ich hatte mir eigentlich vorgenommen hier keinen Thread über mich und meinen meinen Erstversuch zu eröffnen, da es hierzu eigentlich schon zu viele gibt. Da im Verlauf aber einige Fragen aufgekommen sind, nutze ich diese Bühne dann doch mal.
Zur Person:
Ich wohne in Hannover und mache gerne Sachen. Bierbrauen gehört ab sofort auch dazu.
Zum Equipment:
Ich habe es erst einmal übersichtlich gehalten (wegen des WAF): Klarstein Biggi Einkocher + Isolierung, Gäreimer (+ Läuterkorb von Amihopfen = Läutergefäß), Thermometer, 3L Messbecher, Silikonschlauch, Kochlöffel.
Zum Rezept:
Ich wollte anfänglich kein Risiko eingehen und habe mich für das Anfängerweizen von MMUM entschieden. Da ich mein System nicht kenne und Anfänger bin, habe ich mit 58% Sudhausausbeute gerechnet. Ich wollte am Ende ca. 22L haben (2 Kästen + ein, zwei Probierbier + die Pampe am Boden des Gäreimers). Laut Rechner sind das dann folgende Zutaten:
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BRAUWASSER:
Hauptguss: 18 Liter
Nachguss: 14 Liter
Gesamtbrauwasser: 32 Liter
SCHÜTTUNG:
Weizenmalz hell: 2.5 kg (50%)
Münchner Malz: 1.5 kg (30%)
Wiener Malz: 1 kg (20%)
Gesamtschüttung: 5 kg
MAISCHPLAN:
Einmaischen bei 56°C
1.Rast bei 62°C für 30 min
2.Rast bei 72°C für 30 min
Abmaischen bei 78°C
WÜRZEKOCHEN:
Würzekochzeit: 90 min
Saphir (Dolden) (Vorderwürze): 10 g, 4.6% α-Säure
Saphir (Dolden): 20 g, 4.6% α-Säure ändern, 70 min
GÄRUNG UND REIFUNG:
Hefe: Kuchlbauer gestrippt
- Saphir Dolden habe ich nicht gefunden. Habe Pellets genutzt.
- Über die Pellets (2014) gab es verschiedene Infos bzgl. α-Säure (zwischen 3.2 und 3.8). Außerdem habe ich in Hopfensäkchen gekocht und weiß nicht, welche Auswirkung das auf die Ausbeute hat. Ich habe mich dann blind für 14/29g statt 10/20g entschieden. Mal schauen.
- Ich habe der Einfachheit halber die Brewferm Blanche Trockenhefe genutzt. Bereue es aber, da ich gestern Abend noch viel negatives über Trockenhefe bei Weizen gelesen habe und habe jetzt Angst, dass das Ergebnis ziemlich öde schmecken wird.
https://www.youtube.com/watch?v=qOzTf_CO0ls
Braubericht:
Man kann mir nicht vorwerfen, mich nicht vorbereitet zu haben. Seit etwa fünf Wochen verschlinge ich jeden Abend alles, was ich Netz zum Thema brauen finde. Ich wähnte mich gut vorbereitet. Dennoch lief einiges nicht so, wie erhofft.
Das Einmaischen verlief zunächst problemlos. Leider zeigte sich ziemlich schnell, dass das Thermostat vom Einkocher mit der Maische völlig überfordert war. Während eines Versuchs mit Wasser, lag die Abweichung zu meinem Thermometer nur bei 1-2°C. Nun mit der Maische hielt der Kocher die Temperatur immer für 10°C höher als sie war. Das wäre nicht weiter schlimm (Brausteuerung kommt irgendwann). Dann aber gleich die Katastrophe. Mein Outdoorchef Grillthermometer hat mittendrin den Geist aufgegeben. Der Sensor zeigte immer wieder auf Phantasiewerte (0°C, 144°C etc..). Nur mit viel biegen und schütteln am Kabel (sieht man auch gut im Video) zeigte er hin und wieder eine Temperatur an, die wir für realistisch hielten. So war der ganze Maischvorgang im Prinzip ein Blindflug.
Abläutern hat gut funktioniert in meinen Augen. Wir haben den Nachguss über einen Däpfeinsatz indirekt geschüttet, damit sich keine Kanäle bilden. Mit dem im Rezept angegebenen Nachguss habe ich genau den Kocher vollbekommen. Restextrakt war da noch bei ca. 8%, aber voll ist voll.
Kochen verlief eigentlich auch problemlos. Ich war mir aber unsicher bzgl. des Rezeptes. Dort steht ja einmal Hopfen ohne Zeitangabe und einmal Hopfen 70 Minuten. Laut FAQ von MMUM bedeutet das eine Zugabe am Anfang und eine nach 20 Minuten (90-70). Das hat für mich keinen Sinn ergeben, da ich sonst immer nur lese einmal am Anfang (Bittere) und einmal X Minuten vor Ende (Aroma). Ich habe das Rezept dann so interpretiert, dass die 70 für "nach 70 Minuten" steht.... Whirlpool hat erstaunlich gut funktioniert. Richtig schockiert war ich aber von der Menge! Am Ende hatte ich gerade mal 16 statt der angepeilten 22 Liter im Gärfass! ca. 2 waren noch im Kocher, aber die bekam ich nicht raus (Hahn zu weit oben und bedrohlich wankender Trubkegel). Ich hatte dann gehofft, eine mächtige Stammwürze zu haben und auf 22 Liter runter zu verdünnen. Denkste! Nur 12,9 Plato. Das entspricht zwar dem im Rezept angepeilten Wert, nur leider bei 28% weniger Endprodukt! Die miese Sudhausausbeute ergibt sich wohl aus dem Temperaturblindflug beim maischen... Einziger Vorteil: Abkühlen auf dem Balkon war nach ca. 4h durch.
Gäreimer steht nun im Wohnzimmer und blubbert vor sich hin.
Fazit:
Positiv:
- Ich kann mit minimalem Setup ein Bier brauen
- läutern funktioniert viel besser als erwartet
- Whirlpool funktioniert viel besser als erwartet
- ziemlich klare Würze
- hat richtig Spaß gemacht
- enttäuschende Menge Bier
- schlechte Ausbeute
- bisschen schlechtes Gefühl bei der Wahl der Hopfenmenge
- bisschen schlechtes Gefühl bei der Wahl der Hefe
- Welches Thermometer bzw. Welcher Fühler ist zuverlässig für eine Brausteuerung? Kann auch etwas kosten, sollte aber +-0,5°C genau sein.
- In vielen Anleitungen steht, dass man den Nachguss vorsichtig bzw. indirekt auf den Treber geben soll, um Kanalbildung zu vermeiden. Warum gibt man den Nachguss dann nicht einfach drauf, wenn noch genug Hauptguss den Treber bedeckt? Dann knallt der Nachguss gar nicht direkt drauf?!
- Wie kann es sein, dass der Saphirhopfen mal mit 3,2% und mal mit 3,8% a-Säure verkauft wird (gleicher Jahrgang)?
- Sinkt die Hopfenausbeute bei der Verwendung von Säckchen erheblich? Und wenn ja, wie viel ca.?
- Meine Hopfenmenge war auf 22L Bier berechnet, ich habe 16L. Wird das nun sehr bitter oder verdampft das Hopfenaroma linear zum Wasser?
- Häufig lese ich, dass die Würze nach dem kochen nicht mehr mit Sauerstoff in Berührung kommen soll. Deshalb habe ich mich auch gegen Hopfenfilter und für Säckchen entschieden. So kann ich direkt umschlauchen. Auf der anderen Seite weiß ich noch wie bei meiner Bierkit-Anleitung stand, dass ich ordentlich umrühren soll bei der Hefezugabe, da die Hefe Sauerstoff benötigt. Ja was denn nun?
- Erwartet mich mit der Brewferm Blanche eine langweilige Plörre?
- Und die wichtigste Frage:Wie kann es sein, dass ich nur 16 Liter Bier habe??? Die Einkocherklasse strebt doch immer 20 Liter an?! Ich darf ja den Deckel beim kochen nicht zumachen wegen DMS. Könnte ich ihn vielleicht wenigstens gegen Ende draufpacken?