Hallo zusammen,
da ich im letzten Jahr seit Beginn meiner Hobbybrau-Karriere viel von Euch lernen durfte, wollte ich mal etwas zurückgeben.
Herausgekommen ist der letzte Brauversuch, ein englisches Bitter auf meiner 30L Billig-China (Klarstein) Anlage.
Vielleicht gibt es dem einen oder anderen Einsteiger ja die Möglichkeit ein wenig was zu lernen.
Ich bleibe bei den meisten Stellen bewusst ungenau. Wenn euch Details interessieren sollten, beantworte ich aber gerne alles.
Vielleicht vergesse ich dabei auch Informationen. Aber es soll ja kurz(-weilig) und nicht ausschweifend werden.
Das Rezept habe ich daher auf ein Minimum an Informationen verkürzt.
Schüttung:
- 75,0% Maris Otter Pale Ale
- 15,6% Cara Hell
- 9,4% Caramünch II
Gehopft per Fuggles Hopfen 80min/10min. Geplant sind 26 IBU.
Hefe: Danstar Windsor Trockenhefe (per 2,4L 8°P Starter 2 Tage vorher angesetzt).
Geplant sind 26,8L Ausschlagswürze bei 12 °P.
Spoiler: Das mit der Stammwürze hat zwar nicht geklappt, aber als Anfänger man lernt ja immer noch dazu.
Dieses Mal sind es leider nur 55% Sudhausausbeute geworden, normal wäre etwas um 60-62%.
Wie in England üblich wurde per einfacher Infusion gemaischt (60 Minuten bei 67°C).
Nach dem Läutern wurde dann 90 Minuten gekocht.
Los ging's mit dem Schroten mit der neuen Mühle. An der Motorisierung arbeite ich zur Zeit noch, daher erst mal weiterhin mit dem Akkuschrauber.
Das weitere Equipment: Klarstein 30L Malzrohrsystem, 15L Wasserkocher für den Nachguss.
Hauptguss gebe ich 27L bei ca. 5,8kg Schüttung (Faktor 4,6), damit habe ich in der Vergangenheit gute Ergebnisse produziert (für ein Malzrohrsystem!). Das Wasser habe ich teilweise aus der Leitung, teilweise aus der Umkehrosmose-Anlage.
Mit etwas CaCl und CaSo4 konnte ich den späteren Maische pH auf 5,5 einstellen und ausreichend Calcium in unser Calcium armes Wasser geben.
Aufheizen auf Einmaisch-Temperatur (64 °C). Danach auf Maischtemperatur erhöhen.
Ich hoffe ihr könnt dieses Bild riechen.
Den Schlauch habe ich ergänzend an das Umwälz-System des Klarsteins angebracht, um den Sauerstoffeintrag beim Maischen minimal zu halten.
Im Verlauf der letzten Bilder sieht man schön, dass die Würze immer dunkler wird (wie geplant).
Jodnormal nach 60 Minuten. Also aufheizen auf 76 °C und hoch mit dem Malzkorb.
Die Nachgüsse gingen leider ziemlich flott durch. Beim nächsten Mal werde ich wieder etwas feiner schroten. Vermutlich liegen hier auch die Verluste in der SHA begründet.
Auch beim Maischen floss die Würze immer sehr schnell von oben nach unten durch. Normalerweise muss ich 10-15 Minuten nach dem Einmaischen die Umwälzung leicht reduzieren. Das war dieses Mal nicht nötig.
Man könnte zwar mit einer größeren Schüttung dagegen halten, aber ich möchte dem "Material" eigentlich die bestmögliche Behandlung und Ausbeute im Rahmen der Anlage zukommen lassen.
Hier plätschert es leider unschön in die Würze, weil es nur eine Position gibt auf der der Korb rasten kann.
Vielleicht verbessere ich das zukünftig mal mit einem Flaschenzug unter der Decke.
Der Griff des Malzkorbs kann auch wunderbar als Ablage für den Malzkorb auf einem 30L Eimer dienen. Entweder schräg oder nahezu gerade.
Ich geb noch etwas Wasser hinzu. Mal sehen, was an Extrakt noch so raus kommt. Mehr als 130gr Extrakt habe ich mit 5L aber nicht mehr rausbekommen. Und bis die mal verkocht wären ... Ich hab sie nicht mehr hinzugegeben.
14,3 Brix nach dem Maischende klangen für mich noch gut.
Beim Läutern hätte ich aber wohl etwas weniger Wasser nehmen sollen. Nur 9,5 Brix am Ende.
Leider kann man im Malzrohr nicht so wirklich bis zu einem Zielwert läutern.
Vielleicht mache ich mir mal den Aufwand das Rohr zwischendurch herunterzunehmen und zu rühren und zu messen.
Ich war aber einfach zu faul und hab meinen auf 60 % SHA ausgelegten Pauschalwert genommen.
Aufheizen zum Kochen. Pfannevoll-Volumen waren ca. 39 L. Verdampfungsziffer liegt je nach Jahreszeit zwischen 12% und 15%, wenn ich 2-2,5kW Leistung gebe.
Mit dem Sieb habe ich die Eiweiße etwas reduziert (hier währenddessen gezeigt, ich habe an dieser Stelle nicht aufgehört).
Nach dem Würzebruch dann die erste Hopfengabe. Bei 80 Minuten 58 Gramm Fuggles.
Bei 10 Minuten nochmal eine kleine Aromahopfen-Gabe.
Gleichzeitig schon mal die Kühlspirale desinfizieren.
Nach Kochende dann also möglichst schnell abgekühlt (per Brunnenwasser aus 20m Tiefe dauert ca. 20 Minuten bis auf 20 °C).
Hilfreich dabei ist für mich das "Spreizen" der Spirale mit den beiden Klemmen im Bild am Topfrand.
Dadurch erhalte ich mehr Kühlfläche, weil die Rohre der engen Spirale sich ohne diesen Kniff zu sehr berühren würden.
Nach dem Whirpool und kurzem Abwarten nun also ab damit in den 30L Gärtank. Die Würze ist immer noch schön klar, so dass ich auf den Monofilament-Filter verzichte. Das "Reinplätschern" sorgt am Ende noch für etwas Sauerstoff für die Hefe.
Selbst am Ende war die Würze noch schön klar, der restliche Schmodder hat sich schön als Kegel gesammelt (inzwischen leider etwas in sich zusammengefallen). Den von Klarstein mitgelieferten Bazooka-Filter nutze ich hier übrigens nicht. Der setzt sich für meinen Geschmack zu schnell zu.
Im Endeffekt war auch nicht mehr viel Würze und Heißtrub im Kessel. Den Großteil des Hopfens hat die Hopfenspinne (Hopspider) bereits aufgefangen.
Angebrannt ist auch nicht wirklich viel. Die Reinigung wird nicht lange dauern.
Nur die Ausbeute hätte besser sein können. Leider nur 11,5 Brix, also ~ 11,2 °P.
Aber so wirds vermutlich immer noch ein gutes Ale mit 4,5 % Vol.
Da ich nur helles Malzextrakt für den Starter zur Verfügung hatte, habe ich ihn vor der Hefegabe dekantiert, um die Würze nicht unnötig aufzuhellen. Ich denke, dass aber auch so viel Hefe zur Verfügung stand (wenn man sich die Farbe im Kolben so ansieht).
Zum Feierabend gabs dann erst mal ein "Ginweizen" bzw. ein belgisches Wit mit Wacholderbeeren. Natürlich eine frühere Eigenproduktion.
Das Bild gibt die Farbe leider nicht ordentlich wieder. Es ist noch um einiges heller als im Bild.
Am nächsten Tag blubberts fleißig. Ich weiß nicht, ob ich hier überpitched habe, oder ob es in der Garage zu warm war. Jedenfalls war die iSpindel im Sud der Meinung, dass die Gärung nach 24h jetzt auch beendet ist.
Ich hab bei ca. 20 °C angestellt, bei 17° C Umgebungstemperatur. Dass die Hefe hier nochmal nachheizt ist mir ja bekannt, aber mit +5°C hätte ich nun nicht gerechnet. In der Spitze waren es nun also 22 °C Gärtemperatur (kurzzeitig). Ideal sind 17-21°C laut Datenblatt.
Am Sonntag habe ich schon mal eine Probe genommen und es schmeckt wie erwartet und ich kann zum Glück keine fruchtigen Noten erkennen.
Die Probe zeigte 6,5 Brix, nach Terrill also etwa 3,5 °P. Das wären rund 70% sEVG. Bei der Menge an Caramalz aber wohl OK.
Ich habe noch den Rest des Fuggle-Hopfens (26gr) zur Kalthopfung dazugegeben und werde das nun 3-4 Tage so liegen lassen und dann mal ins Keg schlauchen. Die Karbonisierung habe ich vor mit Haushaltszucker vorzunehmen und auf ca. 4,5 gr Co2/L zu bringen.
Für mich war's interessant das jetzt hier einfach mal aufzuschreiben als jemand, der bislang immer nur passiv gelesen und gelernt hat.
Es war nicht alles ideal und für manches gibt es sicherlich bessere Lösungen. Für diesen (Brau-) Tag hier war's das aber nun.
Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt und würde mich über Kommentare und/oder konstruktive Kritik freuen!
Viele Grüße
Andre
Brautag English Bitter Ale 30L Anlage
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Re: Brautag English Bitter Ale 30L Anlage
Danke! Dass ich darauf nicht auch mal gekommen bin Ich zerkratze oder verbiege mir regelmäßig den Rand vom Eimer...Münsterland-Brauer hat geschrieben: ↑Montag 21. September 2020, 17:35
Der Griff des Malzkorbs kann auch wunderbar als Ablage für den Malzkorb auf einem 30L Eimer dienen. Entweder schräg oder nahezu gerade.
Ich schrote mittlerweile auch feiner (braue auf vergleichbaren 30L Brewmonk-Apparat), das brachte vernünftige, längere Läuterzeiten und 5-8% mehr SHA.
Schöne Doku, danke!
LG
Matze
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Re: Brautag English Bitter Ale 30L Anlage
Tolle Doku!
Ich habe heute auch ein English Bitter ins Keg abgefüllt. Leider hab ich mir wieder mal nicht die Mühe gemacht die ganze Sache zu Fotographieren...Shame on me!
Dafür gibt es mein Rezept auf der GF Community Seite https://community.grainfather.com/recipes/528651 zum nachbrauen.
Cheers!
Harry
Ich habe heute auch ein English Bitter ins Keg abgefüllt. Leider hab ich mir wieder mal nicht die Mühe gemacht die ganze Sache zu Fotographieren...Shame on me!
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- saschabouchon
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Re: Brautag English Bitter Ale 30L Anlage
Hi,
schöner Bericht !
Ich denke eher, dass du mit deiner Schrotung genau richtig liegst. Wenn du feiner schrotests, ist deine Sudhausausbeute evtl. höher aber gehst auf der anderen Seite evtl. das Risiko ein, dass dir die Mehle unten am Boden anbrennen. Wäge das gut ab
VG
Sascha
schöner Bericht !
Ich denke eher, dass du mit deiner Schrotung genau richtig liegst. Wenn du feiner schrotests, ist deine Sudhausausbeute evtl. höher aber gehst auf der anderen Seite evtl. das Risiko ein, dass dir die Mehle unten am Boden anbrennen. Wäge das gut ab
VG
Sascha
http://www.brauhardware.de
Rührwerk selber bauen, von der Einkocher- bis zur 70l Brauklasse! Läuterfreund, Edelstahlhähne etc...
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Re: Brautag English Bitter Ale 30L Anlage
Hallo zusammen,
vielen Dank für Euer Feedback!
Wenn ich viel feines Mehl im Schrot habe, gehe ich meist wiefolgt vor, und erziele damit gute Ergebnisse und wenig Anbrennen:
- Ich befördere zuerst einen Großteil des Mehls nach unten in den Schrotbehälter indem ich den Behälter kräftig schüttele
- Danach Einmaischen des gröberen Schrots, ohne dass die Pumpe läuft (sonst wird ein Großteil des sich lösenden Mehls direkt zur Heizung befördert)
- Langsames Hinzufügen und Durchmengen des Schrots im Wasser, das feine Mehl gebe ich erst am Schluß hinzu, bevor der obere Deckel des Malzrohrs montiert wird.
- Nach kurzer Setz-Zeit schalte ich die Pumpe dann wieder ein und wälze die Würze per Pumpe um.
Ich glaube viel optimaler lässt sich das in solchen Anlagen ohne große Umbauten wohl nicht lösen.
Ein schönes Wochenende Euch allen noch!
VG
Andre
vielen Dank für Euer Feedback!
Dann doch gerne beim nächsten Mal! Der Aufwand hält sich in Grenzen, man vergisst nur schnell, dass man von bestimmten Schritten doch noch ein Foto machen wollte. Das nächste mal fertige ich mir vorher eine Checklist geplanter Bilder an.
Ja, das stimmt schon. Ich denke ich muss einen Mittelweg finden. Eine etwas geringere SHA ist dann halt systembedingt so.saschabouchon hat geschrieben: ↑Freitag 25. September 2020, 10:30 Ich denke eher, dass du mit deiner Schrotung genau richtig liegst. Wenn du feiner schrotests, ist deine Sudhausausbeute evtl. höher aber gehst auf der anderen Seite evtl. das Risiko ein, dass dir die Mehle unten am Boden anbrennen. Wäge das gut ab.
Wenn ich viel feines Mehl im Schrot habe, gehe ich meist wiefolgt vor, und erziele damit gute Ergebnisse und wenig Anbrennen:
- Ich befördere zuerst einen Großteil des Mehls nach unten in den Schrotbehälter indem ich den Behälter kräftig schüttele
- Danach Einmaischen des gröberen Schrots, ohne dass die Pumpe läuft (sonst wird ein Großteil des sich lösenden Mehls direkt zur Heizung befördert)
- Langsames Hinzufügen und Durchmengen des Schrots im Wasser, das feine Mehl gebe ich erst am Schluß hinzu, bevor der obere Deckel des Malzrohrs montiert wird.
- Nach kurzer Setz-Zeit schalte ich die Pumpe dann wieder ein und wälze die Würze per Pumpe um.
Ich glaube viel optimaler lässt sich das in solchen Anlagen ohne große Umbauten wohl nicht lösen.
Das kenne ich zu gut! Bin auch nur durch Zufall drauf gekommen, weil ich nach dem "Halb auf den Eimer"-Platzieren des Malzrohrs den Griff irgendwo hinpacken musste. Und dort passte er perfektmanno_matze hat geschrieben: ↑Mittwoch 23. September 2020, 12:43 Danke! Dass ich darauf nicht auch mal gekommen bin Ich zerkratze oder verbiege mir regelmäßig den Rand vom Eimer...
Ein schönes Wochenende Euch allen noch!
VG
Andre