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Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Dienstag 4. Dezember 2018, 21:36
von HeavyHop
Guten Abend zusammen!

Ich habe hier im Forum leider noch nichts zum Thema doppelt bzw. zweimal Einmaischen (mit dem Grainfather) gefunden, daher dachte ich, ich erstelle mal eine kleine Braudoku. Ich habe keine Ahnung, in wie weit man dieses auch auf den Braumeister, Mundschenk, o.ä. Systeme übertragen kann.
Ich habe letzte Woche Donnerstag ein Bier mit dem Grainfather gebraut. Es sollte ein Winterbock werden. Ich wollte mal testen, wie weit man mit dem Grainfather gehen kann. In der Anleitung steht, dass man einfach zweimal Maischen kann. Gelesen -> Getan.
Mein Plan war mit 2x ca. 6 Kg Malz (damit bin ich bisher am idealsten gefahren) zweimal zu Maischen. Sonst habe ich erstmal keine Parameter, wie Stammwürze o.ä. festgelegt.
Grundrezept für eine Schüttung war erstmal:
- 3,11 kg Pilsner (50,5%)
- 2,826 kg Müchner II (45,9%)
- 0,111 kg Melanoidin (1,8%)
- 0,111 kg Carafa II (1,8%).

Mein Plan:
- Einmaischen 50°C
- Kombirast 90 min 68°C
- Läutern
- Mit dem Nachguss das im Treber verbleibende Wasser ausgleichen, um wieder auf die Hauptgussmenge zu kommen: in Meinem Fall ziemlich genau 1l Wasser/kg Malz, also 6l Nachguss
- 2. Mal einmaischen bei 68°C
- 2. Kombirast 90 min 68°C
- Abmaischen bei 78°C
- Läutern/Nachguss (diesmal nach Vorgabe Grainfather)
- 70 min kochen und auf 33 IBU hopfen (eine Gabe für 70min)

Also los gehts:
- am Anfang war das Schroten:
Schroten.jpg
- das erste Mal Einmaischen bei 50°C:
Einmaischen1.jpg
- wie bekannt: ordentlich rühren:
Rühren1.jpg
- das erste Maischeprogramm mit Kombirast bei 68°C:
Maischeprogramm.jpg
- nach der Kombirast direkt bei 68°C abmaischen und mit 1l Wasser pro kg Malz nachgießen:
Läutern1.jpg
- wie sieht es mit der Stammwürze des neuen Hauptgusses aus? Hier:
Stammwürze1.jpg
- also los gehts mit dem zweiten Mal Einmaischen bei bestehenden 68°C
Einmaischen2.jpg
- zweites Maischeprogramm:
Maischen2.jpg
- etwa 10 min vor Ende der zweiten Kombirast habe ich das Gesamte Röstmalz (0,222kg) hinzugefügt. Das kippe ich einfach aufs obere Sieb. Den Überlauf mache ich mit einem Teefilter dicht. Klappt super! :
Zugabe_Röstmalz.jpg
- und weiter gehts mit dem zweiten Läutern und dem Nachguss (diesmal nach Grainfatherrechnung):
Läutern2.jpg
- und fast zum Ende dann das Würzekochen und dabei die IBU auf 33 eingestellt:
Würzekochen.jpg
- die anschließende Messung der Stammwürze gestaltete sich aufgrund der Begrenzung des Refraktometers etwas komplizierter. Ich habe die Würze zu 50% mit Wasser verdünnt. Das Ergebnis wird also verdoppelt: satte 26°Brix :thumbsup
Stammwürze2.jpg
- die Würze wurde auf 18°C heruntergekühlt. Übrigens ist es für mich jedes Mal erstaunlich wie genau diese Klebetermometer tatsächlich sind.
Anstellen.jpg
- angestellt wurde mit der doppelten Portion US-05. Mal schauen was die da so produziert. Und fertig:
fertig.jpg


Fazit:
Es war ein cooles Experiment, auf dessen Ergebnis ich schon sehr gespannt bin. Alles in allem lief es gut, aber:
Natürlich ging es nicht ganz ohne Probleme:
Während das erste Läutern richtig gut geklappt hat, gab es beim zweiten Mal eine halbe Katastrophe: Ich musste den Treber aufrühren, damit überhaupt noch etwas durchsickerte. Daher hatte ich nachher doch relativ viel Malz-/Mehlschlamm in der Würze, die natürlich zum Teil am Boden festgebrannt ist. Das war aber, bis auf den erhöhten Reinigungsaufwand, kein Problem. Das ätzende war, dass sich durch den feinen Schlamm der Filter beim Seihen richtig zugesetzt hat und garnichts mehr durchlief. Also musste ich den Filter zwischendurch ausspülen. Da der Filter beim Grainfather schon im Kaltbereich hängt, ist das bekanntermaßen nicht ganz unproblematisch.
Diese Probleme haben sich dann in der Brauzeit deutlich bemerkbar gemacht. Ich habe, inkl. Schroten, Reinigen etc., ca.12 Std. gebraucht.
Allerdings habe ich mich auch nicht hetzen lassen.

Ich habe das Rezept vorher grob in den KBH eingetragen. Bei angenommener 60% SHA kam ich mit den 6kg Malz auf eine STW von 13°P. Also kann ich jetzt für die Zukunft beim doppelt Einmaischen einfach doppelt rechnen. Wäre natürlich schön wenn es so einfach wäre. Da werde ich wohl noch einige Referenzversuche starten müssen :Bigsmile

Ich hoffe ich konnte euch einen Einblick in das doppelte, bzw. zweimal Maischen geben. Es ist natürlich nicht nur auf Malzrohre beschränkt, sondern dürfte auch beim klassischen Bottichbrauen funktionieren.

Vielleicht hat der eine oder andere ja Verbesserungsvorschläge oder sonstige Anregungen, Erfahrungen etc.?

Greetz

Tim

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Dienstag 4. Dezember 2018, 21:53
von chaos-black
Ein spannendes Experiment! Sowas steht bei mir auch schon länger auf der Liste der Dinge, dich ich mal ausprobieren möchte. Ich dachte gerade noch, dass du, wenn dir das noch nicht lange genug gedauert hat, sogar noch ne kleine quasi-Dekoktion nach der ersten 90min Rast einbauen könntest in dem du die erste Fuhre Malz einfach für 20 Minuten kochst. Ist vielleicht auch interessant :)

Beste Grüße,
Alex

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Dienstag 4. Dezember 2018, 22:09
von HeavyHop
chaos-black hat geschrieben: Dienstag 4. Dezember 2018, 21:53 Ein spannendes Experiment! Sowas steht bei mir auch schon länger auf der Liste der Dinge, dich ich mal ausprobieren möchte. Ich dachte gerade noch, dass du, wenn dir das noch nicht lange genug gedauert hat, sogar noch ne kleine quasi-Dekoktion nach der ersten 90min Rast einbauen könntest in dem du die erste Fuhre Malz einfach für 20 Minuten kochst. Ist vielleicht auch interessant :)

Beste Grüße,
Alex
Danke,
ob es sich gelohnt hat, wird sich nach der Gärung zeigen. Wie stellst du dir dass mit der Dekoktion vor?

Ach ja, ich habe die SHA vergessen, die kann sich tatsächlich wohl sehen lassen:
Ich kann das Bild nicht hochladen, aber die lag bei 65,8%

Greetz

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Dienstag 4. Dezember 2018, 23:15
von chaos-black
Ich hätte jetzt gedacht, dass du einfach nach der langen Rast auf 100°C hochheizt und das für 20-30Minuten kochen lässt. Dann Malz raus, etwas kaltes Wasser dazu und ggf. mit dem Durchlaufkühler abkühlen bevor du dann die zweite Charge einmaischst.
So etwas ähnliches hab ich kürzlich auch gemacht: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... er#p305794

Beste Grüße,
Alex

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Mittwoch 12. Dezember 2018, 16:11
von HeavyHop
So, ich werde mal einen kurzen Zwischenstand abgeben. Ich habe heute das erste Mal nachgemessen. Die Gärung ist super gelaufen.
Screenshot_20181212-154835.png
Nun habe ich dazu aber eine kleine Frage, weil ich mir um die Nachgärung etwas Sorgen mache.
Im Normalfall karbonisiere ich mit Zucker. Nun habe ich aber des Öfteren gelsen, dass die meisten standart Bierhefen eine Alkoholtolleranz von ca. 10%Vol haben. Da bin ich ja jetzt nach der Hauptgärung schon drüber.
Wird die Hefe die Nachgärung noch schaffen?
Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Barleywine gebraut, der auch ca. 12% hatte. Da ist durch die Nachgärung leider nicht mehr viel Kohlensäure entstanden. Beim Barleywine war das ungeplant, hat aber sehr geil geschmeckt und passte ziemlich gut.
Aber beim jetztigen Bier wollte ich schon die 5g/l haben.

Zwagskarbonisieren im 10l Keg ist möglich, allerdings habe ich 27l . Vielleicht die übrigen 7l im 10l Keg karbonisieren und anschließen in eine 5l Dose und zwei Flaschen umdrücken?

Hat jemand einen besseren Vorschlag?

Greetz
Tim

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Mittwoch 12. Dezember 2018, 16:23
von chaos-black
HeavyHop hat geschrieben: Mittwoch 12. Dezember 2018, 16:11 Im Normalfall karbonisiere ich mit Zucker. Nun habe ich aber des Öfteren gelsen, dass die meisten standart Bierhefen eine Alkoholtolleranz von ca. 10%Vol haben. Da bin ich ja jetzt nach der Hauptgärung schon drüber.
Wird die Hefe die Nachgärung noch schaffen?
Welche Hefe hast du denn genommen? Im Regelfall ist die Alkoholtoleranz bei den Infos zum konkreten Stamm angegeben.

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Mittwoch 12. Dezember 2018, 17:17
von HeavyHop
chaos-black hat geschrieben: Mittwoch 12. Dezember 2018, 16:23 Welche Hefe hast du denn genommen?
Die US-05

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Mittwoch 12. Dezember 2018, 20:39
von chaos-black
Nach kurzer Recherche wurde in amerikanischen Foren berichtet dass sie eine Alkoholtoleranz von 11-11,5% hat. Kann gut sein, dass die schon den Löffel abgegeben hat jetzt...

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Donnerstag 13. Dezember 2018, 09:46
von HeavyHop
Ich denke, dass ich kein Risiko eingehen und zwangskarbonisieren werde. Die übrigen 7l werde ich nach erfolgter Karbonisierung mittels Gegendruck in eine 5l Dose und vier 0,5l Flaschen abfüllen.
Sicher ist sicher

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Donnerstag 14. Juli 2022, 19:58
von Sebastian Zimmermann
Danke für den Bericht, klingt sehr gut! Ich möchte auch endlich mal ein Stout mit plus zehn Prozent brauen. Dabei würde ich genauso vorgehen wie du. Oder gibt es neue Erkenntnisse, hat noch jemand mit der Grainfather doppelte gemaischt?

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Samstag 23. Juli 2022, 09:01
von dukeboris
Sehr schöner Bericht. Danke.

Warum machst du nicht einfach drei KEGs mit je 9 Liter?

Re: Doppelt Einmaischen mit dem Grainfather

Verfasst: Samstag 23. Juli 2022, 12:41
von Quadlerak7
Hey,
cool dass du das Experiment hochgeladen hast und auch gut zu hören, dass es bei dir genau so zeitaufwändig war wie bei mir damals :D Ich hab auch Mal im Speidel doppelt eingemaischt um einen Weizendoppelbock zu brauen, und das hat den Brautag auch deutlich in die Länge gezogen.
Zum Abfüllen: Zwangskarbonisieren scheint mir auch das einfachste zu sein. Sonst kannst du auch eine alkoholtolerante Hefe zur Nachgärung nehmen. Die Lallemand CBC1 kann zu Beispiel bis 14%alc. Einfach rehydrieren und mit einer Spritze ein par Milliliter mit in jede Flasche geben.

Cheers
Torben