Ist Porter immer zuckersüß

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emjay2812
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Ist Porter immer zuckersüß

#1

Beitrag von emjay2812 »

Ich habe noch nicht viele Porter getrunken. Ist das eigentlich normal\historisch bedingt das das so klebrig süß ist?
Störtebeker Hanse Porter würde mit Invertzucker versetzt. Schmeckt wie Malztrunk :thumbdown
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Kobi
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#2

Beitrag von Kobi »

Da hast Du Dir ja auch einen fürchterlichen Vertreter ausgesucht, der bestenfalls den Namen mit dem Stil gemein hat. Nein, eine gewisse Restsüße ist - je nach Substil - mehr oder weniger vorhanden, aber zuckersüß, nein! Die deutschen sog. Porter sind da wohl eher nicht zum Vergleich geeignet, da sie in der Regel doch völlig anders sind als die britischen Vertreter, selbst das Baltic Porter (das ich aber eher nicht so süß kenne und schätze). Die nachgesüßten (wie auch das aus Sachsen) sind nicht mein Fall.
Der Übergang zum Stout ist fließend oder eher rein akademisch und ein Stout ist meistens nicht süß (auch hier abhängig vom Substil...).
Wenn ich ein Porter braue, dann eher trocken mit nur angedeuteter Restsüße aus dem Dextrinen.
Viele Grüße
Andreas
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Colindo
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#3

Beitrag von Colindo »

Das, was man so als Deutsches Porter bekommt, ist furchtbar. Englische Porter trinke ich sehr gerne, auch mal mit etwas mehr Restsüße, wenn es denn sein muss, aber die übersüßen deutschen sind nichts.

Je nach Gegend kriegst du vielleicht Fuller's London Porter in einem English Shop. Das ist für englische Biere etwas süß, aber um Meilen besser als das meiste in Deutschland hergestellte.
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Sebasstian
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#4

Beitrag von Sebasstian »

Kobi hat geschrieben: Freitag 15. Oktober 2021, 21:14 Der Übergang zum Stout ist fließend
Soweit ich weiß ist sogar die ursprüngliche Bezeichnung des Stout auch Stout Porter gewesen (Stout = Stark), also ein starkes Porter. Den hinteren Teil des Namens hat man dann irgendwann weggelassen und Stout ist übrig geblieben.
Grüße,
Sebastian
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#5

Beitrag von emjay2812 »

Okay, ich habe bisher die schlechteren Varianten erwischt. Vielleicht finde ich ja mal irgendwann ein richtiges, englisches Porter und kann das probieren.

Aber warum werden die deutschen Porter nachgesüßt? Ist das irgendwie historisch bedingt?
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Bilbobreu
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#6

Beitrag von Bilbobreu »

Moin,
ich vermute mal auf die Diskussion zum Porter in der DDR bist du auch schon gestoßen.
https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... GL#p382737
Gruß
Stefan
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flying
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#7

Beitrag von flying »

Hier muss man etwas differenzieren. Deutsches Porter ist (war) ein Bier in Bockbierstärke und getreu des englischen Vorbildes teilweise auch mit Brettanomyces vergoren. Leider ausgestorben. Im industriellen Maßstab letztmalig Anfang der 1990-iger Jahre in der Rose-Brauerei Grabow gebraut.

Was heute als Porter verkauft wird, stammt eher aus der "Pubarschknall"- Tradition. Also gesüßte Dünn- und Einfachbiere. Oftmals auch mit großen Röst- und Karamellmalz- Einsatz gebraut, damit es überhaupt nach irgendwas schmeckt. Vor 100 Jahren wurden die auch oft mit frühindustriellen Süßstoffen auf Harnstoffbasis gebraut, was wohl sehr "durchschlagende" Wirkungen hatte. Weitere Vorbilder sind wohl auch die gesüßten untergärigen Schwarzbiere aus den Nachbarländern Tschechien und Polen die es da schon lange gibt. Die Brauerei Löbau griff mit ihrem "Lausitzer Porter" diese Traditionen auf und hatte Erfolg damit. Die Anderen sind Nachahmer..
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integrator
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#8

Beitrag von integrator »

emjay2812 hat geschrieben: Samstag 16. Oktober 2021, 09:26 Okay, ich habe bisher die schlechteren Varianten erwischt. Vielleicht finde ich ja mal irgendwann ein richtiges, englisches Porter und kann das probieren.

Aber warum werden die deutschen Porter nachgesüßt? Ist das irgendwie historisch bedingt?
Man sollte nicht grundsätzlich in gut/schlecht oder schwarz/weiss einteilen. Das Nachtischbier :Bigsmile von Störtebeker hat in meinem Bekanntenkreis durchaus Anhänger. Bierstile haben sich immer im Laufe der Zeit verändert.
flying hat das wie immer sehr gut recherchiert :thumbup
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#9

Beitrag von A_aus_BI »

emjay2812 hat geschrieben: Freitag 15. Oktober 2021, 20:22 Ich habe noch nicht viele Porter getrunken. Ist das eigentlich normal\historisch bedingt das das so klebrig süß ist?
Störtebeker Hanse Porter würde mit Invertzucker versetzt. Schmeckt wie Malztrunk :thumbdown
Also ich mag das Hanse Porter!

Wer es weniger süß mag, der könnte mal das Kozel Dark probieren, das ich zwar lecker finde, aber gerne süßer hätte! ;)

https://untappd.com/b/pivovar-velke-pop ... dark/70150

Ich habe es im REWE gekauft, wo es das im Rahmen einer Aktion gab und es später auch in einem Geschäft gesehen, das zu einem (lokalen?) Verbund namens "Trinkgut" gehört. Bei Trinkgut hatten sie das Bier im Angebot und es war bereits am Montagnachmittag bis auf wenige Einzelflaschen ausverkauft.
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Seed7
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#10

Beitrag von Seed7 »

Nein aber...
Die grosse menge an rostmalz beeintraechtigt die gaerung. Es gaert weniger tief aus. Nimm dazu eine Englische hefe die auch nicht tief geht, zum beispiel Windsor. Das macht ein bier mit etwas mehr suesse als man erwartet. Zum balancieren natuerlich mehr hopfen und bittere. Wer sich bei Ron Pattinson die endgaerungs zahlen ansieht versteht warum ein bier "nutricious" war. Viele kamen nicht weiter als etwa 70%.

Brau mal eins,

15 Plato
35-40 IBU
70% Pale malt
30% Brown malt
(fakultativ 5% Black malt auf kosten vom Pale, fuer's erste wuerde ich es nicht machen. Herantasten)
East Kent Golding @ 60 min, oder fwh.
Windsor @18C

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Shortbreaker
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#11

Beitrag von Shortbreaker »

Zum Thema Kozel:

Ohne mich zuvor dazu informieren, hätte ich jetzt gedacht, dass das Kozel halt ein Tschechisches Dunkles ist. Gut, da ist laut Zutaten Zucker drin, aber da die nicht dem Reinheitsgebot unterliegen, warum nicht. Ich hatte ein paar davon in Prag vom Fass und eines in Korea (Süd) an der Tanke bzw. 7/11 und für mich waren die unserem Dunklen näher als die üblichen Porter. Das Lausitzer Porter und auch das von Störtebecker, sind beide sehr zuckerig süß und fallen für mich schon deutlich in eine andere Kategorie
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wohl schlechtester Hopfenbauer aller Zeiten (bisher) :-)
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#12

Beitrag von A_aus_BI »

Shortbreaker hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 09:32 Zum Thema Kozel:

Ohne mich zuvor dazu informieren, hätte ich jetzt gedacht, dass das Kozel halt ein Tschechisches Dunkles ist.
Wegen des Zuckerzusatzes und des geringen Alkoholgehaltes von 3,8% hatte ich das Bier unter "Porter" einsortiert. Da hier noch eine leere Flasche stand, habe ich nochmal nachgeschaut. Da steht tatsächlich nirgendwo etwas von "Porter".

Es geht aber tatsächlich sehr in diese Richtung.
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guenter
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#13

Beitrag von guenter »

Porter steht doch eher für stärkere Biere, ab 5% oder mehr.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#14

Beitrag von A_aus_BI »

guenter hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 17:56 Porter steht doch eher für stärkere Biere, ab 5% oder mehr.
Das Hanse Porter hat 4%. Lausitzer Porter 4,4%.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#15

Beitrag von §11 »

guenter hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 17:56 Porter steht doch eher für stärkere Biere, ab 5% oder mehr.
Meinst du Baltic Porter oder Russian Porter? Traditionelle Englische Porter sind historisch eher „schwächer“.

Gruß

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guenter
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#16

Beitrag von guenter »

§11 hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 18:12
guenter hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 17:56 Porter steht doch eher für stärkere Biere, ab 5% oder mehr.
Meinst du Baltic Porter oder Russian Porter? Traditionelle Englische Porter sind historisch eher „schwächer“.

Gruß

Jan
Ich hatte wohl das amerikanische Porter im Kopf und mich dann auf Wikipedia (5%) verlassen. Aber selbst BJCP sieht 4% als unterste Stufe beim klassischen britischen Porter. Daher allein von 3.8% auf Porter zu schließen, reicht nicht.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#17

Beitrag von §11 »

Es ist insgesamt oft schwierig ein Bier in eine Stilschublade zu stecken. Man muss sich immer vor Augen halten für was BJCP Guidelines gemacht sind, für Hobbybrauwettbewerbe. BJCP sagt selbst, im oft „überlesenen“ ersten Teil das es sich nicht um die 10 Gebote handelt und das es sich eben um Guidelines nicht um Spezifikationen handelt.

Deshalb ist es eh schwierig von, z.B. Alkoholgehalt auf einen Stil zu schließen.

Gruß

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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#18

Beitrag von Colindo »

Ich denke das Kozel Dark ist untergärig und gilt deswegen als Dunkles oder Schwarzbier. Zumindest hat Tschechien eine lange Historie bei dunklen, untergärigen Bieren. Porter ist immer obergärig.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#19

Beitrag von Kobi »

Colindo hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 21:02 Porter ist immer obergärig.
Das gilt nur für das ursprüngliche britische Porter, nicht aber für das Baltic Porter, das ist meist untergärig. :Fight
:Greets
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#20

Beitrag von Colindo »

Na ja, wir wollen mal bei historischen Portern bleiben und nicht bei Erfindungen aus den 1990ern: https://zythophile.co.uk/2021/01/16/its ... -the-face/

Wobei ich dir für den Hinweis danken muss, bis eben wusste ich nicht genau, was Baltic Porter ist. Persönlich würde ich so etwas ja einfach Black Lager nennen.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#21

Beitrag von §11 »

Colindo hat geschrieben: Montag 18. Oktober 2021, 12:17 Na ja, wir wollen mal bei historischen Portern bleiben und nicht bei Erfindungen aus den 1990ern: https://zythophile.co.uk/2021/01/16/its ... -the-face/

Wobei ich dir für den Hinweis danken muss, bis eben wusste ich nicht genau, was Baltic Porter ist. Persönlich würde ich so etwas ja einfach Black Lager nennen.
Oooops - Baltic Porter gibt es seit Ende des 18. Jahrhunderts. Spätestens mit der Blockade Russlands durch Napoleon 1806 nahm der Stil auch Fahrt auf.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#22

Beitrag von Colindo »

Bitte die verlinkte Quelle lesen. Der Name und der Bezug auf den untergärigen Bierstil kommt aus den 90ern. Wenn du Quellen hast, die den Namen Baltic Porter schon vorher nennen, statt Porter wie es auch in England gebraut wurde, ist dein Einwand nicht richtig. Ich vertraue da auf die historischen Kenntnisse von Martyn Cornell.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#23

Beitrag von LupusLupulus »

In der Quelle steht, dass der Name aus den 90er stamme, stimmt.
Aber da steht nicht, dass Porter auch in Polen vorher immer obergärig gewesen sei. Im Gegenteil...
Colindo hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 21:02 Porter ist immer obergärig.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#24

Beitrag von §11 »

Colindo hat geschrieben: Montag 18. Oktober 2021, 16:54 Bitte die verlinkte Quelle lesen. Der Name und der Bezug auf den untergärigen Bierstil kommt aus den 90ern. Wenn du Quellen hast, die den Namen Baltic Porter schon vorher nennen, statt Porter wie es auch in England gebraut wurde, ist dein Einwand nicht richtig. Ich vertraue da auf die historischen Kenntnisse von Martyn Cornell.
Der Name ist doch vollkommen egal. Ziemlich sicher sogar war der damals nicht Baltic Porter, weil die Leute, in dem Land in dem sie lebten, wahrscheinlich nur das lokale Porter kannten. Es gab also keinerlei Grund zu differenzieren. Ich bezog mich darauf das es sich beim Porter, wie es im Baltikum gerbaut wurde, nicht um eine Erfindung aus den 1990er handelt, sondern um einen Bierstil, wie er da bereits seit dem 18 Jahrhundert gerbaut wird.
Porter in Polen - The Geography of Beer Culture and Economics.JPG
Porter in Polen - The Geography of Beer Culture and Economics.JPG (31.64 KiB) 4069 mal betrachtet
Quelle: The Geography of Beer: Culture and Economics; Nancy Hoalst-Pullen, Mark W. Patterson, Springer 2020
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#25

Beitrag von LupusLupulus »

Hm, sieht so aus als könnte Jans Quelle auch eine Quelle von Martyn Cornell gewesen sein.

Cheers,
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#26

Beitrag von indiana1972 »

Ich meine mich zu Erinnern, das im Zusammenhang mit einem YouTube Video vom craftbeerchannel über den stärksten Eis-Bock, ein Video aus einer Polnischen? Brauerei gesehen zu haben , die Wert darauf legten, das für Baltic Porter beide Typen zulässig seien, weshalb sie ihr Baltic Porter eben obergärig brauen würden.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#27

Beitrag von §11 »

indiana1972 hat geschrieben: Montag 18. Oktober 2021, 21:00 Ich meine mich zu Erinnern, das im Zusammenhang mit einem YouTube Video vom craftbeerchannel über den stärksten Eis-Bock, ein Video aus einer Polnischen? Brauerei gesehen zu haben , die Wert darauf legten, das für Baltic Porter beide Typen zulässig seien, weshalb sie ihr Baltic Porter eben obergärig brauen würden.
Ja, historisch war der Porter auch obergärig, das hat sich irgendwann geändert:
In the book "Industrial and home brewing. Kvass and mead making" («Пивоварение (заводское и домашнее), Квасоварение и Медоварение») by Simonov L.N., published in 1898, a lot of attention is paid to porter, and it is definitely attributed to the beer of warm fermentation. Simonov took into consideration both English and Russian varieties of porter. They differed not only in technology but their ingredients as well. In the Russian version, unlike the English one, they employed decoction for mashing that was typical for German brewing. Whereas in traditional English brewing the method of infusion was more common. Besides, the Russian version was usually an all-malt, sugar was not added. As a result, Russian porter was less fermented, less robust and sweeter. Both Russian and English porters were very thick, so they were also often called extra double stout or imperial extra double stout. Did they ferment porter as a lager, or was cold fermentation employed at least? That cannot be denied, although it needs more serious research. Материал подготовлен порталом Profibeer. Оригинальный текст: https://profibeer.ru/en/beer-tsardom-of-russia/31261/
Dann aber später:
Some very interesting information can be found in the first serious textbook on brewing, written by a Soviet author - P. M Maltsev - "Technology of brewing production" («Технология пивоваренного производства»), published in 1940-1941. In 1939, Western Ukraine was joined to the USSR with the city of Lviv. There was a large brewery in Lviv, and its experience was of great interest for Soviet brewers. Therefore, in the textbook, the brewing technologies of Lviv brewery are considered separately. Porter, brewed in Lviv, was characterized by 23% gravity and was fermented as a lager, with a falling temperature (from 9.1 °C to 3.2 °C on the 18th day). That means that before the Second World War, in Poland (at least in Lviv), in contrast to the USSR, they brewed exactly the porters of the "Baltic" style. Материал подготовлен порталом Profibeer. Оригинальный текст: https://profibeer.ru/en/beer-tsardom-of-russia/31261/
Ich kann leider kein russisch, weshalb ich die angegebenen primären Quellen nicht lesen kann.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#28

Beitrag von indiana1972 »

Tatsächlich besinnt sich wohl Pohjala auf die Wurzeln und macht aktuell Baltic Porter mit obergäriger Hefe, schließt aber eine Lagerung an. Habe mir gerade noch mal die Videos rausgesucht.
https://youtu.be/lBZi6fipPzw

Und

https://youtu.be/MTwoKO2oG0Y

Ich mag sowohl die mäßig trockenen Vertreter, beispielsweise habe ich letztes Jahr den Brau-Brow-Porter Clone von BYO gebraut, und fand den spitze, das Porter von Störtebecker finde ich auch gut, aber es ist halt vordergründig etwas süß und zwischendurch etwas leer. Gerade habe ich das Baltic Porter von David Heath (untergärig mit W34/70 gebraut) im Glas und finde es sehr lecker, das hat jetzt 6 Monate gelagert und ist einfach gut.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#29

Beitrag von Colindo »

Ich wollte gar nichts gegen untergärig gebraute Porters gesagt haben, nur finde ich die Bezeichnung Porter dann nicht sinnvoll. Wie in Polen üblich "eigenes Porter" oder von mir aus auch Polish Porter/Baltic Porter. Aber letztlich ist die Bezeichnung irreführend, da es einem starken Schwarzbier immer näher kommt.

Und mein ursprüngliches Anliegen war die Abgrenzung der untergärigen schwarzen Biere von der Diskussion, ob Porter bzw. deutsches Porter immer süß sei.

Nachtrag: Bei den Aussagen der Quelle Profibeer.ru ist nochmal problematisch, dass der Name Porter verwendet wird, wenn es offensichtlich um Stouts, Double (Extra) Stouts oder gar Imperial Stouts geht. Dass das mal alles eine Familie war ist klar, heutzutage würde man das aber genauso trennen wie Porter und Baltic Porter.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#30

Beitrag von A_aus_BI »

A_aus_BI hat geschrieben: Sonntag 17. Oktober 2021, 02:58
emjay2812 hat geschrieben: Freitag 15. Oktober 2021, 20:22 Ich habe noch nicht viele Porter getrunken. Ist das eigentlich normal\historisch bedingt das das so klebrig süß ist?
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Also ich mag das Hanse Porter!
Tipp @all: Bestellungen bei stoertebeker.com sind heute versandkostenfrei möglich! D.h. es könnte sich jeder selber einen Eindruck vom Hanse-Porter machen. Und vom relativ neuen IPA ("Pazifik-Ale"). Und überhaupt ;*)

Bestellbar sind entweder Flaschen oder ganze Kisten.

(Ich habe keinen eigenen Thread erstellt, weil ich nicht weiß, ob etwas, das nach Werbung aussieht, hier erwünscht ist)
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#31

Beitrag von DevilsHole82 »

A_aus_BI hat geschrieben: Freitag 26. November 2021, 05:46 (Ich habe keinen eigenen Thread erstellt, weil ich nicht weiß, ob etwas, das nach Werbung aussieht, hier erwünscht ist)
Dafür gibt es den Schnäppchen-Thread: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 71#p448971 :Wink
Gruß, Daniel

Was von Herzen kommt gelingt, weil's einen gibt, der die Kelle schwingt. Heute back ich, morgen brau ich, wer heimlich nascht, den verhau ich.
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#32

Beitrag von A_aus_BI »

DevilsHole82 hat geschrieben: Freitag 26. November 2021, 06:34
A_aus_BI hat geschrieben: Freitag 26. November 2021, 05:46 (Ich habe keinen eigenen Thread erstellt, weil ich nicht weiß, ob etwas, das nach Werbung aussieht, hier erwünscht ist)
Dafür gibt es den Schnäppchen-Thread: https://hobbybrauer.de/forum/viewtopic. ... 71#p448971 :Wink
Danke für den Hinweis! Hatte ich übersehen. Wer mag, kann meinen Tipp dort gerne einstellen!

Das Hanse-Porter wird jedenfalls recht unterschiedlich rezipiert. Von 13 bis 99% ist zum Beispiel bei Bier-Index alles dabei:

https://www.bier-index.de/biere/storteb ... orter.html

Ich vergebe ein "gut". Zu einem "sehr gut" fehlt mir noch ein wenig Bums. Und damit meine ich nicht den Alkoholgehalt.

Trotzdem habe ich eben bestellt. Weil einfach lecker ;)
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#33

Beitrag von Pappelbräu »

Colindo hat geschrieben: Dienstag 19. Oktober 2021, 09:27 Ich wollte gar nichts gegen untergärig gebraute Porters gesagt haben, nur finde ich die Bezeichnung Porter dann nicht sinnvoll. Wie in Polen üblich "eigenes Porter" oder von mir aus auch Polish Porter/Baltic Porter. Aber letztlich ist die Bezeichnung irreführend, da es einem starken Schwarzbier immer näher kommt.
Ich finde schon, dass ein Baltic Porter und ein Schwarzbier sehr deutliche Unterschiede haben. Ein Baltic Porter ist viel dicker, stärker, röstiger. Ein Schwarzbier ist halt dunkel, aber geht ansonsten schon in eine schlanke Pils Richtung. Mir gefallen allerdings die röstigeren Schwarzbiere besser als die dünnen...

Im Vergleich das Störtebeker Schwarzbier (das ich echt lecker finde) gegen das Köstritzer, das ist ein Unterschied wie Nacht und Tag (Ihr versteht was ich meine...)
Das Hanse Porter von Störtebeker finde ich auch schwierig, nicht ganz so eklig wie andere ostdeutsche Porter, aber deutlich zu süß, auch wenn die Basis ganz gut ist.
Und wo wir beim Baltic Porter sind: Ich denke das Starkbier von Störtebeker geht deutlich in die Richtung Baltic Porter, auch wenn es als Bock tituliert wird...

Wie ein Baltic Porter einer großen Brauerei schmecken kann merkt man am Zywiec Porter aus Polen, das ist mal echt lecker! So etwas würde ich mir aus Deutschland auch wünschen.

Traditionelle Porter aus England: Das von Fullers und das von Samuel Smith sind beide Referenz und immer gut.
Tobias
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#34

Beitrag von Colindo »

Stimme in allen Punkten mit dir überein. Das Einzige, was ich hinzufügen kann, ist dass ich das Starkbier von Störtebeker einmal probiert habe und es war süßer als Cola. War das erste Mal, dass ich bei einem Bier den Restextrakt nachgerechnet habe und eigentlich konnte es nicht sein. War vielleicht ein Montagsbier, jedenfalls war es das letzte des abends und mir war echt übel. Störtebeker Schwarzbier finde ich hingegen superlecker.

Und dass Baltic Porter eigentlich Baltic Double Stout heißen müsste, und dementsprechend "starkes Schwarbier" ist, sagte ich ja schon. Vielleicht wäre Double Black Lager ja am präzisesten.
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Pappelbräu
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#35

Beitrag von Pappelbräu »

Colindo hat geschrieben: Freitag 26. November 2021, 23:00 Das Einzige, was ich hinzufügen kann, ist dass ich das Starkbier von Störtebeker einmal probiert habe und es war süßer als Cola. War das erste Mal, dass ich bei einem Bier den Restextrakt nachgerechnet habe und eigentlich konnte es nicht sein.
Tja, manchmal schmeckt ein Bier einem nicht... Aber vielleicht solltest Du dem Bier noch eine Chance geben. Unsüß würde ich es allerdings auch nicht nennen, aber schon noch im Rahmen für einen Bock, meiner Meinung nach. Ich müsste es vielleicht auch mal wieder probieren.

OT: Hatte vorgestern den Bitburger Winterbock, das war echt mal ein schönes Beispiel für einen nicht so süßen, hopfigen (hellen) Bock. So etwas könnte ich mir auch in Dunkel vorstellen...
Tobias
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Re: Ist Porter immer zuckersüß

#36

Beitrag von Colindo »

Dann werde ich mich nochmal dran versuchen. Ist schon 3 Jahre her, also ist das Erlebnis fast vergessen. Wenn es einem Baltic Porter nahekommt, spräche das ja auch fürs Verkosten.

Bitburger Winterbock ist für mich nicht zu süß. Der ist gerade noch ok :-)
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