Und dann stand im Herbst letzten Jahres ein Artikel im Braumagazin, in dem eine Eisbock - Anleitung für Hobbybrauer veröffentlicht wurde. Von Frank Orthmann wurde dort alles haarklein beschrieben. Da konnte ja nichts schiefgehen, dachte ich, und machte mich sofort ans Werk.
Für einen Eisbock benötigt man zunächst einen Bock als Grundlage. Da es sich um ein Experiment handelte, habe ich es recht einfach gehalten:
Stammwürze 16,5 °Plato
Bittere 27 IBU
Farbe 11 EBC
Alkohol 7 Vol%
Schüttung:
Wiener Malz 53%
Pilsner Malz 43%
Haferflocken 4%
Geplante Ausschlagwürze-Menge waren 8 Liter.
Kombirast 90 Minuten begonnen bei 68 Grad – Temperatur am Ende: 65 Grad – es war wenig Maische im Maischebottich, da kühlt es etwas ab.
Hopfen: Hallertauer Perle Kochzeit: 60 Minuten (50% des Hopfens 60 Minuten gekocht, die andere Hälfte 50 Minuten)
Hefe: Fermentis W34/70 Anstellen bei 10 Grad, Gärung bei 15 Grad – bewusst so gewählt, damit es keine Gärstockung gibt, da das Bier ja noch weiter zu Eisbock verarbeitet werden sollte und daher noch einen langen Weg vor sich hatte.
Nach 12 Tagen war die Gärung durch und ich habe den Sud halbiert. Das war natürlich ein Fehler. Die eine Hälfte des Sudes habe ich für wissenschaftliche Vergleichszwecke

Tja, und davon bleibt natürlich nach Einfrieren, Auftauen und Abfüllen nur noch die Hälfte übrig. Falls man also am Ende zwei gleich große Mengen Bock und Eisbock haben möchte, muss der Sud 2/3 (für den Eisbock) und 1/3 Bock gesplittet werden.
Ich hatte nun leider nur 5 Flaschen a 0,33 Liter Eisbock gezaubert, aber was soll´s.

In die Flaschen für den Eisbock hatte ich Haushaltszucker zum Karbonisieren vorgelegt und habe dann den aufgetauten Bock dort hineinlaufen bzw. –träufeln lassen:
Die Flaschen habe ich bis 1 cm unter den Rand gefüllt und wider alle Regeln direkt aus der Tüte CBC-1-Hefe in den Flaschenhals gekrümelt. Das waren ca. 0,25 Gramm Hefe pro 0,33-Liter-Flasche.
Nach 14 Tagen Warmstehen im Wohnzimmer kamen die Flaschen in den Keller zur Reifung bei 15 Grad. Das war Ende Oktober 2020.
8 Wochen später dachte ich, jetzt wird mal gekostet.
Zuerst der Bock:
Karbonisierung gut, Malzigkeit: stark - sehr lecker, fast schon süß, Bittere: mild, Klärung: mäßig, Farbe: siehe Bild. Schon im Antrunk ein tolles Bier, malzig, süffig, lecker. Wird wieder gebraut – so steht es in meinen Notizen.
Dann der Eisbock:
Farbe etwas dunkler als der Bock, stark, viel Alkohol, wenig Aroma, ausgeprägte Bittere, keine Karbonisierung – nun ja, ein Fehlschlag. Zum Glück gibt es aber das Forum hier, in dem immer und immer wieder Geduld erbeten wird. Gut, dachte ich, erstmal 8 Wochen warten, dann wieder probieren und notfalls nochmal Hefe zugeben.
Und was soll ich euch sagen, heute, 4 Monate nach dem Abfüllen, gab es dieses Bild:
Ich bin total happy, denn der Geschmack ist einzigartig gut. Alle Nuancen des Bocks sind hier stärker vorhanden: Malzigkeit, Alkohol - aber nicht sprittig, andere unbeschreibbare Aromen und auch die sehr dezente, nur im Abgang spürbare Bittere. Man hat einfach mehr vom Bier. Meines Erachtens erfüllt der Eisbock genau die Kriterien, die Frank Orthmann in seinem Beitrag im Brau!magazin beschreibt:
Zitat:
- Voller bis sehr voller Körper.
- Geruch und Geschmack werden dominiert von der Balance zwischen schwerem, intensivem Malzaroma und einer spürbaren Alkoholpräsenz.
- Der Alkohol sollte weich und wärmend sein und nicht scharf oder brennend.
- Kein Hopfenaroma. Die Hopfenbittere soll nur die Süße des Malzes soweit ausgleichen, dass keine unangenehme Süße entsteht.
- Der spürbare Alkohol soll der Hopfenbittere helfen das starke Malzaroma auszubalancieren.
- Eisböcke sind nicht einfach stärkere Doppelböcke. Der Name beschreibt den Prozess des Einfrierens und Auftauens und die Konzentration des Bieres und er ist keine Aussage zum Alkoholgehalt. Es gibt auch Doppelböcke, die stärker sind als Eisböcke.
Das hätte ich mir damals beim Trinken meines ersten Eisbocks nicht träumen lassen, dass ich einmal selbst welchen brauen werde - und dass der auch wirklich gut wird.
Danke an Frank Orthmann für diesen tollen Artikel: https://braumagazin.de/article/eisbock- ... bbybrauer/
Viele Grüße
Tilo
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