Brauen in alter Hofbrauerei

Bitte beschränkt Euch auf das Wesentliche, die Bilder. Nach Möglichkeit langatmige oder ausführliche Textpassagen vermeiden. In der Kürze liegt die Würze.
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Kurt
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Brauen in alter Hofbrauerei

#1

Beitrag von Kurt »

Hallo Brauerkollegen,

ich wurde gefragt, ob es möglich wäre die alte Brauerei eines Bauernhofs für einen Sud wieder in Betrieb zu nehmen. Im Wesentlichen besteht diese aus einer sehr großen rechteckigen holzbefeuerten Kupferwanne (b=100cm, t=150cm, h=50cm).
Das Ding fasst randgefüllt also gute 7hl! Das ist natürlich für den Hausgebrauch VIEL zu viel. Sinnvoll verwertbar wären etwa 200l, was bei der Grundfläche eine Füllhöhe von gut 13cm ergibt, sehr wenig wie ich finde...
Ungelöst ist auch das Läutern. Ich war noch nicht persönlich vor Ort, daher muss ich die Situation aktuell anhand von Bildern beurteilen. Es gibt eine Art Läuterboden, aber augenscheinlich kein passendes Gefäß dazu. Die Form ist außerdem seltsam: Rechteckig. Vielleicht wurde irgendwie in der Sudpfanne geläutert, aber ob die Breite passt ist nicht klar. Außerdem sieht dieses "Sieb" wenig vertrauenserweckend aus wie ich finde. Ich dachte an BIAB als Alternative. Ein Hebezeug lässt sich evtl. über der Pfanne installieren. Die niedrige Würzehöhe macht mir aber Sorgen. Ok, der Treber verdrängt noch etwas Flüssigkeit und Verdampfen soll auch noch was, aber mehr als 20cm Pegelhöhe wird man nicht hinbekommen. Dazu sorge ich mich um die ausreichende Auslaugung/Durchmischung des Trebers in einem Sack. Vielleicht kann man da mit einer Würzepumpe arbeiten? Im Prinzip so ähnlich wie beim Braumeister. Die Pumpe saugt außerhalb des Maischesacks Würze an und pumpt diese ins Innere des Sacks. Was meint ihr? Durch BIAB erspart man sich auch den Nachguss, dafür gäbe es aktuell auch keine Lösung. Was bleibt ist der Heißtrum. Einen Whirlpool kann man bei der Sudpfanne wohl vergessen. Zum weiteren Brainstormen: Vielleicht ist es möglich einen Milchtank für die Brauaktion zu besorgen. Damit könnte man Würze/heißes Wasser zwischenlagern bzw. darin den Whirlpool andrehen.

Grüße!
Wanne.jpg
Sieb.jpg
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tommes
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#2

Beitrag von tommes »

Könnte es sein, das mit dem "Läutersieb" der Treber aus der Pfanne geschöpft wurde, dafür müsste die Breite des "Siebs" mit der Breite des Bottich übereinstimmen.
El Gordo

Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#3

Beitrag von El Gordo »

Ich würde da gleich mehr machen und nicht in ner Pfütze voll Maische rumstochern.
400 Liter sind da sicher halbwegs handelbar.
Das Bier bekommt man doch sicher irgend wie los.
So teuer ist Malz jetzt auch wieder nicht.
Und ein IPA mit Unmengen Hopfen wird das ja wohl auch nicht werden :Wink

Stefan
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flying
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#4

Beitrag von flying »

In alten Braustätten wurde oft in unbeheizten, hölzernen Bottichen mit eingelegten Siebboden gemaischt. Die Bottiche hatten allerdings nicht das ewige Leben. Der Kessel diente als Heißwasserbereiter, Dekokmaischen kochen und Würzekochen. Alles natürlich per Hand geschöpft.
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Ursus007
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#5

Beitrag von Ursus007 »

Hey, vom Grundsatz her gefällt mir das: Das wahre C(K)raft-Bier, ohne Technik und ohne maschinelle Unsterstützung, ganz wie anno dazumal. Da weiß man abends, was man untertags gemacht.

Nimm doch vielleicht mal Kontakt mit Museumsbrauereien auf, die können bestimmt bei historischen Gerätschaften und Prozessen behilflich sein, z.B.
http://www.wasmeier.de/de/museumsdorf/brauerei/.
Aus der Kehle dringt ein Schrei:
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Ulrich
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#6

Beitrag von Ulrich »

das sieht nach einem 20 hl "Sudhaus aus. Ca. 1500 - 1800L Maische. 33,33% wurden aus dem Maischebottich (hier nicht mehr vorhanden) herausgeschaufelt (Eimer) und in die Maischepfanne gegeben (hier zu sehen), fast zum Kochen gebracht und wieder in den maischebottich zurück geschüttet. Dies wurde ca 4 - 6 mal gemacht. Die sindso kaum über 70 - 75°C in Maischebottich gekommen. eine Art Dekoktion, die rasten haben sich aus der Heizzeit ergeben. geläutert und gekocht wurde in diesem Sinne nicht. Mit der Schaufel wurde gerührt, damit nix anbrannte. Entweder hat man vom Maischebottich aus "tropfen" lassen (eine Art Läuterung, hat gerne schon mal über Nacht gedauert) und die resttreber an nächsten tag wieder mit wasser verdünnt. (2te Sorte, Leichtbier)

Oder man hat mit so einer Schaufel die "Treber" ausgeschaufelt (an der Wand ) ausgepresst und in einen zweiten Maischebottich oder in ein sepeartes gefäß, dann wieder zurück in nun leeren Maischebottich und auch wieder mit wasser verdünnt. Dann die gleiche Prozedur nocheinmal. Über dekoktion auslaugen und aufheizen. das wurde so lange gemacht (in der Regel 3 - 4 x) bis sich kaum noch extrakt in den trebern befindet.

Es würde sich anbieten einen Vorderwürzesud zu machen (Einmaischen Vollbier ca. 1:6, oder Bockbier 1:3,5)
Infusion. Obwohl das nicht leicht wird. (Holz rein, Glut raus, glut rein...) Nicht historisch, da man "früher" kein Thermometer verwendet hat (nicht notwendig war)

Oder man stellt sich daneben eine "neue" Maischepfanne. (Topf über offenem Feuer)

Läutern: Mit einem "Spagettilöffel" die Treber rausfischen und auspressen.(oder mit einem Sack mit Dreibein zum auspressen) :Bigsmile

Hopfen nach verzuckerung in die maische und mit den Trebern rausfischen.

Übrigens wurde ein Tag früher mit Kaltwasser (18 - 25°C) eingemaischt.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#7

Beitrag von Ulrich »

mann könnte auch "langsam Infusion" fahren. Kalt einmaischen, ca 1°C in 1 - 3 Minuten aufheizen (ganz wenig feuern, gut umrühren), ohne rasten, bzw "nur" eine rast bei 70 - 75 °C, bis Jod normal. Oder ganz ohne Rast.
Am Anfang heizt es schneller (1 Minute = 1°C, dann, ab >60°C 3 Minuten = 1°C)

ggf Spitzmal zugeben oder es mit 100% Tennenmalz versuchen
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cyme
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#8

Beitrag von cyme »

Kurt hat geschrieben:Hallo Brauerkollegen,

ich wurde gefragt, ob es möglich wäre die alte Brauerei eines Bauernhofs für einen Sud wieder in Betrieb zu nehmen. Im Wesentlichen besteht diese aus einer sehr großen rechteckigen holzbefeuerten Kupferwanne (b=100cm, t=150cm, h=50cm).
Das Ding fasst randgefüllt also gute 7hl! Das ist natürlich für den Hausgebrauch VIEL zu viel. Sinnvoll verwertbar wären etwa 200l, was bei der Grundfläche eine Füllhöhe von gut 13cm ergibt, sehr wenig wie ich finde...
Vielleicht lässt sich dort eine Zwischenwand einbringen, um die Grundfläche zu verringern? Oder anderweitig das Volumen reduzieren, indem du einen großen Verdrängungskörper einbringst.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#9

Beitrag von Ulrich »

achso, hab ich vergessen, typisch "früher", wäre nach dem oben erwähnten "Dekoktionsverfahren, die maische im Maischebottich absetzen lassen.
Entweder die Würze von oben abziehen abkühlen und Anstellen,
Oder über nacht abkühlen lassen (abesetzen lassen), die Würze von oben abziehen und anstellen.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#10

Beitrag von Ulrich »

ich Eurem Fall wäre es vieleicht realistisch einen "maischetopf! in dieses Monstrum, äh Maischewürzepfanne zu hängen, diese "Maischewürzepfanne" mit wasser füllen und über das Wasser zu heizen. Zu viel Raum könnte durch Steine oder etwas anders verdängt werden, damit man nicht so viel wasser braucht.
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Kurt
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#11

Beitrag von Kurt »

Danke für die Informationen! Eine größere Menge Bier zu brauen ist sicher nicht das Problem. Vergären ist in mehreren 120L Speidelfässern auch noch machbar, aber worin füllt man mehrere hl Bier ab? Bisher ist noch nichts vorhanden. Ich dachte an 50l KEGs, aber mehr als 3 davon sind für diese Aktion nicht zu finanzieren. Am 21.02. guck ich mir die Anlage mal genauer an. Vorab soll mal getestet werden, ob die Pfanne noch dicht ist und wie hoch die Aufheizrate so ist.
Falls es BIAB werden soll meine bisherigen Überlegungen:

50 kg PiMa in 250l Wasser einmaischen (in einer BIAB "Kiste") und in aufsteigender Kesselmaische verzuckern.
Das sind dann etwa 280l und somit etwa 20 cm Pegel in der Pfanne.
Maischekiste aus der Pfanne nehmen und abtropfen lassen, Nachgüsse entfallen. Hopfen hinzugeben und Hopfenkochen.
Variante A: Hopfen im Hopfensack entfernen, Heißtrub möglichst absetzen lassen und Würze in Gärbehälter umpumpen.
Variante B: Würze in Milchtank umpumpen und Whirlpool andrehen. Absetzen lassen und in Gärbehälter pumpen.
Nach der Hauptgärung in KEGs umschlauchen und zwangscarbonisieren.
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Kurt
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#12

Beitrag von Kurt »

Frage an die Kupferbrauer: Wie bekomme ich die Sudpfanne am besten sauber? Ich habe was von Schwefel- und Salzsäure gelesen. Wenn Salzsäure ausreichend effektiv ist würde ich die gerne verwenden, weil noch ganz gut zu besorgen.
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ggansde
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#13

Beitrag von ggansde »

Moin,
Salzsäure finde ich immer kritisch, wegen der Bildungsmöglichkeit stabiler Komplexe mit Metallionen und Cl-. Ich habe mal selber nicht nachgedacht und mir damit ein Edelstahlkeg versaut.
VG, Markus
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Johnny H
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#14

Beitrag von Johnny H »

Kurt hat geschrieben:Frage an die Kupferbrauer: Wie bekomme ich die Sudpfanne am besten sauber? Ich habe was von Schwefel- und Salzsäure gelesen. Wenn Salzsäure ausreichend effektiv ist würde ich die gerne verwenden, weil noch ganz gut zu besorgen.
Salzsäure ist eine stärkere Säure als Schwefelsäure, sollte somit also effektiver sein. Vorsicht (Spritzer etc.) ist allerdings geboten: Handschuhe und Schutzbrille sind sicher nicht verkehrt!! Zu konzentriert, und es wird außerdem die Metalloberfläche angreifen.

Ich weiß nicht, ob Essigessenz auch funktioniert. Könnte sich aber lohnen, es zumindest zu probieren.

Edit: sprachliche Präzision
Zuletzt geändert von Johnny H am Donnerstag 18. Februar 2016, 14:41, insgesamt 2-mal geändert.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#15

Beitrag von Kurt »

Danke! Dann frag ich mal munter weiter: Meint ihr ein BIAB-Sack hält ohne "Kiste" in der Pfanne 50 kg Malz? Eine Kiste die eine solche Menge Malz aufnehmen könnte gibt´s quasi nicht. Ich dachte erst an alte Waschmaschinentrommeln, aber die sind viel zu klein, da bräuchte man mehrere.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#16

Beitrag von Brauknecht96 »

Die üblichen Säcke: Niemals. Da müsstest du dir schon eine super verstärkte Spezialkonstruktion nähen.

Man sieht ab und an Fotos, auf denen 50 Liter Sude per BIAB gemacht werden. Das sind dann ca. 14 kg Malz. Der Sack wird beim rausziehen schon 25 bis 30 kg wiegen. Das ist m.E. das Ende der Fahnenstange.

Rechne das mal auf deine 50 kg Malz hoch.
hoggel1
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#17

Beitrag von hoggel1 »

Hallo, warum soll das Malz in einem Sack? Im die Mitte kommt kaum Wasser. Ich würde mehrerer Säcke nehmen.
Das Wasser hat besseren Kontakt zum Malz und du hast kein Gewichtsproblem.

MfG
Thomas
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Kurt
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#18

Beitrag von Kurt »

Ich würde den Sack gerne mit einer Pumpe a la Braumeister durchspülen um eine gute Durchmischung zu erreichen. Ich gucke mir die Situation Vor Ort am Samstag mal an. Wenn es keine Möglichkeit gibt, ein Hebezeug an der Decke über der Pfanne anzubringen werden es sowieso mehrere Säcke werden.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#19

Beitrag von Ulrich »

Kurt hat geschrieben:Frage an die Kupferbrauer: Wie bekomme ich die Sudpfanne am besten sauber? Ich habe was von Schwefel- und Salzsäure gelesen. Wenn Salzsäure ausreichend effektiv ist würde ich die gerne verwenden, weil noch ganz gut zu besorgen.
von innen oder von aussen?

von innen: Maische! (Gerste Rohfrucht, 1:6 HG) und drehen lassen, bis blank.

von aussen: Kupferpolitur oder Schwefelsäure mit Hefe vermischen, einreiben, kontaktzeit, abreiben.
Ulrich
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#20

Beitrag von Ulrich »

:Ahh Achso, die Pfanne :Bigsmile => Soda Ash, 2,5 - 3% ,60 - 75°C

Soda Ash = Natriumcarbonat, (Waschsoda)
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Kurt
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#21

Beitrag von Kurt »

Ah top! Soda hatte ich schon auf dem Schirm. Das Ding soll sowieso mal befüllt und beheizt werden, dann koch ich halt etwas Sodalösung :)
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Hieronymus
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#22

Beitrag von Hieronymus »

Ich schätze mal, dass die früher mit irgendwelchen Reinigungsmitteln keine Spirenzchen gemacht haben. Das Ding wurde mit Holz befeuert.
Dann haben die einfach unten die Klappe aufgemacht, eine ordentliche Schaufel Holzasche rausgenommen, rein in die Pfanne, Wasser dazu
und geschrubbt.
Eventuell wurde zum Schrubben auch schon wieder angeheizt.

Gruß
Heinrich
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#23

Beitrag von Ulrich »

Kurt hat geschrieben:Ah top! Soda hatte ich schon auf dem Schirm. Das Ding soll sowieso mal befüllt und beheizt werden, dann koch ich halt etwas Sodalösung :)
:Bigsmile http://www.haushaltstipps.net/tipps/kup ... z40XDkTw4e

oder http://de.wikihow.com/Kupfer-reinigen

erst alkalisch, dann Sauer, die Pfanne wird, wie neu! :thumbup
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§11
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#24

Beitrag von §11 »

Ich bin zwar in Muenchen aufgewachsen, war aber sehr viel "auf dem Land" da wir im tiefsten Zillertal ein Ferienhaus hatten. Damals (ja, das ist auch schon 30- 35 Jahre her) ging es hier noch sehr laendlich zu. Das gesagt, eine Frage: Ist gesichert das es sich um ein Sudhaus handelt? Was wurde in der Gegend frueher angebaut und was hat der Bauenhof produziert? Warum ich frage hat den Hintergrund das fuer mich das Ganze sehr nach einer Kaesekammer aussieht. In der Wanne wird die Milch erwaermt und mit Lab dick gelegt. Anschliessend wir mit dem Spaghettiloeffel der Bruch in die Formen geschoepft.

Diese "Millibitschen" waren damals im Zillertal praktisch in jedem Hof zu finden.

Auf der anderen Seite kann ich mich natuerlich taeuschen und selbst wenn ich recht habe, laesst sich damit natuerlich auch brauen.

Was ich machen wuerde zum Lauetern ist eine "Panzerschlauch oder Pumpenfilter" Konstruktion mit einem Schwannenhals und Schlauch dran. Wenn du den Pumpenfilter/ Panzerschlauch unten in die Maische brings, kannst du mit dem Schlauch ueber den Rand abziehen, so lange zu die Oeffnung unter dem Niveau des Filters/ Panzerschaluch haeltst. Dann in ein seperates Gefaess laeutern, Pfanne sauber machen und die Wuerze zum Kochen wieder zurueck geben.

Gruss

Jan
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#25

Beitrag von Kurt »

Ja, das ist ne Brauerei.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#26

Beitrag von §11 »

Kurt hat geschrieben:Ja, das ist ne Brauerei.
Was laesst dich so sicher sein? Handelt es sich um einen Viebetrieb oder um einen Betrieb der Felder bewirtschaftet? Gibt es in der Umgebung noch aehnliche Anlagen und evtl. noch einen Bauern der dir sagen kann/ sich erinnern kann wie damals gebraut wurde?

Ich hab schon viele alte Hofbrauereien gesehen und es gibt ein paar DInge die sehr ungewoehnlich sind:

1.) die eckige Form bei Pfannen ist nicht perfekt, weil es in den Ecken immer anbrennt. Das hat spaete auch Steinecker bei Ihren eckigen Anlagen trotz hohem technischen Aufwand nicht abstellen koennen
2.) eine Bauform ohne Auslauf macht praktisch wenig Sinn und hab ich so nur bei Sudwerken gesehen wo nur "zugebrueht" wurde. Hier hat die Anzahl der geschoepften Behaelter mit Heisswasser die Mischtemperatur bestimmt.

In welcher Gegend steht denn der Hof, evtl. finde ich was zur Brautradition da.

Gruss

Jan
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#27

Beitrag von Kurt »

Sorry für die kurze Antwort vorhin - Arbeit.
Der Hof steht im Münsterland. Neben der Brauerei gibt es noch ein Backhaus und (so wurde mir berichtet) eingetragene Braurechte. Die "Brauerei" wurde angeblich in den 80er Jahren das letzte Mal in Betrieb genommen und das Bier auf einem Dorffest ausgeschenkt. Wenn man meinem Vater glauben darf war es kaum genießbar ;)
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#28

Beitrag von flying »

Ahh..vielleicht schön saures Münsterländer Altbier? :Grübel
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#29

Beitrag von §11 »

Kurt hat geschrieben:Sorry für die kurze Antwort vorhin - Arbeit.
Der Hof steht im Münsterland. Neben der Brauerei gibt es noch ein Backhaus und (so wurde mir berichtet) eingetragene Braurechte. Die "Brauerei" wurde angeblich in den 80er Jahren das letzte Mal in Betrieb genommen und das Bier auf einem Dorffest ausgeschenkt. Wenn man meinem Vater glauben darf war es kaum genießbar ;)
Kein Problem, ich kenn das wenn einen die Arbeit von den wichtigen Dingen abhaelt.

Das Muensterland macht Sinn. Fruchtbare Boeden, viel Getreideanbau und es gibt viele 'historische Hinweise' auf Hofbrauereien. Von daher kann das durchaus sein.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#30

Beitrag von Alt-Phex »

Ich würde dir auch zu einem Siphon raten. Schaum mal bei "Bier - Der Film" ab 26min.
https://www.youtube.com/watch?v=qBylkE7RROU
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#31

Beitrag von Kurt »

Ja, den Film kenn ich. Aber wo lässt man 200+ Liter Würze? Ja gut, vielleicht in den Gärbehältern. Die Treiberhöhe wird aber minimalst sein. Ich rechne mit 16 cm Füllstand für die komplette Würze! Außerdem hat man da nocj den Stress mit der Läuterdauer. Die Form des Dings ist einfach nicht optimal. BIAB hätte da Vorteile denke ich. Hab auch schon ein Konzept. Vielleicht finde ich am Samstag ja noch verwertbares.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#32

Beitrag von Ulrich »

ich habe mir mal Gedanken gemacht.
1.) Vorderwürzesud finde ich gut, ich würde, wie vorgeschlagen 250L auf Einmaischtemperatur aufheizen, ca. 50kg (abhängig von Malzen und Ziel)

- evtl ein Art von single infusion? (Aber dass ist im Prinzip egal, nur dass man, wenn man "normal" Maischen möchte, während des Aufheizen evtl mit einem , neuen, sauberen Abzieher immer langsam am Boden entlang ziehen und schieben muss)

- Schüttung auf "stabil" auslegen (zBdurch einen Anteil von 6 - 10% Cara Dunkel 120 - 130 EBC)=> Farbe und Vollmundigkeit = Stielecht? Aber auf jeden Fall Sauerstoff unempfindlicher!

2.) Nach Jod normal auf 85°C aufheizen, Hopfen geben und für ca. 30- 45 Minuten "Pasteurisieren". Nicht Kochen.
3.) Einen kleinen Siebeinsatz, an der tieften Stelle am Rand, langsam in die Maische einfahren
(Maische zu Seite drücken, indem man den Siebeinsatz seitlich ansetzt und mit "Schiebebewegung" absenkt)
und die "klare" Würze aus dem Filtereinsatz zum Kühlen abziehen. Oder vieleicht sogar, nachdem der "kleine" Filter "eingeführt wurde, die Pfanne, wie ein Kühlschiff bis zum nächsten Tag abkühlen und absetzen lassen? Filtereinsatz von Anfang an einsetzen?

Der Siebeinsatz muss nicht sehr gross sein, aber die Höhe der Maische Überschreiten. (evtl einfach nur einen "Läutersack" auf ein Gestell ziehen? Oder einen Rahmen mit doppelt gelegtem VA-Fliegengitter beziehen. Wenn das von innen nach Aussen funktioniert, funktioniert das auch anders herum, oder?)
Edit: Oder einen "einfachen" Oska einführen.
was denkst Du?

Wenn der Inhalt am Ende langsam leer läuft, könnte mann (wenn man will) den Resttreberkuchen noch auspressen. (zB einen mit wasser gefülltem Eimer)
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#33

Beitrag von Ulrich »

mit klein meinte ich Fahradkorb-, Einkaufskorb-, usw -Größe
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#34

Beitrag von Kurt »

Hallo Ulrich,

würdest Du die Würze echt nicht klassisch Hopfenkochen? Ich habe bisher den Plan, das Malz in "sowas":

Bild

einzupacken (BIAB). Natürlich VIEL größer! Maischevolumen bei 50 kg Malz sind ja sicher über 150L. Genäht aus Filtertuch, die Bezugsquelle habe ich schon. Damit das Malz auch gut extrahiert wird, pumpe ich die Würze ständig durch den Filtersack. Ne Pumpe braucht man eh bei der Menge und der geringen Höhe der Pfanne. Das Einmaischwasser wird vorher auf die passende Temperatur gebracht (knapp 70°C), damit man nicht mehr so viel nachheizen muss, wenn der Sack in der Pfanne liegt. Dann wird der Maischesack mit nem Kran angehoben und abtropfen lassen. Nachgüsse fallen weg oder halt minimal. Jetzt kann ordentlich geheizt werden um auf Kochtemperatur zu kommen. Normal Hopfenkochen, Whirlpool entfällt. Der Trub wird so gut es geht in der Pfanne gelassen, der Rest setzt sich bei der Gärung ab.

Danke für den Hinweis mit dem Caramalz. Ich hatte geplant 100% (2 Säcke) PiMa oder WieMa einzusetzten, sonst nix. Kupferpfanne und Holzfeuerung tun sicher noch was für die Vollmundigkeit. 13°P, 30 IBU, deutscher Hopfen - Perle oder so. UG-Hefe aus der nahen Gasthausbrauerei.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#35

Beitrag von tommes »

Mmmh ich weiß nicht...
Maischesack, Pumpe, Kran - das hat mit der ursprünglichen Würzezubereitung nichts mehr zu tun - da kannste ja fast nen BM200 nehmen und die PFanne als Ambiente nutzen.
Nur so meine Meinung.

Prost :Drink
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#36

Beitrag von Kurt »

Na nu, die ganzen Holzbottiche (gibt´s noch) sind halt vergammelt. Außerdem soll man ja die 200 Liter Bier auch trinken können. Da wird ja etwas Geld investiert und ich steh am Ende dafür grade wenn das Bier nach 19. Jahrhundert schmeckt. Die Jungs mit denen ich da brauen werde kennen (fast) nur Industriebier. Das Fertige Bier kommt auch in KEGs und wird zwangskarbonisiert. Auch nicht authentisch, aber nicht anders umsetzbar.
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tommes
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#37

Beitrag von tommes »

Kurt, das verstehe ich schon, mir stellt sich da nur ein wenig die Sinnfrage. Aber wie so oft - was man im Hobby macht muss nicht sinnvoll sein. Also hau rein!
:Drink
Ulrich
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#38

Beitrag von Ulrich »

wenn Du da Ding über eine Fahradkorb oder Einkaufskorb ziehst, hättest Du Deinen Filter. :Bigsmile

ob Du Kochst oder nicht, ist Deine Entscheidung. Ich bezweifele aber, dass "früher" (ganz früher) wirklich gekocht wurde.

Wegen was hast Du denn bedenken? Steril? Bitterstoffausbeute? Bruchbildung?

Durch Deine große Oberfläche hast Du eine schöne Verdampfungsoberfläche, aber bei so einer niedrigen Höhe hätte ich die Befürchtung, dass ich das Anbrennen nicht unter Kontrolle hätte und mehr negatives, als Positives duch intensives Kochen bewirken würde. Immerhin reden wir von direktbefeuerung (350 - 450°C unter der Pfanne) => Rührwerk hast Du nicht, also willst 1h lang rühren?

Ich wollte Dir ja auch nur eine einfache Lösung vorschlagen und zu nix überreden. Du bist Erfahren genug (kennst Dich gut selber), um anschätzen zu können, was geht oder was nicht geht. Wichtig ist, dass Du ein gutes Bauchgefühl hast. Es hat kein Sinn, wenn Du dich unwohl damit fühlst.

habe mir das so schön einfach vorgestellt:
Wasser vorlegen und auf Einmaischtemperatur aufheizen, Malzschrot rein, gut verrühren, ggf nachheizen, Rast 90min, Jod normal, Hopfen rein, unter rühren aufheizen auf 85°C, 30 - 45minuten pasteurisieren (evtl. mit "Deckel" drauf/Abdecken) (temperatur kontrollieren und ggf nachheizen), dann Läuterkorb reinsetzen, Pfanne abdecken und bis zum nächsten tag abkühlen lasen. Durch den Läuterkorb die Würze abziehen, wenn Treber trochen laufen, Bretter auf die Treber, Steine zum Beschweren (oder Eimer mit Wasser als beschwerung) die treber n bissel au drücken.

Oder die Würze heiss abziehen.
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philipp
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#39

Beitrag von philipp »

Meine Oma (Münsterländer Original) sagt immer: vor 80 Jahren waren alle "Landbiere" hier sauer. Konnte man teilweise nicht trinken, das Zeug.
Und heutzutage wird das romantisiert....
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/h ... ew/1817246

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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#40

Beitrag von Ulrich »

philipp hat geschrieben:Meine Oma (Münsterländer Original) sagt immer: vor 80 Jahren waren alle "Landbiere" hier sauer. Konnte man teilweise nicht trinken, das Zeug.
Und heutzutage wird das romantisiert....
:Bigsmile nicht kochen, heisst doch nicht, dass das Bier sauer wird!

selber Romantiker :Bigsmile :P
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flying
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#41

Beitrag von flying »

Deshalb ist das Münsterländer Altbier ja ausgestorben, wie alle anderen Sauerbiere auch. Relikte aus der Vor-Reinzucht- Ära.


Ok..das Pinkus Müller gibt es ja noch :Smile
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#42

Beitrag von flying »

@Kurt,

hab letztes Jahr vom Dr. Huppertz ein leckeres "nichtsaures" Münsterländer Alt getrunken. Ging natürlich in die Kölschrichtung war aber aromatischer und würziger. Sehr gutes Bierchen.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#43

Beitrag von Kurt »

Ich war am Samstag mal vor Ort. Sehr interessante Anlage! Das Becken ist dicht, aber weniger als 30cm Füllhöhe kann man nicht wirklich einfüllen, da der Boden nach innen gewölbt ist. Der Testlauf mit 450L Wasser verlieft ganz gut - eine Heizrate von 0,5°C pro Minute wurde erreicht. Da sieht man die Anlange. Die Holzbottiche sind allerdings wie gesagt kaum noch zu gebrauchen. Der Lagerkeller ist spitze!
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#44

Beitrag von Ulrich »

:thumbsup sehr Romantisch :thumbup
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philipp
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#45

Beitrag von philipp »

Ulrich hat geschrieben: :Bigsmile nicht kochen, heisst doch nicht, dass das Bier sauer wird!

selber Romantiker :Bigsmile :P
So wie wahrscheinlich überall gearbeitet wurde war das Kochen nicht entscheident ;-)
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#46

Beitrag von Ulrich »

philipp hat geschrieben:So, wie wahrscheinlich überall gearbeitet wurde war das Kochen nicht entscheident ;-)
:Bigsmile genau so sehe ich das auch.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#47

Beitrag von JuggerNaut84 »

Kurt hat geschrieben:Frage an die Kupferbrauer: Wie bekomme ich die Sudpfanne am besten sauber? Ich habe was von Schwefel- und Salzsäure gelesen. Wenn Salzsäure ausreichend effektiv ist würde ich die gerne verwenden, weil noch ganz gut zu besorgen.
ich habe festgestellt, dass es mit reinem Alkohol sehr gut geht, kurz einwirken lassen, das löst die Oxidschicht an und er wird gut sauber. Funzt aber nur mit Grünspan und dem üblichen Oxid.. Ich nehme den billigen putzalkohol ausm Kaufland.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#48

Beitrag von Kurt »

So, am Samstag wurde gebraut. Was für ein Akt! von 7:30 bis 21:00 wurde nahezu rund um die Uhr gearbeitet, es hat aber auch sehr viel Spaß gemacht! Schroten, Maischen, Reinigen, Pumpen, Heizen, Essen machen, ... heute Abend stelle ich einige Fotos ein.
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#49

Beitrag von Ulrich »

bin schon gespannt auf die Fotos :Smile
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Re: Brauen in alter Hofbrauerei

#50

Beitrag von Kurt »

So, wie versprochen nun auch ein paar Fotos. Wie beschrieben wurde mangels Alternativen die BIAB-Technik angewendet. Ein gewaltiger Maischesack über der 750L Kupferpfanne (Baujahr um 1870):
1.jpg
Als nächstes wurde das Malz geschrotet. Die 75kg PiMa waren in 5 Minuten durch die Walzenmühle gelaufen und das Einmaischen konnte vorbereitet werden:
2.jpg
430 L Wasser wurden mit 100ml Milchsäure aufbereitet und mittels Holzfeuerung auf 65°C erhitzt:
3.jpg
Einmaischen! Auf Ulrichs Rat (Danke!) Eimer für Eimer unter Umwälzung mittels Bierpumpe und Rühren. Die Knödelbildung hielt sich so auch tatsächlich in Grenzen.
4.jpg
Während des Maischens wurde die Stammwürze innerhalb und außerhalb des Maischesacks überprüft. Im Sack war stets eine deutlich höhere Zuckerkonzentration zu messen. Der ausgewählte Stoff war SEHR stabil, aber leider auch zu dicht.
5.jpg
Aus diesem Grund war das Läutern auch kein wirklicher Spaß. Es lief zwar immer etwas Würze aus dem Sack nach Außen, aber doch recht wenig. Es wurde mit dem Hopfenfilter (Spaghettitopf mit Stahlwolle) und Pumpe nachgeholfen:
6.jpg
Irgendwann war es aber dann geschafft:
7.jpg
Das Hopfenkochen ist in Reichweite, also wurde mit Vollgas aufgeheizt. 130g Magnum wanderten schon bald als Bittergabe in die Würze:
8.jpg
Nach gut 1,5h Kochzeit war die angestrebte Stamwürze von 13°Brix erreicht. Leider war noch recht viel "Dampf auf dem Kessel", daher musste das Feuer entfernt werden und in der Radladerschaufel verschwinden. Zeitgleich kamen 180g Aromahopfen (Aramis, Perle, TnT) in die Würze. "Flameout" gabe ist also wörtlich zu nehmen.
9.jpg
In der eckigen Pfanne fällt der Whirlpool wohl eher aus, daher war der oben erwähnte Hopfenfilter (Spaghettitopf, Stahlwolle...) angesagt. Für die UG-Hefe (Goldochsen Ulm) schlug Ulrich <13°C Anstellemperatur vor. Mit Hilfe von Brunnenwasser und eines 60kW Wärmetauschers war das in gut einer Stunde erledigt und etwa 300 Liter Würze in den Gärfässern.
10.jpg
Der Eiweißbruch war genial, wie sich gegen Ende des Hopfenseihens zeigte:
11.jpg
Nach dem Anstellen mit 1% Hefe und gründlichem Aufräumen konnte der Abend dann gemütlich ausklingen:
12.jpg
Insgesamt eine sehr coole Aktion. Der BIAB-Beutel hat übrigens durchgehalten, war aber an der Unterseite thermisch geschädigt und ist wohl nicht mehr wiederzuverwenden. Beim nächsten Mal wird es evtl. ein Milchtank mit Panzerschlauch. Der verkostungsbericht folgt dann in 6 Wochen an dieser Stelle.
Zuletzt geändert von Kurt am Dienstag 3. Mai 2016, 11:22, insgesamt 1-mal geändert.
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