Erster Brautag überhaupt - Kveik Fake Lager BIAB
Verfasst: Samstag 9. Januar 2021, 23:55
So, der erste Brautag liegt seit vorgestern hinter mir. Nach langer Zeit der Theorie, des Lernens und der Überlegungen kam nun endlich die Praxis.
Aus einem ungenutzten alten Kellerraum musste zunächst ein Brauraum entstehen, das hat sich gezogen. Aber ich bin für's Erste absolut happy mit dem Ergebnis.
Gebraut wurde ein Bier, das etwas schwer zu kategorisieren ist. Das Rezept habe ich in diesem Post geteilt und entwickelt. Es soll ein Bier mit einem angenehmen Hopfenaroma werden, das nicht unbedingt in die fruchtige Richtung geht. Aufgrund der Einfachheit sollte es obergärig sein - geschmacklich aber eher clean werden. Daher fiel die Wahl auf die Lutra Kveik als Hefe und durch ein tolles Pils, das mich inspiriert hat, sollte mit Tradition und Hersbrucker gehopft werden.
Das Rezept für 20l sieht wie folgt aus:
Gebraut wurde mit BIAB auf einer Induktionsplatte. Geplant waren folgende Werte:
OG: 1.047 (12° Plato)
Bittere: 28,8 IBU
Farbe: 10,6 EBC
ABV: 4,8%
Geschätzt hatte ich eine brewhouse efficiency von 55%.
So ging es also los. Alles geplant und die Zutaten lagen bereit. Als erstes durfte es sich die Hefe im Gärschrank unter dem Terrarienheizkabel bequem machen und sich entspannt auf Temperatur bringen lassen (22°C). Dann kam der Kessel auf die Platte... ...und das Wasser wurde eingefüllt. Nach der Zugabe der Milchsäure, um einen Maische-pH von 5.6 zu erreichen (etwas höher, da die Kveik den pH-Wert ja etwas mehr senken soll), wurde auf Strike-Temperatur aufgeheizt. Nach erreichen der Temperatur wurde eingemaischt. Die errechnete Temperatur habe ich leider unterschritten. Es sollten 68°C getroffen werden, ich kam allerdings bei so 66,5°C raus. Temperatur des Malzes und des Wassers haben gestimmt, aber irgendwas habe ich da wohl falsch berechnet... War aber kein Problem, ich habe mit der Yato leicht nachgeheizt und das ging problemlos - wenn auch die Temperaturverteilung vielleicht nicht perfekt war.
Nach 10 Minuten habe ich den pH-Wert gemessen, der war dafür ein Volltreffer. Ich hatte damit gerechnet, 90 Minuten maischen zu müssen - habe aber nach 60 Minuten schonmal eine Jodprobe gemacht. Die fiel direkt schon negativ aus. Nochmal umgerührt, noch eine Probe: wieder negativ... ...also konnte früher abgemaischt werden als geplant. Sehr gut. Hiervon habe ich leider kein Bild, da ich mit dem heißen Sack beide Hände voll zu tun hatte. Das ging zwar viel besser als geplant, aber da ich die Möglichkeit habe, wird dennoch als nächstes wohl ein Flaschenzug installiert. Warum nicht.
Die Preboil-gravity habe ich übertroffen. Bei der geschätzten efficiency sollten es 1.037 sein, es waren aber etwa 1.040. Aber gut, das freut mich eher. Beim nächsten mal wird einfach anders kalkuliert. Müssten dann bei knapp 60% BHE liegen.
Den Vorderwürzehopfen habe ich nach dem Abmaischen zugegeben und dann aufgeheizt. Währenddessen die weiteren Hopfengaben abgemessen. Und rein damit! Der Hopfen durfte sich frei im Kessel bewegen, keine Hop Sock oder Hop Spider. Der Fermenter wurde während des Würzekochens vorbereitet. Hier einmal die Übersicht über den Arbeitsbereich... In den letzten 10 Minuten kamen Hefenahrung und der Würzekühler rein... ...und durfte alles runterkühlen. Das lief zunächst richtig zügig. Ich wollte die Nachisomerisierungszeit (Zeit von kochend auf <80°C - richtig?) stoppen und habe die Uhr bereits nach 3 Minuten angehalten. Später ging es allerdings recht schleppend voran. Ich glaube der Würzekühler ist leider nicht groß genug - die Spirale war nur etwa halb so hoch wie die Würze. Der untere Teil des Topfes hat sich weit kühler angefühlt als der obere Bereich. Zunächst habe ich den Kühler bewegt um die Effizienz zu steigern, später (ab 40°C etwa) habe ich ihn stehen lassen, damit sich der Trub absetzt. Bei 30°C, nach etwa 45 Minuten, habe ich die Würze in den Fermenter befördert. Dieser war natürlich gereinigt und gründlich mit Star San vorbehandelt.
Ich habe einen Trichter und die Hop Spider zum filtern von Trub genutzt. Die Postboil-gravity habe ich gemessen und erwartungsgemäß ebenfalls übertroffen. Geplant war eine SG von 1.047 (etwas unter 12° Plato), getroffen habe ich 1.050 (12,5°P). Es blieb einiges an Trub im Kessel zurück... ...die Würze, die ich in den Fermenter bekommen habe, war aber dennoch ziemlich trüb denke ich. Mir fehlen da zwar Vergleichswerte, aber was sich da bereits nach kurzer Zeit am Boden des Fermenters angesammelt hat war schon einiges. Vielleicht hätte ich die abgekühlte Würze einige Zeit stehen lassen sollen? Oder mehr trübe Würze vorschießen lassen sollen? Oder ist das gar nicht zu viel? Hier bin ich mir unsicher.
Ich habe die Hefe (ganzes Pack, direkt aus der Packung) gepitcht (Hefe und Würze bei 22°C) und den Fermzilla in den Gärschrank befördert.
So sah es jedenfalls aus, als der Fermzilla seinen Platz gefunden hatte und der Blowoff installiert war. Der Gärschrank ist auf 22°C eingestellt - also eher am unteren Ende der Lutra, für ein möglichst klares Profil. Soweit der Brautag. Ich habe nach 24h nachgesehen und hatte gehofft vielleicht leichte Anzeichen von Gärung erkennen zu können... Dass ich dann ein heftiges blubbern und eine intensive Gärung zu sehen bekomme hatte ich nicht gedacht! Da ging es schon richtig ab.
Alles in allem bin ich super zufrieden mit dem Brautag! Es lief viel mehr nach Plan als ich dachte. Ich habe die Effizienz unterschätzt, was aber kein Problem ist und die Würze ist ziemlich trüb. Die Kühlung war vielleicht nicht ganz perfekt. Und der Hopfen hatte etwas höhere Alphawerte als bestellt und im Rezept berechnet (~28 IBU statt 25 sollen es jetzt werden). Ob ich die Farbe wohl treffen werde finde ich auch eine spannende Frage - aktuell wirkt es zu dunkel, aber das mag an den Schwebstoffen liegen, oder? Aber das sind eigentlich die einzigen Punkte, die ich anmerken würde. Ein etwas stärkeres, bitteres Bier ist erstmal kein Beinbruch, wird dann beim nächsten mal angepasst. Wenn ich die Farbe nicht treffen sollte, wäre für mich spannend woran das liegen mag - aber das warte ich erstmal ab. Fraglich ist für mich der Trub - kann ich davon ausgehen, dass sich der beim Cold crash ausreichend absetzt oder ist das was ich im Fermenter habe doch zu viel (siehe Bild oben)?
Ich bin gespannt. Wenn das Karbonisieren und die Flaschenabfüllung genauso gut ablaufen bin ich mehr als happy!
Ich freue mich auf eure Anmerkungen und würde mich über Feedback sehr freuen! Ich will lernen!
Aus einem ungenutzten alten Kellerraum musste zunächst ein Brauraum entstehen, das hat sich gezogen. Aber ich bin für's Erste absolut happy mit dem Ergebnis.
Gebraut wurde ein Bier, das etwas schwer zu kategorisieren ist. Das Rezept habe ich in diesem Post geteilt und entwickelt. Es soll ein Bier mit einem angenehmen Hopfenaroma werden, das nicht unbedingt in die fruchtige Richtung geht. Aufgrund der Einfachheit sollte es obergärig sein - geschmacklich aber eher clean werden. Daher fiel die Wahl auf die Lutra Kveik als Hefe und durch ein tolles Pils, das mich inspiriert hat, sollte mit Tradition und Hersbrucker gehopft werden.
Das Rezept für 20l sieht wie folgt aus:
Gebraut wurde mit BIAB auf einer Induktionsplatte. Geplant waren folgende Werte:
OG: 1.047 (12° Plato)
Bittere: 28,8 IBU
Farbe: 10,6 EBC
ABV: 4,8%
Geschätzt hatte ich eine brewhouse efficiency von 55%.
So ging es also los. Alles geplant und die Zutaten lagen bereit. Als erstes durfte es sich die Hefe im Gärschrank unter dem Terrarienheizkabel bequem machen und sich entspannt auf Temperatur bringen lassen (22°C). Dann kam der Kessel auf die Platte... ...und das Wasser wurde eingefüllt. Nach der Zugabe der Milchsäure, um einen Maische-pH von 5.6 zu erreichen (etwas höher, da die Kveik den pH-Wert ja etwas mehr senken soll), wurde auf Strike-Temperatur aufgeheizt. Nach erreichen der Temperatur wurde eingemaischt. Die errechnete Temperatur habe ich leider unterschritten. Es sollten 68°C getroffen werden, ich kam allerdings bei so 66,5°C raus. Temperatur des Malzes und des Wassers haben gestimmt, aber irgendwas habe ich da wohl falsch berechnet... War aber kein Problem, ich habe mit der Yato leicht nachgeheizt und das ging problemlos - wenn auch die Temperaturverteilung vielleicht nicht perfekt war.
Nach 10 Minuten habe ich den pH-Wert gemessen, der war dafür ein Volltreffer. Ich hatte damit gerechnet, 90 Minuten maischen zu müssen - habe aber nach 60 Minuten schonmal eine Jodprobe gemacht. Die fiel direkt schon negativ aus. Nochmal umgerührt, noch eine Probe: wieder negativ... ...also konnte früher abgemaischt werden als geplant. Sehr gut. Hiervon habe ich leider kein Bild, da ich mit dem heißen Sack beide Hände voll zu tun hatte. Das ging zwar viel besser als geplant, aber da ich die Möglichkeit habe, wird dennoch als nächstes wohl ein Flaschenzug installiert. Warum nicht.
Die Preboil-gravity habe ich übertroffen. Bei der geschätzten efficiency sollten es 1.037 sein, es waren aber etwa 1.040. Aber gut, das freut mich eher. Beim nächsten mal wird einfach anders kalkuliert. Müssten dann bei knapp 60% BHE liegen.
Den Vorderwürzehopfen habe ich nach dem Abmaischen zugegeben und dann aufgeheizt. Währenddessen die weiteren Hopfengaben abgemessen. Und rein damit! Der Hopfen durfte sich frei im Kessel bewegen, keine Hop Sock oder Hop Spider. Der Fermenter wurde während des Würzekochens vorbereitet. Hier einmal die Übersicht über den Arbeitsbereich... In den letzten 10 Minuten kamen Hefenahrung und der Würzekühler rein... ...und durfte alles runterkühlen. Das lief zunächst richtig zügig. Ich wollte die Nachisomerisierungszeit (Zeit von kochend auf <80°C - richtig?) stoppen und habe die Uhr bereits nach 3 Minuten angehalten. Später ging es allerdings recht schleppend voran. Ich glaube der Würzekühler ist leider nicht groß genug - die Spirale war nur etwa halb so hoch wie die Würze. Der untere Teil des Topfes hat sich weit kühler angefühlt als der obere Bereich. Zunächst habe ich den Kühler bewegt um die Effizienz zu steigern, später (ab 40°C etwa) habe ich ihn stehen lassen, damit sich der Trub absetzt. Bei 30°C, nach etwa 45 Minuten, habe ich die Würze in den Fermenter befördert. Dieser war natürlich gereinigt und gründlich mit Star San vorbehandelt.
Ich habe einen Trichter und die Hop Spider zum filtern von Trub genutzt. Die Postboil-gravity habe ich gemessen und erwartungsgemäß ebenfalls übertroffen. Geplant war eine SG von 1.047 (etwas unter 12° Plato), getroffen habe ich 1.050 (12,5°P). Es blieb einiges an Trub im Kessel zurück... ...die Würze, die ich in den Fermenter bekommen habe, war aber dennoch ziemlich trüb denke ich. Mir fehlen da zwar Vergleichswerte, aber was sich da bereits nach kurzer Zeit am Boden des Fermenters angesammelt hat war schon einiges. Vielleicht hätte ich die abgekühlte Würze einige Zeit stehen lassen sollen? Oder mehr trübe Würze vorschießen lassen sollen? Oder ist das gar nicht zu viel? Hier bin ich mir unsicher.
Ich habe die Hefe (ganzes Pack, direkt aus der Packung) gepitcht (Hefe und Würze bei 22°C) und den Fermzilla in den Gärschrank befördert.
So sah es jedenfalls aus, als der Fermzilla seinen Platz gefunden hatte und der Blowoff installiert war. Der Gärschrank ist auf 22°C eingestellt - also eher am unteren Ende der Lutra, für ein möglichst klares Profil. Soweit der Brautag. Ich habe nach 24h nachgesehen und hatte gehofft vielleicht leichte Anzeichen von Gärung erkennen zu können... Dass ich dann ein heftiges blubbern und eine intensive Gärung zu sehen bekomme hatte ich nicht gedacht! Da ging es schon richtig ab.
Alles in allem bin ich super zufrieden mit dem Brautag! Es lief viel mehr nach Plan als ich dachte. Ich habe die Effizienz unterschätzt, was aber kein Problem ist und die Würze ist ziemlich trüb. Die Kühlung war vielleicht nicht ganz perfekt. Und der Hopfen hatte etwas höhere Alphawerte als bestellt und im Rezept berechnet (~28 IBU statt 25 sollen es jetzt werden). Ob ich die Farbe wohl treffen werde finde ich auch eine spannende Frage - aktuell wirkt es zu dunkel, aber das mag an den Schwebstoffen liegen, oder? Aber das sind eigentlich die einzigen Punkte, die ich anmerken würde. Ein etwas stärkeres, bitteres Bier ist erstmal kein Beinbruch, wird dann beim nächsten mal angepasst. Wenn ich die Farbe nicht treffen sollte, wäre für mich spannend woran das liegen mag - aber das warte ich erstmal ab. Fraglich ist für mich der Trub - kann ich davon ausgehen, dass sich der beim Cold crash ausreichend absetzt oder ist das was ich im Fermenter habe doch zu viel (siehe Bild oben)?
Ich bin gespannt. Wenn das Karbonisieren und die Flaschenabfüllung genauso gut ablaufen bin ich mehr als happy!
Ich freue mich auf eure Anmerkungen und würde mich über Feedback sehr freuen! Ich will lernen!