Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

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Gimplbrauer
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Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#1

Beitrag von Gimplbrauer »

Mir erscheinen flaschenvergorene Biere aromatischer zu sein als im KEG zwangskarnbonisierte Biere.
Gibt es dafür eine plausible Erkläriung oder bilde ich mir das nur ein?
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afri
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#2

Beitrag von afri »

Die meisten behaupten es eigentlich andersherum, dass ihnen nämlich Fassbier besser schmecke, als das ansonsten gleiche Flaschenbier (aus der Industrie).

Bei Hobbybräu mag es etwas anders sein, wenn in der Flasche noch Hefe ist, während im Fass durch Umdrücken ein nahezu hefefreies Bier carbonisiert wird.
Achim
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Wintermuffel
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#3

Beitrag von Wintermuffel »

Mag auch Einbildung sein, aber mir schmeckts besser seit ich in Kegs abfülle.
Tante Edith meint es könnte am Bierstil liegen.
Man ist nie zweimal durch den selben Wind.

Gruß
Heiner
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toaster
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#4

Beitrag von toaster »

Wintermuffel hat geschrieben: Samstag 16. November 2019, 23:04 Mag auch Einbildung sein, aber mir schmeckts besser seit ich in Kegs abfülle.
Tante Edith meint es könnte am Bierstil liegen.
Oder an der geringeren Exposition an Sauerstoff.

Bei mir merke ich also einen grossen Unterschied, wenn ich sehr sauerstoffarm in Kegs abfülle im Vergleich zur relativ sauerstoffreichen Abfüllung in Flaschen.
Düssel
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#5

Beitrag von Düssel »

Das liegt vielleicht daran das der Hefe im Reifeprozess bei Flaschengärung viel mehr Zeit gegeben wird.
Ich lese hier sehr oft das nach Umfüllen ins KEG sofort kalt gestellt wird. Aber möglicherweise ist die Hefe ja noch nicht mit Aufräumen fertig?

Ich habe diesen Geschmacksunterschied im Anfang bei KEG-Abfüllung auch bemerkt. Dann habe ich mein Handling umgestellt und ich bilde mir ein, das jetzt alles gut ist. Die Hauptgärung (untergärig ca. 4 Wochen) bleibt jetzt min. 1 Woche nach erreichen des EVG bei gleicher Temp. noch im Fass. Dann wird abgefüllt, langsam karbonisiert, und die KEGs stehen dann noch 2 Wochen bei Zimmertemperatur und werden fertig karbonisiert. Erst dann geht es in die Kühlung mit langsamen Temperaturschritten nach unten. Meine KEGs lagern dann bis fertig bei 5-6°C.
Ob das nun der richtige Weg ist - keine Ahnung, aber mir schmeckt es.
Gruß Heiner
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Gimplbrauer
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#6

Beitrag von Gimplbrauer »

Ich tendiere jetzt zur Auffassung dass durch die Flaschenvergärung zusatzliches Aroma erzeugt wird.
Wie und warum auch immer.
Ein Beispiel für einen untergärigen 50L-Sud (Münchner Dunkel) :
30 Liter des endvergorenen Bieres werden in ein KEG gefüllt und bei 8 Grad zwangskarbonisiert.
20 Liter werden in Flaschen gefüllt, aufgezuckert (Haushaltszucker) und ebenfalls bei 8 Grad nachvergoren.
Nach 4 Wochen zeigt ein Geschmacksvergleich dass das Flaschenbier deutlich vollmundiger und aromatischer ist.
Vielleicht spielt der Biertyp dabei auch eine Rolle, ich weiß es nicht.
Hat noch jemand ähnliche Erfahrung gemacht?
Zuletzt geändert von Gimplbrauer am Sonntag 17. November 2019, 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
bwanapombe
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#7

Beitrag von bwanapombe »

Ja, beim Münchner Dunkel ging es mir tatsächlich auch so. Das mir die Flaschengärung auch besser gefallen hat. Waren allerdings auch zwei verschiedene Sude, also kein wirklich direkter Vergleich.
Dirk
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AxelS
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#8

Beitrag von AxelS »

Den Test Flasche vs. Keg habe ich noch nicht hinter mir, kann aber bestätigen, dass Bier aus der Flasche anders schmeckt als aus dem Keg. Ich sehe allerdings den Hauptunterschied in der Konsistenz des Schaumes und in der Feinheit der Perlage (nennt man das so?).
Bei Flaschenbier entbindet sich die Kohlensäure beim Eingiessen recht heftig und bildet eine feinporige Schaumkrone. Fassbier hingegen entbindet beim Zapfen kaum Schaum, weswegen im Bier mehr Kohlensäure gelöst bleibt. Bei zwangskarbonisiertem Bier hingegen habe ich ein ähnlich spontanes Entbinden der Kohlensäure, größere Bläschen im Schaum und einen etwas schaleren Geschmack festgestellt.
Das für mich optimale Ergebnis erziele ich mit über eine Woche bei Raumtemperatur karbonisiertem Bier mit 1,3 bar CO2-Druck. Auf Platz 2, knapp dahinter, kommt dann das ebenfalls bei Zimmertemperatur natürlich karbonisierte Bier aus der Flasche.
Meine laienhafte Vermutung: Durch die Kohlensäure werden dem Bier mehr oder weniger viele Aromastoffe entzogen und freigesetzt (soll ja auch so sein!). Die Frage für mich ist nur: Wieviele Aromastoffe und in welcher Zeit. Entbindet sich viel CO2 in kurzer Zeit, gehen auch viele Aromastoffe in die Luft. Zurück bleibt dann ein eher vollmundiges (malziges) Bier denn ein hopfiges, aromatisches.
Kann so sein! Wie gesagt: Laienhafte Vermutung!

:Drink
Axel
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#9

Beitrag von Jomsviking »

Servus,

Vor längerer Zeit habe ich mal ein Experiment gemacht um (fast) genau das raus zu finden.
Das Bier war ein Helles Bier mit Amerikanischen Hopfen.

Damals habe ich einen Sud aufgeteilt in 4 Fässer.
Fass 1: Zucker (Zimmertemperatur)
Fass 2: Speiße (Zimmertemperatur)
Fass 3: Zwangskarbonisiert kalt (ca. 0°C)
Fass 4: Zwangskarbonisiert warm (Zimmertemperatur ca 20- 23°C)

Das Bier war komplett vergoren beim Abfüllen.

Die Idee war damals heraus zu finden, welchen geschmacklichen unterschied es gibt.
Das Zwangskarbonisierte „Warme“ wurde bei gleicher Temperatur wie die anderen Fässern gestellt.
Das hatte ich gemacht um einen Vergleich zu erhalten, ob die Temperatur einen Unterschied macht.

Das Ergebnis war sehr eindeutig:

Beide Zwangskarbonisierten hatten eher einen „Sauren“ geschmeckt. Nicht stark, jedoch im direkten vergleich mit den tatsächlich Nachvergoreren deutlich wahrnehmbar.

Das Warme war etwas früher Trinkreif. (Das hatte ich genau so lange „Warm“ stehen, wie das Speiße Fass
Das Kalte hat länger gebraucht, war jedoch im Nachhinein „Runder“
Das Reifen hat bei den Zwangskarbonisierten nicht sehr viel ausgemacht.
Beide waren im vergleich sehr schnell trinkfertig.

Das Zucker Fass war am Schlankesten. Im Vergleich ging das schon in eine Belgische Richtung.
Es hat insgesamt jedoch runder geschmeckt als die Zwangskarbonisierten.

Das Speiße Fass war ein Rundes Leckeres Bier. Da hat alles zusammen gepasst.
Zeitlich hat diese jedoch auch am längsten gebraucht. Die Nachgärung war recht lange und das reifen hat dem Bier noch sehr gut getan.


Wenn die Biere für sich einzeln getrunken wurden, war der Unterschied eher schwer aus zu machen.
Wenn jedoch alle 4 gleichzeitig verköstigt wurden war das Speißefass ganz klar der Favorit. (Unabhängig von den Leuten die es probiert hatten)

Ich gehe davon aus das die Hefe zwar keinen Zucker mehr umwandelt, jedoch baut diese andere Stoffe ab und arbeitet stetig weiter und Baut Nebenprodukte, etc. Ab.

Ich für meinen Teil habe beschlossen seit dem nur noch Grün zu schlauchen.
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#10

Beitrag von HubertBräu »

Ich fülle meine Sude auch in Flaschen und Kegs ab .. außer beim Weizen, da mache ich ausschließlich Flaschengärung.
Im Gegensatz zu Peter lasse ich aber auch die Fässer noch ca. zwei Wochen bei Zimmertemperatur stehen, CO2 angeschlossen .. Karbonisierung passt so auch perfekt. Solange stehen auch die Flaschen zur Nachgärung. Dann stelle ich beide zur Reifung kalt. So komme ich für mich zum besten Erbegnis.
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danieldee
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Re: Geschmacksvergleich Zwangskarboninisierung vs. Flaschengärung

#11

Beitrag von danieldee »

Man darf auf keinen Fall außer acht lassen, dass Flaschengärung einige Fehler im Bier schnell repariert.
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