Das erste Mal - die Doku

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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FloBrew
Neuling
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Das erste Mal - die Doku

#1

Beitrag von FloBrew »

Hallo alle zusammen!

Für meinen ersten Einkocher-Sud hab ich mir hier bereits tatkräftige Unterstützung geholt. Ein großes Dankeschön nochmals dafür!

Am Freitag vor 2 Wochen war's dann soweit: Alle Utensilien und Rohstoffe sind angekommen und der Brautag konnte starten (weils so schön war, draußen am Balkon :Smile).

Die 20l Hauptguss wurden auf 69° erhitzt, 3kg Wiener + 3kg Weizen eingemaischt und unter häufigem Rühren bei einer Temperatur zwischen 65°-67°eine Stunde Kombirasten gelassen (war dann auch jodnormal). Die Temperatur wurde nur über den eingebauten Thermostat geregelt (auf 65° gestellt), was erstaunlich gut funktioniert hat.
2020-04-10_Maischen-2.jpg
Nach Aufheizen auf 78° wurde abgemaischt (unter Zuhilfenahme eines Gitterrost, um den Sack ohne Muskelkater abspülen zu können :Smile). Das Nachgusswasser (ca. 6l) war dann auch fertig und konnte in und über den Maischesack gegossen werden.
2020-04-10_Abmaischen-crop.jpg
Der gemessene Extraktgehalt vor dem Würzekochen war dann 14°P :Shocked, also um einiges zu viel für eine angepeilte Ziel-Stammwürze von 12° nach dem Kochen. Ich hab die Würze dann einfach mit heißen Leitungswasser auf die Max. Marke des Einkochers verdünnt und bin so auf ~10°P/45°C (also ~12°P/20°C) gekommen. Wirds halt ein bissl stärker :Bigsmile
2020-04-10_Würzegehalt-vor-Kochen-2.jpg
Das Würzekochen hat auch ohne Isolierung gut funktioniert dank der 2,5kW (angegebenen) Heizleistung. Wobei mir vorgekommen ist, dass die Stärke der "Wallung" über die Kochzeit (1 Std.) abgenommen hat, ohne dass die Heizung abgeschalten wurde. Ist das normal?

Hopfengaben:
5g Magnum bei Kochbeginn, 10g Citra + 10g Aurora vor dem Andrehen des Whirlpools bei Würzetemperatur von ca. 80°C
2020-04-10_Würzekochen-2.jpg
2020-04-10_Whirlpool.jpg
Stammwürzegehalt: 14°P, hätte ich im Nachhinein gesehen noch verdünnen können, ich habs aber so gelassen. Bis dorthin hat eigentlich alles super funktioniert, dann haben sich aber doch kleine Probleme eingeschlichen (hätte mich beim ersten Versuch aber auch gewundert, wenn's ohne über die Bühne gegangen wäre :Smile). Nach dem Whirlpool habe ich ca. 20min gewartet und dann über einen Trichter + Schlauch (der hat nicht auf den Hahn vom Einkocher gepasst) durch einen 150µm-Filter in den Gärkübel gefüllt. Da der Hahn keine stufenlose Verstellung zulässt (nur zu/komplett offen) und mir die Strömungsgeschwindigkeit bei geöffnetem Hahn zu hoch vorgekommen ist, habe ich mich bemüht diese händisch in einer Zwischenposition halbwegs konstant zu halten, was nicht gut funktioniert hat. Die stark wechselnde Abflussgeschwindigkeit war vermutlich auch ein Grund dafür, dass ich den Trubkegel zerstört habe (siehe Bild). Oder hat sich dieser noch gar nicht ausgebildet? Was meint Ihr? Ich werde mir für den nächsten Sud auf jeden Fall einen ordentlichen Edelstahlhahn zulegen.
2020-04-10_Hopfenseihen-crop.jpg
2020-04-10_Trubstoffe-Einkocher.jpg
Aus heutiger Sicht, hätte ich wahrscheinlich trotzdem die ganze restliche Suppe inkl. Trub durch den Filter gelassen, dann wär ich auf mehr als 16l im Gärkübel gekommen. Den Rest wollte ich nicht wegschütten und hab ihn durch den Filter in einem Topf gesammelt, um ihn darin quasi "offen" zu vergären. Da kam doch noch eine schöne Menge zusammen. Den ästhetischen Anblick des (Vorsicht österreichisch!!) "Reste-Gadsch", der im Filter übrig geblieben ist, möchte ich euch nicht vorenthalten :Bigsmile
2020-04-10_Filtersatz-kompletter-Inhalt.jpg
Der Topf und der Gärkübel wurden mangels Würzekühler über Nacht auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Lallemand "American East Coast Ale Yeast" wurde laut Herstellerangaben rehydriert und angestellt. Auf dem Päckchen stand: Pitching-Rate 1g/l. Bei einem Inhalt von 11g hab ich ~1,5 Päckchen in den Gärkübel und den Rest in den Topf gegeben, welchen ich dann noch mit Frischhaltefolie + Gummiband vor Staub und Insekten geschützt habe. Die Hefezugabe ist mengenmäßig wahrscheinlich gut gemeint, aber ich wollte keine viertel Packung übrig haben.
2020-04-10_Hefe-rehydrieren.jpg
2020-04-10_Hefe-rehydrieren.jpg (26.59 KiB) 2267 mal betrachtet
2020-04-10_Hefe-angestellt.jpg
Die Hefe ist nach ca. 6h angekommen und im Spund hats schön geblubbert. Am Freitag, also nach 14 Tagen, hab ich das erste mal den Restextrakt gemessen: Gärkübel 3,5°P, Topf 3°P.
2020-04-24_Restextrakt-Gaerkuebel.jpg
2020-04-24_Restextrakt-Topf.jpg
Der Geruch, der aus den Behältern gestiegen ist, war der Wahnsinn! V.a. Zitrusnoten, Johannisbeere waren die dominierenden Aromen. Die Farbe ist erstaunlich dunkel. Geschmacklich war ich ebenfalls beeindruckt und bin schon gespannt, wie es dann im Endausbau rüberkommt.

Ich werde heute oder morgen nochmals messen und mich, wenn sich an den Werten nichts geändert hat, ans Abfüllen machen.

Danke nochmals an alle, die mir beim Rezept für dieses Bier geholfen haben! Ich werde berichten wie das fertige Bier dann schmeckt.

Allzeit gut Sud & LG
Flo
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schwarzwaldbrauer
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Re: Das erste Mal - die Doku

#2

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

Gratuliere,
fürs erste Mal ist das doch top gelaufen!
Klar wirst du irgendwann nicht mehr in dieser Form abläutern und nachgiessen wollen, aber du wusstest dir zu helfen und hast sicher ein tolles Erstlingswerk gebraut.

Grüßle Dieter
Brau, schau wem.
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Re: Das erste Mal - die Doku

#3

Beitrag von Unbewegter Beweger »

Hallo Flo,
Gratulation auch meinerseits.
Der Trubkegel zerfließt mir auch immer, wenn der Flüssigkeitsstand darunter fällt. Ich denke, das ist normal.
Die dunkle Farbe kann von Oxidation kommen (Polyphenole). Versuche so wenig wie möglich „plätschern“ zu lassen und jetzt auch beim Abfüllen auf wenig Sauerstoff zu achten!
...und dann natürlich viel Vergnügen beim Probieren.
Liebe Grüße, Sven
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Archie
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Re: Das erste Mal - die Doku

#4

Beitrag von Archie »

Hallo Flo,

damit der Trubkegel nicht auseinanderfließt habe ich immer einen desinfizierten Tortenring über, oder besser um, den Kegel gelegt als der Flüssigkeitsstand so gering war, dass der Trubkegel sichtbar wurde. Das hat gut geholfen.

Gruß
Archie
Ein Bier entsteht nicht einfach so von alleine. Dazu gehören auch ein Quäntchen Zauberei und gewisse Dinge, die niemand so recht versteht.
(Fritz Maytag, amerikanischer Braumeister)
FloBrew
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Re: Das erste Mal - die Doku

#5

Beitrag von FloBrew »

So jetzt gibts ein kleines Update mit angehängter Frage :Smile

Nachdem ich ja am Freitag Restextrakt gemessen habe und ich heute Abend abfüllen wollte, ist mir im Gärkübel eine erneute Schaumbildung aufgefallen. Davor war so gut wie kein Schaum mehr auf der Oberfläche zu sehen. Der Gärspund zeigt auch einen Überdruck im Kübel an (in der gärbehälterseitigen Kammer ist kein Wasser mehr, nur Gas --> knapp vorm Blubben).
2020-04-29_Wiederaufschaumen.jpg
2020-04-29_Wiederaufschaumen.jpg (10.03 KiB) 1991 mal betrachtet
Die Probe für die Spindel hab ich mit einem zuvor in Chemipro-Oxi gebadeten und dann mit Wasser gespülten Schlauch durch das Gärspund-Loch im Deckel gezogen und dabei ist es mir passiert, dass ein wenig vom Bier, welches schon im Schlauch war, wieder zurückgeflossen ist. Kann es sein, dass ich mir dadurch (oder etwas anderes) eine Infektion eingefangen hab, oder ist es möglich, dass die Hefe nochmal Aktivität zeigt?

Im Topf daneben schaut alles so aus wie vor der Messung, also kein Schaum.

Wahrscheinlich ist es schwierig eine konkrete Aussage bezüglich Infektion / nicht Infektion zu treffen. Mein Gedankengang diesbezüglich war, dass die Chancen einer Infektion sinken, wenn im Bier schon eine gewisse Menge Alkohol vorhanden ist. Das würde, nach meiner unfundierten Einschätzung :Smile, bedeuten, dass ich durch das hinundher-Schlauchen die Hefe aufgeweckt habe. Was meint Ihr?

Danke wiedermal im Voraus für eure Antworten & LG
Flo
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Re: Das erste Mal - die Doku

#6

Beitrag von afri »

Das Jungbier kann sich auch leicht erwärmt haben, je nachdem, das weißt du besser als wir. In dem Fall hätte sich CO2 entbunden, was nun wieder in Form von Schaum und leichtem Überdruck sichtbar ist.
Achim
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FloBrew
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Re: Das erste Mal - die Doku

#7

Beitrag von FloBrew »

Danke für die schnelle Antwort! Die Temperatur ist bei uns gerade gesunken, der Luftdruck aber auch um ca. 10hPa im Vergleich zu Freitag. Angenommen, der Temperaturabfall wirkt sich innerhalb der Wohnung nicht so aus (also T~const.), könnte diese Druckdifferenz auch ein Entbinden von CO2 zur Folge haben. Also in der Größenordnung, dass dieser Schaum entsteht? Hab da grad kein Gefühl dafür :redhead

LG Flo
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Barney Gumble
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Re: Das erste Mal - die Doku

#8

Beitrag von Barney Gumble »

Oha, die Einflüsse des Luftdrucks auf das Gärverhalten habe ich noch nie wirklich bedacht. Aber das mal durch leichtes Schwenken oder Rühren oder Spindelprobenahme eine erneute Gäraktivität anhand eines neu aufkommenden Schaumes sichtbar wird, ist sicher normal. So lange Geruch des Jungbiers und Aussehen der Schaumdecke im Rahmen sind, keine Sorgen machen, Deckel drauf und in Ruhe ausgären lassen!
Eine Infektionsgefahr sehe ich bei Deinen Vorkehrungen (i.d.R. sind diese am Anfang der Brauerkarriere eher noch höher als später.. :redhead) nicht.
Eine Schnellgärprobe hast Du wahrscheinlich nicht gemacht oder?
VG
Shlomo
PS: wenn Du auch beim Anstellen 14 °P hattest, bist Du bei 79 bzw. 75 % sEVG, die Lallemand AmEC wird mit mittel- bis hochvergärend klassifiziert
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
FloBrew
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Re: Das erste Mal - die Doku

#9

Beitrag von FloBrew »

Nein Schnellgärprobe hab ich leider keine gemacht. Gestern hab ich nochmal im Topf gemessen und hab noch eine leichte Abnahme des Extraktgehalts um 0,2°P (1 Strich auf meiner Spindel) im Vergleich zum Freitag (also 5 Tage Zeitdifferenz) feststellen können. Dabei hab ich keinen Fehlgeruch/-geschmack feststellen können. Im Gegenteil! Der Geschmack war mMn sogar etwas ausgewogener als bei der letzten Messung :Smile

Die ~80% EVG sind also halbwegs ok, oder sollte der noch höher werden? Wie beim Luftdruck fehlt mir hier noch das Gespür bzw. die Erfahrung :Bigsmile

Jetzt wart ich mal bis Samstag/Sonntag und mach dann nochmals eine Messung in beiden Behältern. Bin schon gespannt! Ich werde berichten!

Danke für eure Antworten & LG Flo
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