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der Gallische Hammer

Verfasst: Freitag 30. November 2018, 19:36
von emjay2812
Einmal im Jahr braut der HBST Rhein-Main den schon legänderen "Rudelhammer" - den "gallischen HammerE (Marteuau Gaulois). Schon die Entstehung des Rezeptes ist eine Legende mit mystischem Hintergrund. Irgendwann soll ein Tavernenwirt Trashhunter das Bier serviert haben, und das Rezept auf einen Bierdeckel geschrieben haben.

Ich habe hier, wenn ich mich recht entsinne Edition 2017 oder 2018 im Glas. Es wurde mit Brett vorgoren,
die anderen Zutaten sind unter Anderem Weizenrohfrucht, Orangenschalen, Koriander und Saazer Hopfen.
Das Bier hat 9,4%. Es stand bis zum öffnen in einem alten Gewölbekeller, bei Temperaturen um die 10-15°C.

Im Geruch ist die Brettanomyce Serviciae überdeutlich. Da kommt kaum ein anderes Aroma durch.
Bestenfalls die Orangenschale kann man erahnen.

Im Antrunk ist es erstaunlich süß, auch etwas rauchiges kommt durch. Die Brett sind wesentlich dezenter
im Geschmack als im Geruch. Insgesamt erinnert der Antrunk an dunkles Dörrobst (Pflaumen), etwas Lakritz ist dabei, Leder, der typische Kellermuff/Pferdeschweiß der Brett.

Im Nachklang kommt der Hopfen dezent aber prägnant zum Ausdruck, das Bier hallt lange nach.
Die 9,4% schmeckt man zu keiner Zeit. Das Bier ist sehr harmonisch, und ungemein komplex.
Sehr dicht, dunkel, von der Orangenschale ist leider nichts zu schmecken, den Koriander kann man erahnen,
wenn man weiß dass welcher drin ist. Die Brett binden sich harmonisch ein, sind zu keiner Zeit störend, schweben über dem Hauptgeschmack ohne aufdringlich zu sein. Das dezente Raucharoma kann ich mir
zwar durch die Schüttung nicht erklären, ist aber vielleicht auch ein Teil den die Brett macht. Es kann
aber auch von Röstmalz sein, da das Bier sehr dunkel.

Ein wirklich rund um gelungenes Bier, von dem ich noch zwei Sektflaschen und drei kleine Flaschen habe.
Die Sektflaschen wurden ohne Brett vergoren und dürften mittlerweile 3 Jahre (?) alt sein.

Ich muss das Alter nochmal klären und mir dann auch notieren.

P.S.: an die Brett-Kenner - Ich war immer der Meinung, dass Brett das Bier noch weitergärt und es immer
trockener wird - oder irre ich da?

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 11:14
von Proximus
Ich habe noch eine Edition 2013 von einem damaligen Stammtischtreffen. Steht seitdem ununterbrochen in meiner „hinten links unten“ Ecke im Kühlschrank bei 1-2 Grad neben einigen anderen Kandidaten, die noch etwas dort bleiben dürfen.
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Schöne Tradition ... der Rudelhammer. Schön, dass es die noch gibt. War sehr lange nicht mehr in Neuweilnau. :redhead

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 11:32
von Kobi
Moin,
hört sich gut an, ist das Rezept irgendwo veröffentlicht?
Viele Grüße
Andreas

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 11:44
von ggansde
Moin,
Bei Müggelland.
VG, Markus

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 11:52
von tauroplu
A propos,was ist eigentlich mit Trashhunter? Der macht sich ja echt rar hier, der braut aber noch oder? Weiß da jemand etwas, würde mich mal interssieren?

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 12:42
von tbln
emjay2812 hat geschrieben: Freitag 30. November 2018, 19:36 P.S.: an die Brett-Kenner - Ich war immer der Meinung, dass Brett das Bier noch weitergärt und es immer
trockener wird - oder irre ich da?
Das kann man pauschal nicht sagen. Kommt sicherlich auf die einzelne Kultur an und ob man eine Reinkultur einsetzt oder einen Blend von Brett/Lacto und/oder Pedio. Weiterhin spielen natürlich auch Temperatur, Maischführung, Restextrakt usw. eine Rolle. Vielleicht schaffen wir es für den WY Roeselare Ale Blend bzw. das Flanders Red unsere Daten abzugleich und ein paar Anhaltspunkte festzuhalten.

Basierte das Rezept auf einer historischen Vorlage?

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 12:56
von Ruthard
ggansde hat geschrieben: Samstag 1. Dezember 2018, 11:44 Moin,
Bei Müggelland.
VG, Markus
Das bei Müggeland veröffentlichte Rezept (wer hat das eigentlich eingestellt?) entspricht in etwa dem Urrezept von ca 2012 und hat mit dem heutigen Rudelhammer nur noch wenig gemeinsam.

Der hat sich beständig weiterentwickelt und hatte, meiner bescheidenen Meinung nach, 2015 seinen Höhepunkt erreicht.

Cheers, Ruthard

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 13:05
von emjay2812
Trashhunter braut noch, ist aber im Forum nicht mehr so aktiv. Er ist aber sehr engagiert im HBST Rhein-Main,
der einmal im Monat stattfindet. Dort wird gefachsimpelt, ab und an gebraut, geschrotet, Weihnachtsmärkte organisert....

Ein Besuch ist immer lohnend.

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 13:51
von Frudel
Ich habe gestern einen gebraut , es gibt auch eine Version in die noch Haushaltszucker kommt , habe
die normale genommen.
Die Schüttung und die Hopfenart - Menge ist ansonsten gleich.
Das Problem ist nur , dass der Grainfather für die Mengen Malz , 8,6 kg unterirdische Ausbeuten
abliefert , üble 56 %. Werde in Zukunft solche Biere mit dem Contacto und Rührwerk machen.
Bei einem Rezept wurde bei 25l 1 Päckchen Brewferm Blanche angegeben - das wird auch knapp.

Ist das Rezept für das diesjährige dezentrale Synchronbrauen.

Ja in Facebook ist er noch akiv - still alive.

Yecʼhed mat

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 14:32
von tauroplu
Ah, Klasse, vielen Dank, da bin ich ja beruhigt, ich hatte mir schon ein klein wenig Sorgen um ihn gemacht. Aber es ist ja alles gut.

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 17:19
von flying
Achgottchen, den gibt es immer noch... ? :Smile Die Geschichte mit dem Rezeptzettel aus der französischen Taverne zu Zeiten der Udo´schen Bierreisen in Freud und Leid von anno Dunnemals klang 2011 schon wie eine Räuberpistole aber eine sehr Schöne mit viel Spaß... :Wink

Hier ist mein Verkostungsbericht der Erstversion von 2012..


Bild
Es gluckert ölig in Glas. Die Farbe ist die von Waldhonig. Und weil diese Assoziation noch nachhallt, erkenne ich den Waldhonig auch im Geruch wieder. Honigsüß und malzig, etwas erinnert mich an einen Tee aus süßen Brombeerblättern.
Der Antrunk ist schwer, süß, alkoholisch und...bitter. Meiner Ansicht nach hätten die vom Erfinder ursprünglich gedachten 25 BE völlig gereicht. Das hätte die Süffigkeit dieses süßen Nektars noch verstärkt. So werden die zarten Malz und Hefearomen etwas von der kontinentaleuropäischen Hopfenbittere erschlagen..
Im Abgang verbleibt eine klebrig-bittere Süße hinten am Gaumen und schwermütig-alkoholisch glänzende Augen..

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 17:57
von Frudel
Dein Hammer ist ganz schön dunkel!

Wie arm wäre die Welt ohne Geschichten!
Bin mal gespannt wie sich die 20P entwickeln.

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 18:56
von Boludo
Wie war denn nochmal die Geschichte mit dem Rezept? Ich bekomm das nicht mehr zusammen. Ich weiß nur noch, dass das ziemlich haarsträubend war. :Grübel

Stefan

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Samstag 1. Dezember 2018, 19:33
von Ruthard
Udo hat in einem früheren Leben mal in irgend einer wallonischen Spelunke ein heftiges Bier vorgesetzt bekommen und den Wirt so lange belatschert, bis der ihm das Rezept auf einen Kellnerblock geschmiert überlassen hat. War schwer zu lesen und lies Spielraum für viele Vermutungen. Jedenfalls wurde das irgendwann gebraut und nach einigen Versuchen zu einem ansehnlichen Bier entwickelt.

Die Geschichte könnte ungefähr hier angefangen haben

Wesensmerkmal ist der Anteil an Weizenrohfrucht, der dem Bier einen brotigen Charakter gibt. Später kamen dann noch Bitterorangenschalen dazu, die das Bier mit seinen 22° Plato und knapp 10 vol% Alkohol zu einer flüssigen Sachertorte entwickelt haben. Mindestens so spannend wie das Bier ist aber die Geschichte drumherum.

Cheers, Ruthard

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Sonntag 2. Dezember 2018, 11:30
von Braubär23858
Magst Du einmal das letzte Rezept preisgeben?

Re: der Gallische Hammer

Verfasst: Sonntag 2. Dezember 2018, 12:14
von Frudel
Das ist das Rezept vom dezentralen Synchronbrauen