1. Brauerlebnis

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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ak59
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1. Brauerlebnis

#1

Beitrag von ak59 »

Hallo zusammen,

die Vorstellung meiner "Topfsammlung" in der Anlagenvorstellung wollte ich um meine 1. Erfahrungen ergänzen. Hier nochmal kurz ein Bild davon:

IMG_2826.jpg

Für den 1. Sud habe ich nach einem ursprünglich ausgesuchten untergärigen Kellerbier für ein obergäriges entschieden und das Malz vorgemahlen bestellt, um mir wenigstens einige Fehlerquellen zu ersparen:

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... torha2=6.6
  • Der Brautag begann mit einigen Verzögerungen gegen 11:30 bei 4G Außentemperatur.
  • Der Gaskocher brachte das warme Leitungswasser recht zügig auf über 50G . Die Temperatursteuerung mit dem Gaskocher empfand ich allgemein schwieriger als erwartet. Durch das Rühren scheint einiges an Wärme und Feuchtigkeit verloren gegangen zu sein.
  • Die auf 20G geeichte Bierspindel hat etwas "Unruhe" bzw. Unsicherheit erzeugt und ich habe sie durch eine auf 70G ergänzt. Die mit 20 darf jetzt im Gärfass baden.
  • Die Flüssigkeitsmengen zu kontrollieren fand ich auch etwas spannend - dachte die Markierungen auf dem Maischepaddel genügen. Muss ich noch etwas üben und Markierungen für's Gärfass anbringen.
  • Wie in der Anlagenbeschreibung erwähnt habe ich meine Anlage wohl etwas überdimensioniert (ich dachte für 30L Ausstoss noch Reserve einrechnen zu müssen).
  • Das hat wohl einerseits zu erhöhter Verdunstung geführt aber vor allem dazu, dass beim Läutern der Treber nicht mit Flüssigkeit bedeckt war. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als sofort Nachguss zuzufügen. Falls jemand eine andere Idee hat, bin ich dankbar für Hinweise.
  • Die Läutertemperatur fiel wegen der Aussentemperatur deutlich ab, da mögen die Nachgüsse geholfen haben.
  • Ich habe den geläuterten Extrakt ständig in den inzwischen gereinigten Kocher zurückgegossen (und nach einigen Litern auch den Gaskocher eingeschaltet) bzw. aus dem Grant geschöpft. Der muss auch unbedingt isoliert werden.
  • Beim Würzekochen haben sich die Fehlerquellen durch den Flüssigkeitsverlust und der Bierspindel kumuliert. Ich habe vor der 2. Hopfengabe 4L Wasser (über Mischkreuz) nachgiessen müssen, um auf 10,5% zu kommen. Lt. Maischepaddel ergab das trotzdem nur 31L statt 33.
  • Ich hatte mir im Rezept keine Notiz für die Jodmessung gemacht und natürlich deshalb vergessen.
  • Beim Hopfenkochen ist mir dann die Würze dann doch kurz hochgekocht.
  • Geseiht habe ich ich dann über den Ablasshahn über einen Silikonschlauch in den Hopfenseiher. Das nächste mal versuche ich ein Abziehrohr zu benutzen (nach etwas Kaltwasserübung).

    IMG_2834.jpg
  • Der Whirlpool hat an sich sehr gut funktioniert, erst als ich den Rest durch ankippen ins Gärfass bringen wollte hat sich der Hopfen am Maischepaddel vor dem Abfluss gesammelt - im Seiher blieb nicht mehr viel hängen. Trotzdem besser das nächste mal mit Abziehrohr.
  • Das Abkühlen hatte ich mir nach den 1. Messungen wegen der Außentemperatur etwas zügiger erhofft, aber leider ist das kein linearer Vorgang und ich brauchte von 18:30 bis 01:15. Der Würzekühler war zwar prinzipiell vorhanden, aber einerseits fehlten noch einige Schraubverbindungen und andererseits hatte ich diese Zeit nicht erwartet. Am Ende hätte ich das Gärfass bis zum nächsten Morgen auch in den Keller stellen können.
  • Ich habe die Nottingham-Hefe bei 35G rehydriert und festgestellt, dass auch die Hefe Zeit braucht um abzukühlen. Ich hab sie dann ins nicht zu kalte Wasserbad gestellt. Sie sah nicht aus, als würde sie das übelnehmen, aber da fehlt mir die Erfahrung:

    IMG_2835.jpg
  • Als der Sud auf 20.5G abgekühlt war hatte die Hefe noch 2G mehr und ich habe deshalb etwas Sud zur Hefe gegeben, bevor ich sie ind Gärfass gab und dort leicht verrührte/verteilte und dann den Sud aufgezogen habe.
  • 8Std später war die Gärung bei 18-20G voll im Gang:

    IMG_2836.MOV
    (868.76 KiB) 66-mal heruntergeladen
  • Damit hat's zumindest den Hefezellen geschmeckt. Nach 4 Tagen habe ich die Würzespindel in den Sud gehängt, zuerst falsch abgelesen (22% - peinlicher Post von mir), war aber bereits auf 4% vergärt.

    IMG_2838.jpg

    [/ist]Heute (8 Tage nach dem Brautag) sehe ich immer noch 4% und keine Änderung mehr. Da ich Do-So beim Skifahren bin, muss ich mir jetzt überlegen am Mittwoch abzufüllen (3.2g Zucker über Lösung pro 0.5L-Flasche oder eine Woche zu warten.
  • Alles in allem hat's Spaß gemacht (selbst wenn man das Ergebnis am Ende nicht trinken kann). Die Braudüfte finde ich genial.
Das war's erstmal. Beim nächsten Sud versuch ich mich vielleicht noch mit Leuten aus der Gegend (Aurachtal) zusammenzutun - gemeinsam macht's sicher noch mehr Spaß und mein Zeugs habe ich versucht relativ transportabel zu gestalten.

Viele Grüße,

Andreas

P.S.: Falsch angewandte Fachausdrücke bitte ich zu entschuldigen - wird schon werden.
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VolT Bräu
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Re: 1. Brauerlebnis

#2

Beitrag von VolT Bräu »

Hallo Andreas,

Sehr schöne Doku! Ich glaube Du bist auf einem sehr guten Weg. Details lassen sich immer optimieren. Viele Dinge hast du ja schon selbst erkannt. Mir ist kein "No-Go" aufgefallen. Solide Arbeit für den ersten Versuch! Das wird bestimmt was :thumbup

Viele Grüße
Volker
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hyper472
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Re: 1. Brauerlebnis

#3

Beitrag von hyper472 »

Ist doch alles ganz ordentlich gelaufen, gut gemacht!
Zwei Punkte:
1.) Ich glaube nicht, dass eine Nacht im Keller genügt hätte, Anstelltemperatur zu erreichen.
2.) Bitte fülle erst nach dem Skifahren ab. Du kannst die Suppe unbesorgt 2 Wochen stehen lassen. Nach 10-11 Tagen die erste Messung, nach 14 Tagen die zweite. Der RE dürfte dann unverändert sein und Du kannst anfüllen. Jede zusätzliche Messung erhöht das Infektionsrisiko.
Es gibt eine Anleitung zum Gären und Abfüllen von Boludo, die ist Pflichtlektüre.
Viele Grüße, Henning
"Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
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Sura
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Re: 1. Brauerlebnis

#4

Beitrag von Sura »

Na passt doch. Ich finde es gut das du kritisch Probleme dokumentierst. Verlier dich aber nicht in klein-klein

ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Der Brautag begann mit einigen Verzögerungen gegen 11:30 bei 4G Außentemperatur.
Bitte bitte bitte..... schreibe °C. Immer wenn ich G im Kopf höre, frage ich mich, was denn die Fallbeschleunigung dabei zu suchen hat. :Greets
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Die auf 20G geeichte Bierspindel hat etwas "Unruhe" bzw. Unsicherheit erzeugt und ich habe sie durch eine auf 70G ergänzt. Die mit 20 darf jetzt im Gärfass baden.
Denk bei der 70°C daran, das sie in dem Bereich Unterschiede von bis zu 1°P / 5°P hat.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Die Flüssigkeitsmengen zu kontrollieren fand ich auch etwas spannend - dachte die Markierungen auf dem Maischepaddel genügen. Muss ich noch etwas üben und Markierungen für's Gärfass anbringen.
Wird überbewertet..... solange du keine Bottichmaische oder Dekoktion machst, kannst du das pi mal Daumen machen. Ein halber Liter macht den Kohl nicht fett.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Wie in der Anlagenbeschreibung erwähnt habe ich meine Anlage wohl etwas überdimensioniert (ich dachte für 30L Ausstoss noch Reserve einrechnen zu müssen).
Zu groß ist immer doof. Hab ich auch hinter mir, dann kann man alles neu kaufen :(
Aber das was du hast kannst du gut hier im Forum verkaufen, wenn du das überlegen solltest. Aber mach erstmal weiter, das merkt man erst nach ein paar Suden ob man mehr oder öfter brauen will.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Das hat wohl einerseits zu erhöhter Verdunstung geführt aber vor allem dazu, dass beim Läutern der Treber nicht mit Flüssigkeit bedeckt war. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als sofort Nachguss zuzufügen. Falls jemand eine andere Idee hat, bin ich dankbar für Hinweise.
Wie verdunsten? Beim maischen ist doch der Deckel drauf? Ansonten ist das richtig: Beim Fly-Sparge den Treber feucht halten.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Die Läutertemperatur fiel wegen der Aussentemperatur deutlich ab, da mögen die Nachgüsse geholfen haben.
Du kannst ruhig 80°C Wasser als Nachguss geben, solange das nicht direkt auf den Treber plätschert. Das vermischt sich schnell mit dem was noch im Bottich ist. Ansonsten musst du halt isolieren.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Ich habe den geläuterten Extrakt ständig in den inzwischen gereinigten Kocher zurückgegossen (und nach einigen Litern auch den Gaskocher eingeschaltet) bzw. aus dem Grant geschöpft. Der muss auch unbedingt isoliert werden.
Wieso hast du in den Kocher zurück gegossen?! Läuterbottich, (Grant), Kocher. Wobei der Grand auch nicht unbedingt nötig ist. Wenn du ein gutes Schrotbild hast und vor dem läutern ordentlich sacken lässt, dann kannst du auch direkt mit Schlauch in den Kocher läutern. Eventuell zur Kontrolle ein Läutermanometer, und wenn das "anschlägt", die oberen 5-10cm der Trebers einschneiden. (Nicht zu tief! Der untere Teil des Bettes soll intakt bleiben!)
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Beim Würzekochen haben sich die Fehlerquellen durch den Flüssigkeitsverlust und der Bierspindel kumuliert. Ich habe vor der 2. Hopfengabe 4L Wasser (über Mischkreuz) nachgiessen müssen, um auf 10,5% zu kommen. Lt. Maischepaddel ergab das trotzdem nur 31L statt 33.
So isses halt. :)
Bis du die ganzen Parameter im Griff hast die den Ausschlag@Plato am Ende beeinflussen, heissts Daten sammeln.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Ich hatte mir im Rezept keine Notiz für die Jodmessung gemacht und natürlich deshalb vergessen.
Ist auch egal. Wenn du einen Stunde in Fenster zwischen 63°C und 72°C bist, dann muss man sich schon was überlegen um nicht jodneutral zu werden....
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Beim Hopfenkochen ist mir dann die Würze dann doch kurz hochgekocht.
Normal. Ich lass die einmal hochkochen, dann reguliere ich den Kocher ein, und dann seh ich erst zur nächsten Hopfengabe wieder nach dem Topf.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Geseiht habe ich ich dann über den Ablasshahn über einen Silikonschlauch in den Hopfenseiher. Das nächste mal versuche ich ein Abziehrohr zu benutzen (nach etwas Kaltwasserübung).
?? Was ist ein Hopfenseiher?
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25 [/list]
  • Der Whirlpool hat an sich sehr gut funktioniert, erst als ich den Rest durch ankippen ins Gärfass bringen wollte hat sich der Hopfen am Maischepaddel vor dem Abfluss gesammelt - im Seiher blieb nicht mehr viel hängen. Trotzdem besser das nächste mal mit Abziehrohr.
Nicht kippen. Das ist halt Schwand.
ak59 hat geschrieben: Dienstag 18. Februar 2020, 00:25
  • Das Abkühlen hatte ich mir nach den 1. Messungen wegen der Außentemperatur etwas zügiger erhofft, aber leider ist das kein linearer Vorgang und ich brauchte von 18:30 bis 01:15. Der Würzekühler war zwar prinzipiell vorhanden, aber einerseits fehlten noch einige Schraubverbindungen und andererseits hatte ich diese Zeit nicht erwartet. Am Ende hätte ich das Gärfass bis zum nächsten Morgen auch in den Keller stellen können.
Du hast so viel teuren Kram, und keine Kühlspirale?! Kaufen!
[/quote]

Schaut doch ganz gut aus. Nun heissts Daten sammeln, also ordentlich messen, Kühlspirale kaufen(!), und dann verbessern. :)
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danieldee
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Re: 1. Brauerlebnis

#5

Beitrag von danieldee »

Deine Anlage ist doch prädestiniert fürs no-sparge Verfahren!
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ak59
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Re: 1. Brauerlebnis

#6

Beitrag von ak59 »

Erstmal vielen Dank für das hier immer gute und schnelle Feedback.

@Sura:
  • 20°C (... geht doch ;-) geeichte Bierspindel: Die Abweichung bei 70°C ist mir vorerst unwichtiger als die Warterei zur Abkühlung - ausser da gibt's einfache & schnelle Abhilfe. Ich hab vom Apfelmosten ein Refraktometer, das/der Oechsle misst (auch bei 20°C, aber die paar Tropfen kühlen schneller ab - nur auf welche Temperatur), aber eine alte E-Regel - "Wer misst misst meist Mist". Werde ich mal mit Zuckerwasser vergleichen.
  • Überdimensionierung: Evtl. besorge ich mir noch einen (wirklichen) 35L-Topf zum Läutern - der macht den Kohl jetzt auch nicht mehr fett. Oder ich folge dem Vorschlag von 'danieldee'.
  • Kocher zurück gegossen: jetzt stehe ich auf der Rolle: ich habe die Maische in den LB geschöpft, während der Ruhe den Maische=Kochtopf gereinigt und dann die Würze/Flüssigkeit vom Läutern in diesen nun wieder sauberen Topf zum späteren Kochen gegeben.
  • Hopfenseiher: Wohl ein falscher Ausdruck von mir - der Microfilter (länglicher Sack), den ich für das Filtern in das Gärfass über den Ablasshahn verwendete.
  • Nicht kippen: also hier haben die Polsinelli-Töpfe wohl einen Nachteil - da geht's wohl um mind. 5L. Aber das erledigt sich mit dem Abziehrohr wohl.
  • Kühlspirale: hatte ich schon, nur nicht die Tüllen - nächstes Mal sicher, aber erst nach Probelauf (nicht dass mir das Brunnenwasser in den Sud läuft, weil irgendwas undicht ist).
@danieldee:
  • Hier würde mich interessieren, ob ich mit den erwähnten 20-25% gut hinkäme.
Wenn der Sud einigermassen ok war/wird, werde ich ihn wohl mit Anpassungen nochmal so wiederholen. Zu viele gleichzeitige Änderungen fand ich immer problematisch.

Gruß,

Andreas
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