Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

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Holger-Pohl
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Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

#1

Beitrag von Holger-Pohl »

Spätestens seit der langen und ausführlichen Doku des <<Brau- und Backwochenendes>> hat auch der Braufreund Shadow ein Gesicht. Immer wieder muss meine Frau mich auslachen, dass dieses Brau- und Backwochenende das bisher einzige war, wo ich der kleinste der anwesenden Brauer war - wirklich eine Kunst. Aber offensichtlich sieht man an uns dreien, dass Bier nicht nur den Bauch, sondern auch die Körperlänge nach oben verändern kann. :Pulpfiction (Schelm!!!)

Die sich an diesem Wochenende gebildete Roggengang hatte es sich zum Ziel gesetzt, dem Mythos des Roten Roggenmalzes auf die Spur zu kommen und einen Großsud einzubrauen, was leider aufgrund der angebrannten Heizspirale in meinem Kessel ein jähes Ende nahm - zumindestens bei der Verkostung nach sechs Wochen.

Es wurde stillschweigend vereinbart, dass jeder der bisher vier Mitglieder der Roggengang eigene Versuche weiterlaufen lässt: Königsfeld hatte schon hier die meisten Erfahrungen, Solod hatte das rote Roggenmalz bereits gezähmt mit einem Kaltauszug von 46!!!!! % Roten Roggenmalz. Ich und Shadow hatten bisher weniger "das Vergnügen".

Umso mehr hat es mich gefreut, dass mein Braufreund nun an mich eine Charge der letzten Kreationen geschickt hatte.

Es enthielt neben einen weiteren Versuch des <Roggenbieres> einen ersten Versuch eines untergärigen Bieres seinem <Landsknecht> und ein <X-Mas-Bier>

In einem netten Begleitschreiben war zu lesen, dass die Biere jung abgefüllt wurden und noch etwas Lagerung bedürften, die ich ihnen sehr gerne gegeben habe. Heute war aber der Tag, an dem die Biere leider "dran glauben mussten".


Hier mal das "Ensemble":
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Es sei nicht unerwähnt, dass seit dem Brau- und Backwochenende die oft vorherrschende Angst vor den Tücken der untergärigen Brauerei etwas abgenommen zu haben scheint. Denn mit dem <Landknecht UG> präsentierte mir Shadow gleich einen seiner ersten untergärigen Versuchen, mit dem er noch nicht so ganz zufrieden sei, wie er schrieb.

Als mal sehen, wo der Schuh drückt und da man ja mit dem beginnen soll, bei dem man sich am sichersten fühlt, war auch der <Landknecht> als erstes dran.
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Etwas überrascht war ich, dass sich ein schöner Goldton bis - man möchte sagen - angehauchter Kupferton ins Glas ergoss. Ich hätte auf ein typisches Helles oder zumindestens Goldiges getippt. Wir bewegen uns also Richtung dem so viel gepriesenen "Bernstein" oder mancherorts auch "Braunbier" genannten hinzu. Der Schaum steht mittelporig im Glas - dazu habe ich dieses Mal einen Pokal gewählt, da dieser auch später dem Roggenbier genügend Raum geben würde. Das Bier schenkte sich sauber ein und es bildete sich bereits nach wenigen Zentimeter Einschenkhöhe ein schöner deutlich weißer Schaum, den man als mittelporig beschreiben möchte und sich tapfer an die Glaswand klammert. Der Schaum bildet sich langsam zurück, obwohl von unten deutlich "nachgeschoben" wird. Hmmm! Das ist jetzt nicht so sehr ungewöhnlich, da ein Pokal ja eher für hochmoussierende Biere wie Weizen ideal ist - mich würde aber trotzdem die Einmaischtemperatur hier interessieren.

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Wenn man jetzt denkt: Naja, das wird ein Heimspiel - dann lieber Shadow hast du mir aber ein ganz schönes an die Schiene genagelt, sprich eine schöne Nuss zum knacken vorgelegt.

Nach dem von mir gewohnten ersten langen Zug stellen sich viele Fragezeichen ein, die ich jetzt nur teilweise wohl richtig zuordnen kann. Ich kann jetzt schon sagen, dass ich auf das Rezept - wenn du es veröffentlichen möchtest - schon sehr gespannt bin.

Die Nase hat es schon festgestellt - ein deutliches Hopfenaroma kam nicht heraus - alleine schon von der Farbe her, denkt man an ein schön süffiges Bierchen und wird von einer deutlichen Bittere quasi überrascht. Nicht genug, es drängen sich im letzten Winkel noch deutlich Fruchtaromen hinzu und gleichzeitig ist man von der präzisen Geradlinigkeit des Körpers - trotz der Farbe - überrascht.

Grübel! Grübel! Mein lieber Schwan! Es gibt prinzipiell nichts, was man als Hobbybrauer nicht tun könnte, aber ich kann mir vorstellen, dass die unterschiedlichen Stilrichtungen quasi in einem Bier gemischt das waren/sind, was dich an deinem ug-Bier gestört hat.

Die Bittere des Bieres passt im herkömmlichen Sinne nicht dem Farbton so recht überein - in der klassischen ug- Brauerei findet man ein dunkel angehauchtes Bier nicht so sehr mit einer von mir geschätzten Bittereinheit, die meiner Meinung nach nicht viel oder weit von der Zahl 40 entfernt ist. Die Stammwürze tippe ich auf um die 13%, wobei aber der von der Farbe versprochene Malzton zum Einen durch die Bittere im Allgemeinen als auch durch die Frucht der Hopfen überlagert werden. Trotz der Bittere wage ich es einen Cascade Hopfen zu schmecken - ganz entfernt besonders beim Erkunden des sogenannten Nachhalls denke ich den Mandarina auch zu schmecken. In jedem Fall ist mindestens einer der typischen "Amihopfen" mit am Start. Da die Bittere sehr kräftig, das Hopfenaroma eher dezent ist, kann ich mir auch vorstellen, dass mit dem Hopfen auch gestopft wurde - hier bewege ich mich aber jetzt wirklich blind im Hopfenfeld.

Eine kräftige Hopfennote - vor allem wenn sie rein und nicht gallig den Rachen runtergeht hat immer ihre Vorzüge, dennoch war ich von der Eleganz des Malzkörpers überrascht. Trotz der deutlichen goldenen bis kupfernen Farbe möchte ich fast drauf wetten, dass der Hauptbestandteil entweder ein Pilsner oder ein Wienermalz war, was durch die Verwendung geringfärbender Spezialmalze abgedunkelt wurde. Ich könnte mir hier eine reine Wienermalzschüttung vorstellen (den Farbton kenne ich) aber auch eine geringe Zugabe von Mela oder einem Caraamber. Auch habe ich eine solche Farbe durch ein bis zwei kg Münchner bei einer sonst reinen PiMa-Schüttung auch schon gezaubert. Viel mehr kann es aber nicht sein, da ein deutlicher Malzkörper in der Mitte fehlt.

Warum stört dich nun das Bier - weil es eigentlich ein Zwitter ist - aber das kannst du beim nächsten Sud ganz leicht auseinander dividieren:

Alleine vom Namen <landknecht> und der wunderschönen Farbe stelle ich mir den typischen Soldaten der damaligen Zeit vor, im brutal ledernen Outfit mit der Lanze in der einen Hand und einem mindestens 2 Liter fassenden Holzkrug in der anderen Hand. Darin ein braungebranntes Bierchen, würzig, füllig mit schönem Schaum, perlend und geringer - so nebenher laufender Bittere. Klassisch gehopft mit einem würzigen, kräuterigen Hopfen, vielleicht auch einer etwas älteren Sorte wie den "Ur-Tettnanger" - warum nicht.

ODER

Man verwandelt das Ganze in ein Pale Lager (oder wie immer man das nennen möge) lässt alle färbenden Bestandteile weg und hopft dann kräftig und merklich ein "Sommer-Helles" zusammen, was man dann sowohl von der fruchtigen Hopfenauswahl wie auch von der gegebenen Hopfenbittere in IBU genau so lassen könnte wie es hier schon erschaffen wurde. Im Prinzip hast du meiner Meinung nach mit diesem <Ur-Rezept> eigentlich die Grundlage für zwei wunderbare untergärige Biere gelegt - du musst sie praktisch nur aus ihrer "siamesischen Umklammerung" befreien.


Das zweite Bier war natürlich nach dieser schweren Aufgabe gleich das Roggenbier, auf das ich schon seit Erhalt des Pakets durch Solod schon so gespannt war. Nochmal Danke Solod an deine liebe Frau, die hier den Postboten gespielt hat.

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Der Begriffy <<Roggn-Roll>> war ja die Wortschöpfung von Shadow, nachdem er bei seinem Erstversuch im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Roggen - Roggn Roll tanzen musste.
Der neue Name "Roggende Weihnacht" passt daher sehr gut zum gewählten Wortstamm.

Mein Gott, ist man da aufgeregt. Also rein ins Glas, wobei ich da schon höllisch aufpassen musste, da trotz Pokal etc ein wahrer Sturm der Kohlensäure den dichten gelblichen Schaum durcheinanderwirbelte. Was für eine Schau! Trotz vorsichtigen Einschenken - war jetzt Bodensatz in der Flasche oder nicht??? - habe ich auf die letzen 2 cm verzichtet. Dann gab es eine kurze Unterbrechung der Lyrik, denn der Hunger nach eingeschnittenen Klößen hat meinen kleinen Braumeister ereilt und bis der Papa die Pfanne schwengte hatte sich der dichte Schaumberg dann doch wieder schon etwas verzogen. Trotzdem hier das Bild der <<Roggenden Weihnacht>>

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K640_Shadow Roggen glas.JPG (40.73 KiB) 3012 mal betrachtet
Tiefschwarz steht es - quasi undurchsichtig - im Glas, der leckere gelbliche Schaum zeugt vom Einsatz des "verfluchten" roten Roggenmalzes und auch die Nase nimmt sofort diese deutlichen Kwas-Aromen auf. Ja, hier was Malz - Made in Litauen im Spiel.

Der Malzkörper ist unglaublich dicht, man schmeckt brotaromen, sauerteig, leichte Röstnoten und breite Karamellnoten - unheimlich komplex aber!!!!! eben nicht zu breit. Der Mund und Rachen werden nicht ausgefüllt, es kommt kein Bläh-Gefühl auf und das Bier schnürt einem nicht die Kehle zu. Es gleitet vielmehr nach unten, nicht ohne sich auch mit langen Nachhall am Gaumen zu verabschieden. Grenzwertig!! Aber gut. das Rote Roggenmalz - mich würde hier wirklich die Schüttung interessieren - ist deutlich im Vordergrund, fast zu übermächtig. Daher der Brotzeittest:
Schnell Semmela mit Salami geschmiert - mal einen Brotzeitgeschmack in den Rachen gezaubert und jetzt ein tiefer Schluck des Ganzen. Passt! Perfekt!! Das Bier zur Brotzeit ist gefunden.

Kräftig im Geschmack! Tiefschwarz und brotig! leichte Sauerteignote und geringe Bittere, was die Süffigkeit unterstreicht.

Tja lieber Shadow, da hast du jetzt schon auf die Zielgerade eingeschwenkt, die ich noch nicht erreicht habe - vielleicht mit meinem letzten beschriebenen Sud - wir werden sehen.

ich bin jetzt sehr gespannt, was deine Idee/Grundlage zur "Zähmung" des Roten Roggens war. Vielleicht gibst du ja dein Geheimnis noch preis :Greets In jedem Fall ist das Bier vielleicht auch das Bier, was sich Ulf K. - ehemaliger Braumeister des Watzkes in Dresden für sein Dunkles Bier in Schmilka vorgestellt hat. Ich hoffe, er liest hier noch ab und zu mit.

Nun, hier möchte ich meine Berichterstattung beenden - ich bedanke mich nochmals bei dir für dieses nette und köstliche "Neujahrsgeschenk".
Da nicht nur ich in den Genuss kommen durften, bleibt hier sicherlich noch Raum für andere Meinungen und natürlich für dein Feedback.

Bis bald dann in der Roggengang
Grüßele
Holger
Shadow
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Re: Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

#2

Beitrag von Shadow »

Servus Holger,

wow, jetzt bin ich aber platt! :redhead
Vielen lieben Dank für deinen schönen und ausführlichen Bericht, sowas zu lesen erfüllt wohl jedes Brauerherz mit freude! :Bigsmile

Natürlich sag ich gerne was zu den Rezepten.
Der Ottmarsheimer Landknecht war, wie du ja schon geschrieben hast, mein erstes UG. Mir gings eigentlich nur darum, die UG Führung einmal vom Prinzip her durchzuführen und dementsprechend einfach wollte ich es auch halten. Die Hälfte der Würze hab ich dann noch in OG mit der Notti angestellt, um einen vergleich zu haben.

22 L
12,5°P
26 IBU

Schüttung:

50% Wiener
50% Münchner :Wink

Hopfen:

Tettnanger 2,8% alpha 75g für 70 min.

Maischen:

Einmaischen 60°C
Eiweiss 57°C 10min.
Maltose 63°C 40min.
Verzuckerung 72°C 20min.
Abmaischen 76°C

Kochenzeit 90 min.

Die W 34/70 bei 12°C angestellt und die Notti bei 20°C.


Liebe Grüße

und a guts nächtle

Sascha
Solve et coagula- et habebis magisterium.
"Darum so lern Alchimiam, die auch sonst Spagyria heißt, die lernt das Falsch scheiden von dem Gerechten."
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Re: Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

#3

Beitrag von aegir »

Ist das das Besigheim am Neckar?

Gruß Hotte
Holger-Pohl
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Re: Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

#4

Beitrag von Holger-Pohl »

:Waa Wow - das hätte ich jetzt nicht gedacht!!

Nur 28 IBU und dann noch Tettnanger. :Ahh Ich glaube, ich muss da noch mal ran - den Tettnanger hätte ich nie so fruchtig in Erinnerung gehabt.
Ich frage mich auch gerade, wo die deutliche Bittere herkommt.

Die Schüttung erklärt sich mit den langen Maltoserast, aber der Hopfen - ich bin geplättet :Drink

Aber gut, man lernt nie aus. Wie lange war das gute Stück jetzt eigentlich gelagert?

Grüßele
Holger
Shadow
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Re: Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

#5

Beitrag von Shadow »

Hallo liebe Braugemeinde,

so, heute kann ich noch ein bisschen mehr zu den Rezepten schreiben, vor allem zum "Roggende Weihnacht".

@ Hotte: Ja genau, der schöne Weinort Besigheim, wo die Enz in den Neckar mündet. Bekannt auch durch die Felsengärten und der gleichnamigen Felsengartenkellerei im Nachbarort Hessigheim. Also am Rebensaft mangelt es hier nicht, aber (Gasthaus-)Brauereien sind leider eher dünn gesiedelt.

Ja Holger, ich empfinde die Bittere des Landknechts von der Wahrnehmung her auch höher als die geplanten 28 IBU. Ich geb zu dass ich manchmal, wenns mich grad beim Brauen packt, ganz spontan ein Rezept ein klein wenig abändere, manchmal sogar ohne was neu zu berechnen, aber bei diesem Rezept bin ich stur den Angaben des "KBH" gefolgt.
Den Tettnanger mag ich sehr gerne, finde den aber eigentlich mehr Krautig als Fruchtig. Ich konnte eine Fruchtigkeit auch nicht wirklich so beim Landknecht rausschmecken, aber das liegt eher an mir und meinen ungeschulten, (oder vielleicht auch nur etwas rustikalen?) :Wink Geschmacksknospen.
Gebraut hab ich das am 01.11.14 und geschlaucht so rund 3-4 Wochen später. Kurz nach der Nachgärung hab ich sie verschickt. Demnach müssten es jetzt so 5-6 Wochen Reifezeit sein. Mehr geht eh nicht, da nur noch je 2 Pullen davon da sind... :Pulpfiction :Drink
Als Fazit im OG/UG vergleich kann ich sagen, dass mir das UG mit dieser Schüttung jetzt eindeutig besser schmeckt. Das obergärige ist mir etwas zu Malzig und auch eine leichte Säuerlichkeit ist zu spüren. Also ich meine keine Kontamination, ich führe das eher auf die Notti zurück.
Den Ottmarsheimer Landknecht werde ich als UG sicher öfter brauen und auch weiter verfeinern.

Die Geschichte der Roggenden Weihnacht ist eigentlich schnell Erzählt. Mir ist ganz einfach beim schroten ein Fehler unterlaufen.
Ich hab die Schüttung schon vor dem schroten komplett gemischt und dann durch die Schrote gelassen. Das hat bei den anderen Malzen auch wunderbar funktioniert, nur leider nicht beim Rotmalz.
Es ist, ohne dass auch nur ein einziges Korn gebrochen wurde, durch den "Porkert Klon" gerutscht. Mir blieb also nix weiteres übrig als entweder alle Rotmalzkörner einzeln aus der Schüttung zu pulen(haha, ne, nich mit mir... :P ) oder halt so wies ist einzumaischen. Hab mich dann auch fürs letztere entschieden. :Smile
Am Anfang hab ich mich auch echt geärgert, als der Roggengeschmack aber nach Maischende so richtig intensiv durchkam, war ich mehr als überrascht.
Als dann das Läutern nach 40 min. ohne jegliche beanstandungen durch war, war auch mein Ärger einer eher positiven Grundstimmung gewichen.
Das haben sicher alle anderen Leidensgenossen, die schonmal mit dem Rotmalz gebraut haben, auch schon anders erlebt, gell... :Bigsmile
Logischerweise hab ich meine Zielstammwürze dadurch nicht erreicht, aber wenn man eine Schüttung, ohne das RM mit einzubeziehen, berechnet und es dann ungeschrotet einfach mit einmaischt, kann man das sicher ausgleichen. Das Rotmalz fungiert hier dann sozusagen nur als "Geschmacksgeber".
Ohne nachgemessen zu haben, empfinde ich die Säure als auch nicht so vordergründig wie bei den Roggenbieren mit geschrotetem RM. Jedenfalls gabs auch keine Probleme bei der Verzuckerung.
Ich werde die Strategie weiterverfolgen und es mit Sicherheit beim nächsten mal wieder so machen, aber dieses mal geplant!
Bericht wird dann folgen.
Wenn jemand lust hat es mal so zu probieren, würde es mich freuen wenn er/sie hier einen kurzen Erfahrungsbericht postet.

So und hier noch das Rezept wie es eigentlich geplant war:

Menge: 22l
Stw. : 13°P
BE : 26 IBU (Holger, hier hab ich den Eindruck dass die berechneten BE auch den empfundenen entsprechen)
CO2 : 5g/L

Schüttung:

Pale Ale 66%
Rotmalz 20%
Roggen Cara 8%
Caramünch2 6%

Einmaischen bei 40°C
Gummirast 40min. bei 38°C (diese Rast habe ich dann weggelassen)
Eiweiss 10min. bei 57°C
Maltose 35min. bei 63°C
Verzucker. 20min. bei 72°C
Abmaischen 76°C

Hopfenkochen 90min.

Hallertauer Tradition 3,8%a 18g VWH
Hallertauer Tradition 3,8%a 41g 60min.

Hefe: Nottingham OG bei 20°C

Gruß

Sascha
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Re: Die Biere der OLD MOONSHINER BREW Besigheim

#6

Beitrag von aegir »

Shadow hat geschrieben:@ Hotte: Ja genau, der schöne Weinort Besigheim, wo die Enz in den Neckar mündet. Bekannt auch durch die Felsengärten und der gleichnamigen Felsengartenkellerei im Nachbarort Hessigheim. Also am Rebensaft mangelt es hier nicht, aber (Gasthaus-)Brauereien sind leider eher dünn gesiedelt.
In den Felsengaerten bin ich auch schon rumspaziert und hab auch schon einige Flaschen von eurer Kellerei gehabt. Die naechste Brauerei ist wohl die Rommelmuehle in Bissingen. Da war ich aber noch nicht.

Um zum Roggen zu kommen. Der Verkoestigungsbericht macht mir wirklich eine staubige Kehle. Ich trinke auch sehr gerne ein Roggenbier und hab zur Zeit ein helles Roggen mit normalen Roggenmalz am Start, kenne aber das rote Roggenmalz noch nicht. Die "Idee" ungeschrotet einzumaischen finde ich gut. Wenn ich denn mal dazu komme, werde ich das auch so probieren. Mit normalem Roggenmalz hab ich keine Laeuterprobleme, aber der rote Roggen soll ja da problematischer sein.

Ich verfolge den Thread jedenfalls interessiert weiter.

Gruss Hotte
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