell ein Erfolgserlebnis! Ich habe mit recht spärlicher Ausrüstung angefangen zu brauen, und der erste Eindruck meines Biers war: "WOW!! Und sowas kann ich?" - Im Nachhinein war es sicherlich kein schlechtes Bier, aber mit Sicherheit auch nicht die Offenbarung, als die ich es damals empfunden habe.
Hagen hat geschrieben:[...]Das Phänomen findest du allenthalben und es wird sich auch immer halten. Hat was mit der Manipulierbarkeit der menschlichen Psyche, fehlendem Selbstbewusstsein, dem Rudeltrieb und - um beim Thema zu bleiben - fehlendem Feingeschmack der Konsumenten zu tun.
Insofern werden sich auch Blender weiterhin halten, sofern sie über die nötige Geschäftstüchtigkeit verfügen.
Andersherum haben es tolle und kreative Handwerker ohne entsprechenden Geschäftssinn - wie in vielen anderen Bereichen auch - schwer, sich am Markt zu halten. Und werden es auch zukünftig haben.
Geschäftlicher Erfolg ist nun mal von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, wovon gute Qualität nur einer ist.
Das ist zwar einerseits traurig, aber das wird sich wohl kaum verhindern lassen. Letztendlich zählt halt dann eben nicht nur das, was im Glas oder in der Flasche ist, aber das kann man als Konsument wenigstens beeinflussen.
inem hat geschrieben:
philipp hat geschrieben:Wohl eher gesteigertem Selbstbewusstsein des Hobbybrauers und Anstand seiner Partygäste, die ihm nicht in's Gesicht sagen, was sie schmecken.
Ich habe immer wieder Sude, mit denen ich nicht zu frieden bin, wo Gäste aber sogar Geld für mehr davon anbieten. Das ich es aus Prinzip nicht für Geld mache, weil es ein Hobby bleiben soll und die Preisvorstellungen sich an Industriebier orientieren sind dann wieder eine andere Geschichte.
Hagen hat geschrieben:[...]
Aber du hast völlig recht. Bei der ganzen Lobhudelei bei HB-Verkostungen frage ich mich meist auch, ob ich andere Biere als die anderen verkoste.

Selbstkritisch gewertet würde ich auch viele meiner Biere als Mist bezeichnen, viele als (gut) trinkbar und wenige als gut oder gar hervorragend. Wobei auch für das "hervorragend" gilt, dass der "Blinde unter den Einäugigen König" ist.
[...]
Bei den Hobbybrauertreffen bin ich auch meist recht wohlwollend in meiner Rückmeldung. Oft denke ich dann während der Verkostung "interessant" und äußere mich dementsprechend, und erst ein paar Stunden später (meist erinnere ich mich noch) kann ich dann die weniger positiven Faktoren benennen. Das gilt zumindest für die unrunden Biere, oder solche mit seltsamen oder unpassenden Zutaten oder Gemischen. Diesbezüglich erhoffe ich mir etwas mehr gegenseitiges ehrliches Feedback durch die Möglichkeit des anonymen Kommentierens nach Treffen (wir haben inzwischen ein Google-Dokument dafür). Wobei auch da für mich gilt: ich möchte niemand in die Pfanne hauen, sondern konstruktive Kritik üben.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#40

Beitrag von philipp »

Johnny H hat geschrieben: Bei den Hobbybrauertreffen bin ich auch meist recht wohlwollend in meiner Rückmeldung. [...] Wobei auch da für mich gilt: ich möchte niemand in die Pfanne hauen, sondern konstruktive Kritik üben.
Und das ist an sich ja auch richtig so. Wir sind schließlich eine Gemeinschaft, und viele haben nicht einmal den Anspruch, etwas verkaufsfertiges zu produzieren. Man kann ja nicht ahnen, dass der Neubrauer nach seinem 3. Hobbysud schon kündigt und in der Garage eine Craftbierbrauerei gründen will ;-)
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#41

Beitrag von Diplomat »

Philipp,
Deine Auswertung Kölsch ist echt lustig. Nur warum bei dem einen das Industriekölsch so einen guten und bei dem anderen einen so schlechten Schaum hat, ist mir ein kleines Rätsel. Ich gehe mal davon aus, dass alle ihre Gläser ordentlich mit Wasser gespült hatten.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#42

Beitrag von cyme »

philipp hat geschrieben:
Hagen hat geschrieben:..und ich verspreche dir, du wirst dich wundern! :Pulpfiction
Anbei, weil die originale Domain schon länger weg ist.

Ich habe beim blinden Bieraustausch bei der Kategorie Kölsch für jeden Brauer ein Industrie-Kölsch gekauft und die Etiketten entfernt. Bewertet werden sollte es wie jedes andere Bier auch. Die Hobbybrauer haben erst _nach_ Ausfüllen des Fragebogens in der Auflösung erfahren, dass das Bier, welches sie gerade verkostet haben, ein "Einheitsbier" war.

Das Spannende: Bis zum Abschluss der Verkostung hat auch Niemand geplappert.
Haha, so in etwa hatte ich mir das vorgestellt, ja.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#43

Beitrag von flying »

Lieber Günther,

falls Du hier mitliest. Jede Branche braucht Rockstars und Du hättest einer werden können! Leider seid ihr Weihenstephaner immer etwas gehirngewaschen und stolz darauf. Zuviel "Good old Tradition". Anstatt von dem östereichischen Kaff aus mit dem Bulli durch die Lande zu fahren, hättest Du in eine der Schwarmstädte ziehen müssen. Du bist ein Multitalent mit einem Namen und einer Reputation. Eine Mittelalter-Gastronomie in Berlin mit Kellnern in Mönchskutten z. B. Dabei authentische Mittelalterspeisen. Mit dem Bier hättest Du nicht mal zig "Craftbiersorten" anbieten müssen. Nur ein gut gemachtes, kerniges Obergäriges nach alten Methoden wie echter Bottichmaische wo die Teilmaischen noch richtig gut gekocht werden. Und ein (Grut)Sauerbier welches mit Honig gesüsst wird usw.. Die Leute wären Dir die Bude eingerannt..

Dann noch das ganze Gedöns wie Youtube Channel, Fernsehsendungen, Events usw..Bleib uns als Rockstar erhalten :Greets .

Beste Grüße
René
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#44

Beitrag von philipp »

Diplomat hat geschrieben:Philipp,
Deine Auswertung Kölsch ist echt lustig. Nur warum bei dem einen das Industriekölsch so einen guten und bei dem anderen einen so schlechten Schaum hat, ist mir ein kleines Rätsel. Ich gehe mal davon aus, dass alle ihre Gläser ordentlich mit Wasser gespült hatten.
Philipp
Das war häufig sehr ulkig, über die Austäusche hinweg. Ich hab das immer als "Wenn die alle sagen, dass da was ist, ist da was. Wenn die eine Hälfte a und die andere b sagt, dann wollten die nur etwas sagen, weil das ein Pflichtfeld ist." beantwortet ;-)
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#45

Beitrag von Johnny H »

philipp hat geschrieben:Ich habe beim blinden Bieraustausch bei der Kategorie Kölsch für jeden Brauer ein Industrie-Kölsch gekauft und die Etiketten entfernt. Bewertet werden sollte es wie jedes andere Bier auch. Die Hobbybrauer haben erst _nach_ Ausfüllen des Fragebogens in der Auflösung erfahren, dass das Bier, welches sie gerade verkostet haben, ein "Einheitsbier" war. [...]
Die blinden Biertauschaktionen habe ich auch immer mit Interesse verfolgt, aber nie teilgenommen (einmal hat mir ein sauer gewordenes Weizen einen Strich durch die Rechnung gemacht). Was mir aber an den gegenseitigen Rückmeldungen schon damals immer mal wieder aufgefallen ist, waren die z.T. extremen Diskrepanzen bei der Rückmeldung. Der eine gibt bei Geschmack 0/17, der nächste gibt 15/17.

Beim Hobbybrauerwettbewerb in Berlin letztes Jahr war es teilweise ähnlich. Mein Baltic Porter z.B. hatte in einer Bewertungskategorie etwa folgendes Feedback:
Richter 1: zu bitter!
Richter 2: nicht bitter genug!
Richter 3: unausgewogene Bittere!
Richter 4: (Kein Kommentar), dafür volle Punktzahl

Das geht jetzt zwar ein Stück weit Off-Topic, aber auch im Hinblick auf Craft Beer gilt auch immer noch: Geschmackssache!
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#46

Beitrag von Johnny H »

flying hat geschrieben:Lieber Günther,

falls Du hier mitliest. Jede Branche braucht Rockstars und Du hättest einer werden können! Leider seit ihr Weihenstephaner immer etwas gehirngewaschen und stolz darauf. Zuviel "Good old Tradition". Anstatt von dem östereichischen Kaff aus mit dem Bulli durch die Lande zu fahren, hättest Du in eine der Schwarmstädte ziehen müssen. Du bist ein Multitalent mit einem Namen und einer Reputation. Eine Mittelalter-Gastronomie in Berlin mit Kellnern in Mönchskutten z. B. Dabei authentische Mittelalterspeisen. Mit dem Bier hättest Du nicht mal zig "Craftbiersorten" anbieten müssen. Nur ein gut gemachtes, kerniges Obergäriges nach alten Methoden wie echter Bottichmaische wo die Teilmaischen noch richtig gut gekocht werden. Und ein (Grut)Sauerbier welches mit Honig gesüsst wird usw.. Die Leute wären Dir die Bude eingerannt..
[...]
Da hat es echt gefehlt beim Bierzauberer: tolle Biere und auch immer wieder tolle Kollaborationsprojekte, aber das Gesamtkonzept hat halt nicht gestimmt.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#47

Beitrag von inem »

flying hat geschrieben:Anstatt von dem östereichischen Kaff aus mit dem Bulli durch die Lande zu fahren, hättest Du in eine der Schwarmstädte ziehen müssen.
Also erstens is mein Kaff hier kein Kaff! :Wink
Zweitens direkt an der Wiener Stadtgrenze war das mit der Schwarmstadt nicht so weit daneben.
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#48

Beitrag von flying »

Ich dachte in Wien gibts nur Kaffeehäuser und so..schön mit Stückchen Sachertorte :P :Wink
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#49

Beitrag von Brunnenbraeu »

Nee, ganz gewiss nicht. Da gibt's mehr. Schau mal hier: http://blog.brunnenbraeu.eu/?p=3450
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Re: Artikel Günther Thömmes - The Dark Side of Craft Beer

#50

Beitrag von Jevers Zeuge »

günther ist ein gutes beispiel dafür, dass begnadete braukunst und begnadete vermarktungsstrategien nicht hand in hand gehen müssen. die sehr selbstkritische betrachtung ist ihm hoch anzurechenen und sollte vielen als lehrstück dienen, die ähnliches versuchen.
fazit: so funktioniert es nicht. auch am markt größere wie kürzlich alexander himburg sind schon darüber gestolpert, dass kohle halt nicht unwichtig bei so einem unterfangen ist. gut, der wird sich fangen, da bin ich optimistisch. aber es ist doch völlig klar, dass derzeit goldgräberstimmung herrscht und viele davon träumen, mit iohrem bier reich zu werden. oder zumindest davon leben zu können. dass da eine blase entsteht, die irgendwann platzt und diejenigen übrig lässt, die neben der fähigkeit gutes bier zu produzieren auch die haben, solide wirtschaften zu können, ist doch klar.
die angst, dass die großen auf einmal die craft-bier-nische-besetzten halte ich aber für unbegründet. der aufschrei, der hierzulande durch die szene ging, als beck's seine drei sorten auf den markt schmiss, ist nur ein indiz dafür. in den usa, wo die craft-bier-produzenten es geschafft haben, in 30 jahren etwa 12 % des marktes zu erobern, hätte die gegensteuerung von abinbev schon längst stattfinden müssen. und warum nicht? ist wie mit beck's: die leute, die craft trinken, bertrachten das kritisch. und den anderen ist es eh egal. die kaufen wieter sonderangebot. es lässt sich also mit aufgesetzter craftigkeit schlicht kein markt gewinnen.
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